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Nr. 143. Pulsnitzer Wochenblatt — Sonnabend, den 2. Dezember 19i6. Sette 2. Allgemeine Ortskrankenkasse Öhorn7 Ausschutz-Sitzung Sonntag, den 10. Dezember 1916 nachmittags 5 Uhr im Obergasthos zu Ohorn. Tagesordnung: 1. Voranschlag für 1917 2. Wahl des Rechnungsausschusses. Gleichzeitig wird der Kassenvorstand zu einer Vorstandssitzung am gleichen Tage nachmittags 4 Uhr nur hierdurch eingeladen Ohorn, den 1. Dezember l9i6. Schäfer, Vorsitzender. Vas WMen-pWgesetz im AeMa-e. Die am Mittwoch erfolgte und auch an diesem Tage beendigte erste Beratung des Hilssdienstpflichtgesetzes im deutschen Reichstage hat die Vertreter des deutschen Vol kes, wie sie in den anwesenden höchsten Beamten des Rei ches und den deutschen Reichstagsabgeordneten verkörpert waren, auf einer nationalen Höhe gezeigt, welche die unbe dingte Sicherheit verbürgt, daß das deutsche Volk nunmehr auch im nationalen Hilfsdienste sein Höchstes und Bestes hergeben wird, um unsere tapserne Helden an der Front in jeder Weise so zu unterstützen und auch deren Zahl noch weiter zu vermehren, das; das deutsche Volk aus einen vollen Sieg rechnen kann. Man darf außerdem mit vollem Rechte sagen, daß diese erste Beratung tzes Hilfsdienstpflichtgesetzes ein sehr großer Tag, ja vielleicht der größte Tag im parla mentarischen Leben des deutschen Volkes gewesen ist, denn er zeigte alle Redner auf einer Höhe in der Beurteilung der Lage und der nationalen Notwendigkeit des Gesetzes, wie man es früher bei ähnlichen Anlässen kaum beobachtet hat. Der Reichskanzler prägte in seiner Eröffnungsrede zur Be ratung der Gesetzesvorlage Sätze, welche als wahre natio nale Leitsterne und unwiderlegliche Begründungen des Ge setzes betrachtet und als nationale Schätze geradezu aufbe wahrt werden können. Der Reichskanzler sagte: Die fast übermenschlichen Taten unserer Truppen und das gute Ge wissen, daß wir als die ersten und einzigen bereit waren, den Krieg durch einen unser Dasein und unsre Zukunft si chernden Frieden zu beenden, geben uns das Recht zur Zu versicht. Die Beweggründe zu diesem Gesetze sind nicht am grünen Tische erdacht, sie sind draußen im Trommmelseuer geboren worden. Die eherne Notwendigkeit verlangt eiser nen Willen Gelingen kann aber das große Werk nur wenn es sich nicht darstellt als ein Ergebnis des Zwanges- sondern der freien Ueberzeugung des ganzen Volkes. Der, Kriegsminister General von Stein sprach es auch offen aus daß das Hilfsdienstpflichlgesetz unseren schwer kämpfenden Truppen Unterstützung und Stärke bringen solle. Die Tap ferkeit und die Pflichttreue unserer Soldaten berechtige uns zu der festen Ueberzeugung, daß sie niemals verzagen wer den, aber diese Selbstüberwindung unserer tapferen Trup pen mache es auch notwendig, dieses Gesetz, dos ihnen Hilfe und Verstärkung bringen solle anzunehmen. Sehr geschickt beleuchtete auch der Staatssekretär Dr. Helfferich die Aus gabe des Gesetzes und die Lage des deutschen Volkes. Das Feldheer und das Heimathee: müßten sich in diesem Gesetze die Hand zum unauflöslichen Bunds, zu Kampf und Sieg reichen und neben die organisierte Feldarmee trete die orga nisierte Heimarmee. Nie zuvor in einem Kriege habe auch die Munitionsherstellung den Erfolg des Krieges so beein flußt wie jetzt, deshalb bedürfe die Armee der Kämpfer drau ßen die Armee der Arbeiter in der Heimat, Durch die Ver achtung alles Völkerrechts führe England, die Seele des uns feindlichen Mächteverbandes, den Wirtschasts- und Hungerkrieg gegen uns. In diesem Hunger- und Wirt schaftskriege stände Deutschland mit seinen Bundesgenossen allein, während der Dierverband von der halben Welt mit Munition und Lebensmitteln unterstützt werde. Unsre außer ordentliche Zeit zeige sich auch darin, daß wir einen Außen handel von jährlich 23 Milliarden durch den Krieg verloren hätten, und datz sich gewaltige Verschiebungen in unseren