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Nr. 143. Vulsnitzer Wochenblatt - Dienstag, den 28. November 1916. Seite Die Kriegs-Volkszählung am 1. Dezember LM8. 8wt. lläntt. In zahlreichen Füllen traten die Behörden in den letzten Jahren bereits an bestimmte Kreise der Be völkerung mit der Aufforderung heran, durch Eintragung in Listen oder Zählblätter Angaben zu liefern, die zur Lösung der durch den Krieg erwachsenen Verwaltungs ausgaben benötigt wurden. Nun mutz aber auch der Ge- samtbestaud der Bevölkerung selbst festgestellt werden, und zu deni Behnfe findet am 1. Dezember 1916 eine Kriegs- Bolkszählung statt. Rascher als je mutzten alle Vorbereitungen getroffen werden, um die ZählungSlisten — es sind fast 1 X> Millio nen in Sachsen allein — rechtzeitig herzustellen, zu versen den nnd zu verteilen. Nachdem dies erledigt, gilt es, nicht nur aus den Krersen der Beamten, der Geistlichen, der Lehrer, der Schuler Hilfskräfte zu gewinnen, sondern auch möglichst viele andere, hinreichend gebildete Personen beiderlei Geschlechts anzuwerben, die bereit sind, als Zäh ler mitzuwirken; denn ie mehr Zähler zur Verfügung stehen, desto kleiner können die Zählbezirke gebildet werden, desto mehr wird die Arbeit des einzelnen Zählers erleichtert und darum das Gelingen der Zählung gewährleistet und ihre Erledigung beschleunigt. Bei dem so oft betätigten Gemeinsinn unserer Be völkerung ist zu erhoffen, daß es den Gemeinden, denen die Ausführung der Zählung in ihrem Gebiete und die An werbung der Zähler obliegt, gelingen wird, die erforder liche kleine Hilfsarmee von Zählern zu gewinnen. Das übrige hängt dann wesentlich von dem Zusammenwirken der Zähler mit den Haushaltungsvorständen ab. Es han delt sich nämlich darum, daß die einzelnen Zählungslisten von der Bevölkerung so genau und vollständig ausgefüllt werden, datz sowohl die Zähler als auch die mit der Ferti gung der ersten Auszählung Beauftragten und dafür ver antwortlichen Gemeindebehörden sich den ihnen hiermit zufallenden weiteren Aufgaben sofort widmen können, ohne erst durch allerhand Mängel, die sich in den ausge- süllten Listen finden, gehindert und ausgehalten zu werden. Vor allem darf erwartet werden, datz kein Haus haltungsvorstand durch Gleichgültigkeit oder durch irgend welche ganz unangebrachte Bedenken die Aussüllung ver schleppt oder gar dem wahrhaftig genügend in Anspruch genommenen Zähler mit Mißtrauen begegnet; denn nach den Bestimmungen des Bundesrates ist es unzulässig, datz von den Angaben, die in die Listen eingetragen werden, ein anderer Gebrauch gemacht wird als zur Herstellung der notwendigen statistischen Tabellen. Besonders werden die Zählungslisten zu Steuerzwecken in keiner Weise verwen det. Es mutz sich ieder vergegenwärtigen, datz er bei der Ausfüllung der Listen großen Aufgaben dient, deren schleu nige Lösung im vaterländischen Interesse geboten ist. Es sind das Aufgaben der Vorsorge und der wirtschaftlichen Fürsorge, die ohne genaue Kenntnis der Zahl der Bevöl kerung und ihrer Zusammensetzung nach Älter, Geschlecht, Beruf, Staatsangehörigkeit usw. nicht mit hinreichender Sicherheit von den Verwaltungen gelost werden können. Sehen wir uns die Haushaltungsliste an, die in den nächsten Tagen federn HaushaltungSvvrstande zuacstellt wird, damit er die Angaben über sich und seine übrigen Haushaltungsmitglieder darin eintragcn kann. Da finden wir 17 Spalten mit Fragen. Die meisten sind solche, aus die für jeden einzelnen Menschen irgend eine Antwort ge geben werden mutz; nur am Schluß kommen aus Militär- Verhältnisse und auf Kriegsgefangene bezügliche Fragen, die