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Wachshaare gegen das angespritzte Karbolineum und gegen jedes mit Wasser zusammengesetzte sonstige Spritzmittel vollkommen geschützt. Unsere Bäume mit Zelten zu umspannen und alle Lebewesen, schädliche wie unschädliche, dann durch Blausäuredämpfe zu morden, wie es der Amerikaner tut, das geht bei uns nicht an. Es ist Arbeit im einzelnen erforderlich, mühsame Detailarbeit; jedes Blutlausnest, jeder Anflug muß einzeln aufgesucht und vernichtet werden. Das machte man früher mit einfachem Fett, auch eine Zeitlang mit dem gefährlichen Petroleum; jetzt nimmt man wohl das ziemlich teuere Antisual. Aber alle Fette versetzen die Poren der Rinde, am meisten das leichtflüssige Antisual, und schaden so dem Wachstum des Baumes. Man hat damit im Halle-Diemitzer Provinzialobstgarten recht üble Erfahrungen gemacht. Einzelne Tiere, die ans grüne Holz ausgerückt sind oder in den Blattwinkeln sich angesiedelt haben, mit Fettmitteln zu vernichten ist zudem völlig unmöglich. Ich beseitigte früher die Blutlaus durch Spiritus, der den Wachspanzer der Läuse im Nu zerstört. Den Spiritus versetzte ich mit ein wenig Baumwachs, verklebte gewissermaßen die Kolonie, erstickte sie so und sicherte auch für einige Zeit den betreffenden Platz gegen neuen Anflug. Das war und ist ganz gut, wenn es sich um Blutlausherde handelt, die sich an Schnitt- oder sonstigen Wunden des Baumes befinden. Aber sobald die Lösung an frisches Holz, an junge Knospen und an Blätter gelangte, ging Zweig und Blatt zugrunde. Der Baumwachs überzug erwies sich dann fast ebenso schädlich, wie Fette. Zm vorigen Jahre versuchte ich das sonst gegen Insekten fast unfehlbare Speculin (siehe den Aufsatz von Herrn Herrmann in der vorigen Nummer dieser Zeitschrift) auch gegen die Blut laus. Aber da Speculin in Wasser gelöst wird und, wie bemerkt, die Blutläuse gegen wässerige Flüssigkeiten völlig gedeckt sind, so prallte meine Speculinlösung zuerst wirkungslos an dem Wachspanzer der Tiere ab. Mehrfache Spritzungen halfen schließlich; aber das ist der Arbeit zuviel. Ich hatte mir indes die so behandelten Stellen durch Bastfäden kenntlich gemacht, und, während die Blutlaus dieses Jahr in meinem geschlossenen Garten ganz furchtbar auftritt, fand ich an keiner jener Stellen auch nur die geringste Spur des gehaßten Feindes. Das war ein Fingerzeig. Ich löste einen Eßlöffel Speculin in fünf Löffeln Brennspiritus auf, und mit dieser scharfen Brühe pinselte ich los. Alle Läuse waren natürlich augenblicklich tot. Ihre Plätze sind bis heute nicht wieder besetzt und, was die Hauptsache ist, kein Blatt, kein einziges, ist abgestorben oder gelb geworden. Jetzt setze ich der Speculinlösung 5 bis 10 Löffel Wasser zu, und die Wirkung ist noch dieselbe. Ich werde versuchen, wie weit sich die Lösung noch mit Wasser verdünnen läßt, ohne daß die Einwirkung des Spiritus auf den Wachs schutz der Läuse gemindert wird. Das kann schließlich jeder einzelne selbst ausprobieren, um den Preis des Mittels zu vermindern. Indes mit einem Liter Speculin und fünf Litern Brennspiritus 3 M. Kosten kann man viele Bäume bepinseln und viel Zeit und Gärtnerlohn sparen. Ich bepinsele jetzt allerdings auch alle nicht von Läusen besiedelten Baumwunden, damit sich dort nicht neue, aus der Nachbarschast kommende Tiere ansetzen. Meine Versuche sind noch nicht abgeschlossen, besonders nicht, was den Wasserzusatz anbetrifft. Aber ich mochte doch in dieser Zeit der Not meine bisherigen Erfahrungen den Obstfreunden nicht vorenthalten, möchte vielmehr alle die Herren, die meine Kampfart ausprobieren wollen, freundlichst bitten, Ihre Erfahrungen mir mit- zuteilcn oder in unserer Zeitung bald zu veröffentlichen. vr. Hankel, Dresden-N. Die Dauer der Vegetation innerhalb des Königreiches Sachsen. Die Erträge des Obstbaues hängen wie die der Landwirtschaft im hohen Maße von dem Wetter ab. Der Jahresverlauf des Wetters zeigt im allgemeinen recht erhebliche Unterschiede, so daß in dem einen Jahre Früchte in großen Mengen, in anderen aber überhaupt keine ge erntet werden. Diese Erscheinung kann dazu führen, daß man bei der Anlage von Obst kulturen der Witterung keinerlei Beachtung schenkt, zumal es ja nicht möglich ist, den Wetter verlauf nach der einen oder anderen Richtung hin künstlich zu beeinflussen. Nur in einzelnen Fällen kann, wie beim Nachtfrost, die schädigende Wirkung des Wetters durch geeignete Maß nahmen geschwächt oder eine Schädigung über haupt verhindert werden. Andere Vorkehrungen gestatten wiederum, die Wirkung einzelner Ele mente des Wetters mehr zur Geltung kommen zu lassen, als dies sonst der Fall sein würde. Die Erwägungen dieser Art werden immer nur von Fall zu Fall Platz greifen müssen und zwar eben in dem Augenblicke, wo die günstigen oder ungünstigen Vorbedingungen gegeben sind. Dar nach will es scheinen, als ob ein mittlerer Wetterverlauf, wie er in sogenannten Klimato- graphien niedergelegt wird, eine tatsächliche Be deutung für den Obstbau nicht besitzen könnte. Es ist aber bekannt, daß die einzelnen Elemente