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Abbildung 2. Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Schädlingsbefall, sowie durch andere bemerkenswerte Tugenden auszeichnen. Deshalb muß sich der Obstzüchter, wenn irgend möglich, auch den Baum ansehen, von dem er Reiser schneiden will und nicht denken „Boskoop" ist „Boskoop" und „Gravensteiner" ist „Graven steiner". Wir hätten heute in der Obstkultur ganz andere Erfolge zu verzeichnen, würden wir nicht jahrzehntelang skrupellos in der Auswahl der Edelreiser verfahren sein. Deshalb die Edel reiser nur von den dankbarsten Trägern und gesunden Bäumen geschnitten, denn sowohl die guten, als auch die schlechten Eigenschaften eines Baumes vererben sich. Werden die Edelreiser im Winter bis Ende Januar geschnitten, so werden sie sich, an einer schattigen, geschützten Stelle des Gartens sorg fältig eingeschlagen, bis zur Pfropfzeit frisch er halten. Der Erfolg oder Mißerfolg so vieler Veredelungen hängt davon ab. Namentlich bei Kirschen macht sich die Beschaffenheit der Edel reiser mehr wie bei den anderen Obstarten be merkbar. Die besten Veredelungsarten sind bei schwächeren Zweigen das Kopulieren (Abb. 4) und das Anplatten der Reiser (Abb. 5). Bei der Baum sich noch in der Winterruhe befindet. Eins sollte beim Abwerfen in Zukunft mehr beachtet werden: wir wollen doch möglichst wenig von der alten Sorte behalten, deshalb schneiden wir so tief wie möglich die Krone zurück, also mindestens derselben weg. Ich kenne alte, hohe Birnbäume, die ganz oben an der Spitze der Äste umgepfropft worden sind; welchen Zweck dies haben soll, ist mir immer unverständlich gewesen. Nachdem man sich un gefähr ein Bild gemacht, an welchen Stellen die Äste abgenommen werden könnten, wird mit der Abnahme des Hauptastes, der die Ver längerung des Stammes bildet, begonnen. Ist dies geschehen, so denken wir uns, je nach der Form des Baumes, gerade Linien gezogen, welche die die Krone bildenden Äste schneiden und beginnen dort mit dem Absägen der Äste. Stärker wie 6 ein Durchmesser sollten die Schnitt stellen nicht sein. Sind stärkere Äste vorhanden, so pfropft man entweder auf Seitenzweige bezw. Vergabelungen oder pfropft erst 1 oder 2 Jahre später auf die jungen Austriebe (Abb. 1,2 und 3). Bei dichtkronigen Bäumen werden die stärkeren, überflüssigen Äste, die nicht veredelt werden sollen, entfernt, im übrigen wird aber das Jnnenholz des Baumes geschont. Dieses, sowie etwa belassene Zugäste werden 1 oder 2 Jahre __ nach dem Anwachsen der Reiser vollständig entfernt. Man kann nicht genügend darauf aufmerksam machen, wie empfehlenswert es bei älteren und stärkeren Bäumen ist, das Umpfropfen erst später auf die Austriebe vorzunehmen. Derartige Veredlungen ent wickeln sich viel besser und kräftiger, als wenn eine große Anzahl Edelreiser auf so starke Äste aufgesetzt werden. Ein Zeit verlust ist es keinesfalls, denn durch den stärkeren Trieb der Reiser auf den jüngeren Zweigen werden 1 oder 2 Jahre schnell wieder eingeholt. In früheren Jahren ver teilte man das Umpfropfen eines älteren Baumes oft auf mehrere Jahre. Dies Ver fahren ist unzweckmäßig, veraltet und wird heute fast nirgends mehr angewendet. Gleichzeitig mit dem Abwerfen empfiehlt es sich die Edelreiser zu beschaffen, bezw. zu schneiden. Dabei wird heute noch viel ge sündigt, indem man die Reiser sehr häufig vom ersten besten Baume schneidet. Wir sollten uns aber auch im Obstbau jener sorgfältigen Auslese befleißigen, welcher die Pflanzenzüchtung auf dem Gebiete der moder neren Landwirtschaft und der Blumenkuitur so große Erfolge verdankt Durch ziel bewußtes Vorgehen derart, daß man zur Nachzucht prinzipiell nur solchen Mutter stämmen Edelreiser entnimmt, die sich erwiesenermaßen durch Fruchtbarkeit,