nur von den Personen auszufüllen sind, für die die Fragen zutreffen. Zur Erleichterung der Ausfüllung sind die Angaben für zwei Musterfamilien vorgedruckt, die eine mit gewerblichem, die andere mit landwirtschaftlichem Be ruf. Natürlich kann eine solche Musterausfüllung zwar einen Anhalt für die Art geben, wie die Angaben einzu tragen sind, aber das, was für die Mustersamilie in den einzelnen Spalten eingetragen ist, trifft natürlich nur bei emem ganz verschwindenden Bruchteil der Bevölkerung so genau zu, daß es einfach abgeschrieben werden kann. Es ist daher davor zu warnen, daß man sich allzu genau an die Musterausfüllung halte; nur das, was ist, soll ein getragen werden. Abkürzungen aller Art werden in man chen Spalten notwendig sem; doch möchten sie nur da ge macht werden, wo kein Mißverständnis entstehen kann. Was die Reihenfolge der Eintragungen betrifft, so soll zuerst der Haushaltungsvorstand kommen, dann seine Ehe frau, die Kinder, andere Anverwandte usw. in der Reihen folge, wie es vorqedruckt ist. Tie Hauptsache ist, daß nie mand wegqelassen wird, der zur Zählungszeit, das ist in der Nacht vom 30. November zum I. Dezember, in der Haushaltung anwesend war; es ist dabei gleichgültig, ob der einzelne dauernd zur Haushaltung gehört oder nur zu vorübergehendem Aufenthalte da war. Bei früheren Zählungen hat es sich öfters herausgestellt, daß man ganz kleine Kinder nicht mit in die Zähtungslisten eintvug in der irrigen Meinung, sie kämen dafür noch nicht in Be tracht; die Eintragung der kleinen Kinder ist aber gerade so unerläßlich wie die der Erwachsenen. Den schwierigsten Teil der Eintragungen bilden die Spalten sür den Beruf. Es wird nämlich einerseits ge fragt, welchen Beruf und in welcher Stellung (als felbstäu- diger Unternehmer, Handwerker, Hausgewerbetreibender usw., als Angestellter, als Heimarbeiter) ihn jede männ liche oder weibliche Person am 1. Dezember 1916 ausübt, und in welcher Art von Betrieb sie beschäftigt ist. Dabei sollen diejenigen, die überhaupt keinem Beruf angehören (in der Hauptsache also Kinder und manche Ehefrau), „ohne Beruf" einschreiben oder allenfalls auch „erwerbs unfähig"; es empfiehtt sich dabei, diese Eintragung durch alle drei genannten Spalten (für die Berufstätigkeit, die Stellung im Beruf, d.e Art des Betriebes) durchzuschrei ben. Diejenigen, die- einen Beruf ausüben wollen und ausüben können, aber am Zählungstage arbeitslos oder krank sind, sollen die Fragen nach der Berufstätigkeit und der Stellung im Beruf ausfüllen, in der Spalte 13 aber, die für die Art des Betriebes bestimmt ist, „arbeitslos" oder „ohne Erwerb" oder zutreffendenfalls auch „krank" einschreiben. Frauen, die ihren beim Militär befindlichen Ehemann in seinem Gewerbe vertreten, wollen dies an geben. Weiter wird auch danach gefragt, wie die Berufsver hältnisse bei den einzelnen Personen bei Kriegsbeginu, d. h. vor dem 31. Juli 1914, gewesen sind. Auch die Ant worten auf diese Frage sollen dazu dienen, etwaige Maß nahmen der Wirtschaftsvorsorge für die gesamte Bevölke rung des Reiches zu ermöglichen. Es ist allgemein be kannt, daß unsere wirtschaftliche Betätigung sich während des Krieges sehr stark geändert und den neuen Verhält nissen angepaßt hat; daß bei dieser gewaltigen Verschie bung, die in der Hauptsache nicht planmäßig vorgenom men werden konnte, manches nicht so ging, wie es bei sorg fältiger Vorbereitung hätte gemacht werden können, ist klar. Die Feststellung der früheren Berufsverteilung im Vergleich mit der jetzigen soll nun dazu dienen, die spätere Rückbildung in Friedensverhältnisse vorzubereiten, wie ja auch bereits