wirtschaftlichen Grundlagen vollzogen hätten. Jede Arbeit und jedes Opfer im Kriege werde aber geheiligt durch den Gedanken, daß wir dadurch Bausteine herschaffen für die bessere und stärkere Zukunft unseres Vaterlandes. In die sem Geiste werde das deutsche Volk das Gesetz über den vaterländischen Hilfsdienst ausnehmen und durchführen. In sehr glücklicher Weise hob Ler Abg. Dr. Spahn von der Zentrumspartei hervor, datz es sich bei der Gesetzesvorlage nicht um ein eigentliches Zwangsgesetz handle, denn schon sehr viele Tätigkeiten des deutschen Volkes, auch die der Presse und aller ihrer technischen Arbeiter, gehörten schon an sich zum nationalen Hilfsdienst, ebenso gehöre die Landwirt schaft schon zu diesem Hilfsdienste. Auch der Redner der sozialdemokratischen Paciei Dr. David hob hervor, datz die Sozialdemokratie durchaus den Grundgedanken des Gesetzes, nämlich die Konzentration all-r Volkskräfte zur Erkämp- sung eines ehrenvollen Friedens billige. Auch die Redner der nationalliberalen Partei, der freisinnigen Dolkspartei, der konservativen Partei und der freikonseroatioen Partei erklärten sich grundsätzlich mit dem Ziele der Gesetzesvorlage einverstanden. Sehr geschickt wies auch der Leiter des neuen Kriegsamtes General von Kröner daraus hin, daß wir die Zwecke, die wir mit dem Gesetze erstreben, auch unter allen Umständen erreichen können. V«« de« Kriegr-WilMzen. Jie mtW« Tagesberichte. Dresden, den 1. Dezember 1916, nachm. '/«3 Uhr Großes Hauptquartier, 1. Dezember 1916. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Keine besonderen Ereignisse. Oestlicher Kriegsschauplatz. Front des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern: An der Zlota-Lipa wiesen ottomanische Truppen meh rere russische Angriffe ab, stießen dem zurückflutenden Feind nach und brachten ihm dabei schwere Verluste bei. Zahl reiche Gefangene wurden zurückgeführt. Front des Generalobersten Erzherzog Josef: Russen, und aus dem Südflügel Rumänen, setzten ihre Entlastungsvorstöße in den Karpathen fort. Zwischen Ia- blonica-Patz und den Höhen östlich des Becken von Kezdt- vasarbely (Luftlinie 300 Km» griff der Gegner erbittert an; auch gestern brachte hoher Einsatz an Blut und Munition an kaum einer Stelle der langen Front ihm Vorteile. Vielfach gingen unsere Truppen zum Gegenangriff über und entrissen dem Feind Gelände, das er tags zuvor erobert hatte. Besonders zeichneten sich am Smodrec -die Marbur ger Jäger aus, die vorstoßend sich über 40 Gefangene und zwei Maschinengewehre aus der feindlichen Stellung holten. Heeresgruppe des Generalfeldm. o. Mackensen: In Westrumänien suchen die von ihrer Armee abge- schnittenen rumänischen Truppen durch Einschlagen wechseln der Richtungen sich ihrem unvermeidlichen Schicksal zu ent ziehen. Gestern nahmen ihnen die deutschen und österreich isch-ungarischen Verfolger über 360 Gefangene ab. Die über Campulung und Pitesti, links der Flutztäler in die Walachei vordringenden Kolonnen nahmen reiche Beute an Gefangenen, Geschützen und Fahrzeugen, insbe sondere Bagagen. Gegen unsere vom Alt her vorgehenden Kräfte setzte sich der Feind an den zahlreichen Flüßabschnitten zur Wehr er wurde geworfen. Auch der Offensio-Stoß einer rumäni schen Division, der unsere Kavallerie auswich, konnte unser Vordringen nicht aushalten. Die Donau-Armee erkämpfte den Uebergang über die Neajlov-Niederung und näherte sich dem Unterlaufe des Arg- ksul in Richtung aus Bukarest. Außer den hohen Verlusten haben die Rumänen ge stern — dre gemeldeten Zahlen ausschließlich — über 2500 Ge fangene, 21 Geschütze, dabei 3 Mörser, eingebüßt. In der Dobrudscha griff der Feind den ibulgarischen linken Flügel an. Im Feuer brachen die angreifenden Mas sen zusammen. An dem Fehlschlage konnten auch englische Panzerkrastwagen nittts ändern, deren 2 vor den Hindernis sen zerschossen liegen blieben. Mazedonische Front. Die Truppen der Entente stießen wieder vergeblich gegen die deutschen und bulgarischen Stellungen nordwest lich von Monastir und bei Gruniste (östlich der Cerna) vor. Der erste Eeneralquartiermeister. (W.T.