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173 vor sich, so daß das Obst ost zu spät und verdorben auf den Markt kommt. Die Düngung ist sehr intensiv und geschieht meist mit Kunstdünger. Englands Baumschulen sind vorbildlich, sie umsassen ost 300 und noch mehr Morgen. Außer Obst- treibt der Engländer auch Tomaten zucht — ost 250 000 Pflanzen — und viel Weintreiberei in eigens dazu konstruierten Holzhäusern; in einem Hause wurden mitunter 200 Zentner Trauben geerntet. Auch betreibt der englische Obstzüchter nebenher mit großem Eifer die Blumen-, besonders die Rosenzucht. Der Redner be merkte am Schluffe seines Vortrages, daß es gut sei, wenn sich der Deutsche Pomologenverein mehr für den ausländischen Obstbau interessiere, nnd daß England in Anbetracht der dortigen hohen Pachtzinsen, hohen Steuern und Marktgebühren für Deutschland noch ein gutes Absatz gebiet für gutes Tafelobst und Beeren jeder Art werden müsse. Herr Wolanke erntete für seinen interessanten Bortrag den reichen Beifall der gut besuchten Versammlung. Er erbot sich im Monate Oktober einen Demonstrations vortrag über das Sortieren und Verpacken des Obstes zu halten. Alsdann erfolgte noch eine Besprechung der Apfel sorten Goldrenette von Blenheim und Gravensteiner rot und weiß, die beide gut beurteilt wurden, trotz der, was letztere Sorte betrifft, erst spät eintretenden Tragbarkeit. 11. Eine äußerst genußreiche Exkursion unternahmen am 2. Oktober einige Mitglieder des Landes-Obstbauvereins nach der Edelobstplantage des Herrn Mie tzsch in Nieder sedlitz. Inmitten der "Teilnehmer befand sich auch als Gast Herr Geh. Regierungsrat Fischer aus der Rhein pfalz. Unter der freundlichen und sicheren Führung des Geschäftsführers des Landes-Obstbauvereins Herrn Lindner begaben sich die Teilnehmer von der Station Niedersedlitz nach der Plantage, wo sie von Herrn Mietzsch in höchst liebenswürdiger Weise empfangen, begrüßt und geführt wurden. Die gesamte Anlage dürste nach Umfang und Einrichtung die einzige ihrer Art in ganz Deutschland sein. Sie bietet dem fachmännischen Besucher außer ordentlich viel des Sehenswerten und Lehrreichen. Gegen 80 Scheffel Land sind mit Buschbäumen der aus- gewähltesten Apfelsorten auf dem weitaus größten Teile auf Paradiesunterlagen in einer Weite bepflanzt, daß der Boden durch Zwischen- und Unterpflanzuug in rationeller Weise ausgenutzt wird, ohne daß dabei die einzelnen Bäume in ihrer Ausbreitung beeinträchtigt werden. Fast sämtliche Bäume zeigten infolge vorzüglicher Durchlüftung des Bodens ohne sportlichen Schnitt ein frisches, kräftiges Wachstum und zahlreichen Knospenansatz für das kommende Jahr. Hochinteressant gestaltete sich ferner der Besuch der geräumige» Lagerräume. Hier konnte man trotz der dies jährigen Tr ckenheit Früchte von enormer Größe und vorzüglicher Güte beobachten und sehen, wie die Früchte zum Versande verpackt oder dem Kühlraume in höchst praktischen Gestellen übergeben werden. Weitere aus gedehnte Obstplantagen besitzt Herr Mietzsch in Nieder sedlitz, Theisewitz und Dohna, so daß das gesamte mit Obstpflanzungen versehene Areal gegen 375 Scheffel be trägt und Herr Mietzsch jederzeit imstande ist, den weit gehendsten Wünschen an Bäumen und Früchten Rechnung zu tragen. Daß Herr Mietzsch sich vor der Verab- tchiedung noch als angenehmer Hauswirt zeigte, darf bei feiner liebenswürdigen Zuvorkommenheit nicht Verwun derung Hervorrufen. Nach längerem lehrreichen Gedanken austausche verließ die Gesellschaft mit den besten Eindrücken die gastliche Stätte, um sich des eingclretenen Regenwetters wegen wieder direkt nach der Stadt zu begeben. , Oberlehrer Wagner. Monatskalender. November. Obstgarten. Zu Beginn des Monates können noch Obstbäume