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Nr. 85. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 15. Juli 1916. Sette 6. 8 11. Wer den Preis jiir Lebens- oder Futtermittel dwch unlautere Machenschaften, insbesondere Kettenhandel, steigert, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre und mit Geldstrafe bis zu zehn tausend Mark oder mit einer dieser Strafen bestraft. 8 >2. Es ist verboten, in periodischen Druckschriften over in sonstigen Mittelungen, die für einen größeren Kreis von Personen bestimmt sind, 1. ohne vorherige Genehmigung der Polizeibehörde des Ortes der gewerblichen Nieder lassung oder, in Ermangelung einer solchen, des Wohnorts des Anzeigenden sich zum Erwerbe von Lebens- oder Futtermitteln zu erbieten oder zur Abgabe von Preisan geboten auf sie auszusordern; 2. bei Ankündigungen über Erwerb oder Veräußerung von Lebens- oder Futtermitteln oder über die Vermittlung solcher Geschäfte Angaben zu machen, die geeignet sind, einen Irrtum über die geschäftlichen Verhältnisse des Anzeigenden oder die Menge der ihm zur Verfügung stehenden Vorräte und über den Anlaß oder Zweck des Ankaufs, Verkaufs oder der Vermittlung zu erwecken. Das Verbot im Absatz 1 Nr. 1 findet keine Anwendung auf Behörden. Die Landes zentralbehörden können die Erteilung der Genehmigung einer anderen Behörde als der Orts- polizeibehörde übertragen. Die Verleger periodisch erscheinender Druckschriften find verpflichtet, die Unterlagen für die erscheinenden Anzeigen über Lebens- und Futtermittel auf die Dauer von mindestens drei Monaten vom Tage des Erscheinens ab aufzubewahren. Eine Prüsungspflicht dahin, ob die Anzeigen dem Verbot im Abs. 1 zuwiderlaufen, liegt den Verlegern sowie den bei der Herstellung und Verbreitung der Druckschriften tätigen Personen nicht ob. 8 13. Mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu zehntausend Mark oder mit einer dieser Strafen wird bestraft, wer den Vorschriften im 8 12 Abs. 1, Abs. 3 Satz l zuwiderhandelt. Werden in den Fällen des 8 12 Abs. 1 Nr. 2 die Angaben in einem geschäftlichen Be triebe von einem Angestellten oder Beauftragen gemacht, so ist der Inhaber oder Leiter des Betriebs neben dem Angestellten oder Beauftragten strafbar, wenn die Handlung mit seinem Wissen geschah. 8 ", Die Verordnung tritt mit dem 28. Juni 1916 in Kraft. Berlin, den 24. Juni 1916. Der Stellvertreter des Reichskanzlers. Dr. Helfferich. auf einen zweitem Versuch rechnen darf und wird jetzt der Offensive soviel Kraft als nur möglich geben. O esterreich - Ungarn. Ausdruck, 14 Juli. (To desurteil voll st r eck t.) Wie die „Jnsbrucker Nachrichten" melden, ist der fr ödere sozialdemokratische Reichsratsabgeordnete für Trient vr Battisti, der bei Ausbruch des Krieges nach Italien geflüchtet war, und als italienischer Offizier letzthin gefangen genommen ist, vom Trentiner Mi litärgericht wegen Hochverrats zum Tode verurteilt worden. Das Urteil ist gestern vollstreckt worden. Amerika. (Ca rra n z a a b g e d a nk t?) Schweize rische Blätter melden aus Newyork: Die Nachricht vom Rücktritt Carranzas habe in Washington große Enttäuschung hervorgerufen Telegramme meiden, daß General Villa an der Spitze von starken Streitkräften aus dem Marsche gegen die amerikanische Grenze sei Wenn General Pershing nicht Befehl erhielte, sich vom mexikanischen Gebiete zurückzu ziehen, sei eine große Schlacht unvermeidlich. Newyork. 