eine eigene Reichsstelle sür Uebergangswirt- schaft geschaffen worden ist. Besondere Fragen werden an die im wehrpflichtigen Alter stehenden männlichen Personen gerichtet, die deutsche Neichsangehörige sind; sie sind in getrennten Spalten zu beantworten, je nachdem die Betreffenden oem Heere an gehören oder nicht. Dazu kommt eine Frage sür die in diesem Kriege Beschädigten. Von der Riesenarbeit, die die Bearbeitung der Stati stik aus den zu sammelnden Haushaltungslisten macht, soll hier nicht die Rede sein. Es sei nur nochmals mit Nachdruck auf die ernste Bedeutung hingewiesen, die die sorgfältige und streng wahrheitsgemäße Ausfüllung der Listen für die Brauchbarkeit der Zählungsergebnisse hat. Darum möchte alles geschehen, um diejenigen Volkskreise, Welche einer Aufklärung darüber bedürsen, bei der Aus füllung zu unterstützen; Schulen und Vereine werden sich ein besonderes Verdienst erwerben, wenn sie sich der Sache annehmen, damit die Millionen kleiner Bausteinchen, aus denen sich das Gebäude unseres Wirtschaftslebens zusam mensetzt, richtig dargestellt werden und in ihrer Gesamt heit einen Ueberblick bieten, der den weiteren sachgemäßen Ausbau unserer Kriegsorganisatiou ermöglicht. Dazu kann ein jeder zu seinem Teil beitragen, wenn er seine Liste sorgfältig ausfüllt. Zivildieust nnd Presse.^W Die Beziehungen des neuen Zioiidienstgesetzcs zur Presse h wen im Haupmusschusse der Reich tages eine Klä rung erfahren In der Debatte hatten beide Redner des Zentrums die Frage nach dem Schicksal der Kleinprcsse ge' stellt unter Hinweis aus die Haltung eines Armee- Kom mandos Daraus erklärte Staat sekretär Dr. Helfferich: „Was im besonderen die Presse anlange so wisse die Regierung ganz genau, daß die Ausrechterhaltung aüch der mittleren und kleinen Presse während dec ganzen Dauer des Krieges eine dringende vaterländische Notwendigkeit sei. Die Regierung hätte ja schon früher besondere Maßnahmen getrsffen, um angesichts vorliegender technischer Schwierig keiten das Weitererscheinen auch der mittleren und kleinen Zeitungen zu gewährleisten. Wenn in der Erörterung aus einzelne Fälle hingcwiesen worden sei, wo lokale Funktio näre nur geringes Verständnis sür die Notwendigkeit der Erhaltung der Presse gezeigt hätten, so habe dies keine Be deutung, da bei der Durchführung des Krtegsdienstgesetzcs d.e lokalen Ausschüsse an einheitliche Weisungen gebunden jein würden, die vom Kriege Ministerium bezw. vom Kriegs amt ausgehend Auszug aus den Verlustlisten Nr. 359—362 der Königlich Sächsischen Armee. Lrsay-Infanterie-Regiment Nr. 52. Rasch, Rein hard, 2. Komp, Hauswalde, gefallen 5 Infanterie-Resiment Nr. (02. Bergmann, The odor, 1. Komp., Utffz., Höckendorf, gefallen Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 105. Frenzel l, Erhard, 2 Komp, Pulsnitz, l. v., Kops. Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. (07. Sachse, Hermann, 12. Komp, Utffz., Gersdorf, bish. in Gesgsch., ist am 21. 2. 16 i. Gesgsch. gest. A. N. (V. L. 58/130).' Reserve-InsanterioRegiment Nr. 155. Dost, Alfred 8. Komp. Gersdoks, bish. verm. i. Gesgsch. (D. L. M7). Infanterie-Regiment Nr. 166 Hentschel, Georg, 5. Komp. Pulsnitz, l. v. 27. 