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von 25 — 30 Grad Celsius gelegt werden, und wonach sich z. B. die Zweige vom Haselnußstrauch und von Forsythien bereits innerhalb 20 bis 25 Tagen dicht mit gut ausgebildeten Kätzchen behängen und selbst schon vom November ab diesem Treibprozesse mit glücklichem Erfolg unter worfen werden können. Seine Erklärung findet dieses Verfahren darin, daß das warme Wasser den Ruhezustand der Zellen sofort aufhebt, eine vermehrte Wasseraufnahme fördert und dadurch chemische Prozesse auslöst, die ein kräftiges An schwellen und damit einen beschleunigten Austrieb der Knospen begünstigen. Da dieses Verfahren aber immer von dem Vorhandensein entsprechender technischer Einrichtungen abhängig ist, wird sich das Laienpublikum doch wohl bis auf weiteres mit der einfacheren, älteren Praxis ab finden müssen, zumal diese auch unter Beachtung der vorstehend gegebenen Fingerzeige überall an wendbar und mit stets sicherem Erfolge durch führbar ist, wodurch namentlich auch Frauen die Möglichkeit gegeben ist, das Heim mit lieb lichen Frühlingsboten zu schmücken, ohne hierfür besondere Einrichtungen schaffen und außer gewöhnliche Kosten, Mühe und Arbeit aufwenden zu müssen. Schließlich sei noch bemerkt, daß sich die einmal zur Blüte gebrachten Zweige dadurch auf längere Zeit bei frischem Aussehen erhalten lassen, wenn man sie möglichst kühl und aus dem Sonnenlicht stellt, die Zweige unten täg lich frisch abschneidet und die Behälter bei täglichem Wechsel ausschließlich mit kaltem Wasser nachfüllt. Zukunftsprobleme im Obstbau. Vortrag, gehalten im Bezirks-Obstbauverein Dresden am 6. Dezember 1910 von Emanuel Groß, Professor der landwirtschaftlichen Akademie in Tetschen-Liebwerd. Wer sich mit der Zukunft befaßt, kann eigent lich nicht viel Positives sagen. Immerhin kann er aber, auch ohne Prophet sein zu wollen, Gedanken entwickeln, Ansichten aussprechen und Anregungen geben, die sich die Nachwelt möglicher weise dienstbar machen kann oder welche für sie die Richtung angeben, nach welcher künftighin gearbeitet werden soll. Die aus- und vorwärts strebende Gegenwart hat an der Vergangenheit gelernt. Es ist aber auch ihre Pflicht, an die Zukunft zu denken, für diese zu sorgen. Als einst der französische Schriftsteller Jules Verne mit seinen Werken hervortrat, da wurde er vielfach als Phantast hingestellt. Betrachten wir jedoch die heutige Welt, und vergleichen wir sie mit dem, was einst Jules Verne gesagt, so können wir nicht in Abrede stellen, daß viele seiner scheinbaren Phantastereien gegenwärtig greifbare Wirklichkeit geworden sind. Die von ihm angegebene Reisefrist um die Welt ist sogar schon überholt worden, lenkbare Ballons und Aero plane durchkreuzen die Lust — kurz, es spielen sich Dinge ab, die wohl seinerzeit jeder nur für Märchen hielt. Wenn es bisher dem Obstzüchter nicht gelang, viele oder besser gesagt die meisten Obst spielarten aus Samen sortenecht, sich treubleibend zu ziehen, den edlen Apfel-, Birnenbaum usw. auf geschlechtlichem Wege zu vermehren, so ist das kein Beweis dafür, daß dies alles auch in Zukunft nicht gelingen wird. Und es muß ihr gelingen, wenn sie die züchterischen Lehren der Gegenwart weiter verfolgen und ausbauen und das innere Leben der Pflanzen, welche hier in Betracht kommen, genauer wie bisher kennen gelernt haben wird. Den Züchtern der Zukunft bleibt es ferner aber auch Vorbehalten, bei der Er ziehung von sortenechten Sämlingen auf deren Fruchtbarkeit, Feinheit des Fruchtgeschmacks, Gesundheit und noch vieles andere Bedacht zu nehmen. Die nach dieser Richtung hin zu ent wickelnde Tätigkeit bedeutet allerdings noch eine weitere Etappe der Zukunft. Vorerst muß die Sortenbeständigkeit der Sämlinge erreicht sein. Daß es an bezüglichen Erfolgen auch heute schon nicht mangelt, soll nachfolgend an einzelnen Beispielen erwiesen werden, welche der Schrift Max Löbners „Leitfaden der gärtnerischen Pflanzenzüchtung", Jena 1909, entnommen sind. Die Pfirsiche des Rheinlandes, der Pfalz, auch der Lößnitz, in Werder bei Potsdam sind zum großen Teil fortenbeständig. Diese Beständig keit wurde in der Weise erreicht, daß man Psirsichsteine der besten Bäume säete, und sobald die Sämlinge zu tragen begannen, wieder unter diesen hinsichtlich ihrer Wertigkeit eine sorgfältige Auswahl traf. In anhaltender Fortsetzung dieser Arbeit wurde endlich das gewünschte Ziel, die Samenbeständigkeit erreicht. Auch die amerika nischen, samenbeständigen Pfirsiche sind zweifel los in der gleichen Weise entstanden. Als sicher samenbeständig können vorzugsweise folgende deutsche Pfirsichzüchtungen angesehen werden: der „Proskauer Pfirsich", Schmitz-Hübschs „Kernechter vom Vorgebirge", Honakers ..großer roter Pfirsich", Schwinds „Perle von Muffen dorf". In Südtirol wird von einer ganzen Reihe samenechter Pfirsiche gesprochen, z. B. Teton, Galande, Olga u. a. Es sind das Pfirsichsorten französischer Abstammung, die man sonst nur mit einer Samenbeständigkeit von 25—30o/g annimmt. Bei unserem Kernobst, bei welchem in der Zukunft zweifellos das gleiche erreicht werden