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Nr. 143. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag. den 28. November 1323. Seite 3. setzter Seite kommend überschritten, wurde wiederum als Uebergangspunkt gewühlt. Aus Pontons und Booten über setzten dst ersten Abteilungen nach kurzer Artillerievorberei tung den Strom und vertrieben die schwachen rumänischen Abteilungen, weiche nur geringen Widerstand leisteten. Dann begann der Brückenbau. Im ganzen wurden vier Brücken geschlagen, worauf zuerst deutsche, sodann bulgarische und schließlich türkische Truppen übersetzten. Freitag morgen war der Uebergang so gm wie vollendet Der Vormarsch begann nach drei Richtungen auf Ceracol, ferner aus Giur- giu, schließlich auf Alexandria. Daß die Rumänen dem Uebergang über ine Donau so geringen Widerstand leisteten, erklärt sich daraus, daß ihnen unsere Absicht verborgen ge blieben war. Da sie aber trotzdem, an einem so wichtigen Punkt größere Truppenmassen Hütten aufstellen müssen, ist die Annahme wahrscheinlich, daß sie nicht über genügend Truppen zu diesem Zweck verfügten, da sie die Räumung der kleinen Walachei beschlossen hatten. Die Rumänen würden dann, wenn diese Annahme richtig ist erst Wider stand leisten an der Linie die etwa bei Giurgiu oder etwas stromabwärts beginnt, dem Arges-Laus folgt und bei Cam- pulung nach Osten umbiegt. Hauptstützounkt dieser Linie wir) die Festung Bukarest bilden Ferner würden auch die Petro entquellen von Ploesti dadurch gedeckt sein. Inzwi schen kann sich der Vierbnnd des Besitzes der kleinen Wa lachei der reichsten Kornkammer Europas und des freien Donauweges nach Bulgarien erfreuen, wodurch die Lage aus dem Balkan wesentlich gebessert ist. Venizelos erklärt Bulgarien den Krieg. London, 23. November. Nach einem Exchangetele gramm hat die Regierung Venizelos's Bulgarien den Krieg erklärt. Zur Räumung von Monastir. Lugano, 27. November. Der „Sccolo" veröffentlicht eine längere Drahtung aus Monastir, aus der deutlich her vorgeht, daß entgegen allen Behauptungen Monastir aus taktischen Gründen freiwillig geräumt wurde, denn drei Tage vor dem Einmarsch der Entente-Truppen war von Sofia aus der Abtransport der Archive und dir Rückkehr aller Zioilbeamten angeordnet worden. Die Verwaltung Mona- stirs wurde der serbischen Regierung unterstellt, Prinz Alex ander hat in der Stadt Wohnung genommen. Das Schicksal der' rumänischen Orsova-Division. Budapest, 27. November. Der Sofioter Berichter statter der „Az Eft" meldet, daß zur Verfolgung der bei Or- sooa isolierten rumänischen Gruppe Detachements ausaesandt wurden. Diesen gelang es noch nicht, die fliehenden Rumä nen adzufangen. Man hält es nicht für ausgeschlossen, daß die Rumänen ihre Uniwrm mit Zivilkleidern vertauschen und sich so durchzuschleichen versuchen werden, lieber die Donau können sie nicht kommen, denn sie würden dort von den Bulgaren empfangen werden. Falls aber, wie die jüng sten Amtsberichte melden, die rumänische Gruppe nordöstlim Turun-Severin Widerstand versucht, so ist ihr Schicksal ebenfalls besiegelt. Die Vereinigung Falkenhayns und Mackensens Der Sofioter Berichterstatter des „Az Est" meldet, daß sich Falkenhayn und Mackensen bei Clasina vereinigt Haden. Nach dem llebergang der Armeegruppe Mackensens über die Donau bei Sistovo ist die Front der Verbündeten in Rumänien nunmehr vereinigt, ebenso wie dies seinerzeit nach der Eroberung bei Kladooo im Feldzug gegen Serbien der Fall war. Platina liegt südöstlich von Cistesti, dem Brennpunkte der bei Rimnik und bei Ccmpulung kämpfen den rumänischen Armee. Die Wichtigkeit des Vormarsches jener Gruppe, die teils von