-B-) Ludendorff. Wien, 1. Dezember. (vV.l.-k.) Amtlich wird verlautbart: Vestlicher Ariezsschauplay. Heeresfront des Generalfeldmarschalls v. Mackensen: Die Donau-Armee dringt südwestlich von Bukarest gegen den unteren Acgesu vor. Südlich »vn Pitesti und südlich und östlich von Campulung wurde durch die siegrei chen Kolonnen der Verbündeten erneuerter rumänischer Wi derstand gebrochen. Die Einbuße des Feindes an Gefange nen betrug auch gestern mehrere Tausend; die Beute an Geschützen und Kriegsgerät ist groß. Heeressront des Generals der Kavallerie Erzherzog Josef: Die Russen setzen nach wie vor alles daran, gegen die tapferen Truppen der Generale o. Arz und v. Koevetz durchzudringen. Die Schlachtfront erweiterte sich gegen Sü den, da sich im Grenzgebirge östlich von Kezdi - Vasarhely die Rumänen dem Angriffe anschlosssn. Der Kampf wurde wieder mit größter Erbitterung geführt. An zahlreichen Stellen ging der Verteidiger zum Gegenangriffe über. Der Erfolg war auch gestern ganz auf unserer Seite. Heeressront des Generalfeldmarschalls Prinzen Leopold von Bayern. An der Zlota-Lipa schlugen ottomanische Truppen einen rus sischen Vorstoß ab ; sie folgten dem geschlagenen Gegner bis an seine Gräben. Italienischer Ariegsschauplatz Der Geschützkampf südöstlich von Görz und auf der Karst - Höchfläche hielt in wechselnder Stärke an Unser Feuer brachte mehrere Munitions- und Minen-Depots der Italiener zur Explosion. Auf einzelnen Kärntner und Tiroler Abschnitten herrschte lebhaftere Artillerie-Tätigkeit. Feindliche Flieger warfen im Etsch-Tale Bomben ohne Schaden zu verursachen. Südöstlicher Rrieqsschanplah. Nichts Neues. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Höfer, Feldmarschalleutnant. Vm Valks«. In Bukarest. "r. u. Äopenhagen, 2. Dezember. Ueber die Lage in Bukarest berichtet der Pariser Korrespondent von .Poli tiken" : In den Straßen der Stadt, die von einem Teil der Zivilbevölkerung geräumt wurde, kann man das Dröhnen der schweren Geschütze von der Donau Armee hören. Die deutschen und bulgarischen Truppen stehen im Süden nur 40 bis 50 Kilometer von den Festungswerken. Trotzdem sind die Rumänen ruhig und entschlossen, jeden Kilometer ihres Bodens zäh zu verteidigen. Der frühere Ministerprä sident Marghilonan, der bis zum Eingreifen Rumäniens in den Krieg Führer der Neutralisten war und noch kürzlich den Eintritt in das Kabinett Bratianus ablehnte, Hal jetzt einem französischen Journalisten gegenüber folgende Äußer ungen getan: Was immer geschehen möge, eine Sache steht fest - Rumänien hat in den Krieg eingegriffen, und nun muß es, welche Verluste es auch erleiden und welches Unglück ihm auch zustoßen möge, den Krieg sortsetzen bis zum Äußersten. Ich, der früher ein eifriger Freund des Friedens war, bin nun ein Anhänger des Krieges gewor den. Ich bin und werde es bleiben. Die Lage ist ernst. Es ist notwendig, datz wir energische Männer haben nicht nur im Heer, sondern auch in der Regierung. Die Russenhilfe kommt zu spät. kngano, 30. November. (Telunion.) Der römische Meffagero gesteht bemerkenswerter Weise zu, datz die russi sche Hilse, von der niemand etwas genaues wisse, selbst dann zu spät konime, wenn sie nicht mehr lange auf sich warten lasse. Den enormen Vorteil, den die Deutschen durch die Vereinigung der Armeen Falkenhayn und Ma ckensen erreichten könne sie nicht mehr gut machen- Iss MchtW. König Friedrich August überwies der Kriegsorganisation Dresdner Vereine zu der gestern begonnenen, heute fort gesetzten Haussammlung 3000 Mark. Geh. Rät Professor Dr. Hempel, früher dreimal Rektor der Dresdner Hochschule, ist gestorben. Die Landesversammlung des Bundes der Landwirte in LI Dresden, in der Freiherr von Wangenheim und Dr Wild grube sprachen, nahm