gepflanzt werden, später aber bereitet man das Erdreich für die Frühjahrspflanzung vor. Frost und Winterfeuchtigkeit müssen einwirken können. Der Frost lockert den Boden so fein, wie es Menschenhand nie vermag, dadurch aber und durch Ein wirkung der Lust werden die Nährstoffe erschlossen. Aber auch die Winterfeuchtigkeit kann eindringen, und so schaffen wir uns auf leichte Weise einen Vorrat an Feuchtigkeit für Frühjahr und Sommer. Diese Vorteile sollten uns veranlassen, späte Herbstpflanzungen nicht auSzuführen, sondern möglichst früh im Frühjahr zu Pflanzen. Während des Winters haben wir dann auch genügend Zeit, gute Erde anzufahren und diese mit Düngemittel und Torfmull zu vermischen. Was einem jungen Baum bei der Pflanzung an Vorteilen geboten wird, das dankt er zeitlebens. Nach der Herbstpflanzung bedecken wir die Baum scheibe mit verrottetem Dünger zum Schutze der Wurzeln gegen den trocknenden Frost. Die Baumscheiben der zwei- und mehrjährigen Bäume bedeckt man im Herbst nicht mit Dünger; diese werden tief umgegraben, nm Frost und Winterfenchtigkeit einwirken zu lassen. Altere Obstbäume düngen wir gleichfalls am vorteilhaftesten im November. Stehen diese im offenen Boden, so breiten wir den Dünger gleichmäßig über die ganze Fläche aus und graben oder pflügen ihn unter, stehen diese aber im Grasland, so heben wir mit der Hand oder dem Pflug die Grasnarbe unter bis außerhalb der Kronentraufe ab, breiten auf den bloß gelegten Streifen, der 60—100 em breit sein sollte, den Dünger aus und graben ihn unter. Den ganzen Winter hindurch lassen wir den Streifen offen liegen, damit die Feuchtigkeit eindringen kann. Welchen Dünger wir ver wenden sollen, darüber gibt in vorliegender Nummer der Aufsatz des Herrn Bode Aufschluß. Die Bäume werden gelichtet und von loser Rinde und Moos gereinigt und mit einer 8—10"/,igen Obstbaumkarbolineumlösung ge spritzt. Die Bespritzung wiederholt man im Laufe des Winters an frostfreien Tagen noch zwei bis dreimal. Klebgürtel sind zum Fangen der Frostnachtspanner alle 10—14 Tage mit frischem "Raupenleim so lange zu be streichen, bis sich kein solches Insekt mehr fängt. Der November ist der beste Monat für die erfolgver sprechende Durchführung der wichtigsten Baumpflege arbeiten, und deshalb sollte man keine freie Zeit unbenutzt vorübergehen lassen. Pfirsiche, Aprikosen und Weinstöcke schützen wir gegen Frost durch Einbinden mit Fichtenzweigen. Zu diesem Zwecke werden die Weinstöcke von der Wand abgenommen, geschnitten und zufammengebunden. Gemüsegarten. Die Ernte wird beendet und die freigewordenen'Beete alsbald tief in grobe Schollen nm- gegraben. Wenn gedüngt werden muß, wird der Dünger mit untergegraben. Gemüsepflänzlinge, die auf bestimmte Beete pikiert wurden, erhalten eine leichte Decke gegen Frost. Wir beobachten aufmerksam unsere im Freien oder in Mistbeetkästen uutergebrachten Gemüsevorräte und -Pflänz linge, denn Mäuse können unS recht empfindlichen Schaden verursachen. Vergifteter Weizen oder Hafer oder auch die Fallen helfen uns diese Nager zu entfernen. In Kellern oder Mistoeetkästen untergebrachtes Gemüse bedarf viel Luft. Wir öffnen an frost- und regenfreien Tagen die Fenster. Ziergarten. Vor Eintritt stärkerer Fröste werden die Rosen entblättert, zusammengebunden und entweder mit Erde oder mit Fichtenreisig zugedeckt. Ferner decken wir alle frostempfindlichen Gehölze und Koniferen, Alpen rosen, Freilandazalien und Stauden. Freie Beete werden tief umgegraben, der Rasen nochmals geschnitten und ab geharkt und die Wege in Ordnung gebracht. Pflanzen kann man noch alle Arten Zierbäume und Sträucher, so lange der Frost dies zuläßt. Alle Abfälle des Obst-, Gemüse- und' Ziergartens wandern auf den Kompost haufen. 1-.