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110 Was der Obst- und Gartenbau vermag, darüber teilt Lehrer M. Dankler, Kohlscheid bei Aachen, im „Praktischen Ratgeber im Obst- und Gartenbau" in Frankfurt a. O. mit: Ein junger Lehrer meldete sich vor etwa drei Jahren aus einem großen Jndustrieorte auf eine kleine Schulstelle, ein Dorf, welches zur Hälfte von kleinen Bauern, zur Hälfte von Fabrikarbeitern bewohnt war. Ich riet ab, denn der kleine Ort hatte einen schlechten Ruf. Besonders die Jugend war verwahrlost und schien alle Untugenden von Bauern- und Fabrikjungen in sich zu vereinigen. Da wurden Obst und Beeren, Blumen und Früchte ge stohlen, Obst- und Straßenbäume übergebrvchen und an geschnitten, die Isolatoren der Telegraphenleitung herunter geworfen, und wer nur eben konnte, machte einen Umweg, um das Dorf nicht zu berühren. Der junge Lehrer ging hin. Im letzten Herbste hatte- ich Gelegenheit, den Ort zu besuchen, und ich muß gestehen, daß ich mich ebenso gewundert wie gefreut habe. Das Dorf ist verändert und seine Bewohner sind verändert. Das Dorf ist verändert, indem die Zahl und der Unifang seiner Gärten sich um das Doppelte und Drei fache vermehrt haben. Dazu sind die Häuser sauberer, an den Fenstern prangen beinahe ausnahmslos blühende Blumen, und Hunderte von jungen Obstbäumen stehen im schönsten Gedeihen. Und wie ist das gekommen? Der junge Lehrer, ein begeisteter Gartenfreund und Obstzüchter hat die Jugend für Gartenbau und Obstzucht gewonnen. Das ist ein Segen für die ganze Gegend. — Anfangs hat es Mühe und Arger gekostet; aber die Herzen der Schulkinder waren doch aufnahmefähig. Auf Ausflügen und Spaziergängen wurden Blumen und Bäume und ihre Eigenheiten besprochen. Das war den Kindern in dieser Art neu und erweckte Interesse. Ist aber das Interesse geweckt, so schwindet der Zerstorungstrieb. Dann erhielten die Kinder Blumen zur Pflege, das Interesse wuchs, und auch die Eltern hatten Freude an der Freude ihrer Kinder. Nun galt es, die älteren Burschen zu fangen. Hier machten Spiele den Anfang, wie Fußball, Schleuderball usw. Die Burschen kamen und wurden zutraulicher. Das war ein guter Anfang. Turnmärsche und Ausflüge boten auch hier Gelegenheit, weiter zu arbeiten. Dann sparte man Geld zusammen, nm eine größere Obst- und Gartenbau ausstellung zu besuchen. Ja," da staunten die halbgezähmten Rangen, und die bedauernde Äußerung des Lehrers: „So etwas bringen wir bei uns nicht fertig," ärgerte sie und erregte Widerspruch Stolz waren die Kerle in ihrer Art. Sollen wir es denn einmal versuchen? Ja, allgemeine Zustimmung. Der Lehrer hielt fest. Vierzehn Tage da rauf halte jeder Bursche ein paar Bäumchen, und nun wurde gepflanzt und gegraben und gesät. Und der Baum frevel? Jawohl! die Burschen hätten jeden windelweich geschlagen, der nur ein Bäumchen berührt hätte. Nun war alles gewonnen. Statt schlechte Streiche auszuhecken, arbeitet die Jugend im Garten und selbst im Wirtshause hört man sie über ihre Bäume, Rosen, Gemüsearten usw. sachverständig reden. Mit jedem Tage gewinnen sie ihre Tätigkeit lieber, und wenn es so weiter geht, soll im nächsten Jahre eine kleine Gartenbauausstellung veranstaltet werden. Gemüse gibt es schon viel. Mit Obst müssen sie ja noch einige Jahre warten. — Ist das nicht ein Segen für das Dorf und die Gegend? Und das hat der Gartenbau zustande gebracht! Zwei bemerkenswerte Spargelschädlinge. Die Spargel haben fast alljährlich unter zwei Insek ten zu leiden, die die oberirdischen Teile, welche dem Wurzelstock für das nächste Jahr die Reservenahrung zusühren sollen, schädigen oder gar vernichten und