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156 Ratschläge für den Monat Oktober- Obstgarten. Rauhe Winde haben die Obsternte zum größten Teil zu Boden geworfen, das Fallobst mußte schnell verkauft oder verarbeitet werden und nun bleibt nur ein geringer Teil der Ernte zum Einwintern. Der Vorstand des Landes-Obstbauvereins hat wiederholt dringend ermahnt, keine Frucht in dieser Kriegszeit umkommen zu lassen, die jahrelang gelehrte häusliche Obstverwerlung auzuwenden und bestrebt zu bleiben, einen Vorrat an Dauerwaren für längere Zeit zu schassen. Dem ist noch hinzuzufügen, daß alle Früchte, namentlich die haltbaren Wintersorten, am Baume möglichst zur vollen Entwicklung kommen und nicht zu früh geerntet werden. Setzt die Ernte ein, dann muß jede Frucht vor Druckstellen bewahrt und gut eingelagert werden. Vor einem zu schnellen Verkauf ist zu warnen. Die Märkte werden mit Äpfeln plötzlich zu stark befahren, ein lohnender Absatz ist nicht möglich und später werden Apfel besser gefragt und bezahlt werde», weil namentlich aus Amerika gute Ware schwer eingesührt werden kann. Wir sollten in dieser Zeit einmal zeigen, was für herrliche, schmackhafte und haltbare Sorten bei uns gebaut werden. Schenken wir aber auch dem frischen Dauerobst unsere volle Aufmerksamkeit. Stolz können wir auf deren Be handlung wahrlich nicht sein! Hier ist noch eine Portion Gleichgültigkeit und Unkenntnis zu überwinden. Jetzt gibt es wichtigeres zu tun, als sich um den Obstbau zu kümmern! In diesem Sinne werden viele handeln. Die Einnahmen aus den Obsterträgen sind in den letzten Jahrzehnten goldener Friedenszeit merklich ge stiegen, so mancher hat mit diesen gerechnet, und nun sollen die Obstbäume unter dem Drange der Zeit leide». Wollen wir eine wichtige Erwerbsquelle erhalten und sichern, dann muß unsere Arbeit dem Obstbau auch jetzt gewidmet werden. Denken wir da zunächst an den Beeren obstbau. Auf verhältnismäßig kleiner Fläche lassen sich durch Erdbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren und Him beeren gewinnbringende Ernten schaffen, iast unabhängig von den verschiedenen klimatischen Verhältnissen unseres engeren Heimatlandes. Große Mengen solcher Früchte werden in frischem Zustande verbraucht, zu Haushaltungs- und Jndustriekonserven verarbeitet, die bislang zumeist aus dem Ausland bezogen werden. Viele Arbeitskräfte können jetzt bei den Vorbereitungen und Neupflanzungen von Anlagen vielleicht wenig genutzter Ländereien heran gezogen werden. Der Herbst bietet so die rechte Gelegen heit hierzu. Rechtzeitig im Herbst gepflanzt und starke, wüchsige Pflanzen dabei verwendet, bieten bereits in nächsten Jahre 'eine Einnahme. Gemischte Beerenobstpflanzungen, so Stachelbeeren oder Johannisbeeren oder Himbeeren mit Erdbeeren oder auch mit Frühkartoffeln oder Gemüse schaffen eine lohnende und baldige Ernte. Gering sind die Anschaffungskosten für das Pflanzmaterial, zumal da mit gerechnet werden kann, daß unsere großen, leistungs fähigen Baumjchulenbesitzer diesen ernsten Zeiten Rechnung tragend billigst und gut liefern werden. Genaue An weisungen zu beabsichtigten Pflanzungen geben unsere Obstbauwanderlehrer gern. Es gilt aber auch unsere Obst baumpflanzungen leistungsfähig zu machen oder zu er halten. Nachpflanzungen und Neupflanznngen und die Düngung und das Auslichten an Obstbäumen müssen im Herbst vorgenommen werden. So manchem Grundbesitzer haben bislang zur ordnungsmäßigen Durchführung ge nannter Arbeiten die Arbeitskräfte gefehlt. Jetzt aber können Arbeitslose hetangezogeu werden. Sind diese nicht kundig, dann können auch eine Anzahl solcher Leute unter Leitung einer kundigen Person ganz wesentliche Arbeit leisten. Als eine der wichtigsten Arbeiten kommt das Lockern des Bodens in Frage. Sehr viele Obstbäume stehen im