9, 15 (Nachtrag). Reserve-Infanterie-Regiment Nr. 269. Schemel!, Willy, 1. Komp.) Lichtenberg, bish. verm. i. Laz. gest. Schützeu-(Füsilier-)Regimcnt Nr. M. Kühne, Paul, 2. Komp. Oberlichtenau, bish. verm. i. Gesgsch V. L. 335. Reserve-Iufanterie-Regiment Nr.2^. Kempe, Wal ter, 10. Komp. Niederlichtenau, bisher vermißt, in Gesgsch. V. L. 386. Enge, Friedrich, 11. Komp. Utffz. Niederlichte- nau, bish. verm. t. Gesgsch (D- L. 336. Pleul, Kurt, 12. K. Weißbach, bish. verm. i. Gesgsch. V- L. 344. Reserve Infanterie Regiment IM. Wähner, Paul, 1. Komp. Oho.V ,l. v. b. d, Tr. Boden, Erwin, 4. Komp. Gesr., Oberlichts au, l. v. 5. Infanterie-Regiment Nr. 102. Mütze, Max, 7. K. Utffz., Pulsnitz, l. v. Reserve-Infanterie - R giment Nr. 105. Hommel, Emil, 3. Komp? Utffz., Oberstem«, schm. v. Mager, Paul, 4. Komp. Gersdorf, gefallen. Kleinstück, Oswin, 11. Komp Oderlichteau, gefallen. 9. Infanterie-Regiment Nr. 155. Hofmann, Kurt, 3. Komp. Mittelbach, bish. schw. ist am 15.10. 16 in einem Feldlaz. gest. V. L. 353. 12. Insanterie-Regim nt Nr. 177. Lantzsch, (nicht Läntzsch) Erno, 3 Komp. Gesr. Höckenoorf, verm. V- L. 3:^ Küchler, Martin, .4. Komp Gesr. Ohorn, bish verw., ist v. in Gesgsch. V. L. 337. Petzold, Otto, 5. Komp., Bischheim, bish. verm. ist l. v. i. Gffgsch. tV. L- 337. Mütze u, Alfred, 6. Komp. Obersteina, bish. verm, i. Gesgsch. V. L. 337. Reserve - Infanterie - Regiment Nr. 242. Hübler, Max, 4. Komp. Lichtenberg, bish. verm in Gesgsch. B.L.341. Oswald, Richard, 9. Komp Utffz. Oberftelna, bish gefallen gem. ist verw. und am 17. 9. 16 in einem Feldlazarett ge- storaen D.L. 340. Valentin, Willy, 11. Komp. Höckendorf, bish. vermißt, i. Gesgsch. V. L. 340. Mildner, Kurt, 12 K. Gersdorf, bish. vermißt, i. Gesgsch. V. L. s40. Voraussichtliche Witterung. 29. November. Wechselnd bewölkt, zeitweise heiter, ziemlichmild, strichweise noch etwas Regen. Die Spione. Kriegsroman von Johannes Fnnck. 32 „Aina! Amal" rief Pekka wieder, der bei dem Anblick der entführten Geliebten von einer wilden Wut ergriffen wurde. Er sammelte alle seine Kräfte und suchte, sich frei zu machen. Der Strick riß endlich, und Pekka stürzte der Geliebten nach, wurde aber von den Leuten des Barons eingeholt und von neuem, diesmal aber derartig gefesselt, daß an ein Frei werden nicht zu denken war. Inzwischen waren Aina und Jerker außerhalb des Gesichtskreises. Ganz iu der Nähe des Weilers, zwischen dem dicken Busch werk, tauchte, als Jerker davouritt, plötzlich ein wunderliches Gesicht ans. Mit erstaunten Blicken betrachteten die Augen in diesem Antlitz die Reitenden, und der zusammeugekuifsene Mund flüsterte: „Auch sie in den Händen der Verräter!" Das dunkle Antlitz leuchtete auf, als es Pekka glückte, sich seiner Fesseln zu entledigen. Es wurde aber wieder ganz düster, als er überwältigt und von neuem gebunden wurde. Daraus verschwand das Antlitz wieder hinter dem Gebüsch. Es war Olla, die Zigeunerin. Sie hielt sich eine Weile in ihrem Versteck, daun entfernte sie sich vorsichtig, während sie leise murmelte: „Pckkas Freunde sind auf dem Hohe»see- berg. Aber wohin ritt Jerker mit Aina. Ich muß mit den Leute» ans dem Hohenseeberg spreche». Es mag koste», was es will. Sie solle» wissen, wo Pekka ist und sollen ihn be freien. Dem allgemeine» Bestell muß meiue Rache weichen." Je weiter sie sich von den Hütten entfernte, desto sicherer war ihr Gcwg, und es dauerte auch nicht lauge, daß sie den Hohenseeberg erreichte. Auf der Schloßterrasse standen mehrere Finnländer in eifrigem Gespräch, so daß sie Olla erst gewahr wurden, als sie zwischen sie trat. „Gottes Friede!" sagte sie sauft. Die Leute blickten sie wütend an. „Mach', daß Du fortkoiumst, verdammte Hexe," rief der Eine „Du bringst uns Unglück!" rief der Zweite. „Fort mit dem Teilfelszeug!" ertönte es im Chor, „Ich weiß, es ist Ai»a," sagte Nadeschda. .