Volltext Seite (XML)
Nr. 116. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 26. September 1916. — (Riesige Getreideverschiebungen)! find der „Voss. Zig." zufolge in der Stadt vnd Pro- vin» Posen aufgedeckt worden. Ob diese Schiebungen, » die einen Umfang von hunderttausenden von Sack er' l reicht haben, irgend wie mit deren in Westpreußen f verübten zusammenhängen, ist noch nicht festgestellt. l Griechenland. (Die kriegsgerichtliches Verfolgung aller Militärpersonen die an l der Salonikier Revolution beteiligt sind.) Der griechische Ministerpräsident Kalogeropulo» be schloß laut „Voss. Ztg." die kriegrgerichtliche Verfol gung aller Milirärpersonen die an der Salonikier Revolution beteiligt find. Eine weitere Meldung be sagt, dar nationale Verteidigungrkomitee in Saloniki ließ an Bord de» in Pyräu» angekommenen Dampfer» „ChioS" den Metropoliten von Drama Aganthangelo, einen bekannten Ententegegner verhaften. Luxemburg. Luxemburg,25.September. (Jetzt kommt Luxemburg an die Reihe.) Au» den jetzt in luxemburgischer Kammer stattfindenden Ver proviantierung»debatten erhellt, daß Luxemburg in folge der systematischen Au»hungerung»politik Eng- land» keine Einfuhr von Lebensmittel au» neutralen Länder erwarten darf, daß vielmehr England ohne Rücksicht auf die unschuldige luxemburgische Bevölker ung di« Aushungerung Luxemburg» als Pression», mittel gegen Deutschland auSnützen will. Die enor men KarLoffelhöchstpreise — 11 Franken pro Zentner — müssen angesichts der mangelten Einfuhr aufrechter halten, Schwetnebestände in größerem Umfange ab- geschlachtet und Vieh- und Fleischpreise ermäßigt wer. den. Vertreter der Konsumenten forderten energische Maßnahmen feiten» der Regierung, die wegen der bisherigen verfehlten Eingriffe bekämpft wird. Beim Verlassen de» Kammergebüude» wurde Generaldirektor Welter kräftig auSgszischt. England. (Ueber die Zerstörungen in London), die durch den Luftschiffangriff verursacht worden sind, bringen die Blätter noch viele Einzelhei ten. Ueber 160 Häuser sollen vernichtet oder Beschä- digt worden sein. Bei Lincoln wurde eine große von d r Regierung eingerichtete Munitionsfabrik mit Bom- ben geradezu überschüttet. Mehrere äußerst heftige Sprengschläge legten sie bald in Asche. Wie die „Voss. Ztg." weiter erfährt, sei durch die Wahllose Einberu- fung zum Heeresdienst in ganz England ein Arbeiter, mangel entstanden, der alle Arten von Industrie und Gewerbe, die keine Militärbedürfnisse Herstellen, in nächster Zeit zur Betriebseinstellung zwingen wird. Die Zeitung und der Leser. In ein paar angesehenen Zeitschriften ist in d n letzten Wochen die Frage besprochen worden, wie unsere Zei tungen gegenwärtig zu unseren Lesern stehen und wie die Leser zu ihren Zeitungen. In der Tat ist diese Frage sehr wohl der Erörterung wert, und sie ist sehr bald nach Kriegs- beginn so ziemlich in allen Redaktionen, als auch sicherlich von allen Zesiungslefern durchdacht worden, denn der Krieg hat, wenn irgendwo, so in den Zeitungen geradezu eine völ lige Umwälzung heroorgerusen. Diese Umwälzung könnte sich natürlich den Lesern nicht verbergen und mußte die Leser zu allerlei Fragen und Antworten anregen Es ist klar, wie der Krieg die Zeitungen verändert hat. Alle Zeitungen unterstehen der Zensur und alle Zeitun gen werden jetzt zum größten Teil ausschließlich mit Nach richten und Mitteilungen aus amtlichen Quellen gespeist, lieber die Notwendigkeit der militärischen Zensur ist an kei ner Stellt irgend ein Zweifel erhoben worden, da Krieg eben Krieg ist und eine fahrlässige oder gar böswillige Notiz in der Zeitung Tausenden unserer