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sorten wachsen aber auf Doucin viel zu stark; infolge dieser starken Holzbildung tritt auch die Fruchtbarkeit sehr spät ein. Das Wachstum der Doucinunterlage ist bei guter Bodenbearbeitung und Düngung vielfach ebenso stark wie bei der Wildlingsunterlage. Hören wir daher, was Gartendirektor I. Müller, der Vorsteher des Provinzialobstgartens in Die mitz bei Halle, über die Doucinunterlage sagt: „Seit 1894 sind im Provinzialobstgarten zu Diemitz neben den Halbstämmen auf Wildlings unterlage auch folche auf Splittapfel (Doucin) angepflanzt. Die ältesten Bäume dieser Art stehen im Düngungsversuchsfeld. In den Ver suchsreihen, welche einseitig gedüngt werden oder gar keine Nahrungszufuhr erhalten, heben sich die Bäume auf der schwachwachsenden Unterlage deutlich ab, während in den vollgedüngten Reihen selbst der Eingeweihte weder in der Entwickelung noch in der Tragbarkeit einen Unterschied be obachtet." Was hier bei Halbstämmen beobachtet worden ist, trifft in gleichem Maße auch bei den Zwergbäumen und insbesondere bei den Busch bäumen und Pyramiden zu. Das Wachstum der Bäume auf Doucinunterlage ist zu stark, wodurch gleichzeitig eine frühe und reiche Tragbarkeit aus geschlossen ist. Hier haben wir den Grundfehler vieler mißglückter Obstanlagen zu suchen. Mit großen Hoffnungen sind solche Pflanzungen an gelegt worden und keine Kosten werden gescheut, um die Anlagen in guter Pflege und gutem Wuchs zu erhalten, trotzdem sind die Erträge derart mangelhaft, daß kaum die laufenden Kosten gedeckt werden. Je stärker das Wachstum der Bäume ist, desto mehr wird zu schneiden sein, wodurch anderseits wieder ein Reiz zu neuer Hvlzbildung erzielt wird, der den Fruchtansatz hindert. Bei dem Buschobstbaum auf Paradies- nnterlage genügt als Kernpunkt des Beschneidens ein „Lichthalten der Krone". Die großen rhei nischen Buschobstanlngen auf Paradiesunterlage liefern den Beweis, daß durch mäßigen Schnitt eine sehr große Neigung zur Fruchtbarkeit er reicht wird. Zum Schluß möchte ich nicht unerwähnt lassen, daß allerdings für einige außerordentlich reichtragende Sorten die Doucinunterlage ver wendet werden kann. Derartige Sorten werden durch das schwache Wachstum des Paradies zu einer so großen Fruchtbarkeit gereizt, daß das Holzwachstnm fast aussetzt. Bei Verwendung der Doucinunterlage wird alsdann ein günsti geres Verhältnis erzielt. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, den Obstzüchtern die Augen zu öffnen und ihnen den Weg zu weisen, in Zukunft die gelbe Paradies unterlage mehr und mehr für die Zwerg- und Buschobstkultur zu verwenden, dann werden bei richtiger Sortenauswahl, guten Bodenverhält nissen und sachgemäßer Pflege Mißerfolge aus- bleiben. Obstbauinspektor Schulz, Ludwigshafen. Welche Sorten tragen mit Erfolg auf Doucinunterlage? Die von mir in Nr. 5 der Zeitschrift auf geworfene, offene Frage sollte dazu dienen, die wichtige Unterlagenfrage in unserem engeren Vaterlande zu klären und es war deshalb zu nächst beabsichtigt, festzustellen, inwieweit die am meisten verbreitete Doucinunterlage im Ertrag wirklich befriedigt hat. Damit hatte ich leider keinen Erfolg, es gingen nur wenige Antworten ein und diese lassen keine bindenden Schlüsse zu. Vor allen Dingen bedaure ich, daß solche Obst züchter, die keine günstigen Resultate mit der Doucinunterlage oder überhaupt mit ihren Obst pflanzungen hatten, sich nicht meldeten; sie wollten jedenfalls ihre Mißerfolge nicht auch noch der Öffentlichkeit bekannt geben. Vielleicht erfahren wir davon doch noch und können dann helfend eingreifen. Persönlich habe ich eine ganze Reihe solcher verunglückter Pflanzungen kennen gelernt, ja selbst eine solche Anlage jahrelang geleitet. Da ich die Mißerfolge durch die Ver wendung falscher Unterlagen kenne und weiß, welche Kapitalien jährlich immer wieder aufs Spiel gesetzt werden, halte ich es für meine Pflicht, die Ursachen der Mißerfolge zu ergründen und für deren Beseitigung zu sorgen. Leicht ist diese nicht, das Übel sitzt tief, aber der Anfang muß gemacht werden. In der vorliegenden Nummer unserer Zeitschrift können wir die Erfahrungen bewährter Fachleute studieren; ihnen bin ich dankbar, daß sie sich zu einer schriftlichen Niederlegung ihrer Erfahrungen und der Freigabe ihrer Kenntnisse auf meine Bitte hin bewegen ließen. Die Uneingeweihten in der Unterlagenfrage wollen aber in der Verwertung dieser Erfahrungen vorsichtig sein und nichts unternehmen, ohne ihren zuständigen Obstbauwander lehrer um Rat befragt zu haben. Und ganz besonders sei betont, daß auch die richtige Unterlage versagen muß, wenn die Kulturbedingungen nicht erfüllt werden. Wer das nicht kann und will, sollte besser vom Obstbau absehen oder ihn nur inso weit betreiben, als es ohne dem möglich ist. M. Lindner.