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— 164 — mittel sich immer mehr einbürgern mögen, kann nur zugestimmt werden. Wenn immer noch eine gewisse Abneigung gegen Spinatgemüse besteht, so läßt sich die sicherlich auf eine unvollkommene Zubereitung zurückführen. Für manche Menschen ist das „Weichliche" des Spinatgemüses vielleicht abschreckend; durch einen Zusatz von Porree und Petersilie oder Grünkohl oder durch Mischung verschiedener Spinatarten ist dem jedoch schnell abzuhelfen. Im übrigen bieten sich bei uns in Sachsen genügend Gelegenheiten, in den Wander kochkursen des Landeskulturrates und der Inneren Mission sowie in den vom Landes-Obstbauverein veranstalteten Kursen, die Zubereitung und Konservierung von Spinat kennen zu lernen. Zum Schluß sei auch darauf hingewiesen, daß es jetzt noch Zeit ist, Vorräte von diefem Gemüse für kommende knappe Zeiten zu schaffen, die auch für unsere verwundeten und kranken heimkehrenden Krieger eine große Wohltat bilden können. Man versäume deshalb nicht, jedes brauchbare Blättchen zu benutzen, erst dämpfen, dann zerkleinern und m Rex- oder anderen Kon servengläsern zu sterilisieren, ehe vielleicht durch Kahlfröste die Bestände verloren gehen. V Wurzelgemüse geben im Winter vorzüglichen Salat. Von E. Rau. Die Salate sind im Winter selten, trotzdem aber begehrt. Es will uns der feinste Festbraten nicht so recht schmecken, wenn er nicht vom Salat begleitet wird. Was aber soll als Salat gereicht werden? Allerdings kann in Weck-Apparaten Gurkensalat eingekocht werden. Aber dieser „eingeweckte" Salat ist doch nicht schmackhaft. Bohnensalat gibt es schließlich durch die Vor züglichkeit der jetzt existierenden Sterilisierungs methoden ebenfalls. Aber trotzdem sehnt man sich nach Abwechselung. Der grüne Salat, der im Sommer ja oft wenig oder gar nicht geachtet wurde, ist eben nur sehr schwer ersetzbar. Wir würden auf die Anregung unserer Geschmacks nerven durch den Salat verzichten müssen, wenn wir nicht in den Wurzelgemüsen einen voll kommenen Ersatz haben würden. Das Verbreiteste Salatgemüse ist die Rote Rübe, auch Beete genannt. Die Kultur dieses Wurzelgemüses ist schon uralt. Noch jetzt wächst die Stammform der Roten Rübe an dem Gestade des Mittelmeeres. In Rom war sie schon soweit kultiviert, daß die wurzelartige Verdickung als Salat und der rote Saft als Heilmittel verwendet wurde. Sie gedeiht in jedem Boden und in jeder Lage, doch muß der Boden locker und warm sein. Sie sollte viel häufiger angepflanzt werden, da ihre Kultur leicht und ihr Ertrag sicher ist. Allerdings muß man sich vor einem Fehler hüten: man darf die Rüben nicht in zu fettes Land pflanzen, man darf sie auch nicht zu stark düngen. Wird die Salatrübe nämlich zu groß, so bekommt sie einen faden, rübenartigen Geschmack. Die besten Salatrüben erhält man, wenn sie eng gesät werden. Ich säe erst im Juni aus, denn gewöhnlich gibt es bei der April- und Maiaussaat viele pelzige, holzige, unschmackhafte Rüben. Um eben junge, nicht zu dicke Rüben zu erhalten, deshalb sät man spät und dicht auf mittelkräftigen Boden. Beim Ausziehen der Wurzeln muß man sorgsam ver fahren, denn die Rüben bluten aus jeder Verletzung und sind dann unbrauchbar. Sogar beim Köchen muß mit Vorsicht verfahren werden, damit der Saft nicht ausflteßt und die Rübe unbrauchbar wird. Deswegen soll man bei der Ernte auch das Kraut nicht dicht an der Rübe abschneiden, sondern einige Zentimeter über dem Rübenkopf, denn auch die Blattstiele bluten viel Saft aus. Die Salatrüben halten sich während des ganzen Winters frisch, wenn sie in dem Keller oder in einer Erdgrube eingeschlagen werden. Sie können aber auch in Töpfen und Gläsern eingemacht werden und sind so stets gebrauchsfertig. In Norddeutschland beliebt ist der Sellerie, aus dem sich ein wohlschmecken der Salat bereiten läßt. Der Selleriesalat ist eine Delikatesse, die in Frankreich, noch mehr aber in England geschätzt wird. Besonders wird in diesen Ländern der Bleichsellerie oder Stengel- sellerie angebaut. In Deutschland wird der Bleichsellerie fast nirgends kultiviert. Die Stiele werden roh mit Salz gegessen, sind sehr wohl schmeckend und sind als Nachtischgemüse darum sehr gesucht. Bekannt ist der Knollensellerie, der bei uns eigentlich in keinem Garten fehlen sollte, denn der Sellerie ist ein nervenstärkendes Gemüse. Um große Sellerieknollen zu erzielen, sollte man das Land, auf das man Sellerie pflanzen will, mit Schweinemist gehörig düngen, und zwar schon im Herbst, und die betreffenden Beete im Winter öfter mit Heringslauge übergießen, denn der Sellerie ist eine Meerespflanze, die einen großen Salzbedarf hat. Daher ist auch eine Düngung mit Viehsalz und Kainit zu empfehlen. Je besser das Land gedüngt ist, um so voll kommener wird sich der Sellerie im nächsten Jahre entwickeln. Man soll den Sellerie nicht zu bald ernten, sondern soll ihn möglichst lange im Boden lassen. Er muß natürlich vor Eintritt von Frost und Schnee eingeerntet werden. Will man ihn aufbewahren, so müssen die Herzblätter der Knolle belassen werden. Man schlägt die Knollen am zweckmäßigsten an einem solchen Orte ein, wo sie nicht vom Frost erreicht werden.