Brüder im Felde Leben oder Gesundheit kosten kann. Ueber die politische und wirt schaftliche Zensur, so weit sie sich ausdrängt, sind desto niehr Zweifel erhoben worden, und der Kamps oegen sie wird niemals und von keiner Seite äufhören. Die a mtlichen Mitteilungen und Nachrichten aber sind gegenwärtig eine Notwendigkeit, weil wir im Krieg absolut aus Verläßlichkeit des Inhalts und aus möglichste Schnelligkeit der Nachrich ten angewiesen sind. Jede falsch oder in der Zeit voreilige oder nachhinkende Mitteilung kann Millionen von Menschen Unruhe und Angst bringen oder voreiligen Jubel und Sorg losigkeit zur Folge haben. Das muß in einer so kritischen Zeit, wie es der Krieg ist, unter allen Umständen vermieden werden Diese Einschränkungen wird jedermann einsehen, aber sie werden dadurch nicht schmackhaft. Der ganze Krieg ist indeß etwas, was kcmem Menschen mit gesunden Sinnen Geschmak abgewinnl. Für die Zeitungen kommen nun noch besondere Erschwernisse in weiterem Umfange hinzu. Die Redaktionen sind durch die Einziehungen außerordentlich an Quantität und Qualität geschwächt, was sich natürlich auch im Inhalt der Zeitungen bemerkbar machen muß. Dazu kommen, wie bekannt, die gewaltig gestiegenen Druck- und Papierpreise, so daß der Besitz einer Zeitung heute wirk- lich kein Geschäft, und im wirklichen Sinne kein Vergnügen, aber dafür eine desto größere Pflicht für die innere nationale Sicherung bedeutet. Für die Leser aber bedeuten alle diese Lasten der Redaktion und des Berlages sicherlich auch eine Last, und man muß an ihr nationales Empfinden erinnern, um ihr Interesse für ihre alte Zeitung wachzuhalten, deren Fehler sie nicht auf das besondere Blatt, sondern auf die gesamten Zeitumstände abwälzen müssen. Denn für den Leser kommt nun während des Krieges bei seiner Zeitung noch eins hinzu, was ihm am stärksten trifft; die Einförmigkeit, die unbedingte harte Sachlichkeit des Inhalts der Zeitung. Die große Abwechselung des Frie dens, die fröhliche Unbekümmertheit der ruhigen Zeiten, — sie sind dahin, und sie wären während des Krieges ein Ver- brechen am Vaterlande. Wir wissen deshalb wohl, daß je- der Leser seiner Zeitung, jetzt viel ernster, wir möchten fast sagen, studieren und bearbeiten mutz als früher, wir w ssm, das unsere Leitartikel unsere eigenen Schriftsätze jetzt schwerer und nachenklicher abgefatzt sind als in Friedenszeiten. Der Krieg ist eben ein bitterer und ernster Geselle. Aber der Leser ist ja selbst während des Krieges ein anderer Mensch geworden, er ist selber ernster und nachdenklicher als in Friedenszeiten geworden, er ist jetzt vielmehr als jemals ge willt, tiefer nachzudenken und die Zeitung gründlicher zu lesen, als etwa wie im Frieden über sie hinwegzufliegen So glauben wir, daß die Zeitung und der Leser sich auch während des Krieges gefunden haben, und das sie, je länger der Krieg durch des Schicksals Grausamkeit dauert, desto inniger miteinander verwachsen sind. Die Zeitung wird jetzt mit ihren Lesern weit mehr denn je durch gegen seitiges Vertrauen verbunden, und beide haben, wie niemals zu anderen Zeiten, ein inniges gemeinsames Ziel: den Sieg des Vaterlandes, die glückliche Heimkehr der Brüder vom Felde und von der See, die möglichst glückliche Entwicklung von Volk und Vaterland in aller Zukunft. Auszug aus den Verlustlisten Nr 331—334 der Königlich Sächsischen Armee. 3. Infanterie-Regiment Nr. fü2. Schöne, Karl, Oblt 8. Komp Großröhrsdorf, ins. Unfall schw. verl. 9 Infanterie-rreginreut Nr. 133. Günther, Walter, Dzfeldw. 2 Komp. Weißbach, bish. schw. v, ist a. 24. 8.16 i. Feldlaz. 