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Nr. 127. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 21. Oktober 1326. Sette 3. Dar Wichtigste. Das sächsische Ministerium des Innern erlies; eine Verord nung über die Beswaffung der notwendigen Kartoffel mengen für die Bevölkerung Die Erste Kammer nahm die Anträge ihrer Zwischendepu tation zur Vorlrge über die staatliche Elektrizitätsver sorgung einstimmig an Generaloberst v. Kluck wurde aus seinen Wunsch zur Dis position gestellt: er wurde zum Chef des 6. Pommer- schen Infanterie-Regiments Nr. 49 ernannt. Die in Berlin lebenden Rumänen sind gestern auf Verfüg ung der Behörden interniert worden, sie werden nach dem Jmernierungsort Holzminden gebracht. In den Vogesen sind in den letzten Tagen heftige Schnee fälle einge^reten. Die Hödenzüge des grossen und klei nen Belchen sind bis tief herab verschneit. Auf ungarischem Gebiete befinden sich jetzt keine rumänischen Truppen mehr. Portugal wurde vom Dieroerband als Preis für seinen Ein tritt in den Weltkrieg ein beträchtlicher Teil Nord-Spa niens versprochen. Das serbische Heer, das gegenwärtig insgesamt 110000 Mann umfasst, davon 80060 in Mazedonien, hat bis Ende September 36000 Mann verloren. In Athen sanden neue Zusammenstösse zwischen Griechen und Franzosen statt. In Saloniki sind bedeutende Kontingente italienischer Trup pen angekommen. Prinz Waldemar von Preussen begab sich nach Konstanti nopel, um dem Sultan inB Auftrage des Kaisers einen Ehrensäbel zu überreichens England verhandelt mit den Vereinigten Staaten von Ame rika wegen Ausnahme einer-neuen Anleihe von 250 Mil lionen Dollars. ' - , > — Sonntagsgedanken. Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so un ruhig in mir? So hat vor Jahrtausenden der Sänger des 42. Psalms sich selber gefragt, wie in einem der heutigen Sonntagstexte zu lesen ist. Wieoiele mögen seitdem in ähn licher Lage pewesen sein, betrübten Herzens voll Unruhe und Bangigkeit Und jetzt erst in dieser Kriegszeit! Will da nicht auch bisweilen ein glö 'iges Herz, wie das des Psalmsängers ge wiß gewesen ist, ermeßen und verzagen? Es sind doch nicht bloss die äusseren Sorgen und Nöte, die uns betrüben und beunruhigen. Seichte Seelen, die sich nur davon bewegen lassen! Tiefer- angelegte Menschen werden noch von ganz anderem gequält und bestürmt, von Fragen, die sich weiter erstrecken als auf den häuslichen Sorgenkreis, auf die Zu kunft unseres Volkes, unsrer Kirche, auf die ganze künftige Entwicklung des Reiches Gottes, von Fragen, die tiefer gehen als die Magenfrage, Fragen, dir die eigne Seele und ihr Heil betreffen. Ungelöste Fragen und Probleme, schwere, dunkle Anfechtungen obne Zahl umringen jetzt die Seele wie die äusseren Feinde unser Volk Was sollen wir da tun? Gewiss Kämpfen obne langes Fragen und Zaudern, wie ge gen die äußeren, so auch gegen die inneren Feinde. Aber Wenns nun so lange dauert, so gar lange? Wenn Gott mit seiner Hilfe oorz'eht, auch gegen die feindlichen Gewalten des Unglaubens und-die Sünde, die die Seele bestürmen? Wenn es nun den Feinden gelingt, festen Fuß zu fassen nickt bloß draußen in einzelnen unsrer Gräben uno