Volltext Seite (XML)
174 der Stamm fängt langsam an zu faulen. Unzählige, sonst gesunde Bäume gehen auf diese Weise zugrunde. Um dies zu umgehen, sind die Schnittwunden zunächst wenigstens am Rande glatt zu schneiden und darauf mit Holzkohlen teer oder Obstbaumkarbolineum zu bestreichen, zu ver schließen. Man wird dann von Zeit zu Zeit nachseken, ob sich der Verstrich nicht wieder nötig macht und führe ihn dann rechtzeitig aus. Ganz besonders sei auf die Not wendigkeit einer guten Wundbehandlung bei älteren Kirsch bäumen hingewiesen Junge Kirschbäume groß zu ziehen, macht zurzeit immerhin viel Schwierigkeiten, man sollte deshalb zunächst einmal von dem alten Bestand zu erhallen suchen, was zu erhalten möglich ist. In diesem Jahre wird wieder einmal über das massige Auftreten der Obstmade geklagt. Kann es auch anders sein? Durch Vernachlässigung der Baum pflege werden die Schädlinge geradezu gezüchtet. Man sollte die abgestorbene Rinde älterer Baumstämme ab kratzen, denn unter dieser losen Rinde überwintert das Ungeziefer. Es genügt aber nicht, nur die Rinde abzu kratzen, die muß vielmehr gesammelt und verbrannt werden. Um sich das Sammeln zu erleichtern, legt man während des Abkratzens Sackleinwand um den Stamm aus. Nach dem Reinigen der Stämme streicht man die Stämme mit Kalkmilch oder Obstbaumkarbolineum, nicht gewöhnlichem Karbolineum, an, die Baumkronen spritzt man mit Karbo- lineum gründlich durch. Ganz wesentlich unterstützen uns im Kampfe gegen das Ungeziefer der Obstbäume die Vögel. Man lese im Vogelschutzkalender darüber nach. Ganz energisch sollte man auch den Frostnachtspanner bekämpfen und deshalb Leimringe anlegen und diese den ganzen Winter hindurch klebfähig erhalten. Viele Obstzüchter ahnen nicht, welchen Schaden die kleine Raupe des Frost nachtspanners im Frühjahr während und kurz nach der Blüte an den Blüten und Fruchtansätzen anrichtet. Zu Beginn dieses Monats können noch Obstbäume gepflanzt werden, später aber bereitet man das Erdreich für die Frühjahrspflanzung vor. Frost und Winterfeuchtig keit müssen einwirken können. Durch Einwirkung der Luft werden die Nährstoffe im Boden aufgeschlossen, den Pflanzen zugänglich, weil wasserlöslich. Diese Vorteile sollten uns veranlassen, späte Herbstpflanzungen nicht aus- zusühren, sondern vielmehr möglichst früh im Frühjahr zu Pflanzen. Während des Winters haben wir dann auch Zeit, gute Erde anzufahren und diese mit Düngemitteln und Torfmull zu vermiichen. Was einem jungen Baum bei der Pflanzung an Vorteilen geboten wird, das dankt er zeitlebens. Pfirsiche, Aprikosen und Weinstöcke an Spalieren schützen wir gegen Frost durch Einbinden mit Fichten- reisig. Die Weinstöcke nimmt man am besten von der Wand ab, schneidet sie und bindet sie zusammen. Gemüsegarten. Frost und Winlernässe verbessern den Boden. Frost lockert den Boden so fein, wie es Menschenhand nicht ver mag. Welche Vorteile damit für die Pflanzenkulturen ver bunden sind, ist jedem erfahrenen Pflanzenzüchter bekannt. Wir graben deshalb im Herbst jedes Stück unbebautes Land tief und in grober Scholle um. Dann kann der Frost die Erdestücken besser fassen und die schmelzenden Schnee massen fließen nicht ab, sondern sickern in den Untergrund ein, um dort als Grundwasser sich zu sammeln und all mählich während der Wachstumszeit wieder nach oben zu steigen. Gleichzeitig werden aber auch ini Boden ruhende mineralische Nährstoffe gelöst uud somit den Pflanzen zu gänglich gemacht. Recht vorteilhaft ist es auch im Herbst, den Stalldünger mit unterzugraben, auch er zersetzt sich und kommt dann den jungen Gemüsepflanzen zur rechten Zeit zugute. Mit dem Dünger darf man im Gemüsegarten nicht sparen. Auch Kunstdünger soll gegeben werden, und zwar im Herbst Kainit und