Volltext Seite (XML)
er die Hoffnung aussprach, daß sie dem für heute ge wählten Vortrage möglichst viel Nutzen für ihre Gärten entnehmen möchten, da er der Eigenart des vergangenen Sommers besonders Rechnung zu tragen imstande ist. Nach Verlesung der Niederschrift aus letzter Versammlung fügte der Vorsitzende hinzu, daß infolge der abnormen Witterung einige Punkte ces Beschästigungsplanes nicht zur Ausführung kommen konnten, z. B. der zweite Ver wertungskursus'zufolge des Mangels an Früchten. Hierauf berichtete Herr Edler von der Planitz als Ver treter des Vereins im Landesausschuß über die am 1. Oktober in Dresden stattgesundene Versammlung des Landesvereius. Nun erhielt Herr Obstbaulehrer Wolanke das Wort zu seinem Vortrag über: „Welche Maßnahmen sind getroffen, um unsern Obstbaumbestand vor dauernden Schädigungen durch die Trockenheit zu be wahren und Neuanpflanzungen eine gedeihliche Entwicklung zu sichern?" Er gab sehr wertvolle Ratschläge, wie dafür zu sorgen sei, daß nun kommende Niederschläge möglichst in die Tiefe des Bodens eindringen können, damit sie den tiefgehenden Wurzeln der Bäume zugute kämen und nicht kommendes Frühjahr die Besitzer ihre wertvollen Pflan zungen absterben oder nicht wieder ausschlagen sehen. Auch empfiehlt er, keine Kosten zu scheuen, salls wir trocken in den Winter gehen sollten, künstliche Bewässerung und flüssige Düngung der Bäume zu schaffen — sie würden sich reichlich lohnen und vor vielen Enttäuschungen be wahren. Ferner rät er, nicht mutlos infolge der dies jährigen geringen Ernte die Bekämpfung der Schädlinge zu unterlassen. Gerade geschwächte Bäume, wie wir sie durch die Trockenheit haben werden, sind am wenigsten imstande, den Schädlingen zu widerstehen. Darum möchte das Spritzen, die Anbringung von Madenfanggürteln, Leimringen und Kalkanstrichen ja nicht unterlassen werden. Alle abgeschnittenen Zweige aber seien sorgfältig zu ver nichten, da sie durch die außerordentlich starke Blattlaus plage mit deren Eiern besetzt sind. Auch die Bekämpfung der Blutlaus möge ja nicht vergessen werden, die zwar durch die Trockenheit sehr zurückgegangen war, aber nach neueren Beobachtungen sich wieder zeigt. — Obwohl die Versammlung nicht stark besucht war, beteiligten sich die Erschienenen um so lebhafter an der nun folgenden Aus sprache, so daß infolge der vorgeschrittenen Zeit beantragt wurde, den 4. Punkt der Tagesordnung: „Über die Be festigung unserer Bäume", auf nächste Versammlung zu verlegen, da ihm mit Interesse entgegengesehen werde und der Vortragende, Schriftführer Lehrer Rothe in Grimma, damit einverstanden war. Hiernach sprach der Vorsitzende dem Vortragenden den herzlichen Dank der Versammlung für seine interessanten Darbietungen aus. Es erfolgte nun die Ausnahme 16 neuer Mitglieder. Zum Schluß teilte Herr Edler von der Planitz verschiedenes mit über die vom Verein beim Landesverein beantragte Herausgabe von Ansichtskarten, über den Bezug der Konservengläser, über Baumwärterangelegenheiten und Bekämpfung der schädlichen Vögel. L. Bezirks-Obstbauverein Leipzig. Der Bezirks-Obstbauverein Leipzig hielt am 25. Ok tober im Hotel Sachsenhos seine Monatsversammlung ab. Der stellvertretende Vorsitzende, Herr Baumschulen besitzer Pflanz-Böhlen, eröffnete in Abwesenheit des Vorsitzenden, Herrn Amtshanptmann von Rost itz-Wall- witz, die Versammlung, indem er die zahlreich anwesenden Mitglieder, sowie die milerschienenen Damen begrüßte. Da Eingänge nicht bekannt zu machen waren, erhielt sogleich Herr Obstbauwanderlehrer Wolanke aus