Dörfer an der Comme, sondern auch in unserm Herzen den inneren Fein den trotz unserer tapferen Gegenwehr? Ja, kämpfest du auch wirklich gegen all die Versuchungen und Anfechtungen Unserer Zeit mit der Waffe des Wortes Gottes, von der wir mit Luther fingen, dass dies eine Wörtlein, das schlichte Gottes wort, den bösen Feind fällen kann? Das Kämpfen bleibt die erste Bedingung des endlichen Sieges, draussen im Felde, wie drinnen im Herzen. Aber wenn du treu kämpfst, dann Kannst du alles andere getrost Gott überlassen und zu deiner betrübten und beunruhigten Seele sprechen wie schon jener Psalmsänger: Harre auf Go t, denn ich werde ihm noch dan ken, dass er mir Hilst mitrseinem Angesicht! K. l. 0r. Oertliche und sächsische Nachrichten. — (Eine Ziegenbalg-Erinnerung) bringt der 23. Oktober d. I., an dem 200 Jahre seit der Gründung des ersten tamulischen Predigerseminars in Trankebar durch den sächsischen Missionar Bartholomäus Ziegenbalg ausPuls- nitz vergangensind. Es ist bezeichnend für den Weitblick dieses ersten evangelischen Missionars, dass er schon in den Anfängen seinerArbeit die Bedeutung eines eingeborenen Predigerstandes erkannte. Seine Anstalt, die mit 8 tamulischen Christen be gann, bestand bis 1780. Doch ist auch das jetzige Lehrer seminar der Leipziger Mission insofern eine Fortsetzung der Anstalt Ziegenbalgs, als es sich noch in den alten Gebäuden der dänischen Missionsgesellschaft, die Ziegenbalg aussandte, befindet. Die Wohnung des jetzigen Seminardirektors war einst Ziegenbalgs persönliches, mit der Mitgifc seiner Frau von ihm erworbenes Eigentum- Die frühere Verbindung des Lehrerseminars mit dem Predigerseminar ist neuerdings gelöst worden. Bekanntlich ruht gegenwärtig die Fortführ ung der deutschen Missionsarbeit in Indien fast ganz aus den Schultern der eingeborenen Prediger und Lehrer, l-ic. 8t. — (Amrliche Bekanntmachun gen.) In Nr. 245 der Sächsischen Saatszeitung veröffentlichen die komman dierenden Generale des xii. und xix. Armeekorps eine Be kanntmachung, über die Beschlagnahme der Äepfel, sowie eme Verordnung, betreffend das Verbot des Verkaufes von Ferngläsern und Objektiven für Photographie und Projek tion. Diese Bekanntmachungen liegen in den Kanzleien der Behörden, sowie in unserer Geschäftsstelle zur Einsicht nahme aus. Grossröhrsdorf. (Die Gruppe Radeberg des Kantoren und Organisten-Vereins Dresden und Bautzen) hält am 25. Oktober (Mittwoch) ihre Wan derversammlung in unserem Orte ab Aus diesem Anlasse veranstaltet sie, umerstützt vom hiesigen Kirchenchor, am ge nannten Tage in dem vom hiesigen Kirchenvorstande gütigst überlassenen Gotteshause abends V,5 Ahr eine schlichte mu sikalische Abendandacht, zu der die ganze Kirchgemeinde Großröhrsdorf, sowie die der Umgebung auch hierdurch sreundl. eingeladen wird. Bretnig. (Kaninchendiebstähle.) Vor kurzer Zeit wu den hier mehrere Kaninchendiebslähte mittels Ein bruchs ausgeführt. Der Dieb wurde von der Landgendar merie in einem 31 Jahre alten, in hiesiger Gegend sich her- umtreibendcn Zigarrenmacher ermittelt. Oberlichtenau: (Die Haussammlnng für Rote Kreuz) ergab hier 119,80 M. Aamen? (U ez i r k s a u s