einen glänzenden Verlauf. Der Reichstag hat gestern ein Ergänzungsgesetz zum Kriegs- gewinnsteuergesetz in allen drei Lesungen angenommen. Die Volksspende für die deutschen Kriegs- und Zivilgesan- genen hat bisher 12V, Millionen Mark ergeben. In Warschau sand gestern unter grotzer Anteilnahme der Bevölkerung der feierliche Einzug der polnischen Legio nen statt. Der testamentarischen Verfügung des verstorbenen Wirkl. Geh. Rats Lingner entsprechend wird Schloß Taraip in den Besitz des Grotzherzogs von Hessen übergehen. VwMeriGt der Pulsnitzer Wochenblatt». Die Aussicht auf glückliche Nachrichten. Frankfurt, 2. Dezember. Aus Berlin läßt sich die „Frankfurter Zeitung" berichten, daß an Stellen, die sonst über die Aussichten und die Absichten der leitenden Staatsmänner in den verbündeten Ländern unterrichtet zü sein pflegen, an die Worte des bulgarischen Niniler präsidenten Rodeslawow, er hoffe, daß in einiger Zeit di« verbündeten Regierungen glückliche Nachrichten be kannt geben können nicht sicher zu deuten vermag und nur aus Vermutungen angewiesen ist, die im allgemeinen dahin gehen, daß Radoslawow auf irgendwelche Folge« des wahrscheinlicben Zusammenbruches angespielt habe. 'Zer deutsche KriW-TszesKericht von heute besagt: Dresden, dm 2- Dezember.1916. >/,4 Uhr nachm Großes Hauptquartier, 2. Dezember 1916 Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz- Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls Kronprinz Rupprecht von Bayern: Auf beiden Ancre-Usern, am Dt. Pierre Vaast-Walde und südlich der-Somme b>s Chaulnes entwickelten sich zeit» weilig Ariilleriekämpse. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeldmarschaus Prinzen Leopold von Bayern: Russische Vorstöße nördlich Smorgon und südlich von Pinsk scheiterten verlustreich. Front des Generalobersten Erzherzog Josef: Die Angriffe der Russen und Rumänen in den Wald karpathen und im siebend ürgischen Grenzgebirge dauern an- Die Anstürme richteten sich gestern vornehmlich gegen unsere Stellungen an der Baba Ludowa und Gura Rucada, östlich von Dorna Watra, sowie im Trotosu- und Ojtoc - Tal wo sie vergeblich und mit schweren Verlusten für den Feind en deten. Die deutschen Truppen in Len Waldkarpathen machten bei Gegenstößen über 1000 Gefangen. Heeresgruppe ds Generalfeldm. v. Mackensen: Der Kampf in der Walachei entwickelt sich zu einer großen Schlacht Der aus dem Gebirge südlich von Cam pulung herauslretende Armecflügel gewann in den Wald bergen zu beiden Seiten des Dambovit-Abschnittes kämp fend Boden. Am Argesul, südlich Pitesti, ist die sich zuM Kampf stellende erste rumänische Armee von deutschen und österreichisch-ungarischen Truppen nach zähem Ringen durch- krochen und geschlagen warben. Das bis zu einem Divissonsstabsauartier vorstoßende oft bewährte bayrische Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 18 nahm dort gefangenen Generalstabsosfizieren Befehle av, aus denen heroorgeht, daß die von uns durchstoßene Stel lung der ersten Armee sich bis zum letzten Mann schlage« sollte. Der Armeeführer, wohl im Bewußtsein des geringe« moralisch.Wertes s ünerTruppen knüpstean deniimramanische« Phrasen-Schwung gehaltenen Ausdruck .Auszuhalten und bis zum Tode gegen die grausamen Barbaren S« Kämpfen" die Androhung, sofort Todesstrafe zuvollstrecken gegen die Feiglinge seiner Armee. . , Weiter unterhalb bis nahe der Donau ist der ArgeM im Kampfe erreicht. .. An Gefangenen hat, soweit Zählung bisher mögn«- der 1. Dezember uns 51 Offiziere, 6115 Mann, an Beule 43 Geschütze und >00 gefüllte Munittonswagen neben viele« hundert anderen Truppenfahrzeugen eingebracht. . In der Dobrudscha schlugen bulgarische Truppen starke russische Angriffe ab. Mazedonische Front: Auch auf diesem Kriegsschauplätze blieben wieder Dor- stötze der Entente nordöstlich von Monastir und bei Grumm ohne jeglichen Erfolg Der erste Eeneralquartiermeister. sW. T. B.) Ludendorff.