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176 und windschwer zu sein. Hereinsickernde Feuchtigkeit schadet nicht bloß den Bienenwohnungen, nein, sie ruiniert die Wachstafeln, verdirbt die Winternahrung und die Lebens lust im Stocke. Klappernde Dächer halten die Völker beständig wach. Dadurch leben sie sich frühzeitig ab. Es gibt einen starken Leichenfall im Winter und im Frühjahr schwächliche Völkchen. Gefährliche Polterer an der Schlafstube der Bienchen sind die Meisen. Ihre Nahrung besteht ja fast nur in Fleischkost. Da der Winter ihnen die meisten Fleischläden verschließt, suchen sie die ihnen gebliebenen unheimlich oft auf. Und das sind unsere Bienenstände. An erster Stelle erraffen sie immer nur die zum Sterben aus der Woh nung geeilten Kranken. Doch infolge ihres Getrippels auf dem Alugbrett und ihrer Schnabelhiebe aus demselben werden vor dem Tore liegende Leiseschläfer bald wach und eilen hinaus, um nach dem Rechten zu sehen. Dabei sind sie der Meisen Beute. Es liegt dem Imker fern, jene zierlichen und äußerst nützlichen Gartenfreunde zu morden. Das wäre toller Unverstand. Aber Vorsichtsmaßregeln muß er treffen, daß sich Liese Kunden nicht vor das Tor der Bienenstadt postieren: Er klappe die Flugbretter schräg auf oder lege einen Mauerziegel auf dieselben in die Nähe der Flugöffnung. Doch, und das sei ganz besonders wieder betont, ja mit solchen Maßnahmen nicht etwa dem Volke die Luft absperren! Der internierte Bien braucht sehr viel Luft. Man überlasse ihrem Zu- und Abgänge ja das ganze Flugloch! Man kann Fluchloch und ' Flugbrett auch durch ein weitmaschiges Netz schützen. Auch Mäuse werden Bienenständen gefährlich, besonders wenn die Zwischenräume der Bienenwohnungcn mit Füll material ausgestopst sind. Von diesem aus fressen sie sich in die Stöcke hinein. Der Eingang durch das Flugloch kann ihnen durch eingcschlagenes Nagelrost vermehrt werden. Katzen und Fallen werden auch mit zum Kampfe gegen sie aufgeboten. Setzt Schneegestöber oder Schneetreiben ein, inspiziere man auch täglich den Bienenstand. Lockerer Schnee vor dem Munde des Bienenvolkes, dem Flugloche, schadet nicht, wohl aber hart oder krustig gefrorener. Er schließt das Volk von der sauerstoffreichen Außenluft ab und verdammt es dazu, daß es in kohlensäurehalliger tagelang Hausen muß. Große Unruhe im Bienenvolke ist die Folge solchen Zustandes. Und daß diese im Winter den Immen immer verderblich wird, ist leicht einzusehen. Möge unsern Lieblingen — das wünschen wir, nachdem der Winter bereits seine erste weiße Visitenkarte 1914 abgab — eine gesunde, sorgenlose Ruhe bei vollen Futler- töpfen beschieden sein und einst ein fröhliches Erwachen! Oberlehrer Lehmann. V Aus den Vereinen. Vezirks-Obstbauverein Borna — OrtsgruppeFrohburg. Die am 23. September 1914 im Posthotel in Frohburg abgehaltene Versammlung der Ortsgruppe Frohburg und Umgegend des Bezirks-Obstbauvereins Borna erfreute sich eines recht zahlreichen Besuchs. Nach Begrüßung der Erschienenen, insbesondere des Herrn Amlshauptmann vr. Sala-Borna als Vorsitzenden des Bezirks-Obstbau- Vereins und der Herren Ortsgruppensührer Siadtrat Stofen-Borna und Lehrer Krause-Rötha, gedachte zunächst der Vorsitzende, Herr Bürgermeister Schröter, der im Felde stehenden Mitglieder der Ortsgruppe, wies darauf, daß es notwendig erscheine, sich an der Kriegshilfe zu beteiligen und regte an, Obst- rind Gemüsekonserven für unsere Krieger bereitzustellen Diese Anregung fand ein mütige Zustimmung. Den Mitgliedern sollen zum Ein kochen Rex-Gläser zur Verfügung