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Nr. 97. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 12. August 1916. Seite 2. Italienischer Rriegsschanplatz An der küstenländischen Front erneuerten die Itali ener ihre Anstrengungen gegen den Abschnitt von Plava und griffen auch unsere neuen Stellungen aus den Höhen östlich von Görz mit beträchtlichen Kräften an. Alle diese Angriffe wurden abgeschlagen. Ebenso scheiterten mehrere Vorstöße des Feindes in den Dolomiten. Südöstlicher Arieqsschauplap. An der unteren Vosusa Geplänkel. Sonst nichts von Belang. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von H ö s e.r, Feldmarschalleutnant. Zur Kriegslage. Die ganze Woche stand unter dem Eindrücke der Fortdauer des Weltkrieges aus allen Fronten und der er neuten und verstärkten Angriffe der Feinde. Trotz der Hef tigkeit und Fortdauer dieser Angriffe konnte aber an keiner stelle von einer wirklichen Entscheidung die Rede sein, und man kann wohl sagen, daß die Schlachten noch stehen, und die letzte Entscheidung noch zu erkämpfen ist. In dieser so kritischen Zeit des Weltkrieges ist es von großer Bedeutung, daß die tapferen deutschen Helden im Osten wie im Westen die neuen Vorstöße der Feinde meistens zurückweisen und zugleich auch den Gegnern wiederholt Gebiet entreißen konnten. In der außerordentlich gespannten Lage des Welt krieges aus allen Fronten fiel in letzter Woche eine Mittei lung aus. nach welcher nach den Berichten holländischer und schweizerischer Zeitungen in der Zeit vom 13. bis 18 August in Paris eine große militärische Konferenz der Vierverbands mächte abgehalten werden soll, um die Frage des Truppen ersatzes für Frankreich zm erledigen. Die Wahrheit dieser Nachricht vorausgesetzt, würde darin der Beweis zu erblik- ken sein, daß die militärischen Kräfte Frankreichs allmäh lich in den Zustand der Erschöpfung kommen. Zu dieser Wahrscheinlichkeit stimmt auch die Nachricht, daß die Fran zosen alle aus den Depots und den Munitionsfabriken noch Halbwegs abkömmlichen Soldaten nach der Front bei Ver dun schon abgesandt haben, und daß es die Vierverbands mächte schon direkt für notwendig erachtet haben, den Fran zosen Hilfstruppen nach Verdun zu schicken. Der Riesen kampf um Verdun könnte danach trotz der großen Bedeu tung des Ringens ander Somme doch noch die ernste große Wendung im Weltkriege herbeiführdn, denn wenn die Nie derlage der Fmnzosen vor Verdun nur noch durch das Her beischaffen von englischen und russischen Truppen verhindert werden kann, so mutz es mit der Festigkeit der französischen F-ont bei Verdun schon sehr schlecht bestellt sein. Aus Kundgebungen der französischen Presse geht es hervor, datz die Franzosen gerade vor Verdun die hartnäckig sten und verlustreichsten Gegenangriffe auf die deutschen Stel lungen deshalb unternehmen, weiles der Ehrgeiz und der nationale Dünkel der Franzosen nicht ertragen zu können glaubt, datz der deutsche Kronprinz, der Oberbefehlshaber der deutschen Heere vor Verdun, als Sieger in Verdun ein ziehe, und dort als der große Heerführer vor aller Welt qe- seiert werde. Zumal vertritt auch die der französischen Re gierung sehr nahestehenden Pariser Zeitung „Temps" diese Meinung, und man erkennt daraus wieder, eine wie große Rolle der nationale Ehrgeiz der Franzosen in diesem Kriege spielt, und datz die Franzosen entschlossen sind, den Zielen ihres nationalen Ehrgeizes Gut und Blut zu opfern. Bm der WWM. Mißglückte französische Entlastungsversuche. 1. 0. Gens, 11. August. „Bataille" schreibt zu den vergeblichen französischen Angriffen aus Thiaumont: Welche Schlacht! Seit Wochen mäht das Maschmengewehr auf den Höhen der Maas die Mannschaften nieder. Man ist berech tigt, sich zu frc gen, ob ein glückliches Ereignis nicht endlich als Einlastung diese fürchterliche Episode beenden kann. Die Schlacht an der Somme hatte diesen Zweck, aber es scheint, sie hat ihn nicht erreicht. Die Kämpfe um das Werk Thiaumont. N. v. Mens, 11. August, lieber die am Montag um das Werk Thiaumont geführten Kämpfe berichten Pariser Blätter: Gegen Abend ii Uhr begann die deutsche Artil lerie ein