Volltext Seite (XML)
Bewertung der Sorten hinsichtlich ihres Anbaues nicht durch Vorschriften, sondern durch die Praxis (hier Vorführung der Früchte auf der Ausstellung) zu erfolgen hat. Die Ausstellung wird dem Züchter die Gelegenheit bieten, zu beweisen, daß er auf dem rechten Weg ist. Der Besucher wird hiervon lernen. Was hier gesagt ist von den Sorten, das trifft auch in den anderen Abteilungen zu, hervorgehoben sei nur die Abteilung: „Obst- und Gemüseerzeugnisse, in Haushaltungen her gestellt." Wenn das Ausstellungsprogramm in seinem äußeren Aufbau von anderen abweicht, so soll doch niemand dadurch zu dem Vorurteil kommen, es wird zu großes gefordert. Jeder kann aus stellen, für jeden ist ein Platz und jedem bietet sich die Gelegenheit, für seine Mühe belohnt zu werden. Lindner. - In den „Aufgaben der Landes-Obftausstellung in Dresden 1914", die vom Landes-Obstbau verein aufgestellt und den Bezirks-Obstbauvereinen sowie anderen Obstbauinteressenten zur Verfügung gestellt werden, heißt es: Abteilung 1: „Vergleichende Obstausstellung", an der sich Bezirks-Obstbauvereine, Königliche Straßen- und Wasserbauämter, Gemeinden, Guts bezirke und Landwirte beteiligen können. Da derartige Ausstellungen im allgemeinen weniger veranstaltet werden, so dürfte es an gebracht sein, einige Erklärungen über den Zweck und über die Einrichtung selbst vorauszuschrcken, sofern eS sich um eine Beteiligung handelt. Es ist eine bekannte Tatsache, daß die Zahl der Obstsorten in den Obstgärten und anderen Obstanlagen eine außerordentlich große ist. Der Wunsch, diese und jene Sorte zu besitzen und kennen zu lernen, ist verständlich ; ja, es ist sogar notwendig, allgemein empfohlene, oder auch neue Sorten zu prüfen, um gegebenen Falles minder wertige durch bessere zu ersetzen. Nebenher ist nun aber auch noch etwas anderes für die Wahl der anzupflanzenden Sorten maßgebend geworden, das ist die Sortenliebhaberei, um nicht zu sagen, die Sucht nach dem Neuen, die dahin geführt hat, daß es durchaus nicht schwer fällt, in einem Orte 100 Apfel- und ebensoviele Birnensorten zusammenzubringen. Die Folgen, die durch dieses Übermaß von Sorten entstehen mußten, zeigen sich teilweise in der mangelhaften Entwicklung der Bäume und in der unzureichenden Tragbarkeit, die für den Kleinobstbau genau so fühlbar sind, als wie für den Erwerbsobstbau. Für den Obst-Groß händler kommen bei der Versorgung großer Märkte nur die Obstgegenden in Betracht, die tatsächlich zur Lieferung großer gleichmäßiger Obstmengen imstande sind; in vielen Fällen ist er aber lediglich auf das Ausland angewiesen, weil die große Sortenzahl ein Aufbringen einer großen Menge nicht zuläßt. Der Kleinobstzüchter wird hingegen beobachten können, daß in seinem Obstgarten soundsoviele Bäume für seine Ver hältnisse nicht geeignet sind, indem die Erträge in keinem Verhältnis zur Zahl der Bäume und dem Aufwand an Zeit und Mühe stehen. Nun ist es nicht so leicht, mit Sicherheit diejenigen Sorten aus der großen Zahl der vor handenen und empfohlenen herauszufinden und zu nennen, die sich für einen Bezirk eignen. Allgemeine Empfehlungen, z. B. „Sorten für rauhe Lagen bei soundsoviel Meter über N. A'. und dergl.", sind höchst unvollkommen, da außer der Höhenlage die örtlichen Verhältnisse hin sichtlich der Entwicklung der Bäume und des Ertrags wesentlich mitsprechen. Allgemeine Obstausstellungen geben nur unter gewissen Bedingungen einen Aufschluß darüber; eine genügende Sachkenntnis ist mindestens vorauszusetzen. Sehr nahe liegt es aber, daß der Laie hier, wo sich unzählige Sorten an einanderreihen, mehr seinen eignen Wünschen, als der Eigenart der Sorte Rechnung trägt und danach seine Wahl trifft. Leichter wird ihm diese, wenn die Sorten nur in beschränkter Zahl nebeneinander stehen und so angeordnet sind, daß daraus die Ent wicklung der Früchte infolge der verschiedenen Verhältnisse bezüglich der Lage, des Klimas und des Bodens deutlich zu erkennen ist. Das ist das Wesen einer „Vergleichenden Obstaus stellung". Der Aufgabe entsprechend dürfen nur höchstens 8 Apfel- und 4 Birnensorten, von jeder Sorte 20 Früchte ausgestellt werden; damit ist eine Übersicht über die Hauptsorten gewährleistet und diese Zahl genügt vollkommen, sofern es sich namentlich um den Erwerbsobstbau handelt. Auch der Kleinobstbau würde in den meisten Fällen damit auskommen. Der Bezirks-Obstbauverein Chemnitz veran staltete mit Unterstützung des Verbands der Erzgebirgischen Bezirks-Obstbauvereine im Jahre 1912 eine „Vergleichende Obstausstellung" in Chemnitz. Von 16 Bezirks-Obstbauvereinen war dieselbe der Aufgabe entsprechend beschickt worden; die einzelnen Sorten wurden, mit dem Namen ihres Ursprungsortes bezeichnet, nebeneinander gestellt, während der Sortenname nur einmal in deutlicher Schrift angegeben wurde. Es standen z. B. Goldparmänen aus Rochlitz, Chem nitz, Zschopau, Olbernhau und Annaberg bei einander und ließen sich hinsichtlich ihrer Ent wicklung Vergleiche anstellen, die dem Be schauer leicht darüber Aufklärung verschafften, wie diese Obstsorte unter den verschiedenen Ver hältnissen eine andere Beschaffenheit erhält und daß die Annaberger Goldparmäne mit der aus