Zimnicia, teils in nordöstlicher Richtung sich ausbreite! und bereits bei der Alexandra-Bahn angelangt ist, erhellt daraus, daß Alexandra M Kilometer von Bukarest entfernt ist. Iss Wichtigste. In der Monastir-Cbenc und den Bergen im Cerns- Vogcn hat die Entente eine schwere Niederlage durch Scheitern eines großen Angriffes von Trnova (nordwestlich Monastir) bis Makovo erlitten. Falkenhayn und Mackensen haben sich bei Cla sina vereinigt. Der Alt ist überschritten. Cürten de Arges ist genommen. Giurgko ist genommen. König Friedrich August sprach dem General von Falken hayn zu den glänzenden Erfolgen in Nordwest-Rumä nien telegraphisch seinen Glückwunsch aus. Aus Anlaß der in den Schulen bewirkten Zeichnungen auf die fünfte Kriegsanleihe ließ König Friedrich August Lehrern und Schülern seine Anerkennung aursprechcn. Die sächsische Staatseisrnbahnverwaltung wird infolge der Zugeinschränkungen Anfang Januar 1917 einen voll- ständig umgearbettelen Fahrplan einsühren. Der Reichstag trat am Sonnabend nachmittag zu einer kur zen Sitzung zusammen und setzte die erste und zweite Lesung der Hilssdienstpflicht für Mittwoch auf die Ta- gesordnung. Die Freigabe der Erörterung der Kriegsziele steht dem Der- nehmen nach im Lause dieser Woche bevor. Die Firma Heinrich Lanz in Mannheim hat eine Heinrich- Lanz - Krankenhaus-Stiftung mit einem Kapital von 2 öe 0 VW Mark gegründet. Admiral Fouruet verlangte von der griechischen Regierung die Auslieferung des Artillerieparks bis zum 1. Dezem ber und des übrigen Kriegsmaterials bis zum IS De- zember. Reuter läßt durchblicken, daß der Ministerwechsel in Ruß land herbeigesührt worden sei durch den Verdacht, daß Stürmer einem Sonderfrieden Rußlands nicht adge» neigt sei. -bei den letzten Stürmen sind die Austernbänke an der Küste von Biscaya vollkommen zerstört worden. Der Scha- - den ist unberechenbar- Der Kurs für englische Konsols ist an der Londoner Börse zum ersten Male seit über 160 Jahren unter 36 Prozent gesunken. Gefie der deutschen Hochseestreitkrüfte unternahmen abermals einen Vorstoß gegen die englische Küste; von der engli- schen Flotte wurde wieder nichts gesehen. Düs sächsische Jnfanrerir-Regiment Nr. 182 durchbrach öst lich von Tigveni die rumänischen Linien und nahm dem - Gegner 410 Gefangene und 7 Maschinengewehre ab. ^'« Regierung Venizelos' hat an Bulgarien und Deutsch land den Krieg erklärt. Die „Nowoje Wremja" meldet aus Bukarest die Zurück nahme der rumä fischen Donauverteidigung auf die Li nie Alexandria-Vidra—Smirna. Oertliche und sächsische Nachrichten. Pulsnitz. (Kriegsauszeichnungen.) Der Kriegsfreiwillige, Gefreiter im Pionier-Bataillon Nr. 12, Herbert Freyer, Sohn des Herrn Zolleinnehmer Freyer, hier, erhielt für hervorragende Leistungen, in der Somme- Schlacht und in den Argonnen, das Eiserne Kreuz H Klasse. Er ist bereits Inhaber der Friedrich August-Medaille. — Dem Soldat Georg Schmidt 9 Kompagnie Reserve In fanterie-Regiment 103 Sohn des Schuhmachers Louis Schmidt, wurde für sein mutiges und tapferes Verhalten, bei den letzten heißen und schweren Kämpfen an der Somme, unter Beförderung zum Gefreiten, das „Eiserne Kreuz jll Klasse" verliehen — Glücklich und aesund mögen diese jungen Hel den in ihre Vaterstadt zurückkehren. pnisuln. (Briefbestellung.) Jniolge der Ein ziehung des Mitt -gszuges 1.44 Uhr von Dresden kommt vom 1. Dezember ab die erste Nachmittags-Briefbestellung in Pulsnitz, die Nachmittags-Pvstsachenvesörderuna nach den Postagsnturen Lichtenberg, Oberlichtenau und Obersteina und die Nachmittags - Bestellung in diesen Orten in Weg fall. Beim Postamt Pulsnitz sind die P o st s ch a l t er vom 