Bombardement aller unserer Stellungen zwischen Fleury und dem Nordrande der Thiaumontgruppe. Sechs Stunden später erfolgten die ersten besonders heftigen An- griffe aus der etwa 3 Km sangen Front. Während die deut schen Bataillone im Sturme oorrückten, letzte die feindliche schwere Artillerie, namentlich 21 Zentimeter Geschütze, Sperr feuer zwischen unserer ersten Linie und die Verbindungsgrä ben. Unsere schwere Artillerie bekämpfte die deutschen Bat terien energisch Unsere leichten Geschütze und Maschinenge wehre legten ihrerseits Sperrfeuer auf die gegnerischen Li nien. Die beiden Infanterien prallten in fürchterlichem Kampfe zusammen. Um W Uhr gelang es den Deutschen von neuem, sich des Thiaumontwerkes zu bemächtigen. Der Stabschef der deutschen Somme-Armee über die Offensive 1. u. Röln, 1t. August. Ein Sonderberichterstatter der „Kölnischen Zeitung" an der Westfront gibt Aeutzerungen des Stabschefs der Armee, die die deutschen Stellungen an der Somme verteidigt, wieder. Danach ist die eigentliche Kri sis der großen englisch-französischen Offensive vorüber. In der Sommegegend war die Uebermacht, die sich in den ersten Juli tagen aus die deutschen Linien warf, ungefähr eine zehnfache. Dann aber war d e herangeführte deutsche Armee, namentlich die Artillerie, stark genug, um sicheren Widerstand zu gewähr leisten. Noch etwa kommende kleinere örtliche Erfolge machen für den Erfolg des ganzen Nichts aus Die Angriffe sind noch immer außerordentlich schwer, über kurz oder lang werden aber die Gegner einsehen müssen, daß sie ein sinnloses Hinmorden ihrer Volkskraft Hilden. Bei den Franzosen ist die Erschöpfung zweifellos schon viel größer als bei den Engländern. Entschie den ernten wir an der Somme die Früchte unserer Verdunof fensive. Hätten die Franzosen bei ihrem Angriff noch mehr Reserven zur Verfügung gehabt, so"ckäre die Lage in den er sten Wochen für uns erhehlich gefährlicher gewesen. Jetz» ste hen wir der weiteren Entwickelung ruhig gegenüber; wir sind auf alles, was kommen kann, gefaßt und vorbereitet. Portugiesische Truppen an der Westfront. Genf, 11. August. Meldungen französischer Blätter aus Lissabon bestätigen, daß gemäß den letzten Beschlüssen der portugiesischen Kammer die Entsendung portugiesischer Truppen an die deutsche Westfront nunmehr endgültig sest- steht. Es handelt sich um zwei Divisionen in Stärke von etwa 40OM Mann. Der Mietpreis für die von Portugal beschlagnahmten England überlassenen deutschen Handels schiffe beträgt 14 Schill, und 36 Penny (14,25 Mk.) für die Bruttotonne. An der MM. Vor großen Ereignissen in Betzarabien. Die Bukarester Zeitung „Jaschul" meldet aus Ungheni: Täglich passieren hier in größter Eile bedeutende russische Streitkräfte, die bisher zwischen Reni, Ismail und Kilia konzentriert und für die künftige russische Balkanaktion be stimmt waren. Es wird behauptet, General Brussilow habe die eilige Zusendung dieser Truppen gefordert, da er eine mächtige österreichisch-ungarische und deutsche Offensive vor aussehe. In Betzarabien werden grotze Ereignisse erwartet. Der Eisenbahnverkehr ist für Private gänzlich eingestellt worden. Das „Journal des Balcans" meldet, in Saloniki sei ein russisches Kontingent gelandet worden. Die Türken stramme junge Männer. Wie das „Berl Tgbl" aus dem österreichischen Kriegs- pressequartir meldet, seien unlängst türkische Truppen, fast durchweg stramme junge Männer, von denen verschiedene bereits am Suezkanal oder Gallipoli mitgekämpft haben, an die Ostfront abgegangen. Allgemeine Entlausung und Desinfektion der Woh- . nungen. Nach der „Bost- Ztg." findet auf Anordnung des Der waltungschefs demnächst eine allgemeine Entlausung und Desinfektion der Wohnungen im ganzen Gebiete des Gene ralgouvernement Lodz statt. Ein Panzerzug. Berlin, 10. August. Dr. Wirth schreibt dem „Berl. LoK.'Anz." aus dem Kriegspressequartier: Ich erhalte fol gende Mitteilungen über das außerordentlich schneidige Vor gehen eines Panzerzugskommandanten während der letzten Kämpfe an der russischen Front. Die Linie Podhajczki- Zablotow war in den letzten Tagen des Juni zu einem Brennpunkt der bei Kolomea