8, XlX. Armeekorps gest. 10 Infanterie-Regiment Nr. fZ4. Boden, Kurt, 4. Komp. Großröhrsdorf, gefallen. Pionier.Bataillon Nr 12. Eichler, Erwin, 2. Res.-K. Bischheim, schw. v., Arm- Nitzsche, Martin, Hauswalde, 4. Äes.-Komp. schw v. Reserve-Inianterie-Rcgiment Nr, lff. Beck, Emil, Gesr. 7. Komp. Reichenau, bish. verm. i. Gesgsch. (ä.tt) Reierve-Infanterie-Regtmem Nr. 2. Neudeck, Bruno M.-G.-Komp. Reichenbach, verm. Reserve Feldartillerie-Regiment Nr. 5 Bauer, Otto Max, Utsfz. 4 Batterie) Reichenbach, gef. Liste der in Spanien internürten sinschl. der zur Verstärkung der Schnhtruppe bei Ausbruch des Arieges Eingezogenen. In Zaragoza: Mehlig, Ernst, U-Zahlm. Reichenbach. 14- Infanterie Regimnt Nr. 179. Wächter, Oswin, 6. Komp. Großröhrsdorf, verm. Reiff, Alfred, Ltn. d. R., Seite 6. 7. Komp. Pulsnitz, verm. Kind, Erwin, 9 Komp, Klein dittmannsdorf, l. v. b. d. Tr. Infanterie-Regiment Nr. 415. Steglich, Rickard, 10. Komp. Hauswalde, schw. v Landwehr-Infanteri. Regiment Nr. 2. Böhme, Wilhelm, Gesr. 8. Komp. Gersdorf, bish. schm, v, ist gest 4. Infanterie Regiment Nr. 103. Schöne I. Georg, 6. Komp. Reichenpach, gefallen. Seifert m, Paul, 6. Komp. Bretnig, verm. Meißner, Bruno, 9. Komp. Großröhrsdorf, schw. v. Müller n, Alfred, Utsfz 11. Komp. Bretnig, l. v., b. d. Tr. 5 Infanterie-Regiment Nr. 104. Brock, Iohannes Utffz. 7. Komp. Reichenbach, gefallen. Schmidt, Kurt. 12. K- Pulsnitz, bish. verm-, ist krank. Reserve Infanterie-Regiment Nr. 133. Kölbel, Ernst, Utffz. 6. Komp. Reichenbach, bish. verm. i. Gesgsch. 13. Infanterie-Regiment Nr. 178. 10. Kompagnie. Thieme, Max. Lichtenberg, bish. verm. i. verw. l. Gesgsch. Kleinstück, Gustav, Gesr. Höckendorf, bish. verm. ist schw. verw. und verm. Berndt, Erwin, Hauswalde, bish. verm, i. Gesgsch. Mütze, Max, Niedersteina, bish. vei i. Gesgsch. Rudolph, Max, Ohorn, bish. verm. i.Äefasck. Müller, Truno Reichenbach, bish. verm i. Gesgsch. Reinhard, Oskar, Weiß bach, bish. verm., i. Gesgsch. Kittner, Paul, Hauswalde, bish. verm, i. Gesgsch. Kluge, Richard. 11 Komp. Bretnig, bish. verm., i. Gesgsch. 2 Lutzartillerie Regiment Nr. tg. Sicker, Emil, 1. Batt. Großnaundorf, l. v. b. d- Tr. 2. Grenadier-Regiment Nr. 101. 9. Komp. Hanisch Rickard, Riedersteina. vermißt. Berger n, Georg, Groß röhrsdorf, vermißt. Hensel, Otto, Pulsnitz, verm. Moschke Bruno, Großröhrsdorf, schw. v. Gräfe, Bernhard, 10. Komp Großröhrsdorf, vermißt. Gärtner, Richard, 11 Komp. Lich tenberg, vermißt. 12. Komp. Lauermann, Fritz. Utffz., Bret nig, vermißt. Mende, Walter, Lichtenberg, verm. Nitzsche l, Georg, Bretnig, vermißt Sachse, Karl, Großröhrsdorf, verm. Referve-Infanterie-Rogiment Ar. M. Gude, Hans, Vzfeldw., 1i. Komp. Großröhrsdorf, schw. o. Müller, Ri chard, 3. Komp. Gersdorf, bish. schw. v., ist gefallen. Dres sel, Bruno, Vzseldw. Reichenbach, bish. verw, ist vermißt. Reserve Infanterie-Regiment Nr. 242 I. Komp. Freudenberg, Erwin, Gesr., Oberlichtenau, verm. Bergmannu, Max, Vollung, verm. Gräfe, Bruno, Oberlichtenau, verm. Lunze, Otto, Großnaundorf, verm. Micklich, Emil, Häslich verm. Naumann i, Alfred, Gersdorf, rerm. Tröber, Emil, Häslich, verm. Böhme iv, Hermann, Gesr. 2. Komp., Rei chenbach, verw. 3. Komp. Rasch, Paul, Utffz., Hauswalde schw. v. Schäfer, Franz, Utffz, Ohorn, verm Brückner, Max. Kleindittmannsdorf, verm. Hausdorf, Kurt, Pulsnitz, verm. Prescher, Wilhelm, Ohorn verm. Schäfer, Anton, Bischheim, verin Schöne, Richard, Hauswalde, verm. 3.K- Höfgen, Max, Obersteina, verw. Schulze, Max, Oberlichtenau, verw. Wächter, Oskar. 6. Komp. Häslich, gefallen. Lauten bach, Walter, Gesr., 7. Komp. Pulsnitz, verm. Hause il, Richard, Friedersdorf, gefallen. Haase, Erwin, 9. Komp. Nie- dersteina, verw. Seidel, Paul, Utffz. 