sch u ß s i tz u n g.) Unter dem Vorsitz des Herrn Geh. Negierungsrats Amtshaupt mann v. Erdmannsdorf fand am vergangenen Dienstag die 8. diesjährige Sitzung des Bezirksausschusses statt. Die Ta gesordnung wurde wie folgt erledigt: Als Sachverständiger für Enteignungssälle auf das Jahr 1916 wurde der landw. Spezialkommissar Dr. Böhnisch in Gautzsch b L. neu hin zugewählt. Zur Bewilligung von Staatshilfen zur Mitbe streitung der Kosten für in Landesanstalten untcrgebrachte Geisteskranke erklärte sich der Bezirksausschuß mit den Vorschlägen der Amtshauptmannschaft einverstanden. Für die Wahl von Vertrauensmännern in die Ausschüsse für die Schöffen- und Geschworenenwahlen aus das Jahr 1918 wur den entsprechende Vorschläge gemacht. Auch wurde die Wahl von Mitgliedern und Stellvertretern zur Einkommen steuer-Einschätzungskommission aus die Jahre 1917 und I9i8 vorgenommen. — Zu den auch diesmal wieder zahlreich vor liegenden Gesuchen um Gewährung der Kricgssamiliemmter- stützung wurden entsprechende Entschließungen gefaßt. — Zum Schlüße wurden verschiedene Kriegswirtschaftliche Maßnah men eingehend besprochen und beschlossen, dem Voschlage der Amtshauptmannschafl bezüglich der neuen Brotmarkenzutei lung zuzustimmen uns zuzusehen, ob hierbei mit dem mo natlichen Mehlkontingent ausgekommen wird, gegebenenfalls die Angelegenheit zur anderweiten Entschliessung zu prüfen. Diese neue Brotmarkenzuteilung ist auch in dem Ernährungs ausschutz besprochen worden und hat nach Lage der Sache seine einstimmige Billigung erfahren. Sie wird in den näch sten Ta en veröffentlicht werden und tritt mit dem 4. No vember, d. i. mit dem Beginn der nächsten Brotmarkenpe riode, in Kraft. Der Bezirksausschuß nahm ferner von dem Stande der Kartoffelversorgung Kenntnis und steht auf dem Standpunkt, dass der gegenwärtigen Kartoffelnot mit allen Mitteln begegnet werden muß. Namentlich sollen die Bren nereien zu den Notstandslieserungen mit herangezogen wer den Der Bezirksausschuß billigt sern.'r den Vorschlag, daß solange Mangel an Streckuncismitteln und frischen Kartof feln besteht, der Roggen zu 97 Prozent ausgemahlen wird; weiter soll versucht werden, aus den Gerstebeständen, die die Landwirle zur freien Verfügung haben, (40 Prozent), Gerste aufzukaufen und hieraus Streckungsmittel herzustellen. Don dem Angebote der Einkaufsgesellschast „Ostsachsen" auf Lie ferung von 700 Zentnern Dörrgemüse macht der Bezirk Ge brauch und bestellt noch weitere 300 Zentner. Wegen der Lagerung und Bezahlung soll.zunächst mit den grösseren Ge meinden verhandelt werden. Annaberg. (AlrRairmitglieder) wurden eingewiesen durch den Vertreter der Bürgermeister» Dr. Niedner die unbesolteden RatZmitgliever Kommer zienrat Kaiser und Fakr'kbefltzer Noefe. Vermischtes. * (Der Verzweiflungsschrei einer Fr an- zösi n.) Bezeichnend für die verzweifelte Stimmung im fran zösischen Volke ist der Brief einer Französin, die u. a. schreibt! „Alles schreit Hilfe — Du glaubst es kaum, wie überall der Tod einkehrt. — Es ist wirklich kein Kries mehr, sondern eine Schlächk-rei. Die Zeitungen lü cn, so viel sie können und ich will Dir gleich den Beweis dafür