tobenden Schlacht geworden. Die Lage war derart, datz das dis zum letzten Augenblick avsharrende leitende Kommando schließlich durch Maschinen gewehre gedeckt werden mußte. Im Zentrum der Stellung hielten noch zwei österreichische Iägerdataillone stand, die aber infolge des Durchbruchs benachbarter Abschnitte bereits vollkommen umzingelt waren. In diesem Augenblick brachte der Panzerzug des von seinen Taten an der Isonzofront her bekannten Deutschmeister-Oberleutnants Sch. die Rettung. Der Panzerzug fuhr durch den rvssichen Einschljeßungsring mitten unter die feindlichen Reserven hinein, die aus Jablo kow in dichten Schwärmen dervorbrachen, und brachte den Russen solche Verluste bei, datz es den beiden Jägerbataillo nen bei der entstandenen Verwirrung möglich wurde, sich vom Feinde loszulösen und fast unbehelligt zurückzuziehen. Die Rückzugsgefechte der nächsten Tage wurden ununter brochen von dem Panzerzug gedeckt, der ganz allein den Angriff mehrerer Jnfanter'ebataillone und eines Kosaken- Regiments abschlug. Die Zugmannschaft sprengte sämtliche Bahnbrücken. Der Panzerzug erhielt etwa 40 Artillerie treffer, ohne daß aber seine Verwendungsmöglichkeit und Beweglichkeit darunter gelitten hätten. Zar Wichtigste. Die Reise des Reichskanzlers nach Wien gilt den Be sprechungen über die Zukunft Polens. Von den 300000 geflüchteten Einwohnern Ostpreußens sind bisher 280000 zurückgekehrt. Die Stadt Görz ist von unseren Verbündeten nach Abweisung neuerlicher italienischer Angriffe auf die Hochfläche von Doberdo, wobei 4100 Italiener gefangengenommen wurden, geräumt worden. Im Raume von Plava haben sich alle italienischen Massen- stürme am festen Widerstande der österreichisch-ungarischen Truppen gebrochen. 21 österreichisch-ungarische Seeflugzeuge haben einen Angriff auf Venedig unternommen, der zahlreiche Brände von großer Ausdehnung hervorrief. Am unteren Isonzo feuern, wie der Militärkritiker der „Italia" schreibt, einige von den gleichen weittragenden englischen Riesengeschützen, die an der Somme Ver wendung finden. Zu der russischen Offensive gegen Galizien waren 130 Divi sionen formiert worden, von denen bisher über die Hälfte in den Kampf gekommen ist Die Karpathentruppen haben die russischen Angriffe zum Stehen gebracht; Stanislau, Delatyn und Tysmienica wurden von den Russen besetzt. An der Kaukasussront setzten die türkischen Truppen ihr Vordringen über Biltis hinaus fort Die Unterhandlungen der Schweiz mit dem Vierverband sind gescheitert Anfang nächster Woche wird sich eine Abordnung holländischer Fischer nach London begeben, um die Verhandlungen mit der englischen Regierung wieder auszunehmen. Der russische Finanzminister Bark plant eine von den Banken aufzunehmende Innenanleihe; das Staatsdefizit beträgt 400 Millionen Rubel. General Kuropatkin, der Oberkommandierende an der Nord- sront, ist zum Generalgouoerneur von Turkestan ernannt worden. Der Park des Achilleion aus Korfu ist von den Serben zu einem Friedhof umgewandelt worden. Mehr Selbstvertrauen auf dem Wege zu großen Zielen. Datz sich aus dem gewaltigen Weltkriege mit seinen noch ganz unberechenbaren Folgen ganz neue politische, sozi ale und wirtschaftliche Gestaltungen ergeben müssen, das ist wohl schon jetzt das Bewußtsein aller Volkskreise, denn ein solches riesiges Ringen mit dem Einsätze aller Kräfte mutz naturgemäß zu großen Umwälzungen führen. Dieselben sol len uns aber auch zu großen Zielen leiten, und dazu bedür fen wir neben den heldenmütigen Leistungen unserer Heere und Flotten und neben der Ausdauer des Volkes vor allen Dingen auch noch viel mehr Selbstvertrauen und zwar ein Selbstvertrauen, was sich noch viel mehr, als es bisher der Fall war, auf die Einigkeit in unserem Volke selbst stützt. Was will es denn eigentlich bedeuten, daß immer und im mer wieder die eine oder die andere Partei die Ziele anders oder höher gefleckt wissen will, als sie angeblich der Reichs kanzler ausgestellt haben soll? — Im Grunde genommen sind wir doch wohl alle darüber einig, datz Deutschland grö ßer und stärker und vor allen Dingen auch mit noch besser gesicherten Grenzen aus