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Anschauung von der rein parasitären Natur dieser Pilze, eine Anschauung, die durch künstliche In fektion bestätigt wurde. Man griff nunmehr zu künstlichen Heilmitteln. Als wichtigste Be kämpfungsmittel der Schmarotzerpilze erwiesen sich Eisenvitriol, Kupfervitriol und Schwefel. Als vorbeugendem Mittel aber erkannte man: eine sorgfältige Pflege und richtige Er nährung der Kulturpflanzen, also eine gutgeleitete Pflanzenhygiene. Man mußte sich klar werden, daß das Entstehen von Krank heiten, besonders das epidemische Auf treten derselben, durch zweierlei bedingt wurde: 1. durch günstige Bedingungen für Lebens- und Vermehrungsfähigkeit der Schmarotzer pilze, 2. durch ungünstige äußere Einflüsse, welche die Lebenstätigkeit der Pflanze schwächten. Beides steht in engster Wechselbeziehung. Heute sollen unter dem Kennwort „Pflanzen hygiene" die letzteren betrachtet werden. Diese Einflüsse schaffen eine besondere Krank- heitsempfänglichkeit (Prädisposition). Ganz ab gesehen von den später zu besprechenden ein zelnen Faktoren sei allgemein ausgesprochen: Jede Pflanzenwunde schafft eine Krankheits empfänglichkeit, denn sie bildet die Eingangs pforte für Parasiten, und es läßt sich nicht leugnen, daß harmlose Pilze, durch den vortreff lichen Nährboden der Wundflüssigkeit gestärkt, zu gefährlichen - Schmarotzern werden können (Wundparasiten). So führt Sorauer das Kirsch- baumsterbeu am Rhein auf durch Frühjahrs fröste entstandene Frostrisse und nachträgliches Eindringen eines Vul8u-Pilzes zurück. Nun zu den sür die Hygiene maßgebenden Faktoren. 1. Boden. Der Boden ist eine der beiden Nährstoffguellen für die Pflanze. Seine chemische Zusammensetzung ist deshalb besonders wichtig. Der Mangel auch nur eines nötigen Nährstoffes (Bleichsucht durch Eisenmangel) oder der Überschuß eines anderen (Gelb sucht durch Kalküberschuß) stören das Wohl befinden. Die Übernährung durch zu starkes Düngen macht weiche Gewebe und läßt Pilzkeime eindringen. Hierher gehört auch der Kampf um den Raum (Unkraut!). Jede Wurzel muß atmen, deshalb ist mangel- bafte Bodendurchlüftung schädlich (zu tiefes Pflanzen von Obstbäumen, tiefe Saatlage bei bündigem Boden). Von hoher Bedeutung, wenn auch noch nicht genugsam erforscht, sind die Bodenorganismen (zumal Bakterien), sreund- liche und feindliche. Hier gilt es, Maß nahmen zu finden, welche die Ledenstätigkeit der nützlichen steigern, die Lebensfähigkeit der schäd lichen hemmen (Bodendesinfektion). Auf diesem Gebiete herrscht rege Arbeit, aber noch ist der Forschung ein großes Feld geboten, ehe wir zu einem befriedigenden Ziel gelangen. 2. Feuchtigkeit. Vor allem gilt's Maß halten mit dem Bewässern. Auch die Pflanze läßt sich etwas an Durst gewöhnen. Zu große Feuchtig keit schafftweichliche, saftige, sürPilzbefall geeignete Triebe; aber auch innere Erkrankungen durch Verschiebungen enzymatischer Vorgänge scheinen hierdurch angeregtzu werden (Wassersucht, Gummi fluß). Außerdem wird von zu großer Feuchtig keit die Bodenluft vertrieben, und Wurzelfäule hervorgerufen. Gegen allzugroße lokale Boden feuchtigkeit hilft Drainieren und Kalken. Zu große Luftfeuchtigkeit hindert die Ver dunstung und läßt demnach die Nährstoffzuleitung vom Boden her ins Stocken geraten. Außerdem befördert sie die Keimung von Pilzsporen. Des halb sind eingeschlossene tiefe Lagen, hohe Mauern und Brettwände möglichst zu vermeiden. Bäume und Gebüsche sollten ausgeästet und gelichtet werden. Außerordentlich gefährlich sür die Kulturen sind Frühnebel im Sommer bei Windstille, da Pilzsporen mit Nebeltropfen niedergerissen und leicht zur Keimung gebracht werden. Deshalb ist nach solchen Nebeln ein sofortiges vorbeugendes Spritzen mit Kupfermitteln (Bordelaiser Brühe, Kupfersoda) geboten. 3. Temperatur, übergroße Wärme schafft lange, inhaltsarme Triebe und macht sie pilz empfänglich. Am bedenklichsten ist Frost. Dadurch entstehen Wunden (Frostrisse, Rindenplatten, Krebswunden), welche als Eingangspforten für Schmarotzer dienen. Anstriche mit Kalk, Bedecken der Baumscheibe mit Schnee oder verrottetem Dung, sowie Schmauchfeuer sind wirksame Gegen mittel. Außerdem sei darauf aufmerksam gemacht, daß zartere Gewächse schon bei Temperaturen über 0° durch „Kälte" leiden; sie erkälten sich. Windknicks und Schutzgehölze können hier erfolg reich abhelfen. 4. Licht. Wie sich die Wurzel aus dem Boden Nährstoffe durch die im Wafferstrom gelösten Salze schafft, so erwirbt das Blatt Kohlensäure der Luft zum Aufbau von Zellwand und Zell inhaltsstoffen. Dieser Aufbau kann aber nur stattfinden unter dem Einflüsse des Lichtes! Wir wissen deshalb, daß die Mehrzahl der Pflanzen sich freudig zum Lichte kehren. Wir sehen ein auf Maximum des Lichtgenusses gestimmtes Blatt- Mosaik bei vielen Gewächsen. Dieser Lichthunger der Pflanzen muß gestillt werden, dennoch gibt es auch hier individuelle Abstufungen, es gibt eben auch hier Vielfraße und Bescheidene (Schatten pflanzen). So kann auch ein Übermaß von Licht den grünen Blattfarbstoff zerstören. Die Pflanze zeigt dagegen eine gewisse Selbsthilfe in der Rot färbung stark besonnter Organe durch den löslichen