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nicht alle Sorten. Es gibt Sorten, die gegen den Meltanpilz widerstandsfähig und solche, die für ihn empfänglich find. Zu letzteren sind alle feineren Tafeläpfel vom Weißen Winterkalvill an bis Ribston Pepping zu rechnen. Aber auch Boikenapfel, Grüner Fürstenapfel, Bismarckapfel, Landsberger Renette werden befallen. Diese Krankheit tritt schon jetzt im Frühjahr beim Auf brechen der Knospen auf. Besonders werden die an den Enden der Triebe stehenden Blätter von dem Pilz befallen. Die Blätter zeigen dann den eigenartigen, weißen, fädigen, weichen Belag auf beiden Blattseiten. Die Hyphen des Pilzes dringen in das Blatt ein, dieses krümmt sich, und der ganze Endtrieb stirbt dann ab. Auf Birnbäumen, auf denen er jedoch seltener zu finden ist, befällt er sogar die Früchte. Um eine weitere Verbreitung dieses gefähr lichen Pilzes zu verhindern, muß man besonderes Augenmerk auf die Pilzbeläge haben. Wo sich solche Pilzniederlassungen zeigen, sind diese sorg fältig abzuschneiden und zu verbrennen, um einem Ausfchwirren der Sporen vorzubeugen. Andere Mittel haben sich als vollständig wirkungslos erwiesen. Karbolineum, Bestäuben mit gemah lenem Schwefel, Bespritzen mit Schwefelkallum- brühe versagen hier vollständig. Je gewissenhafter gegen die Meltaupilze vor gegangen wird, um so begründeter ist die Hoff nung, dieser Plage Herr zu werden. Obstbaumethoden. Aufklärung über Richters Reformobstbau. Nichts ist wohl undankbarer und zweckloser, als über eine oder die andere Obstbaumethode zu sprechen, bezw. zu schreiben. Mag der Lefer oder Zuhörer von der Richtig keit noch so sehr überzeugt sein, am Schluß seiner Er wägungen kehrt er doch zu seiner „eigenen" zurück, die er sich aus andereu bewußt oder unbewußt selbst aufbaut. In Nr. 4 der Zeitschrift für Obst- und Gartenbau wird nun in dem Bericht über eine Versammlung des Bezirks-Obstbauvereius Klingenberg und Umgegend ge sagt: „Offen und heimlich wird zugestanden, daß unsere jetzige Obstbaumethode nicht Erfolge ge bracht hat, die zu der angewandten Mühe und den aufgewandten Kosten in einem richtigen Verhältnis stehen." Aus diesem Grunde wird ein Versuch mit der amerikanischen, für unsere Verhältnisse zugeschnittenen Stringfellow - Methode angelcgentlichst > empfohlen. Hierzu sich zu äußern, dürfte vielleicht angebracht sein, wiewohl es vorteilhafter wäre, andere und weit wichtigere Fragen zu erledigen. Zunächst wäre es wünschenswert, daß klipp und klar gesagt würde, welche Methode es ist, oder worin „unsere" Methode besteht, die zu keinem Er folg geführt hat. Denn was man hier unter Methode versteht, ist doch nicht so ohne weiteres zu verstehen und aus den dürren Worten zu entnehmen. Wenn nun in besagtem Falle nach einer „bestimmten" Methode gearbeitet wurde, so ist es doch mindestens zweifel haft, ob diese auch tatsächlich für die daselbst herrschenden „natürlichen" Verhältnisse zweckmäßig gewesen ist. Eins schickt sich nicht für alle. Man kann so manches schematisch darstellen, das zur allgemeinen Erklärung und Begründung genügt, wie z. B. den Schnitt der Obstbäume lStellung der Augen, Richtung der daraus hervorgehenden Triebe usw). Die Obstbäume jedoch nach einen Schema schneiden zu wollen, das geht eben nicht; diesen Zwang müssen sich die Bäume aller dings gefallen lassen, geben aber dann auch die gebührende Antwort in Form des Ertrages. Dasselbe gilt von den übrigen Kulturmaßnahmen. Wer bürgt nun aber für den Erfolg der empfohlenen „neuen" Methode, und wie, wenn örtliche Verhältnisse sich als unüberwindliche Hemmnisse oder Hindernisse ent gegenstellen, die unter Umständen vom Versuchsansteller gar nicht erkannt werden. Nun märe es ja grundfalsch, sich nicht auf den Stand punkt stellen zu wollen, daß das Bessere der Feind des Guten ist, und schon aus dem Grunde ist es durchaus nicht zu verwerfen, wenn an geeigneter Stelle, d. h. von sachkundiger Hand, exakte Versuche gemacht werden. Hier, in unserem Falle, wird nun die umgemodelte Stringfellow-Methode empfohlen. Das für die Allgemein heit zu tun, ist an und für sich ein arger Mißgriff. Denn sicherlich werden so viele verschiedene Resultate heraus kommen, als Versuche gemacht werden, und das Ergebnis wird schwerlich geeignet sein, Klärung zu schaffen. Eher ist das Gegenteil zu erwarten. Außerdem stehen über den Erfolg oder Mißerfolg dieser Methode bestimmte Beweise zur Verfügung, die wir unferen Lesern nicht vorenthalten wollen. Sie werden manchem zu denken geben. In Nr. 23 der Deutschen Obstbau-Zeitung vom 15. August 1910 berichtet Herr Beckel-Gransee über einen Besuch, den er im Auftrag des Deutschen Pomologen- vereins der Anlage des Herrn Rudolf Richter, Rohr- beck-Döberitz, abstattete. Beiläufig sei erwähnt, daß Herr Richter, ehemaliger Schullehrer, ein Buch „Der neue Obstbau" geschrieben hat, wie anzunehmen ist, auf Grund eigener Erfahrungen nach Springfellowscher Methode. Hören wir, was Herr Beckel sagt: Rach der Schilderung der Anlage von etwa Morgen Größe >1875 <zin), worin Herr Richter seine Beobachtungen angestellt hat, faßt er das Ergebnis in folgenden Worten zusammen: „Etwas Trostloseres sah ich noch nicht." Weiter sagt Herr Beckel: Meines Erachtens ist die miserable Beschaffenheit der Richterschen Pflanzung nicht auf die kurze Trockenheit zurückzuführen, sondern das Übel ist in der Methode selbst begründet. In gleicher Weise äußert sich Herr F. Mey-Herford in derselben Nummer der Deutschen Obstbau-Zeitung, der die Richtersche Anlage ebenfalls besichtigte. Derselbe meint am Schlüsse seiner trefflichen Erörterungen: Nach dem, was ich in Rohrbeck gesehen habe, halte ich es sür geraten, beim „alten" durch Praxis und Wissenschaft er probten Obstbau zu bleiben. Das mag dem verehrten Leser genügen, um sich ein Urteil über die „neue Methode" zu bilden. Ratsam dürste es aber sein, mit der Empfehlung der artiger „Neuheiten", die sich leider allzugroßer Beliebtheit erfreuen, weil alles „Neue" reizt und Nachahmung findet, vorsichtig umzugehen und sich vorher von ihrer Zweck mäßigkeit zu überzeugen. Warum denn auch in die Ferne schweifen, das Gute liegt ja so greifbar nahe und sicherlich wird derjenige zu frieden fein, der nach der altbewährten Methode Obstbau treibt, nämlich: 1. Verwendungvon gutemoderbestemPflanz- material unter Berücksichtigung der örtlichen und persönlichen Verhältnisse.