Grasland, im verschlossenen Boden, die Winter feuchtigkeit kann nicht in die Tiefe eindringen und wenn es auch nach unserer Ansicht genügend geregnet hat und viel Schnee war, so ist davon nichts in die Tiefe, an die Baumwurzeln gekommen. Ohne genügend Feuchtigkeit aber kein vollendetes Wachstum, keine Nahrungsaufnahme, kein Ertrag. Wir graben entweder den Boden um, oder wir ziehen wenigstens Gräben mit der Hand und wo es möglich mit dem Pflug. Dann kann doch die Winterfeuchligkeit nicht abfließen, sondern sie muß in die Tiefe eindringen. Recht zweckmäßig ist auch ein durchdringendes Jauchen. Dann ist es jetzt auch die beste Zeit zum Auslichten der Baum kronen. Wenn wir diese Arbeit jetzt im Blätterschmuck vornehmen, können wir recht gut beurteilen, welche Aste entfernt werden müssen. Wir haben ferner den Vorteil, daß sich die Wundzellen mit dem ausreifenden Saft des Baumes verschließen. Wenn alle Blätter gefallen sind, sammeln wir diese und bringen sie zum Komposthaufen oder wir graben und Pflügen sie unter. Gleichzeitig werden auch die Stämme der Bäume gereinigt, lose Rinde und Moose entfernt und die Stämme mit einer 15 "/«igen Karbolineumlösung angestrichen. Wo der Kampf mit dem Frostnachtspanner zu führen ist, bestreichen wir die im ^September angelegten Klebgürtel mit Raupenleim und er neuern diesen je nach Bedarf. Nach einer fv großen Obsternte wollen wir die Düngung nicht unterlassen. Von Mitte Oktober ab ist die beste Pflanzzeit für Obstbäume. Wir kaufen nur beste Bäume aus den besten Baumschulen und nicht auf den Märkten, auf Auktionen oder von Hausierern. Gemüsegarten. Viel Arbeit bringt uns im Oktober auch der Ge müsegarten. Da ist zunächst zu ernten und die Ernte für den Winter unterzubringen. Gemüse überwintern wir am besten in Kellern, in Mieten und im Einschlag. Die Keller sind vorher gründlich zu reinigen, auszuschwefeln und zu lüften. Die Mieten legen wir an trockenen, vor rauhen Nordwinden geschützten Plätzen an, ebenso benutzen wir sür den Einschlag trockene und geschützte Plätze. Es ist gleich, wo wir das Gemüse überwintern, in jedem Falle darf alles Gemüse nur an trockenen Tagen geerntet werden. Die abgeernteten Beete werden, soweit es nötig ist, ge düngt, alles Land aber, was nicht bepflanzt ist, wird 'zu groben Schollen umgegraben. Spare in der Zeit! Es ist Tatsache, daß meist viel zu dicht gesät wird. Und warum? Weil für wenig Geld viele Samenkörner erhältlich sind. Oft aber wird auch zu viel Samen bezogen, der leicht umkommt, wenn er nicht sorgfältig aufbewahrt wird. Noch wissen wir nicht, ob sich dieses Verhältnis nicht auch ändert. So viel wissen wir, daß in nächster Zeit sparsamer gewirtschaftet werden muß und nicht ausgeschlossen ist, daß manche Samen, die aus dem Ausland bezogen werden, nicht oder doch zu hohen Preisen zu haben sein werden. Deshalb wird man die Vorräte etwas achtsamer behandeln müssen und viel leicht wird auch schon ohne besondere Anregung mancher Gartenbesitzer selbst Samen gesammelt haben. Die meisten Gemüsesamen behalten ihre Keimfähigkeit mehrere Jahre, einige 2 bis 3, andere 6 bis 8 Jahre und länger. Das Aufoewahren hat aber Zweck. Der Samen muß trocken aufbewahrt werden. Man bringt ihn, einzeln nach Arten und Sorten getrennt und in Daten oder leinene Beutelchen gefüllt, in kleine Kisten. Größere Posten hängt man in Beuteln luftig auf. Selbstverständlich ist, die Mäuse von den Samen fernzuhalten. Ziergarten. Im Ziergarten hat nun ein Frost den blühenden Pflanzen ein schnelles Ende bereitet. Wir räumen die Blumenbeete ab und graben sie, soweit sie nicht jetzt mit Tulpen, Hyazinthen und anderen Zwiebelgewächsen be pflanzt werden, in großen Schollen um. Das Kraut von Stauden wird abgeschnitten. Georginen, Canna, Lilien und andere werden ausgegraben und deren Knollen oder