„Hat Pekka sie gesehen?" „Ja, und um ein Haar wäre er uns bei der Gelegenheit entflohen. Er war ganz verzweifelt und entledigte sich in seiner Wut den Fesseln." „Ich will Euch deu Weg zu Pekka zeigen," sagte sie mit scharfer, klarer Stimme und richtete sich auf. „Hört," riefen einige und traten näher an sie heran. Un sinn. Den Weg kennt Anti, und Anti ist ein flinker Junge. Außerdem sind Jerker und Aina wohl schon bei ihm." „Jerker bat Aina entführt," rief Olla ans. „Jerker soll Aina entführt haben? Haha, haha. Das Mäd chen läßt sich nicht entführen," ertönte es. „Ich habe es mit eigenen Augen gesehen. Er ist mit ihr davongeritten, nnd sie hat sich gesträubt und »ach Pekka ge rufen," versicherte die Zigeunerin. „Jerker soll mit ihr davongeritten sein! Jerker, der über haupt keiu Pferd zur Verfügung hat! Du lügst, verwünschte Hexe. Du willst uns in den Wald locken, willst uns den Ruffen ausliefern," schrie es wild durcheinander. Olla floh entsetzt vor dem wilden Haufen, mtt dem sie es so gut meiute, der sie aber nicht verstehen wollte, weil sie Zi geunerin war, zu der verachteten, verfolgten Menschenklasse gehörte. So schnell ihre alten Beine sie tragen konnten, flüch tete sie. Hinter ihr her aber ertönten wilde Verwünschungen und lauter Lärm und auch einige Steine wurden ihr nach geworfen, die aber glücklicherweise ihr Ziel verfehlten. Inzwischen hatte Anti oder Nadeschda, wie wir die rus sische Abenteuerin jetzt wieder nennen werden, sich auf den Weg gemacht, um deu Aufeuthaltsort des Barons zu erspä hen! Auf ihrem Wege gelangte sie denn schließlich an die Hütten, die den Baron und seine Leute beherbergten, als sie von einem der Diener angehalten wurde, de» sie selbst in den Sold des BaronS gebracht hatte. „Still! Ich bin Nadeschda!" flüsterte sie dem Posten zu. Der Mann stutzte, blickte sie an und erkannte sie wieder. „Ist der Herr Baron hier?" fragte sie. „Ja!" lautete die Antwort. „Sind gefangene Finnländer hier? Habt Ihr Pekka?" »Jal" ".Sind sie wohl verwahrt?" „Ja!" „Draußen oder drinnen?" „Draußen." „Ist Jerker hier vorbeigeritten?" »Ja — er hatte ein Mädchen bei sich auf dem Pferde." „Hm! Ist er denn jetzt gut gebnuden?" „Ja, zum zweiten Mal wird er uns nicht entwischen." „Gut! Wo ist denn der Herr Baron?" „In einer der Kohlenhütten." „Kann Pekka oder einer der Gefangenen mich sehen, wenn ich dorthin gehe?" „Jal". „Das ist nicht gut. Nehmt mich deshalb gefangen und führt mich vor den Baron. Ich bin ja als Fimlläuder ge kleidet. Achtet nicht darauf, wie sehr ich auch unterwegs schreie, und wie widerspenstig ich mich auch gebärde. Bindet nur ordentlich fest, wenn es auch schmerzt," sagte sie lachend. Jetzt aber vorwärts mit mir!" Es geschah, wie Nadeschda befohlen hatte und unter star kem Widerstande und lauten, Geschrei seinerseits wurde der uuge Finnländer an den Gefangenen vorbeigeführt, die ihn ür einen Leidensgenoffen hielten und weidlich auf die grau- amen Russen schalten, die nicht Weib und Kind schonten'. Als Nadeschda vor den Baron geführt wurde, schien dieser sie nicht zu kennen. Sein Antlitz lag in tiefe», ernste» Falte», und er hatte gerade einige harte Worte an den jugendlichen Gefangenen auf den Lippen, als er zu seiner Verwunderung von diesen, den eigeilartigen Grilß hörte: „Guten Morgen, Baron. Ich komme mit Grüßen von Kosatkowsky." Der Baron sah seinen Gast scharf an. „Nadeschda!" rief er aus, und ein Lächeln erhellte seine Züge. „Jawohl — Nadeschda I" „Willkommen I" rief der Baron. „In diesen, Elend bedarf man wirklich guter Freunde. Die verwünschten Bauern ha ben mich aus Haus und Hof getrieben." „Ich weiß alles. Die Bauern Hausen auf dem Hohensee berg, daß es eine wahre Freude ist. Sie verzehren alles, wa sie vorfiuden, und den Keller haben sie schon tüchtig geplün dert." „Verflucht!" murmelte der Baron. L30.L0