10. Komp. Großröhrs- don, verm. Koch, Otto, 10. Koinp. Großröhrsdorf, gefallen. Mittag, Adolf, Gesr 11 Komp Großröhrsdorf, l. v., b. d. Tr Hille, Otto 12. Komp. Pulsnitz, l. v. b. d. Tr. Kör ner, Max, M.-G.-K. Bretnig, verm. Referve-Insanterie-Re giment Nr. 46. Peschel, Bruna 9. Komp Gersdorf, schw. o. Jäger-Regiment Nr. 3 Chores, Franz 12. Komp., Reichenbach, l. o. b. d. Tr Reserve - Infan crie - Regiment Nr. M. Hielscher, Franz, Gefr. 5. Komp. Thiemendorf, bish. verm. i. Gesgsch. eandwchr-Insanteri -Regiment Nr. 78. Schöne, Bernhard, 10. Komp. Hauswalde. l. v. b. d. Tr. Der Kriegsanleihe zum Geleit. Das Vaterland ruft auf, ihm die neue Waffe, deren es bedarf, schmieden zu helfen Die Antwort heißt: Hier sind wir, jeder mit seiner Kraft. Wer den Hammer rühren könnte und schlüge nicht mit drein, wie wollte der bestehen? Berlin, den 23. September 1916. Wermuth, Oberbürgermeister von Berlin. Briefkasten. Abonnent Vollung. Das Zeichen 88/91 auf dem Losungsschein bedeutet Brustumfang ohne und mit Atmung. Die Spione. Kriegsroman von Johannes Funck. 2 2. Kapitel. Aina und Pekka. Nina, die schöne Banerntvchter, und Pekka waren von frühester Jugend an Spielgefährten gewesen. Die Besitzun gen ihrer Eltern grenzten aneinander. Das Dorf lag aber ziemlich weit von der großen Landstraße und war von Moor und Dickicht umgeben, die einen natürlichen Schutz für den Grund und Boden der Gemeindebauern bildeten. Außerdem waren die Höse der beiden Familien durch eine» Wasserlauf getrennt, der für gewöhnlich der „Dorsbach" ge nannt wurde. Dieser Wasserlauf bildete eine Verbindung zwischen zwei kleinen Seen, von denen der eine der Spiegel ter war, während der andere, etwas größere, der Tiefsee heißt. Dieser letztere steht durch einen anderen längeren und brei teren Wasserlauf in Verbindung mit dem Näsijärwi-See, in den er sein Wasser ergießt. Der Hof, in dem Aina aufwuchtz, hieß Björkmo, und Pekkas väterlicher Besitz hatte den Namen Aasen. Beide Höse standen in Abhängigkeit von dem großen Grundbesitz Hohen- seeberg, dessen stolze'Schloßzinnen sich im Wasser des Tiefsees spiegelten. In ungetrübtem Glück hatten die beiden Kinder mit ein ander gespielt, und mehrmals am Tage waren sie über den Bach gerudert, aus dem sie ans Korkrinde geschnitzte Boote anssetzten. Bruder und Schwester können nicht vertrauter mit- einander sein, als die beiden Nachbarkinder eS waren. Aber die Zeit ging, die Kinder wuchsen heran, das Spiel hörte aus und an seine Stelle trat die Arbeit. Trotzdem trafen Pekka und Aina sich täglich, und sie fanden bald, daß sie ein ander mehr als gute Nachbarn und Spielgenossen waren. Sie liebten einander und sachten nicht mehr, es sich oder ihren Familien zu verheimlichen, die sich über das Glück ihrer Kinder freuten. Pekkas Vater war alt rind wollte gern seinen Besitz dem Sohne überlassen, der sich dafür verpflichtete, für feine Eltern bis an ihr Lebensende zu sorgen. Und so wurde denn beschlos sen, daß Aina Hausfrau auf Aasen werden sollte. Pekka begann, Bäume im Walde zu fällen, um ein Häus chen für seine Ellern zu bauen. Dies war aber noch nicht un ter Dach, als die Russen in Finnland einfielen. Da verließen die Bauernsöhne ihr Elternhaus und rückten ins Feld, um das Vaterland zu verteidigen, und Pekka war für sein Teil nicht der letzte, der gen Björneborg zog und sich unter die Fahne stellte. Zwar weinte Aina, als er sie verließ. Aber sie wollte doch nicht, daß er allein zu Hause bleiben sollte, während alle anderen jungen Männer in den Streit hinauszoge». Sowohl