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hat, überall einen sehr reichen Knospenansatz zeitigte. In zweiter Linie ist daran aber auch die sorgfältige Pflege schuld, die den Beeten zu teil wurde: öfteres Jäten, fortgesetztes Entranken, eine Dungdecke im August nach der Ernte und wiederholte Dunggüsse im Frühjahr vor Beginn der Blüte. Daß auch die Einjährigen bei allen Sorten reichen Ansatz hatten, ist ganz besonders auch dem vorzüglichen Pflanzgut zuzuschreiben, das zur Neuanlage verwendet wurde. Jede Pflanze ist für gute Pflege dankbar, aber bei der Erdbeere tritt das doch am fchnellsten in Erscheinung, deswegen könnte man wohl sagen: sie lohnt gute Pflege am besten. Freilich nicht bei allen Sorten gibt es eine Vollernte, das ist zu begründen in dem ganz verfchiedenen Verhalten der Sorten gegenüber den Nachtfrösten vom 2. und 3. Mai, von welchen Tagen gerade die Blüte einsetzte. Deutsch-Evern bot am 3. Mai einen trostlosen Anblick; jede der großen Blüten hatte eine schwarze Mitte, und was am 4. sich öffnete, war schwarz, am 5. schwarz, und so ging es bis zum 15. Mai: alle Blüten schwarz. Deutsch-Evern scheint in der Blüte am empfindlichsten unter allen Sorten zu sein, nur die neue, in Größe und Fruchtbar keit so hervorragende Hilgenstein steht ihr nahe. Ihre Blüten fingen zwar erst um den 10. Mai an sich zu öffnen, aber alle schwarz, viele Tage lang, also auch wie Deutsch-Evern schon in der Knospe erfroren. Wenn sich trotzdem bei beiden Sorten noch eine ganz leidliche Ernte ergibt, so liegt das lediglich an dem reichen Knospenansatz. Widerstandsfähiger gegen den Frost war schon Rotkäppchen. Wenn es auch hier einige Tage lang „schwarze" gab, so doch nicht so lange wie bei den vorigen, deshalb ist auch hier der Ertrag schon sehr gut. Sehr tapfer hielt sich auch Perle, die einzige wirklich dauernd tragende Ananaserdbeere, sie hängt mit Früchten und wieder mit Blüten übervoll. Besser noch war es bei Königin Luise, am widerstandsfähigsten zeigten sich Wunder v. Cöthen und besonders die Amerikanische Volltragende und die Neuheit Säuerling. Wenn auch bei Wunder v. Cöthen die am 4. und 5. Mai aufbrechenden Blüten noch „schwarz" waren, was nun kam, war in der Hauptsache unversehrt, bei der Volltragenden ersror aber nur, was am 2. und 3. Mai gerade blühte und das war sehr wenig, was noch in der Knospe stak, war völlig unversehrt und weiß. Die beiden Sorten ergaben eine Vollernte, Rekordernte. Ebenso war es bei Säuerling, hier sah ich an etwa 1 Dutzend Blütenstengeln nur eine schwarze Blüte. (Säuerling ist eine Neu züchtung des Chefredakteurs Ökonomierat Böttner vom „Praktischen Ratgeber" und wurde mir 1913 als Versuchsfeld freundlichst zugewiesen. Aus dem Bericht, den ich dem Ratgeber übersandte, sei nur erwähnt: neben fast völliger Frostsicher heit in der Blüte hohe Fruchtbarkeit, großfrüchtig, säuerlich mit eigenem angenehmen Aroma; der Name „Säuerling" ist irreführend). So gibt es vielleicht auch noch andere Sorten, die dem Frost erfolgreich widerstehen. Meines Erachtens ist die Widerstandsfähigkeit der Blüte gegen den Frost durchaus nicht von der Blütezeit abhängig, sondern ist eine Sorteneigentümlichkeit. Zunächst erfriert wohl in den offenen Blüten aller Sorten der Fruchtboden. Ganz verschieden ist aber bei den Sorten die Widerstandsfähigkeit des Fruchtbodens in der geschlossenen Knospe; sie ist bei manchen Sorten fast null, bei andern 100, also widerstandslos und völlig widerstands fähig. Wenn wir obige Sorten zensieren wollen, so würden wir Deusch-Evern mit 0, Rotkäppchen vielleicht mit 25, Königin Luise mit 50, Wunder v. Cöthen mit 90 und Volltragende und noch Säuerling mit 100 bezeichnen. Wer in srostgefährdeten Lagen noch Erdbeeren bauen will, wird an solchen Beobachtungen nicht achtlos vorübergehen dürfen, wenn ihm Erfolg sicher sein soll. R. Bochmann-Plauen. v Ratschläge für den Monat November. Obstgarten. An der helleren oder dunkleren Verfärbung der Blätter der Obstbäume kann man ohne weiteres erkennen, ob die Obst bäume des einen oder anderen Besitzers genügend Dünger und Wasser haben oder nicht. Schon von ferne kann man die gut gepflegten Obstpflanzungen von denen der nicht gepflegten er kennen. Unterernährte Bäume haben blaßgrünes Laub, die Blätter bleiben nur klein und der einjährige Holztrieb bleibt kurz. Sehr vielen Obstbäumen fehlt das Wasser, denn ohne ge nügend Wasser können sie nicht die verabreichten Nährstoffe aufnehmen. Ganz besonders leiden darunter die Obstbäume im Grasgarten, weil hier die Niederschläge fast ganz von der Rafennarbe ausgenommen werden oder im Winter bei Tauwetter leicht abfließen. Der Spätherbst bietet die beste Gelegenheit, große Baumscheiben anzulegen, sie dann in grober Scholle umzugraben und hierbei auch Dünger unter zubringen. Man kann aber auch in den Zwischenräumen der Baumreihen Gräben auswerfen in einer Breite von 50 bis 100 ona und 20 orn Tiefe. Diese Gräben bleiben dann über Winter offen liegen, damit viel Feuchtigkeit in den Untergrund eindringen kann. Wer in dieser Weise für feine Öbstbäume sorgt, der hat schon viel gewonnen. Und es ist doch eine kleine Mühe. Der Spätherbst ist aber anch die gegebene Zeit zur Ausführung der Obstbaum- düngung. Man gebe Stalldünger, Thomasmehl und Kalstalz und im Nachwinter Jauche. Weil ganz besonders wichtig, sei auf die sorgfältige Behandlung der Wunden an älteren Obstbäumen aufmerk sam gemacht. Oft könnte ein alter Obstbaum noch viele Jahre gedeihen, wenn ihm nicht mit dem Fortnehmen eines Astes der Todesstoß gegeben ivorden wäre. Die Baum kronen müssen luftig gehalten werden und deshalb wird man im Herbst das Auslichten vornehmen; aber mit dem einfachen Abfägen eines Astes ist es nicht getan, die Wunden müssen vielmehr sorgfältig überwacht werden. Sie erhalten durch die trocknende Luft Riffe, Feuchtigkeit dringt ein und