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137 liere und Laubengänge. Wie nach der Ernte das Obst zweckmäßig aufzubewahren ist, ver anschaulicht ein musterhaft eingerichtetes Obst lagerhaus, dessen Wände durch Spalierobst vor teilhaft ausgenützt sind. In verkleinertem Maßstabe sind Kisten, Körbe und Kartons aus gestellt, wie sie vom Landes-Obstbauverein zur Ver packung verwendet werden und bei den alljährlich veranstalteten Obstmärkten allgemein zu sehen sind. Eine wahre Augenweide bildet das vom ge nannten Verein zufammengestellte Obstsortiment. Die Früchte sehen so lebensfrisch und saftig aus, daß man sofort hineinbeißen möchte. Hier hört man allgemein Ausrufe der höchsten Bewunde rung. Der Anblick der Früchte löst bei allen Besuchern Helle Freude und Befriedigung aus. Oft entsteht sogar ein lebhafter Streit. Die einen halten die Früchte für Nachbildungen, die anderen für frische Erzeugnisse. Das Sortiment ist zwar bezüglich des Kernobstes nicht allzu umfangreich, enthält aber dafür vorzügliche Sorten, nur gutes. Tafel- und Wirtschastsobst, das sich bisher beim Anbau in unserm Lande voll bewährt hat. Man findet 14 Arten Kirschen, 24 Sorten Birnen, 26 Arten Äpfel, 13 Sorten Pfirsiche und Aprikosen und 13 Sorten Pflaumen. Auch die Obstverwertung hat in zahlreichen Proben Berücksichtigung gefunden. In Kon servengläsern sieht man prachtvolles Kern-, Stein- und Beerenobst, Gemüse, Pilze und Fruchtsäfte. Diese Zusammenstellung soll zu gleich den Erfolg der Obstverwertungskurse zeigen; denn sämtliche Konserven sind von Frauen aus ländlichen Kreisen hergestellt, nach dem sie einem solchen Kurse beigewohnt hatten. Über die Tätigkeit des Landes-Obstbauvereins geben photographische Aufnahmen Aufschluß. Die eine zeigt die Obstbaumpflege an den Staatsstraßen im Bezirk Meißen, eine andere eine Ovstpflanzung auf einem Acker im Bezirk Colditz. Die Gartenbauschule zu Bautzen ist ebenfalls durch bildliche Darstellungen vorge führt. In welchem Umfange in Sachsen in den verschiedenen Höhenlagen Obstbau getrieben wird, zeigt eine schematische, bildliche Darstellung. Als Grenze des Obstbaus ist die Höhe von 700 m angegeben. Die Versuche, welche Herr Garten inspektor Poscharsky in Schellerhau angestellt hat, zeigen allerdings, daß man sich selbst in einer Höhe von 750 m nicht bloß auf eine Obstsorte zu beschränken braucht, sondern daß hier ganz gut alle Beerenfrüchte, Kirschen, Äpfel und Birnen bei geeigneter Sortenwahl gedeihen. (Die Meterzahl der Höhe ist nicht ausschlaggebend, sondern Klima und Lage sVegetationsdauers und ob mit wirtschaftlichem Erfolg Obstbau getrieben werden kann. D. Red.) Welche Fortschritte der sächsische Obstbau und -handel in der letzten Zeit gemacht hat, geht aus statistischen und malerisch veranschau lichten Angaben recht deutlich hervor. Eine bedeutende Vermehrung hat der Obstbaumbestand in unserem Lande in den letzten 32 Jahren er fahren, sicher ein Verdienst der Belehrungen und Anregungen, die von den einzelnen Bezirks vereinen über das ganze Land ausgegangen sind. An Obstbäumen finden sich vor: 1361000 Äpfel bäume, 834000 Birnbäume, 1672000 Pflaumen- bäumeund 593000 Kirschbäume. Dementsprechend hat natürlich auch der Obsthandel wesentlich zu genommen. Er ist in den letzten 10 Jahren um rund 170 °/o gesteigert worden. Während 1899 nur 18222000 KZ Obst zum Versand auf säch sischen Staatsbahnen kamen, gelangten 1909 bereits 48965000 KZ zum Versand. Die Steige rung bezog sich an erster Stelle auf edles Stein obst. Nach diesem nahmen Äpfel und Birnen an der Zunahme des Handels teil. Wenn der Erwerbsobstbau und der Handel mit heimischen! Obst weiter solche Fortschritte machen, so dürfen wir hoffen, uns immer unabhängiger vom Obst handel des Auslandes zu machen und dem eigenen Lande große Kapitalien zu erhalten. Von wissenschaftlichem und praktischem Werte sind auch die Analysen über die verschiedenen Obstarten im frischen wie trockenen Zustande. Bei allen Obstsorten kommt der Hauptbestandteil auf Wasser. An Menge folgen dann Kohle hydrate und Faserstoff. In sehr geringem Maße dagegen sind Eiweiß, Fett, Salze und Frucht säuren vorhanden. Das praktische Ergebnis würde sein, daß das Obst nicht als Nahrungs-, sondern als ein die Verdauung förderndes Ge nußmittel zu betrachten ist. Auf dem großen Gehalte an Wasser, verbunden mit den Frucht säuren, beruht die erfrischende Wirkung. Wendet sich das Auge des Besuchers von manchen Teilen der Ausstellung wegen des ab stoßenden Materials ab, so verweilt es hier mit Wohlgefallen und innerer Befriedigung. Hier hat man es mit einem Stück genußreicher Natur im wahren Sinne des Wortes zu tun, mit der Veranschaulichung von Erwerbsfleiß, dem auch fernerhin im Interesse der Volkswohlfahrt der beste Erfolg zu wünschen ist. Vor Eintreffen der Arbeit deS Herrn Herrmann hatte ich einen Bericht über den Obstbau auf der Internationalen Hygiene-Ausstellung Dresden 1911 verfaßt, es hat mich aber gefreut, daß eines unserer Mitglieder sich gefunden hat, darüber zu schreiben. Meine Arbeit stelle ich" deshalb gern zurück, möchte nur einiges noch ausführen: In doppelter Hinsicht hat der Obstbau Berechtigung, auf einer Hygiene-Ausstellung vertreten zu sein, einmal hat er Einfluß auf die Gesunderhaltung des Geistes durch seine ethisch wirkende Kraft, dann liefert er uns Früchte mit leichtlöslichen, für den Körper sofort verbrauchbaren Nährstoffen (wenn auch wenig, so werden diese doch vom Körper ganz ausgenommen^ die zu dem noch die gute Eigenschaft, den Stoffwechsel zu regeln, besitzen. Von letztem Gesichtspunkte aus läßt sich der Obstbau durch fast 18,M.183S8.-Wz Hkstöauvereins: Dresden -A., Krunacr Str.