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Küchenzettel dafür häufiger erscheinende Gemüse und Obst bedingt einen Mehrverbrauch, welcher oft genug die Ertragsfähigkeit des Gärtchens übersteigt. Ohne die Wirtschaftskasse der einzel nen zu stark zu belasten, kommt dieser Mehrver brauch dem Berufs-Obst- und Gemüseproduzenten zugute, welcher nicht nur willige, sondern auch verständnisvolle Käufer dadurch findet. Inzwischen hat längst der Garten durch die mit der Selbstbewirtschaftung verbundenen heil vollen Wirkung als Erholungsstätte und Natur- arzt, als Friedenstifter und Bindeglied der Fa milie und zu solchen, als Kinderhort, Tier- und Pflanzenbeschützer ausgeübt. Als Begleiterschei nung auf geistigem Gebiet bildet derselbe Herz und Gemüt, Natur-, Schönheits-, Form- und Farbensinn, und natürliche Frische und Denkens art sind weitere Früchte der Mühen und des Fleißes auf eigenem Boden. So reiht sich Garten an Garten, Familie an Familie zu einer Kolonie, von ordnender Hand beaufsichtigt, und wird dadurch gleichsam zu einem Staat im Staate. Jahre vergehen, Obstbaum an Obstbaum sind zu stattlichen ertragreichen Plantagen heran gewachsen. Nun droht das Schreckensgespenst: der Ablauf der Pachtzeit. Schweren Herzens trennen sich die Bebauer von liebgewordener Stätte, um von neuem mit gleicher Sorge anderwärts eine neue wieder aufzubauen. Der Baum muß dem Bau weichen. Ein be deutungsvolles Stück Volkswirtschaft, was des Schweißes vieler wert war, ja noch mehr, ein Stück Volksseele wird zu Grabe getragen. Da sollten Staat und Städte rechtzeitig ein greifen, wie schon so oft und von so vielen Seiten der Ruf erschollen ist, beschützend, nicht be vormundend. Denn nichts mehr stört diese Kreise schaffender Kräfte, als der Eingriff in ihre Freiheit und bodenerworbenen Rechte. Aber nichts schenken und nicht Sorgen nehmen: das Rittergut des kleinen Mannes will dieser sich erringen und aufbauen zu seiner und seiner Familie Freude und zur Nacheiferung anderer. Darin also besteht das Wesen fruchtbringender volkswirtschaftlicher Arbeitergartenbewegung, in der untrennbaren Verbindung der geschilderten Volksseele mit dem zwanglosen Gartenbau. Die Mißachtung dieser Tatsache hat so manche edel gemeinte Wohlfahrtseinrichtung und Hebung der Volkswirtschaft enttäuschen lassen. Alle, welche Gelegenheit hatten, die Forster Gartenbauausstellung zu besuchen, werden sicher die reizenden Klein- und Arbeitergärten in ihr Herz geschlossen haben. Sie waren Produkte eigenen Anbaus von einfachen Arbeitern der Tuchindustrie. Ohne Eingriffe oder Hilfe haben diese mit Lust und Liebe als aufmerksame Be obachter, für jede Belehrung dankbar, Leistungen, zumal in wirtschaftlicher Ausnutzung des kleinen, 200 Hin großen Gartens, vollbracht, die selbst manchen Fachmann in Erstaunen gesetzt haben. Ebensoviel bewundert wurden die zwei zeitlich getrennten Ausstellungen der Arbeitergarten erzeugnisse in Gemüse und Obst, welche der wirt schaftlichen Bedeutung der in Forst (über 2500) befindlichen Arbeitergärten das beste Zeugnis ausstellten. Diese über 2500 Arbeitergärten bilden einen Grüngürtel um die Stadt und be decken eine Bodenfläche von 500 000 qrn mit Gemüse, Obst- und Blumenanlagen. Gelingt es, auch nur einen Teil der Obstanlagen vor Be bauung und Vernichtung zu retten, wie es be reits zum Teil schon geschehen ist, so würde der Arbeitergarten weit mehr noch von volkswirt schaftlicher Bedeutung sein. Städt. Garteninspektor Boese-Forst. V Etwas über die Bekämpfung der Kräuselkrankheit. Nachdem ich mehrere Jahre mit den ver schiedensten Mitteln, z. B. Bordelaiser Brühe, Tenax (Kupfervitriolsoda-Lösung) und verschie denes andere mehr erfolglos an meinen Pfirsich- Hausspalieren gespritzt habe, bin ich dieses Jahr in den Besitz des richtigen Bekämpfungsmittels gelangt. Es ist hiermit die Schwefelkalkbrühe, oder auch Kalifornische Brühe genannt, gemeint. Zum Versuch habe ich an meinen großen, beinahe 25jährigen Pfirsichspalieren die untere Hälste mit Schwefelkalkbrühe gespritzt, und zwar 50 °/g, d. h. einen Teil Originalbrühe von 20° Baums und zwei Teile Wasser, im zeitigen Frühjahr vor Austrieb der Blätter. Der Erfolg ist ganz überraschend großartig. Während die obere Hälfte der Spaliere jetzt ganz mit dem Pilz der Kräuselkrankheit (Lxouseus ckslormans) befallen ist, ist die untere Hälste, man kann sagen total frei von dieser schändlich aussehenden Krankheit. Im kommenden Frühjahr werde ich Gelegenheit nehmen, die ganzen Spaliere ausnahmslos mit diesem wirklich vortrefflichen Universalmittel zu spritzen. Für Sommerbehandlung ist eine 2 °/yige Lösung empfehlenswert. Auch habe ich versuchs weise einige Äpfel-Hausspaliere mit dieser Brühe, desgleichen auch verschiedene Quartiere in meinen Baumschulen zur Vertilgung von Blattlauseiern und dergl. mehr gespritzt. Erfolg ebenso sehr zufriedenstellend. E. Sperling jun., Bad-Heil b. Kamenz. v