Wurzen das Wort zu seinem Vortrage über „Das Sortieren und Verpacken des Obstes". Einleitend bemerkte der Redner, daß für alle Obst- züchtcr, ganz gleich, ob Erwerbs- oder Liebhabcrzüchter, die Ernte den Schlußstein der Arbeit bilde, diese Arbeit des Erntens, die schönste des ObstzüchterS, müsse dieser selbst verrichten und dürfe sie nicht fremden Händen über lassen. Nachdem er noch einige Worte über die Ernte selbst, insbesondere über das oft viel zu zeitige Abnehmen der Wintcrtafeläpfel, gesagt habe, ging er zu seinem eigent lichen Thema über und bemerkte, daß das Sortieren in 1., 2. und 3. Qualität sogleich beim Abnehmen der Früchte erfolgen müsse derart, daß große tadellose Exemplare sofort von den minderwertigen geschieden werden. Er zählte die größten Früchte zur 1., etwas kleinere Früchte zur 2. und alle sehlerhaften Früchte zur 3. Qua lität; die letzteren haben lediglich Wirtschaftszwecken zu dienen. Die 1. und 2. Qualität müsse, wenn die Früchte nicht sofort verkauft, sorgfältig aufbewahrt werden und zwar jede Qualität für sich. Diese Arbeit würde sehr er leichtert, wenn diese Scheidung eben schon bei der Ernte vorgenommeu werde. Nachdem der Redner noch die Anforderungen, die an einen guten Obstaufbewahrungsraum zu stellen sind, er wähnt hatte, ging er zu dem zweiten Teile seines Vor trags, der Verpackung des Obstes, über, indem er dabei das richtige Verpacken an zwei eigens mitgebrachten Obst kisten und einem Körbchen praktisch vorführte. Er bemerkte dabei, daß es sich empfehle, beim Ver sand die Früchte fest in die Gefäße zwischen Holzwolle einzulegen; bei Tafelobst sei es ratsam, diese nicht in Körbe, die stets nachgeben, sondern in Kisten zu verpacken. Der Deutsche Pomologenverein entschied sich überhaupt nur für die Kistenverpackung und strebe danach, diese Art Versand allgemein einzuführen. Als Kisten zum Versand empfahl er die mit zur Stelle gebrachten Kisten mit Bügelverschluß, da bei diesen der Verschlußdeckel nicht vernagelt zu werden braucht und da durch beim Öffnen viel Arbeit erspart werde. Für den Bahnversand hielt er Kisten für r/z und */» Zentner für die brauchbarsten; für den Postversand schlug er die Holzstoffkörbe der Firma May<L Sohn in Großwalditz (Lausitz) vor. Das Verpacken, auch Sortieren, müsse den Damen überlassen werden, da diese dazu ganz besonderes Talent hätten. Es empsehle sich, bessere Früchte noch besonders in Seidenpapier einzufchlagen. Bei der Verpackung müsse übrigens streng reell vor gegangen werden, es dürfen nicht unten die kleinen und oben die größten Früchte eingelegt werden, denn die Obst abnehmer merkten sich das ganz genau und bestellten eben nicht wieder. Zum Schluß bemerkte der Herr Vortragende noch, daß das Obst als Eilgut zum Frachtgutsatze gehe, falls es als Obstsendung bezeichnet werde. Die Anwesenden dankten Herrn Wolanke durch reichen Beifall. Sodann wurde noch eine Besprechung einiger Ilpfel- sorten vorgenommen und die nächste Versammlung für den 29. November bestimmt. La. Monatskalender. Dezember. Obstgarten. Die für den Monat November angegebenen Arbeiten sind sortzusetzen und zu beenden. Die" Leimringe sehen wir nochmals nach und erneuern den Anstrich, falls er nicht genügend klebsähig geblieben ist. Erst im Januar können die Klebgürtel von den Bäumen abgenommen werden. Unser ganzes Augen merk richten wir auf die Instandsetzung des Bodens und sorgen gleichzeitig für eine entsprechende Düngung. Wir wollen jetzt zur Winterszeit jede freie Zeit für die Pflege der Bäume verwenden, es kann oft die Arbeit im Früh-