1. Dezember ab werktags nur noch von 8—12 vormittags und von 3—6 30 nachmittags geöffnet. pulsniy (Einschränkung der Personen züge.) Dor kurzem wurde bereits angekündigt, daß we gen der großen Anforderungen, oie gegenwärtig an die Ei- senbahnen herantreten, auch tm Bereiche der Sächsischen Staatseisenvahncn die Zahl der Personenzüge werde einge schränkt werden müssen. Einzelne geringfügigere Fahrplan- Lnderungen si*d ja mit Rücksicht auf Aenderunqen im preu ßischen Schnellzugsoerkehre bereits am 15 November in Sachsen eingetreten Wie wir hören, wird nun die Sächsi sche Staatseisenbahnverwaltung Anfang Januar 19>7 einen vollständig umoearbeiteien Fahrplan einführen. Die Gene raldirektion der Staatseisenbadnen beabsichtigt, zwischen 15. und 20 Dezember den kleinen (grauen) Taschenfahrplan und das (grüne! Kursbuch für Sachsen neu herauszugeben, so daß sich dann die Reisenden rechtzeitig mit den Äende- rungen vertraut machen können. Schon vor dieser allge meinen Aenderung des Fahrplanes werden aber bereits vöm 1. Dezember d. I. an eine größere Anzahl von Dersonen- zügen — zum Teil nur an Werktagen oder nur an Sonn- unv Festtagen — eingezogen werden. Es handelt sich da bei zumeist um weniger stark benützte Züge, namentlich auch solche in den späteren Abendstunden. Der Schnellzugsoer kehr bleibt zunächst noch unberührt; auch treten in den Ver- kehrszeiten der Züge, die bestehen bleiben, jetzt keine Aende- rungen »in. - Auf den hier einmünvenden Linim kommen in Wegfall: Durch Zug 885 ab Arnsdorf nachm- 1,23, in Pulsnitz nachm. 1,44: Zug 886 ab Pulsnitz 1240 in Arnsdorf 1,00, an ollen Tagen außer Sonnabends. Zug 878 ab Kamenz nachm. 3,03, in Bischofswerda nachm. 3,15; Zug 879 ab Bischofswerda 5,50, in Kamenz nach mittags 6,53, an Sonn- und Festtagen. see-HW - (Sieben-Uhr-Ladenschlu ß.) Im Be- reiche des 9 Armeekorps (Hamburg) ist mit Ausnahme der Mittwoche und der Tage vor den Sonn- und Feiertagen der Sieben-Uhr-Ladenschluß angeordnet worden. Gleichzei tig wurde die Polizeistunde im ganzen Korpsbezirk bis aus weiteres auf 11,30 Uhr herabgesetzt. Nur für die kommen den Festtage (Weihnachten, Silvester, Neujahr und Kaisers Geburtstag) ist die Polizeistunde auf 1 Uhr ausgedehnt. Ebenso ist die elektrische Beleuchtunasreklame und alle über flüssige Beleuchtung verboten. Mit der Herabsetzung der Polizeistunde wird eine Einschränkung des Betriebes^der öffentlichen Verkehrsmittel Hand in Hand gehen. — (Bestrafter Kriegswucher.) Das Gene ralkommando München hat sieben Geschäftsleuten, darunter eine Vergolderswitwe, ein Malermeister, ein Steinbruch agent und ein Drogist — die andern sind Fleischer —, die Geschäfte geschlossen und »en Handel verboten, weil sie dem kürzlich verhafteten, vielfach vorbestraften Aufkäufer Metzler im Kettenhandel Lebensmittel im Werte von Hunderttausen den und zu Wucherpreisen geliefert haben. Sein Hauptab nehmer, der Kautmann Georg Becker, Prokurist einer Le bensmittel-Großhandlung in Schwelm, der auf eigene Rech nung weiter wucherte, ist dort ebenfalls verhaftet worden. Odersicina (Kriegsauszeichnung. Dem Kanonier Franz Schäfer von hier wurde das Eiserne Kreuz ii. Klasse verliehen. Großröhrsdorf. (Festgenomme n.jO-HJn der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag wurde vom Besitzer des Grundstücks Nr. 323 ein daselbst sich hrrumtreibenüer russischer Kriegsgefangener fcstgenommrn und den Nacht schutzleuten übergeben. Derselbe war seit 10 Tagen aus Königsbrück mit einem andern Russen, welcher schon festge- nom.nen wurde, entwichen. Seine Heimat ist Moskau. Tagesgeschichte. Seutsches Reich. Breslau, 26. November. Der Trotz der Feinde-) Die „Schles. Ztq." schreibt in ih rem heutigen Leitartikel, betitelt der „Trotz der Feinde", zum Schluß: „Die Vertreibung der Gesandten des Vier bundes aus Griechenland ist eine so vollkommene Verhöhn ung von Recht und Gerechtigkeit und dabei zugleich eine für den Kriegsverlauf so nutzlose Maßregel, daß sich damit »er Vieroerband um den letzten Rest von Ansehen, den er noch vor »er neutralen Welt genoß, gebracht bar. Es ist der Trotz, der England zu so nutzloser Verhöhnung des Rechtes treibt, der Trotz der Erkenntnis, daß rs bereits ver spielt har. Wir sehen wohl, daß dieser Trotz noch nicht ge brochen ist, und daß England auch noch die Mittel besitzt, um seine Verbündeten in ihrer Abhängigkeit festzuhalten. Es müssen noch stärkere Schläge kommen, ehe die Einsicht siegt, daß aller Trotz das Rad der Weltgeschichte nicht zu rückdrehen kann. Zu diesen Schlägen rüsten wir uns nun. Die Einstellung des ganzen deutschen Volkes in den Dienst der Kriegsindustrie wird uns, so hoffen wir, mit Sicherheit Riesenkräfte verleihen. Nun erst, da wir «uch daheim alle daran arbeiten werden, unser Heer an der Front für jede nur erdenkliche Möglichkeit ausreichend mit Kriegsmaterial zu versehen, werden wir in Wahrheit und in vollem Um fange ein Volk in Waffen sein, dem Kein Trotz der Feinde mehr standhalten wird." Berlin, 28. November. D. v. (Wo steckt dr Flotte der Engländer?) Zum Vorstoß unserer See streitkräste schreibt die „Morgenpost": Zum vierten Mal innerhalb zweier Monate stoßen unsere Seestreitkräfte gegen die englische Ostküste vor, ohne daß die englische Flotte sich zeigt. Wo steckt nun duse? Man möchte annehmen, daß die Engländer sich bei ihrer Admiralität sehr dringend da nach erkundigen werden. Die von Balfour erst wieder jün-st betonte englische Herrschaft über die Meere ist jeden falls ein schöner englischer Traum. — Der Marincmfiarbei- ter der „Times" führt von neuem aus, daß die -mgliscke sManne auf solche Stceifzüge durch Angriffe auf die deut- chen Stützpunkte antworten müsse. Amerika waibing»:». Biel erörtert wird eine Rede welche Botschafter Gerard auf einem Essen gesichten hat, wozu ihn der Verleger Munsey eingAadm hatte. Jar herz liche: Willkomm ha: mich stark gemacht, jetzt,, wo im nach Deutschland mrückgehe, nicht nur'für die politischen, sondern auch für die wirtschaftlichen Rechte cwzutreten. New Por-, 28 November. (D i e a'm erikanische Friedensbewegung) Das Komitee für eine amerika nische Nsutralen-Kvnserenz, den' Leute angehören, die mir beiden kriegführenden Parteien sympathisieren, darunter die Herren Viuard, Sch ff und Speyer, ferner viele Professoren und Publizisten, wird überall Massenversammlungen veran stalten, um dem Präsidenten .ine Petition zu übermitteln, in der er ausgesordert werden soll, eine Konferenz der Neutra len gleich zum Zwecke der Vermittlung zusammenzuverufen. — Die New Bork Time " setzt die bereits erwähnte Arti kelserie fort, in oer sofort Fciedensschluß verlangt wird. Die „New 2)uk Tribune" steht darin nur einen Versuch. In ternationale Finanzkreise wallen den Frieden aus selbstsüch tigen Gründen herdeisürren. Griechenland, Athen, 26. November. Die Sym pathien für die Zentralmächte sind nicht wesentlich durch die Ausweisung der Gesandten gestärkt worden, was verheißend für die künftigen Beziehungen des Dierbunoes zu Griechen land ist. Was die gegenwärtige Forderung der Entente auf Auslieferung der mistarischen Rüstung des Landes betrifft; so sind der König und die Regierung entschlossen, diese um keinen Preis zuzugestehen. Italien. Lugano, 29. November. (Die Sorge Italiens.) Die italienischen Blätter machen au» ihrer schweren Sorge