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125 „Jchneumin" ist von grüner Farbe und in Verbindung mit grünem Unterlegpapier ein un auffälliges Schutzmittel, das auch in jedem Privatgarten angewandt werden kann. Der Verbrauch ist sparsam. Ein Auftrag von 2 mm Stärke ist ausreichend, der im Freien bei Winter- und Sommerwetter 3 bis 4 Monate seine Klebefähigkeit behält. Daß er diese auch bei geringen Frösten nicht verliert, macht ihn als Raupenleim für jede Jahreszeit besonders wertvoll. Zu beachten ist noch, daß der Leim nicht direkt auf den Stamm gestrichen wird. Die Verwendung geeigneter wetterbeständiger Papier streifen, die fest umgebunden sein müssen, ist nicht zu umgehen. Der Auftrag muß bei trockenem Wetter geschehen, da der Leim auf feuchtem Papier nicht gut haftet. Daß der Leimring gut geschlossen sein muß, ist Selbst verständlichkeit, damit kein Insekt darüber hin weg kann. Trotz des teuren Preises gegenüber den gewöhnlichen Fabrikaten wird der Mehrpreis doch durch die guten Erfolge infolge langer Klebedauer und durch den geringen Verbrauch ausgeglichen. L. v. Ratschläge für den Monat Rugust. Obstgarten. Die Arbeit des Entspitzens geht jetzt ihrem Ende ent gegen. Birnen haben meist ihren Trieb abgeschlossen, ein Entspitzen ist deshalb nicht mehr nötig. Nur bei den Äpfeln muß diese Arbeit weitergeführt werden, da diese länger in Trieb bleiben. Die mit Früchten beladenen Bäume sind bei anhaltender Trockenheit zu bewässern, damit die Früchte nicht abfallen. Während man zweckmäßig im Juni und Juli verdünnte Jauche dazu verwendet, nimmt man von nun ab nur Wasser. Jauchedüngung reizt die Bäume zu neuem Holztrieb, die neuen Triebe reisen nicht mehr ge nügend aus und erfrieren dann sehr leicht. Dieser Monat gibt uns Gelegenheit, die abgeerntelen Pfirsichbäume aus zulichten und durchzuputzen/ Hierbei achten wir aus die vom Gummifluß erkrankten Zweige ganz besonders, nehmen diese zuerst heraus; desgleichen alles trockene Holz und die trockenen Stumpfen. Jeder Schnitt muß recht sorgfältig vorgenommen werden, da erfahrungsgemäß an den Schnitt stellen, wenn sie nicht sauber und mit scharfem Diesser ausgeführt wurden, fast regelmäßig Gummifluß entsteht. Gummiflußstellen an starken Asten schneiden wir bis auf das gesunde Holz aus und verstreichen die Wunde mit Baumwachs oder umbinden sie mit Lehmkuhfladenbrci. In gleicher Weise behandeln wir auch Kirschen und Apri kosen. Recht zweckmäßig ist jetzt auch das Auslichten der Beerenobststräucher. Bei Himbeeren nehmen wir die im Laufe des Frühjahrs und Sommers gebildeten schwachen Triebe fort und belassen je nach Entsernung der einzelnen Pflanzen voneinander an jeder Pflanze 2 bis 5 kräftige Triebe. Bei Johannis- und Stachelbeeren nehmen wir das alte, abgetragene und alles zu dicht stehende Holz fort. Beim Ernten des Beerenobstes wird gewöhnlich der Erd boden sehr festgetreten; sobald wir Zeit haben, lockern wir ihn wieder. Die Erdbeerbeete werden meist sehr vernach lässigt. Diese müssen von Unkraut befreit werden. Die Ranken werden abgeschnitten, der Boden gehackt und ge düngt. Junge Anpflanzungen nimmt man jetzt vor, nach dem das zur Neupflanzung bestimmte Land gut gedüngt und gegraben ist. Die Ernte des Frühobstes hat begonnen. Frühkern