gestellt werden, bei fertigen Konserven erfolgt Ersatz der Gläser. Herr Amts hauptmann Or. Sala machte die Mitteilung, daß es dankbar begrüßt werde, wenn auch kleinste Beträge gegeben würden, der Bedarf sei groß und von den Verwundeten würden die Gaben mit Freuden in Empfang genommen. Für später sind auch schöne Früchte erwünscht. Verpackungs material für diese stellt die Ortsgruppe ebenfalls zur Ver fügung. Eine lebhafte Aussprache zeitigte die Frage der Verwertung des Obstes als Dauerware (Backobst und dergl.), auf die der Vorstand des Landes-Obstbauvereins aufmerksam gemacht hat. Allgemein kam zuni Ausdruck, daß das Dörren des Obstes ein Notbehelf für den Haushalt und gerade in Kriegszeilen sein könne. Hier auf wurde der Wegfall der Landes-Obstausstellung in Dresden und der Bezirks-Obstausstellung in Pegau mit geteilt. Die Einrichtung des Obstverkaufs in Annaberg erachtet die Versammlung für notwendig. Verkäufliche Mengen und Preise sind Herrn Böttchermeister Strohbach in Roda (Post Frauendorf) unter Abgabe von Muster .anzuzeigen. Im weiteren besprach die Versammlung den Wert der bei der diesjährigen Kirschenschau in Sahlis vor gefundenen reichtragenden Elbkirjche. Herr Baumschulen besitzer Rosenrhal-Geschwitz erklärte diese Kirsche als verbreitungswürdig, da die Reife in eine günstige Zeit zwischen der frühen und der marmorierten Herzkirsche falle. Es möchten deshalb Reiser an die Mitglieder abgegeben werden. Die Versammlung stimmt zu und wünschte auch die Aufnahme dieser Kirsche in das Sortenverzeichnis des Bezirks-Obstbauvereins, der die Bezeichnung vornehmen wird. Nachdem noch zur Nennung geeigneter Personen zwecks Ausbildung als Baumwärter ausgefordert und auf verschiedene Angebote, Mittel zur Bekämpsung des Frost spanners usw. hingewiesen, auch auf den Obst- und Garten bau bezügliche Druckschriften verteilt worden waren, erfolgte Schluß der 2'/.fftündigen Verhandlungen mit dem Ausdruck der Hoffnung, daß die angestrebte Kriegshilfe ein recht reiches Ergebnis zeitigen möchte. ' — irr — V kleine Mitteilungen. Die neue Riesenerdbeere „Tomate". (Züchter: Gärtner C. Ellrich-Stettin.) Gartendirektor O. Schulze-Stettin äußert sich über vorstehend benannte Erdbeerneuhcit wie folgt: Die „Tomate" ist ein kräftiger Wachser und hat riesiges Laub werk und ebensolche Früchte. Die ersten Früchte der jungen Pflanze erreichen ein Gewicht von 40 bis 55 K; die Durchschnittsfrüchte sind 25 bis 30 z schwer. Die großen Früchte sind taschenförmig, stark gefurcht, gefaltet und gebeult, die späteren kleineren mehr eirund. Die Farbe ist dunkelrot. Im Geschmack erreicht die „Tomate" zwar nicht die bekannten, guljchmeckeuden Sorten Sieger, Aprikose und König Albert, ist aber wesentlich besser als Laxtons Noble, die bekanntlich etwas fade schmeckt. Auch die Fruchtbar keit ist gut. Junge Pflanzen bringen merst drei, wieder holt sogar fünf Blütenstiele. Die Blüte hat sich für Nacht frost allerdings fast ebenso empfindlich gezeigt wie Laxtons Noble. Von Krankheiten ist die „Tomate" bisher frei geblieben. Die Erdbeerneuheit „Tomate" kann allen Garten besitzern, die auf Riesenfrüchte und Riesenerträge Wert legen, zum Aubau warm empfohlen werden; die jedoch, welche lediglich für den Gaumen züchten und auf Wohl geschmack den Hauptwert legen, werden bessere Sorten finden. ^l.. Verantwortlich für die Schriftleitung: Martin Lindner, Dresden-A., Sidonienstraße 14, Geschäftsführer des Landes- Obstbauvereins für das Königreich Sachsen. — Verlag und Druck von E. Heinrich, Dresden-N., Kl. Meißner Gasse 4.