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73 sonders an unseren Beerenobstkulturen. Es ist daher uöüg, die gefährliche Art des Meltaupilzes kennen zu lernen. Auf warme, feuchte, herrliche Sommertage folgt häufig eine kalte Nacht. Es schwitzt dann aus den Blättern ein süßer, klebriger Saft, der die Stengel und Blätter überzieht, so daß sie glänzen. Ich kann mich noch darauf entsinnen, wie wir Kinder im Sommer abends diese Blätter suchten, besonders am Weißdorn, und den klebrigen, süßen Saft ableckten. Diese Ausschwitzung nennt man Honigtau. Einige Tage nach dem Honig tau stellen sich Blattläuse ein. Die Blattläuse häuten sich ost. Die abgestreiften, mit feiner weißer Wolle bedeckten Häute der Blatt- und Schildläuse klebeu sich an dem Überzug der Blätter fest, und so ist auch ein Meltau entstanden, der natürlich ganz ungefährlich ist und der von dem nächsten Regen abgewaschen wird. Diesen Meltau nennt man den falschenMeltau. (? Die Red.) Häufiger ist der Meltau, der von den Wucherungen schmarotzender Pilze gebildet wird. Es entstehen aus der Oberfläche der davon be fallenen Pflanzen dicht verzweigte, fädige Ge webe, die sich durch Saugarme auf der Ober fläche der Blätter und Stengel festhalten und sich als Schmarotzer von dem Pflanzensaft er nähren. Im Sommer bilden sich auf dem Ge webe feine Stiele, die oben die Weißen, puder förmigen Konidien tragen. Diese schnüren sich, ab und bilden nun den plötzlich auftretenden Meltau. Diese Art des Meltaues befällt Beeren sträucher, Erbsen, Klee, Zichorien, Weinstöcke (Traubenkrankheit), Kartoffeln usw. Dieser Meltau schadet ja dadurch den Pflanzen, weil er als Scharotzer ihnen Nahrung entzieht, ist aber nicht hervorragend schädlich, da er die Pflanzenteile, auf denen er lebt, nicht zerstört, sondern nur schwächt. (? Die Red.) Man braucht deswegen auch keine besonderen Bekämpfungsmittel gegen den deutschen Stachelbeermeltau <Mero8p)llti,6ru gros- suluris,) auzuwenden. Gefährlich hingegen ist der amerikanische Stachelbeermeltau (Hxllusrotllseg, mors nvne). Sein Auftreten wird in Deutschland erst seit jüngster Zeit beobachtet. Trotzdem hat er bereits schon so an Verbreitung gewonnen, daß er fast überall angetroffen wird und als der gefährlichste Feind unserer Beerenobstkulturey angesehen werden muß. Alle Beerenobstzüchter müssen deswegen ein wachsames Auge auf diesen Pilz haben, um sich vor größerem Schaden zu schützen. Der Name Stachelbeermeltau kann insofern irre führen, als vermutet werden könnte, der Pilz sei vielleicht nur auf Stachelbeeren an zutreffen. Er findet sich — allerdings nicht so häufig und das rechtfertigt seine Bezeichnun — auch auf Johannisbeeren. Woran erkennt man den Befall seiner Beeren sträucher mit diesem Pilz? Wer jetzt sorgsam seine Stachelbeeren, an denen bereits die Knospen brechen, betrachtet, bemerkt an den Enden der Triebe braune, etwas flockige Überzüge. Daß der Überzug von einer schädllchen Pilzwucherung herrührt, erkennt man an dem krüppelhaften Aus sehen der von dem Pilze befallenen Zweige. In der braunen, flockigen Wucherung befinden sich die Winterlager der Pilzkeime (Sporen ge nannt). Bilden sich junge Zweige, in die leicht die Hyphen des Pilzes eindringen können, dann platzen die Kapseln, die in dem flockigen Über zug eingelagert sind, auf und streuen wie eine Streusandbüchse die Sporen aus. Gelangt eine der Sporen, die weit verstreut werden, auf einen jungen Trieb oder auf ein Blatt, so wird all mählich die ganze Staude von dem Pilz über wuchert. Da der Pilz schließlich auch auf die Früchte übergeht und sie im Wachstum zurück hält, so daß sie klein und unansehnlich werden und zuletzt abfallen, so ist der Pilz besonders gefährlich. Auch die Triebe, die von dem Pilz befallen werden, verlieren ihre Straffheit, krümmen sich, verkrüppeln und bleiben im Wachstum zu rück, so daß der Stachelbeerbusch für uns wert los geworden ist. Bei der Bekämpfung des Meltaues muß mau die rechte Zeit wählen; man muß dem Ausstreuen der Pllzkeime, der Sporen, zuvorkommen und so eine weitere Verbreitung der gefährlichen Krankheit zu verhüten suchen. Das geschieht, wenn man die Herde der Pilzerkrankung ver nichtet. Sieht man im April an den Trieben solche braune, flockige Stellen und verkrüppelte Spitzen, fo müssen diese sofort sorgfältig entfernt und verbrannt werden. Noch bester ist es aller dings, wenn man die ganze befallene Staude ausrodet und verbrennt. Zweitens soll man sich davor hüten, erkrankte Stauden zu pflanzen. Man lasse sich von dem Lieferanten der Beerenobststräucher daher aus drücklich garantiert meltaufreie Pflanzen senden. Umständlich ist es, durch vorbeugende Maßregeln den Meltaupilz aus dem Garten sernzuhalten. vr. Lüstner, auf dessen Arbeit hier des öfteren Bezug genommen wurde, empfiehlt, die Sträucher im März/April mit einer 5 "/yigen Kupferkalkbrühe oder mit einer Schwefellebeibrühe (400 bis 500 § Schwefelleber auf 100 Liter Wasser) zu bespritzen. Beim Austrieb der Sträucher soll diese Behand lung wiederholt werden. Empfehlenswert er scheint es auch, nach dem Austrieb die Be spritzungen — vielleicht aller 14 Tage — zu wiederholen. Der Apfelmeltau hat sich in letzter Zeit aus dem Norden sehr weit nach Süden herunter gezogen. Allenthalben wird von dem Austreten dieses gefährlichen Pilzes berichtet. Er befällt Höstöauvereins: Dresden-A., Hrunaer Straße 18. "MU