14. Juli. 1. v. (DerStreitumdie „Deutschlan d".) Nur wenige Stimmen setzen die Hel dentat des Handelstauchbootes herab, im allgemeinen be glückwünschen Presse und Publikum den Kapitän und die Mannschaft, die viele Geschenke erhielten. Die Regierung ist anscheinend abgeneigt, Schwierigkeiten zu machen. Die schutzzöllnerischen Zeitungen (wie „Sum") schlagen Lärm und erklären, wenn Deutschland während des Krieges ver suche, den amerikanischen Markt sich durch die Drohung gefügig zu machen daß es ihm die Farbstoffe oorenthalten würde, so werde die Gesetzgebung sicherlich nach dem Kriege die strengsten Bestimmungen erlassen. Rumänien (England beabsichtigt den Ankauf der neuen rumänischen Ernte.) Vach einer Meldung der Bukarester „Minerva" beabsichtigt die englische Regierung, die neue rumänische Ernte anzukaufen. Frankreich. «Die Stimmung in Frank reich.) Wie aus London berichtet wird, wurde die fran zösische Regierung in der geheimen Senatssitzung auch ge fragt, ob Italien jetzt den Krieg an Deutschland erklären würde und weshalb dies bisher noch nicht geschehen sei. Briand antwortete, Italien sei der Ansicht, den Krieg nicht erklären zu können lieber die Gründe dürfe er nicht sprechen. Ein Mitglied fragte, ob cs wahr sei, daß Deutschland kurz nach der Besetzung Belgiens und Nordsrankreichs bereit war, das besetzte Gebiet wieder zu räumen und Frankreich den Frieden anbot. Briand erwiderte, davon sei ihm nichts bekannt. Griechenland. (Der große Schloßvrand in Griechenland.) Die holländischen Blätter nehmen herzliche Ani eilnahme an dem neuen Unglück, das den schon ohnedies schwer geprüften griechischen König betroffen hat. Man bringt den großen Brand mit der völkischen Lage in Griechenland in Zusammenhang und ist einstimmig der Meinung, daß vorsätzliche Brandstiftung vorliegt. „Nieuws van den Dag" schreibt: Zu den vielen politischen Sorgen, welche König Konstantin das Leben erschweren, kommt nun noch der Brand seines Schlosses im Walde von Tatoi hin zu. Der Brand wird sicherlich vorsätzlich angelegt worden sein und hängt dann natürlich mit der politischen Loge zu sammen. In ähnlicher Weise äußern sich „Handelsblad" und „Tijd". — (Die Pariser W irt sch a s t s b eschl üss e aufgehoben?) Wie aus London gemelder wird, sind die auf der Pariser Wirtschastskonserenz gefaßten Beschlüsse auf Ersuchen Frankreichs und Rußlands ausgehoben worden, da maßgebende Stellen in diesen Ländern durch die Ver wirklichung dieser Beschlüsse große Gefahren für den Handel mit den Neutralen befürchten. England. Dv. (Die F ri e d e n s v e r m i t t l e r.) : Aus London wird gemeldet: Amerika habe aus allen Krieqs- ländern von Vertrauenspersonen genaue Informationen über die inneren Zustände und vornehmlich den Friedenswillen - der Völker eingefordert. Diese sollen die Grundlage für eine Friedensaktion der neutralen Staaten bieten. Voraussichtliche Witterung. 