erbringen. Albert ist auf Urlaub gekommen; er wurde an der Somme verwundet. Er ist Feldwebel, den solltest Du erzählen hören! Du we tzt, er ist kein Aufschneider, aber was er erzähst ist schrecklich. Diese verfluchten Engländer! Albert er-ählt uns, dass die Unserigen bei Dompierc ungefähr 12 Kilometer (?) vorgerückt waren, aber die Engländer, anstatt mitzumachen, haben stch nach hin ten zu den Weibern gedrückt. Hätten sie mitgemacht, dann hätten wir das Gelände behaupten können, aber so haben eben die unsrigen tüchtige Sch äge gekttcgt. Man soll sich nur nicht in diesen Engländern täuschen, die die Ursache von unsern gro ßen Verlusten sind. Es ist nicht recht, daß wir das alles so geschehen lassen" " (Wie m a n s n i ch t m a ch e n sol Ist Einen empfind lichen Verlust erlitt ein Bauergutsbesitz r in Wiesau (Schlesien). Der Mann hatte den Betrag von 1400 Mark in Papergeld in einem Strohsacke verborgen. Nichtsahnend schüttete die Tockter das Stroh im Stalle aus und streute es unter das Vieh. Beim Stande emes Kalbes kam der Schatz zu liegen. Als der Be sitzer aewahrte, was geschehen war. nbe er in den Stall und forschte nach den Kassenscheinen, dis aber bis aus einen Fünf- zigmarkschrin verschwunden waren. Offenb r hatte das Kalb die Scheine mit gefressen. * (B u t ter noch im Uebcrflutz ) Bremen, daß im August noch 18 000 Pfund Margarine erhielt, hat darauf verzichtet Es wird, wird wie die „Zeilschrist für die Interes sen der Margarine-Industrie" schreibt, von der Landesfettstelle Oldenburg mit Naturbuster versorgt. Wie groß die Butterer zeugung O'dertturas, wenn auch nur vorübergehend, war, möge daraus erhellen, daß in der Stadt Oldenburg Anfang Septem ber pro Kopf pro Woche dec Bevölkerung 2 /, Pfund, in Del menhorst sogar 3 Pfund zur Verfügung standen. * (.!- i n e r ä t s e l h a f t e E,rpIösio n.) Nach einer Meldung der „Morningpost" aus Washington fand am Mon tag früh eine heftige E.rplosion am East Machins an der Ost küste von Maine ststt, was zu der Vermu ung Anlaß gab, daß dort an der atlantischen Küste eine deutsche U-Bootbasis bestehe. Ein unbenutztes Gebäude am East-Maschins Flusse wurde in Trümmer gelegt. Die Detonation war so stark, daß man sie 10 Meil-N weit hörte. ""(Schlechte Kartoffeln in Holland.) Die holländische Regierung macht b kamst, daß die Kartoffelernte in diesem Jahre ziemlich ungünstig war. * (Gefrorene Ratte fürdieKuIis inNuß - land.) Nach dem „Djen" vom 28. September haben die in Minsk zur Arbeit eingetroffenen chinesischen Kulis geboten ibnen aus China gefrorene Raten kommen zu lassen, um ih ren das fehlende Fleisch zu e setzen. Tie Bitle wird ersüllt. Marktpreise zu Kamenz am 19 Oktober 1916 Preis f höchster ir 50 kg niedri«. Preis M. Korn Weizen Gerste Hafer Kartoffeln Iir-.il 1 1 1 1 I !S- Eier de» 5" Kilo L Ströhl MO Pfd.ZZ'«^ Lankbutter I kx Hrndelsbutter 1 KZ Stück 25 Pf. 3^0 Für Roggen, Weizen, Hafer, Stroh, Butter und Kar- t ffeln gellen die gesetzlichen Höchstpreise. V cxvxs LX/XD Wei, Men, Wei Ollsen M ru ikn MMcksnMkiZtpl'sjM gegen sofortige Kasse bei Ablieferung in pulaaitL uisrL KsmeerA. 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