in Björkmo wie in Aasen wurde es düsterund still. Aina meinte um Pekka, und der Gedanke an ihn ließ ihr keine Ruhe. Die Mutter in Aasen trauerte gleichfalls um ihn. Sie versuchten es oft, einander zu trösten. Keine von ihnen wollte aber Trost annehmen, und keine von ihnen konnte auch trösten. Inzwischen war Pekka Soldat geworden und hatte schon tüchtig Puiverdampf gerochen. Das eine Gefecht löste das andere ab, und fast immer waren es die Finnländer, die Herren der Situation blieben. Trotzdem zog sich das schwedisch-finnländische Heer und zwar aus Befehl des Feldmarschalls, Graf Klingspor, zurück. Die ser, der es in keiner Weise verstand, seine treuen, vaterlands liebenden Scharen auszunutzen, wagte es nicht, den Ein dringlingen energischen Widerstand zu leisten. Er begnügte sich mit einer recht traurigen Defensive und wurde deshalb mit Recht von der Armee und dem ganzen Volke gehaßt. Neben ihm aber wuchsen Freikorps aus der Bevölkerung heraus, die den Russen viel zu schaffen machten. Auch ein Korporal des Björneborg-Regiments, in dem Pekka stand, bildete eine solche Freischar, und Pekka, der der ständigen Un tätigkeit im Regiment müde war, schloß sich diesem Führer an, der aber schon im ersten Gefecht den Heldentod fand. Dadurch stand die kleine Freischar ohne Führer da. Ob gleich sie aus lauter kräftigen, mutigen und opferfreudigen jungen Leuten bestand, war doch kein einziger unter ihnen, der einen Begriff von Kriegsführung hatte. Der leitende Wille fehlte, und deshalb traten einige zu dem alten Regi» ment zurück, anderezerstreuten sich, und nur noch wenige Getreue, unter ihnen Pekka, blieben übrig. Diese versammelte Pekka um sich. Sie waren alle ans feiner Gegend. Ihnen hielt er eine begeisterte, von Vater landsliebe durchdrungene Rede und ermahnte sie, treu z» ein ander zu stehen und mit vereinten Kräften den Eindringling aus dem Lande zu vertreiben, der ihre Felder verwüste, ihre Höse mederbrenne und ihre Frauen schände. Als er geschlossen hatte, ertönte ein dreimaliges Hurra! auf Pekka, der ein stimmig zum Führer der kleinen Schar gewählt wurde. Dann begab sich der kleine Trupp mit Pekka an der Spitze in den heimatlichen Bezirk, und kaum waren sie hier einge troffen, als sie auf die ersten Russen stießen, die diese Ge gend bis dahin gesehen hatte. Wir haben den ersten Zusammenstoß und die Flucht der Russen geschildert und wissen, daß Pekka, im Glauben, die Russen hätten seine Herzensgeliebte geraubt, sich mit seinen Getreuen zur Verfolgung anschickte. Jeder Busch und jedes Dickicht, wie undurchdringlich es auch schien, wurde durchsucht, aber keine Spur, weder von Aina noch von den Russen gefunden. Es war schon Mitternacht und es fing an, wieder hell zu werden. Die Finnländer waren ermattet, Pekka forderte aber, daß das Suchen fortgesetzt werde. Niemand wider sprach ihm. Alle seine Freunde wußten, daß, wenn sie ihm nicht folgten, er allein vorwärts dringen werde. Schließlich, die Uhr war etwa zwei Uhr nachts, blieb einer der Leute plötzlich stehen und horchte. Dann sagte er: „Pekka! Dort hinten im Walde ruft jemand!" Pekka und die übrigen blieben stehen und horchten. — Wirklich hörte man in der Entfernung und in der Richtung von Björkmo Hallorufe. „Hallo!" rief Pekka. „Hallo!" antwortete das Echo sofort. Gleich darauf wurde aber alles wieder still. Nur ein Buchfink oben in der Spitz? einer großen Fichte begrüßte trällernd den nahenden Morgen- „Laßt uns alle auf einmal rufen," sagte Pekka. „Hallo! Hallo I" erklang es im Chor. „Hallo! Hallo!" antwortete das Echo; daun erscholl ans der Ferne ein weiteres „Hallo!" 230,20