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Hiernach mußte es als eine der wichtigsten Veremsaufgaben erscheinen, zunächst mehr Kennt nisse über Wert und Unwert der Sorten zu verbreiten und sodann auf eine Verminderung der Sorten hinzuarbeiten. Der Erreichung dieser Ziele mußte die Aufstellung eines Bezirksiorti- ments förderlich sein. Unterstützt von einer Reihe erfahrener Mitglieder und beraten von tüchtigen Fachmännern nahm der Vorstand diese Aufgabe in Angriff. Nach langwierigen, manchmal sehr erregten Verhandlungen einigte man sich schließlich auf folgendes Kernobstsortiment: Äpfel: Weißer Klarapfel, Geflammter weißer Kardinal, Gravensteiner, Gelber Edelapfel, Wintergoldparmäne, Landsberger Renette, Deut scher Grünling, Schöner von Boskoop, Baumanns Renette, Roter Eiserapfel. Birnen: Juli-Dechantsbirne, Petersbirne, Williams Christbirne, Gute Luise von Avranches, Herzogin Elsa, Boses Flaschenbirne, Köstliche von Charneu, Pastorenbirne. Man war sich darüber klar, daß diese Zu sammenstellung nicht jeden befriedigen würde, und ferner, daß sie unter Umständen, wenn genügende Erfahrungen gesammelt sind, ab änderungsbedürftig werden könne, legte aber den Mitgliedern den Anbau dieser Sorten dringend ans Herz. Nach Verlauf von 4 Jahren, im Herbst 1910, wünschte man nun zu erfahren, ob und inwie weit diese Empfehlung zum vermehrten Anbau geführt hätte, und ferner, in welcher Menge und Güte die empfohlenen Sorten im Vereinsgebiet erzeugt würden. Zu diesem Zwecke wurden, ledig lich innerhalb des Vereins und nur hinsichtlich des Bezirkssortiments, eine Umfrage über den vorhandenen Baumbestand sowie eine Obstschau veranstaltet. Es war vorauszusehen, daß die Umfrage auch nur annähernd richtige Zahlen nicht liefern würde. Aber sie mußte doch einen brauchbaren relativen Erfolg haben, und dieser mußte um so größer sein, je mehr Mitglieder sich an der Er hebung beteiligten. Leider sah sich der Vorstand in seinen Erwartungen getäuscht: von 134 Frage bogen kamen nur 54 ausgefüllt zurück. Die Statistik erfreut sich eben keiner großen Beliebt heit, besonders nicht auf dem Lande! Der Grund zur Unterlassung wird wotfl in vielen Fällen die Bequemlichkeit und der Mangel an gemeinnütziger Denkweise gewesen sein. Einge standenermaßen aber fehlte es auch in manchen, sogar größeren Besitzungen an der Kenntnis des Sortenbestandes und von einer Buchung der Er träge, vollends sortenweise, war nicht die Rede. Auch das Mißtrauen spielte eine Rolle; war doch die Äußerung gefallen, man wolle sich nicht in seine Einnahmen aus dem Obstbau hinein gucken lassen. Da bedarf es also noch gewaltiger Arbeit und Belehrung, ehe von zielbewußtem Obstbau die Rede sein kann. Trotz alledem aber lieferten die eingegangenen Antworten nach ihrer durch Herrn Gutsbesitzer Lange-Raschütz erfolgten Zusammenstellung ein brauchbares Bild von der Wirkung der Sorti mentsaufstellung. Es mag nochmals betont werden, daß die Zahlen nicht die Ergebnisse einer Obstbaum zählung oder Obsternteaufnahme des ganzen Col bitzer Vereinsbezirks darstellen, sondern daß sich von den Hunderten von Obstzüchtern unserer Gegend nur 54 beteiligten und daß hierbei eine Anzahl Mitglieder sind, die nur wenige Bäume besitzen. Bei den einzelnen Sorten schwankt die Zahl der Besitzer zwischen 8 und 47. Die Zusammenstellung der Fragebogen gab folgendes Bild: Äpfel: Benennung der Sorte. Wieviel Bäume der neben stehenden Sorie be sitzen Sie? Wieviel hiervon sind seit 1W7 angepflanzl oder umveredelt? Wieviel Zentner er baue» Sie im Jahre Wt0? 1. 2. 3. 4. Birnen: 1. Weißer Klarapfel. . 73 49(67°/»), 13 2. Gefl. weißer Kardinal 98 16 (16'>/»i 61 3. Gravensteiner.... 214 39 (18«/») 37 4. Gelber Edelapfel. . 145 115 ,80°/») 11 5. Wintergoldparmäne 541 78 (15°,») 164 6. Landsberger Renette 221 122(55°/») 25 7. Deutscher Grünling 91 13(14«/») 73 8. SchönervonBoskoop 446 309,68°/») 31 9. Baumanns Renette 156 116(74«») 16 10. Roter Eiserapfel . . 64 35 (55°/») 20 Se.: 2049 892 (43°/») 1. Juli-Dechantsbirne 80 74(90°/») 4 2. Petersbirne 172 70(41°/») 82 3. Williams Christbirne 4. Gute Luise von 94 67 (71°/») 12 Avranches 183 95 (53°/») 36 5. Herzogin Elsa . . . 35 34(97«/») — 6. Boses Flafchenbirne 111 74,67°/») 34 7. Köstliche v. Charneu 26 8(31°/») 12 8. Pastorenbirne. . . . 28 14 (50°/») 3 Se.: 729 436(59°/») — Die Prozentzahl in Spalte 3 gibt das Ver hältnis der seit 1907 angepflanzten und umver edelten Bäume zum Gesamtbestande der betreffen den Sorte an. Die Zusammenstellung läßt erkennen: bei den Äpfeln: 1. daß Gefl. weißer Kardinal, Gravensteiner, Goldparmäne und Deutscher Grünling nur wenig angepflanzt wurden; 2. daß der Bestand aller übrigen Sorten sich in den letzten 4 Jahren verdoppelt bis verfünf facht hat.