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115 große Mengen nachlässig behandeltes Obst zu sehr niedrigen Preisen angeboten wird, was einen bedeutenden Einfluß auf die Preise der besseren Qualitäten hat. In Nr. 10 unserer Zeitschrift machten wir auf jenen Umstand aufmerksam und empfahlen, haltbare Sorten zurückzuhalten, da in folge geringer Ernte im Ausland bessere Preise zu erwarten seien. Es hat sich dies bestätigt; bereits vor Weihnachten waren bei guter Nach frage besfere Preise zu erzielen, und zu der Zeit, wo dieser Bericht angefertigt wnd, Januar 1911, sind gute Qualitäten nicht mehr zu haben, ob gleich die Nachsrage andauernd lebendig ist. Im Herbste haben wir auch mit größeren Zufuhren geringerer Qualitäten von Obst aus dem Auslande zu rechnen. Unsere Obstzüchter wollen deshalb ihre Ernten sorgfältigst vornehmen, späte Sorten gut ausreffen lassen, bevor sie geermet werden, und diese nicht mit wenig haltbaren Sorten und geringen Qualitäten zusammen auf den Markt bringen. Zu empfehlen ist ferner, mit der Ver mehrung von ausgesprochenen Herbstsorten vor sichtig zu sein, und nur solche zu wählen, die bei großem und regelmäßigem Erträgnis leicht an die Obstverwertungsindustrie zu ver kaufen sind. Ein erhöhtes Interesse wurde im Berichts jahr auch der Förderung des Obstabsatzes ge schenkt und die bestehenden Einrichtungen, Obst märkte, Obstverkaufs- und Vermittelungsstelle, weiter ausgebaut. Die Vermittelungsstelle hat in den ersten Jahren ihres Bestehens in der An bahnung von Verbindungen zwischen Produzenten und Konsumenten außerordentlich segensreich ge wirkt. Viele solcher Verbindungen bestehen noch heute. Durch die Obstmärkte und durch die Ver kaufsstelle hat sie diese Bedeutung für einen Ab satz nach Dresden verloren. Geschäftsverbindungen mit Privaten werden durch die Obstmärkte wohl besser erreicht. Kleinere Mengen Obst werden vorteilhafter durch die Verkaufsstelle und durch die Obstmärkte unter Umgehung des Zwischen handels abgesetzt, vornehmlich, wenn es sich um beste Qualitäten handelt. Dafür aber wird die Vermittelungsstelle eine wichtige Verkehrszentrale für die Haudelswelt werden. Daraufhin wurde diese erweitert. Eme kostenlose Benutzung der selben, wie sie bisher bestand, kann bei den durch die Erweiterung bedingten Unkosten nicht mehr durchgeführt werden; es wird eine Gebühr von 5°/o des Nettobetrages der Rechnung erhoben, welcher Abzug jedoch nach Höhe und Wert des Auftrages bis auf 2°^ erniedrigt werden kann. Alle Unkosten an Frachten, Portis, Emballagen rc. tragen je nach Kaufabschluß Lieferant oder Ab nehmer. Alle Verkäufe gehen ohne Verbindlich keit der Vermittelungsstelle. Um in eine wirk same Tätigkeit treten zu können, ist es nötig, daß sich größere Lieferanten mit uns in Verbindung setzen und Mitglieder eines Vereins gemeinsam ihr Obst zum Verkauf stellen. Die Obstverkaufsstelle in Dresden hatte im ersten Jahre einen befriedigenden Erfolg im Um satz aufzuweisen. Es muß aber unsere Aufgabe sein, den Umsatz noch bedeutend zu steigern, um die erheblichen Unkosten selbst decken zu können. Möglich ist dies nur durch den Verkauf bester Qualitäten. Zudem verfolgt die Verkaufsstelle die Absicht, die Konsumenten mit sächsischen Sor ten und Qualitäten vertraut zu machen, sie von der besseren Beschaffenheit der heimischen Er zeugnisse den ausländischen gegenüber zu über zeugen und somit den Konsum unseres Obstes zu heben. Daß das gelingt, beweist die ein gangs erwähnte zunehmende Nachfrage nach be stimmten Sorten. Für geringere Qualitäten können annehmbare Preise nicht gezahlt werden. Der Einkauf geschieht in fester Rechnung, es müssen Muster mit Preisangabe eingesandt werden und darnach wird bestellt, oder der Preis wird nach Eingang der Waren dem Wert entsprechend festgesetzt. Waren können deshalb nur nach erfolgter Auftragserteilung eingesandt werden. Die Obstmärkte fanden am 21., 22. und 23. September, 19. bis 22. Oktober und 23. und 24. November in der Dresden-Neustädter Markthalle statt, und bei der übergroßen Menge beim Oktobermarkt wurden zwei Verkaufstage in Chemnitz im Börsensaal abgehalten. Beschickt wurden die Märkte insgesamt mit 122386 Der Erlös des verkauften Obstes und der Obst- produkle betrug 26880 M. 67 Pf. Immerhin sind sür gute Qualitäten sehr zu friedenstellende Preise gezahlt worden. Es muß immer wieder davor gewarnt werden, wenig gute und geringe Früchte auf die Märkte zu schicken und sie den Unkosten auszusetzen. Es liegt dann nicht in der Hand der Marktleitung, diese ent sprechend zu verwerten, obgleich keine Mittel unversucht bleiben. Tie großartige Apfelernte veranlaßte sehr viele Bezirks-Obstbauvereine und diesen ange schlossene Vereine, Obstausstellungen und Obst schauen, meist mit Obstmärkten verbunden, ab zuhalten. Eine Jubiläumsausstellung veran staltete der Bezirks-Obstbauverein Ottendorf und Umgegend in Altmittweida, mit der die Mit gliederversammlung des Landes-Obstbauvereins verbunden war. Im ganzen fanden 41 Aus stellungen, 23 Obstschauen und 25 Obstmärkte statt. Der Vorstand gewährte hierzu als Aus zeichnungen 31 silberne Medaillen, 64 bronzene Medaillen und 66 Ehrendiplome. Mit Befrie digung können die Veranstalter auf die erzielten Erfolge durch ihre wirksame Tätigkeit zurückblicken. Recht gute Leistungen und starke Beteiligung fanden wir auf fast allen Ausstellungen auf dem