obstsorten müssen für den Verkauf vor ihrer völligen Reise geerntet werden, und zwar in dem Zustand, wo sie zwar völlig ausgebildet, aber noch fest sind. In diesem Zustande vertragen sie den Transport besser. Doch sollen wir die Grenze der stützen Ernte nicht zu weit ziehen und nicht völlig unreifes Obst ernten, Sorten jetzt abnehmen, die erst im Sepiember reis werden. Das Fallobst ist jeden Morgen zu sammeln. Diese Früchte verwenden wir zur Herstellung von Gelee und Marmeladen. Durch Auslesen der Früchte werden auch die Obstmaden gesammelt. Gemüsegarten. Im Gemüsegarten sind Kohlgewächse wiederholt zu behacken und anzuhänseln und von Zeit zu Zeit mit Jauche zu begießen. Aus freigewordene Beete kann man noch Grünkohl, Salat oder Endivien Pflanzen oder diese mit Spinat, Herbstrüben und dergleichen besäen. Zur Ge winnung von Setzpflanzen sürs nächste Jahr, was natürlich nur sür wärmere Lagen in Frage kommt, wird gegen Ende des Monats ausgesät: Blumenkohl, Wirsing, Weiß- und Rotkraut. Wintersalat ist ebenfalls auszujäen, am besten in Zwischenräumen von 10 bis 14 Tagen, um sür die Pflanzung das richtige Material zu haben; denn sind die Pflänzlinge zu stark, so faulen sie gern, sind sie zu schwach, dann erfrieren sie leicht. Ziergarten. Im Blumengarten wird man die wenigen Kultur arbeiten, die uns die Blumen auferlegen, bald erledigt haben: an trockenen Tagen müssen wir gießen, abgeblühte Blumen und verwelkte Blätter sind zu entfernen und der Boden ist locker und unkrautfrei zu halten. Diese ruhige Zeil benützen wir, um uns über unsere Pfleglinge zu freuen, sie auf ihren Wert hin zu prüfen, und um auch schon im stillen wieder Pläne zu machen, wie das Garten bild zu verbessern ist. Man Pflanzt nicht mehr planlos Blumen, wie es zu alten Zeiten üblich war, sondern man vereinigt die Eigenarten der verschiedenen Blumen nach ihrer Blüte oder Bauart, um sie der Umgebung anzupassen. Wer als Gartenbesitzer versteht, mit seinen Pflanzen zu leben und ihre Eigenarten im Rahmen des Gartens zu einem Bilde vereinigt, der findet in seinem Besitztum für sich und seine Angehörigen eine Erholungs- und Bildungsstätte. Jetzt Pflanzen wir Stauden; Blumenzwiebeln, die schon jahrelang auf einem Platze standen, nehmen wir heraus und bringen sie in einen anderen Boden. Viel Pflege verlangt der Rasen: er soll immer kurz gehalten und finkrautfrei sein, um einem Teppiche zu gleichen. 11. Vogelschutz. Man hört und liest vielfach von „nützlichen und schädlichen" Vögeln. Ich habe selbst in unserer Zeitschrift eine Aufzählung der für den Obst- und Gartenbau nütz lichen Vogelarten vorgenommen. Es mag deshalb an dieser Stelle einmal die Frage einer gerechten Unter suchung unterzogen werden: Gibt es nützliche und schäd liche Vögel überhaupt in der Natur? - Die Natur kennt diese Grenzen nicht, am allerwenigsten in ihrem ursprüng lichen Zustande; die Einteilung in diese zwei Klassen ist lediglich ein Ergebnis egoistischer menschlicher Berechnung. Die Natur und alle ihre Geschöpfe sind doch in erster Linie um ihrer selbst willen da; sie sind nicht ausschließ lich sür den Menschen geschaffen. Die Einteilung in nützliche und schädliche Arten war deshalb erst dann mög lich, als sich der Mensch die Natur dienstbar machte.