diesem ungeheueren Kampfe um seine Existenz und Freiheit hervorgehen mutz, wenn die Rie fenopfer nicht vergeblich gebracht werden sollen. Dann müssen wir aber auch unser Selbstoertrauen noch ganz besonders : durch einen Blick auf die Kräfte stärken, welche ein neues Mitteleuropa und seine künftige Weststellung schaffen sollen. Es mutz uns zum Bewußtsein kommen, daß dieses neuzu schaffende Mitteleuropa viel stärker werden muß und auch vor allen Dingen werden kann als das ganze russische Reich, auch stärker als England und selbst stärker als die Vereinig ten Staaten von Nordamerika. Wir leiden in Deutschland und in den Ländern unserer Bundesgenossen nicht an den dreisten Anmaßungen und unbegrenzten frechen Ueberschätz- ungen wie die Völker unserer Feinde, aber wir wissen doch so viel, datz Deutschland schon vor dem Kriege wirtschaftlich, technisch, industriell, landwirtschaftlich und kommerziell das leistungsfähigste Land und Volk der Erde war. Dieser Aus spruch ist keine Ueberüebung, sondern eine Wahrheit. Den Beweis dafür liefern ja unsere Feinde selbst, denn die Eng länder, Franzosen und Russen haben die wirtschaftlichen Fortschritte Deutschlands auf allen Gebieten direkt gefürch tet und die großen Erfolge Deutschlands erzeugten den schänd lichen Neid der Feinde, der dann eine Hauptursache des Krieges gegen Deutschland wurde. Trotz der großen Zufuhr Deutschlands an Rohstoffen, Lebensmitteln und Krastfutter- miüeln war Deutschland aus dem besten Wege, eine aktive Handelsbilanz zu erzielen, das heißt mehr Waren nach dem Auslande zu verkaufen als vom Auslande zu kaufen. Deutschlands Dolksvecmägen wurde vor dem Kriege auch von ausländischen Notionalökonomsn auf 350 Milliarden Der öttlW LliW-TügtÄMlht Dresden, 12. August 1916, nachm. V,4 Uhr Großes Hauptquartier. 12 August 1916. - Amtlich wird gemeldet : Westlicher Kriegsschauplatz. ZwischendemThiepval und demFou - reaux-Walde, sowie bei Guillemont griffen starke eng lische Kräfte an. Nördlich von Ooillers und bei Pozsi-res haben wir sie in Nahkampfgesechten und durch Gegenstotz zurückgeworfen. Nördlich von Bazentin-le Petit und bei Guillemont scheiterten die Angriffe im Feuer der Artillerie, Infanterie und Maschinengewehre. Zwischen Maurepas und der Somme brach ein heftiger Angriff der Franzosen zusam men. Sie drangen östlich von Hem in ein kleines Waldstück chen ein. Südlich der Somme mißlang ein feindlicher Teilvorstoß bei v'arleux Rechts der Maas sind in der Nacht vom 11. Au gust Handgranatenangriffe nordwestlich des Werkes Thiau mont gestern starke Jnsanterieangriffe gegen das Werk selbst unter schwersten Verlusten für den Feind abgeschlagen. Südlich von Leintrey glückte eine deutsche Patrouillenunternehmung, cs wurden Gefangene gemacht. Oestlicher Kriegsschauplatz Front des Generalfeldmarschalls v. Hindenburg: BeiDubzcyczy am Strumin westlich des Nobel- Sees und südlich von Zarocze griffen russische Abteilungen vergeblich an. Im Stochod Bogen östlich von Kowel wur den bei einem kurzen Vorstotze 170 Russen gefangen genommen und mehrere Maschinengewehre erbeutet. Starke feindliche Angriffe wurden beiderseits von Troscianiec (westlich von Zalocze) abgewiesen. Unsere Flugzeuggeschwader fanden in den letzten Tagen an der Bahn Kowel-Sarny und nördlich der selben in umfangreichen Truppenlagern wiederum lohnende Ziele, die sie ausgiebig mit Bomben belegten. Ein russisches Flugzeug wurde nördlich von Sokul im Luftkampfe obge- schossen. Front des Generals der Kavallerie Erzherzog Earl: Südlich von Zalocze wurde Abends noch leb haft gekämpft, Im übrigen ist cs nördlich der Karpathen zu Infanterietätigkeit nicht gekommen. Die eingeleitet Be wegung vollzieh! sich planmäßig. In den Karpathen nahmen wir im fortschreiten den Angriffe südlich von Zabye 700 Mann gefangen und erbeuteten 3 Maschinengewehre. Beiderseits der Höhe Zapul sind deutsche Truppen ins Ge fecht getreten. Balkan-Kriegsschauplatz. Die gestern wiederholten Scheinangriffe in Gegend südlich des Dojran-Sees erstarben schnell in unserem Artillerieseuer. (W. T.-B.) Oberste Heeresleitung. . dev/ÄnAe DiÄiÜMipO /m/Tte/-cr. c/ ^/ehew//e^ck///.