über die Lage Rumäniens Kem Hehl. Der „Corriere dellä Sera" sagt, der rumänische Krieg sei in seine peinlichste Phase eingcireten. Das Los Rumäniens dürfte noch in dieser Woche entschieden werden. Die Mittelmächte operieren mit solcher Schnelligkeit, daß die Russen und Ru mänen sofort antworten müssen, wenn sie nicht zu spät kom men wollen. „Popolo d'Jtalia" schreibt: Deutschland gibt das Schauspiel einer so großen Organisation, eines so uner schütterlichen Willen , einer so gewaltig konzentrierten Kraft, um zu siegen, daß nur mit verstärktem Stegeswillen und noch großartigerer Organiwtion antworten müssen. Die „Stawpa" sagt jedenfalls sei der rumänische Krieg für Ita lien eine wichtig Lehre, denn es sei nicht auszuschlietzen, daß die Oesterreiche die Italiener zugleich in Trenltno und an den panischen Alpen angreisen könnten. Deutscher Reichstag. " 78. Sitzung. Sonnabend, den 25. November. Mm Ministertische: Dr. Helfferich, Lis co. Präsident Dr. Kaempf eröffnet die Sitzung um S Uhr 15 Min. und gedenkt in herzlichen Worten des Herm gang 8 des Kaisers Franz Joseph. An ferner Bahre steht trauernd auch das deutsche Volk mit seinen Bundesgenossen, die gemeinsam kämpfen für Unabhängigkeit, Freiheit und Ehr« der Nationen. (Das Haus hörte die Rede stehend an.) Berichte des Ausschusses für Handel und Gewerbe. Aui der Tagesordnung stehen Bittschriften, die der Ausschuß für Handel und Gewerbe beraten hat. Sämtliche Eingaben werden nach den Vorschlägen des Aus schusses erledigt. Der Präsident gibt bekannt, daß die nächste Srtzung am Mittwoch, 2 Uhr, stattfindet; Tagesordnung: Vaterländischer Hilfsdienst. Abg. Gröber (Ztr.) beantragt, evtl, die zweite Lesung auf.die Tagesordnung zu setzen. Abg. Ledebour (S. Arb.-G.) erhebt hiergegen Widerspruch. Man will das Volk vollkommen knechten. (Pfui-Rufe und Unruhe.) Die Abgg. Bassermann (nl.), Gröber (Ztr.) und v. Paher (Vp.) verwahren sich gegen diesen Borwurj. Das vorge schlagene Verfahren sei zulässig. Abg. Scheidemann (Soz.) bittet, es bei der ersten Lesung allein bewenden zu lassen. Wenn nötig, könne die zweite Lesung dann doch noch erfolgen. Abg. Ledebour (Soz. Arb.-G.): Ein Gesetz von solcher Tragweite hat der Reichstag noch nicht gesehen. "Nach weiteren Ausführungen der Abgg. v. Westarp (kons.), v. Gamp (D. Fr.) und Ledebour (Soz. Arb.-G.) wird die nach dem Antrag Gröber (Ztr.) vorgeschlagene Tagesordnung gutgeheißen. Schluß 3V- Uhr. VaterlimdLscher HUfÄdienst» Entwurf eines Gesetzes betreffend den vaterländischen Hilfsdienst. 8 l. Jeder männliche Deutsche Vvm vollendeten 17. bis zum vollendeten 60. Lebensjahre, soweit er nicht znm Ticnste in der bewaffneten Macht cinbernfen ist, ist zum vaterländischen Hilfsdienst während des Krieges ver-' Pflichtet. 8 2. Als Vaterländischer Hilfsdienst gilt außer dem Dienst bei Behörden und behördlichen Einrichtungen insbesondere die Arbeit in der Kriegs industrie, in der Landwirtschaft, in der Krankenpflege und in kriegswirtschaftlichen Organisationen jeder Art, so wie in sonstigen Betrieben, die für Zivecke der Kriegfüh rung oder Bolksversorgnng unmittelbar oder mittelbar von Bedeutung sind. Tie Leitung des vaterländischen Hilfsdienstes liegt dein beim Königlich preußischen Kriegs ministerium errichteten KriegSamte ob. 8 3. Der Bundesrat erläßt die zur Am-nchrung dieses Gesetzes erforderlichen Bestimmungen. Er kann Zuwider handlungen mit Gefängnis bis zu 1 Jahre und mit Geld strafen bis zu 10 000 Mark oder mit einer dieser Strafen oder mit Haft bedrohen. 8 4. Das Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündung in Kraft. Ter Bundesrat bestimmt den Zeitpunkt des Außerkrafttretens.