Thomasmehl, die breitwürfig ausgestreut werden. Das noch im Freien befindliche'Gemüse bleibt solange als möglich im Garten. Es reift besser aus und hält sich dadurch besser im Winter. Nach Mitte November sind aber stärkere Fröste zu erwarten und deshalb muß es von da ab eingewintert werden. Man bringt das Gemüse in Keller oder in Mieten. Gemüsepflänzlinge, die zum Über wintern bereits vor einigen Wochen pikiert wurden, werden nunmehr gegen Fröste ieicht gedeckt. Wir beobachten dann unsere im Freien oder in Mist beetkästen untergebrachten Gemüsevorräte und -Pflänzlinge, denn Mäuse können uns recht empfindlichen Schaden zu fügen. Vergifteter Weizen oder Hafer oder auch Mause fallen werden wir auslegen resp. ausstellen. Ziergarten. Vor Eintritt stärkerer Fröste werden die Rosen ent blättert, zusammengebunden und mit Erde oder Fichten reisig zugedeckt. Wenn die Rosenzweige mit vollem Laub eingedeckt werden, dann stocken die Blätter und damit gleichzeitig die immerhin weichen Zweige empfindlicher Rofensorten. Ferner sind auch alle frostempfindlichen Ge hölze und Koniferen, Alpenrosen, Freilandazalien und Stauden zu decken. Freie Beete und das Erdreich der Gehölzgruppen werden in grober Scholle gegraben, wobei je nach Bedarf Dünger mit untergegraben wird. Der Rasen ist vor Winter nochmals zu schneiden und darnach mit abgelagerter Komposterde oder verrottetem Dünger zu bestreuen. Im übrigen lassen sich Sträucher ausuchten, die Wege in Ordnung bringen und solange keine Fröste eintreten, können auch noch Zierbäume'und Sträucher gepflanzt werden. O. Vogelschutz? .MiMAbbitdung/ Das kalte und rauhe Wetter mit Frost in den Gebirgs lagen hat schon Anfang Oktober eingesetzt, viel früher als wie man es sonst erwartet. Unsere Stand- und Strichvögel, namentlich die Meisenarten, wandern schon seit einigen Wochen zu kleinen Scharen vereinigt durch die Obstgärten, jede Spalte und jeden Riß in der Baumrinde nach Insekten absuchend. Der Volksmund prophezeit einen harten, strengen Winter, wenn die Meisen im Herbste frühzeitig in großer Zahl die Gärten aufsuchen; er verwechselt dabei aber Ursache und Wirkung. Zeitig einsetzende Kälte hemmt die Ent wickelung und beschleunigt das Verkriechen der Insekten; die Meisen müssen deshalb alle ihnen zu Gebote stehenden Jagdgründe eifrig absuchen, um den bei allen Insekten fressern fast unersättlichen Hunger zu stillen. Dank der immer mehr geübten Fürsorge für die Vogel welt, in Verbindung mit der für das Brutgeschäst günstigen Witterung in den letzten beiden Jahren, kann man fast überall eine merkliche Zunahme der nützlichen Vögel fest stellen. Das ist ein erfreuliches Zeichen für den Obstzückter, den Land- und Forstmann; Bäume und Sträucher werden umso gründlicher vom Ungeziefer gesäubert. Allerdings liegt in der Zunahme der Vogelwelt wieder eine Gefahr für die Vögel selbst; in der kalten Jahreszeit tritt früh zeitig Mangel an der natürlichen Nahrung ein. Es ist deshalb dringend erforderlich, für ausgiebige Wintcrfütterung zu sorgen. Man setze die Fütterungseinrichtungen baldigst in Stand, damit sich die Vögel schon jetzt daran gewöhnen und die Nahrungsquelle sofort zu finden wissen, wenn die Zeit der Not anbricht. Nur so kann man unsere gefiederten Gehilfen vor dem Hungertode bewahren: im Winter tot aufgefundene Vögel sind niemals erfroren, sondern stets verhungert. Es mag nochmals wiederholt werden, daß man die Vögel durch die Winterfütterung durchaus nicht verwöhnt; sie gehen stets der natürlichen Nahrung durch Absuchen der Bäume nach, solange noch irgend etwas zu finden ist und betrachten die Futterplätze nur als Notbehelf, auf den sie aber völlig angewiesen sind, wenn Rauhfrost und Glatteis an den Bäumen die natürlichen Nahrungs quellen verschließen.