so den Ertrag für das folgende Jahr in Frage stellen können. Diese beiden Übeltäter sind das Spargeihähnchen sOrio- osris asparaZi) und die Spargelfliege (klat^xarea posoiloptsra). Die Spargelhähnchen sind kleine Käfer mit rotem Halsschild und glänzenden dunkeiblaugrünen, rotumränder ten Flügeldecken, die sechs weiße Flecken haben. Die Käfer beginnen ihre Tätigkeit im Mai, indem sie die ober irdischen Teile abfressen. Die Weibchen legen ihre schwarzen Eier in Reihen an die Zweige. Aus diesen Eiern kriechen die schmutzig-grünen, mit schwarzem Kopf und schwarzen Beinen versehenen Larven, die gleichfalls an dem Spargel kraut fressen. Zur Verpuppung kriechen die Larven' in den Boden. Es finden sich im Laufe der Wachstumszeit der Pflanzen zwei Generationen ein. Bekämpfung: Die Küfer sind morgens früh in Fang trichter igroße Blechtrichler), die in eine Flasche reichen, abzuklopfen. (Die Larven werden mit Vorteil mit Spe- culin, zu beziehen von Max Helbig in Dresden-N., Bautzner Str. 69, bespritzt. Die Red.) Auch Bestäuben mit Asche soll von Nutzen sein. Die Spargelsliege (^lab^parsa xosoilopbsra), ein ungefähr 6—ü rnrn langes Insekt, dessen glashelle Flügel mit einer dunkelbraunen Zickzackbinde versehen sind, erscheint gleichfalls im Mai. Sie legt ihre Eier unter die Blätterschuppen der Spargelköpfe oder an die Winkel der Ästchen. Aus diesen Eiern kriechen die weißen, mit schwarzem Hinterende und zwei schwarzen Borsten am Vorderende versehenen Larven, die sich in das Innere der Pflanze, einbohren. Sie kriechen durch den Stengel zum Wurzelstock Hinab. Die Spargelpflanze krümmt sich beim Wachstum auf der Seite, an der sich der Gang der Made hinzieht, verkümmert und fault häufig. Im Juni verpuppt sich die Fliege im Stengel. Bekämpfung: Alle verkrümmten Spargelstengel sind zeitig — bevor die Larve zu tief hinabgeht —, soweit die Gänge reichen, abzuschueiden und zu vernichten. Beim Abschneiden der Stauden im Herbst sind gleichfalls alle mit Gängen versehenen möglich tief auszustechen und zu vernichten. vr. C. von Wahl. Was fällt unter den Begriff „Salat". Nach dem Eisenbahngütertarif wird „Salat" als Eilgut zu den Sätzen des gewöhnlichen Frachtgutes be fördert. Man hat nun verlangt, daß der vermutlich aus Frankreich und England importierte BleichseIlerie auch unter diesen Begriff ausgenommen werde. Die Königl. Generaldirektion der sächsischen Eisenbahnen will daher bei der ständigen Tariskommission beantragen, daß der Begriff „Salat" bestimmter festgesetzt werde. Nach den Umfragen des Verbandes, an den man sich gewandt hatte, kann unter „Salat" nur die Gemüseart verstanden werden, welche schon in rohem Zustande unter dem Namen „Salat" ge handelt wird, d. h. alle Pflanzen, welche zur Gattung Lac- tuca gehören (Kopfsalat, Bindjalat, Pflücksalat, Endivien). Löblicherweise werden auch noch Brunnenkresse, Löwenzahn, Zichorie und Rapünzchen dazu gerechnet. Alle übrigen ost als Salat im gewöhnlichen Leben bezeichneten Gemüse, wie Sellerie, auch Bleichsellerie, Gurken usw., sind nicht als „Salat" anzusehen, wenn sie auch als Salat zubereilet werden. Der Verband hat bei Abgabe seines Gut achtens gleich hervorgehoben, daß die Frachtvergünstigungen für „Salat" nur für die Zeit vom 1. Mai bis 1. Oktober Geltung haben dürften. MuS: „Der H-mdeISgiirtner."i Bücherschau. Brehms Tierleben. Allgemeine Kunde des Tier- Ätzung und Holzschnitt sowie 13 Karten. Vierte, Voll reichs. 13 Bände. Mit über 2000 Abbildungen im Text ständig neubearbeilete Auflage, herausgegeben von Prof, und auf mehr als 500 Tafeln in Farbendruck, Kupfer- vr. Otto zur Strassen. Band Vl: Die Vögel.