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Farbstoff Authocyan. Meist aber schädigt unge nügende Lichtzufuhr. Künstlich bei Dunkelheit gezogene Pflanzen verspillern, d. h. sie zeigen eine gelbgrüne Fär bung und besitzen lange Stengelglieder und klei nere Blätter, auch alle Festigungseinrichtungen der Pflanze sind rückgebildet, so daß Pilze leicht Eintritt finden. Schon durch Beschattung leiden viele Pflan zen ähnlich. So nimmt die Baumkrone der Kiefer 50",y, der Birke 56°/«, der Kirsche 78o/„ und der Buche 95o/g des Gesamtlichtes. Aus diesem Grunde verwirft wohl bei uns auch der Landwirt Obstkulturen auf den Feldern. Nach v. Oven verhält sich der Ertrag wie 1: 0,3, nach Weiske erhältmanum 3()o/v geringeren Korner-, um 32o/o geringeren Stroherirag. Daß in Nord böhmen trotzdem Obstbäume in Feldern regelmäßig gepflanzt werden, scheint durch den nahrungs reichen Boden möglich zu werden. Auch andere Krankheitsdispositionen werden durch Lichtmangel geschaffen, und zwar durch Anhäufung dem Be- fallungspilz genehmer Jnhaltsstoffe. Einzelne Pilze ziehen Zucker, andere Säure, wieder andere eiweißähnliche Stoffe vor. Alle diese Stoffe können bei Lichtmangel je nach der Pflanzenart erzeugt werden und reizen gerade zu die Keimschläuche der Pilzsporen zum Ein dringen. Ausästen der Bäume, Lichten von Gehölzen, Waschen der Gewächshausfenster, möglichste Licht nähe für Blumentische müssen solchem Lichtmangel abhelfen. 5. Die Luft ändert sich in ihrer Zusammen- setzung nur wenig, trotzdem kann in der Nähe größerer Jndustriestätten (Gußstahlwerke, Ringofenziege- leien) der Schwefeligsäuregehalt und das Auftreten von Teernebeln sich derartig steigern, daß Vergiftungserscheinungen eintreten. Das Blatt wird geschädigt und in seiner Bau stoff-Erzeugung gestört, der natürliche Zuwachs wird dadurch gebemmt. « Sehr schädlich kann bewegte Luft der Pflanzenwelt werden, wenn Trockenheit oder Einfrieren des Bodens die Wurzeltätigkeit hemmen. Alsdann kann der Ersatz des aus den oberirdischen Organen verdunstenden Wassers nicht genügend rasch erfolgen, und die Pflanze vertrocknet. Eine große Anzahl sogenannter „erfrorener Pflanzen" sind eben in Wirklichkeit „vertrocknet"! Aus alledem läßt sich zunächst folgern, daß es eine bedenkliche Einseitigkeit wäre, bei jeder Krankheit der Pflanze einen Parasiten suchen und finden zu wollen, daß es vielmehr eine ganze Reihe von Krankheiten gibt, welche durch äußere Faktoren verursacht und nur durch äußer- Uche Kutturmaßnahmen behoben oder eingeschränkt werden können. Solche Krankheiten können aber niemals zu Epidemien werden. Önlich verbreitet, also als Endemien, könnten sie erscheinen infolge lokaler gleichartig ungünstiger Bodenbeschaffenheit oder infolge andauernder lokaler Witterungs verhältnisse. Epidemische Krankheiten sind parasitärer Natur und müssen mit Gewaltmitteln chemischer Art bekämpft werden. Wenn letztere aus irgendeinem Grunde ver sagen, so muß eben auf dem Gebiete der Be kämpfungsmittel weiter geforscht und weiter gestrebt werden. Mit Achselzucken und Spottlücheln über erfolglose Bemühungen ist's nicht getan, geschweige denn mit dem Rat, die künstliche Bekämpfung zu verlassen und zur natürlichen Bekämpfung durch Ver- befferung der hygienischen Bedingungen allein überzugehen. Das ist einseitig und vielfach undurchführbar und kann sich doppelt schwer dadurch rächen, daß der günstige Zeit punkt zur Bekämpfung versäumt wird. Selbst wenn unsere Kenntnisse über die Boden organismen einen heilsamen Einfluß auch bei parasitären Krankheiten bewirken könnten, so werden wir doch immer abhängig bleiben von der Witterung und von den Schmarotzern selbst. Deshalb sollen natürliche und künst liche Bekämpfung nebeneinander geübt werden. Neben einer chemischen Bekämpfung eine durch physiologische Forschungen ausgebaute Pflanzen hygiene! „Am bewährten Alten hangen, doch nach Fortschritt stets verlangen!" Monatskalender. April: Obstbau. Die Vegetation recst sich, die Knos pen schwellen, und aufmerksam beobachtet der Obstzüchler den Blütenansatz; doch werden auch die Schädlinge munter und suchen ihm °die Freude zu verderben. Besonders ist eS der Apfelblütenstecher, ein Heiner Rüsselkäfer, der die geschwol lenen Knospen ansticht und dahinein seine Eier ablegt. Er verursacht recht viel Schaden, denn die aus den Eiern entschlüpfenden Maden fressen das Knvspeninnere aus. Seine Bekämpfung muß sich jeder Obstzüchter angelegen sein lassen. Er ist leicht zu fangen; mvrgens oder abends oder an regnerischen Tagen, wenn es kühl ist und der Käfer erstarrt, breiten wir unter den Bäumen Tücher aus und schütteln durch ruckweises Anstößen der Bäume die kleinen Plagegeister ab. Auch die Blutlaus bekämpft man vor dem völligen Austrieb der Bäume am erfolgreichsten, denn ini unbelaub ten Zustande sind die einzelnen Kolonien leichter zu erken nen. Sie sitzen bekanntlich an Wundstellen, aber auch am Wurzelhals dicht unter der Erdoberfläche beobachten wir jetzt solche Kolonien und das ganz besonders an den For- nsien- und Buschobstbäumen. Um sie zu bekämpfen, ent fernen wir die Erde vorsichtig, und mittels eines Lappens und einer Bürste töten wir sie ab. Ferner können wir diese Stellen mit Seisenlaugc gründlich abwaschen und um den Stamm herum reichlich Atzkalk streuen. Wicklerraupen aller Arten suchen wir von den Bäumen ab und zerdrücken sie. Frostplatten und KrebSwuuden sind bis auf das ge sunde Holz auszuschnciden und die Wunden mit Baumwachs