16. Juli: Ziemlich heiter, meist trocken, Nacht etwas kühl, Tag etwas warm. 17. Juli: Vielfach heiter, ziemlich warm, Gewitter neigung, stellenweise Regen. Iugendveranstaltungen Pulsnitz und Pulsnitz ttt. S.: Sonntag, den 16. Juli, '/,3 Uhr Preisschießen in der Turnhalle. Gleichzeitig Turnspiele aus dem Schulhofe. Ohorn Sonntag, den 16 Juli, Besuch der Kriegsaus stellung in Dresden. Stellen °/,5 Uhr im Schulhose. Abmarsch pünktlich 5 Uhr. Mundvorrat mitbringen. Leiter: Herr Hellriegel. Kirchen-Aachrichten. Pulsnitz. Mittwoch, den 19. Juli, abends ^,9 Uhr im Saale des Schützenhauses Vaterländischer Gemeindsabend. Vor trag des Herrn Pastor l.ic. Stange über: „Maitage auf den Schlachtfeldern Galizien". — Eintritt frei. Großnaundorf. S o n n t a g, den 16. Juli, 4. n. Trinitatis: 9 Uhr Predigtgottesdieast (Psalm 112, 5—7). 2 „ Unterredung mit den letzten drei Jahrgängen der konfirmierten Jugend. 3 „ Jungfrauenvercin. 8 „ Jünglingsabend. Oberlichtenau. S o n n t a g, den 16. Juli, 4. n. Trinitatis: 9 Uhr Predigtgottesdienst. Reichenbach. Sonntag, den 16. Juli, 4. n. Trinitatis: '/,9 Uhr Predigtgottesdienst. Ariegsbet stunden: Großnaundorf. Donnerstag, den 2Ü. Juli, abends V,9 Uhr Kriegsbetstunde. Obergersdorf. Mittwoch, den 19. Juli, abends 8 Uhr Kriege - beistunde. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 14. Juli. (Die Partei führer beim Reichskanzler. Nach einer Meldung der „Frankfurter Zeitung" hat der Reichskanzler von den Führern der größeren Fraktionen des Reichstages fe einen aus morgen zu sich gebeten. Es handelt sich wahrscheinlich um eine der Besprechungen, wie sie der Reichskanzler häufig mit den Vertretern der Fraktionen hat, um auch während der Vertagung des Reichstages aus diese Weise den Zu sammenhang zwischen der Volksvertretung und der Reichs regierung aufrechtzuerhalten. — (Gründe für Friedensaussichten.) Der „Basler Anzeiger" schreibt: Wir stehen dem Friedeu, trotz dem es gerade jetzt weniger als je nach Frieden aussieht, näher als irgend einmal in diesem Kriege. Der Grund dazu liegt nicht nur in dem schon sehr weit gegangenen Kräftever brauch aller Kriegführenden, sondern auch in anderen Um ständen. Die Zentralmächte sind bis jetzt durchweg in der Oberhand geblieben, und zwar so sehr, daß selbst, wenn die neuen Anstrengungen der Entente da oder dort zu einem Er folge führen sollten, den Zentralmächten immer noch die ge waltigster, Trümpfe in der Hand bleiben. Das von ihnen besetzte Gebiet ist ihnen kaum noch zu entreißen, geschweige denn sind sie innerhalb ihres eigenen Gebietes militärisch niederzuwerfen. Die telegraphische Meldung über ein rus sisch-japanisches Abkommen soll nach Londoner Meldungen in England ernste Besorgnisse hervorgerufen haben, denn es bedeutet die Sicherung Rußlands im Osten und das Frei werden russischer Eroberungsbestrebungen an anderer sür England gefährlicher Stelle. — Einer römischen Drahtung des „Journal de Geneve" zufolge erachtet der Papst im Ein vernehmen mit der Schweiz jegliche Friedensvermittlung im gegenwärtigen Augenblick als schädlich. — (Die Amerika-Fahrt des Handels- U-Bootes „Bremen". In amerikanischen Handels kreisen verlautet nach einer Newyorker Meldung, daß das zweite deutsche Handelsunterseeboot voraussichtlich Mitte nächster Woche in Amerika eintreffen wird. Wo das Boot landen wird, bleibt aber vorläufig ein Geheimnis. — (Amerika fürchtet Verletzungen der Handelsinteressen.) Nach einem Telegramm der „Voss. Ztg." wird der neuen „Züricher Zeitung" aus dem Haag gemeldet, Präsident Wilson habe die japanische Re gierung ersucht, ihm den Wortlaut des neuen russisch-japa nischen Vertrages mitzuteilen. Man befürchte in Amerika, d. ß der Vertrag die amerikanischen Handelsinteressen verletzt. Aöln, 13. Juli. (Die „Friedlichen" und die „W ilden" in Frankreich.) Die „Kölnische Zeitung" veröffentlicht die Schilderungen eines Gewährsmannes, der ganz Frankreich durchreiste, Uber die Stimmung dafelbst. Er erklärt, es gäbe in Frankreich zwei sich wiederstreitende Richtungen, die des Mannes an der Front und die der Zi vilisten. Die zunehmende Erschlaffung verlange nach Frie den. Dem entspricht bei den verantwortlichen Führern eine bedeutende Steigerung der Wildheit Wie im Gefühl der Gefahr, wollen sie durch immer rohere Tagesbefehle ihre Leute auf die sichere Bahn des Hasses gegen die Feinde zu- rückführen. Ein Tagesbefehl schreibt vor, nur Gefangene einzubringen, wenn es über 20 seien. Die Mehrzahl des Heeres wie auch des Volkes steht in der Offensive den letz ten Versuch. Die Oberste Heeresleitung weiß, daß sie nicht In eiserner Zeit. Kriegsroman von Charlotte Wilbert. 19 Frau Gertrude sah es und ein eigenes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Lilli, kleines, törichtes Mädel! Komm, sieh Dei ner Mutter ins Ange," sie hob des Mädchens Kinn empor und beugte sich zu ihr hinab. „Kind, ich weiß, was an Dei nem kleinen Herzchen nagt! Ja, erschrick nicht, ich will es Dir auch sagen. Lilli! Kind! Der böse Schlingel, der Amor bat mitten hinein in Dein Herzchen getroffen mit seinem schar fen Pfeil. Gelt, ist es nicht so?" Lilli war purpurrot geworden, die Hellen Tränen stürz ten aus ihren Blauaugen und verschämt barg sie den Kopf au der Mutter Brust. „Mutter, o liebe Mutter!" kam es schluchzend aus Lillis Munde. Diese suchte das meinende Mädchen zn beruhigen. „Siehst Du, ich habe recht geraten. Aber nun sollst Du deshalb doch nicht weinen. Komm, sei vernünftig, wir wollen uns nun einmal wie zwei gute, innige Freunde aussprechen!" Sanft glitt ihre Hand über ihres Kindes Scheitel. „Also Du mein kleines, törichtes Mädel, da ist in Dein Herz die erste, son nige Liebe eingezogeu. Du brauchst nicht so verschämt die Augen niederzuschlageu, denn Liebe ist nichts, wofür Du Dich vor Deiner Mutter zu schäme» brauchtest; das Weib ist ja zum Lieben und Liebe speudeu geboren. Die erste Liebe in einem jungen Meuscheuherzen ist so zart und rein, fo scheu und verschwiegen, daß nm die Mutter sie versteht und nur sie diejenige ist, die das junge, liebende Herz leitet und mit ihm den Kämpfen, die sich der jungen Liebe entgegenstellen, eutgegeutreteu kaum Die Kämpfe werde» auch bei Dir nicht ausbleibeu. Ich weiß, wer es ist, der Dein junges, reines Herz so in Helle Flamme» gesetzt hat; den schneidigen, hüb schen Leutnant Gordis kenne ich und ich glaube auch, daß er ein ehrlicher treuer Charakter ist." „Eines aber noch, Philipp von Gordis entstammt einer altaiigesehene» Adelsfamilie, Dn kennst den Stolz dieser Dy- nasteugeschlechter, Dn bist eine Tochter aus achtbarer Fa milie, doch eine mit Oelbilderu der Vorfahren und Ahnen gefüllte Ahuengalerie hat unsere Familie nicht. Und wie Du weißt, auch nicht ein außerordentlich großes Vermögen. Das sind nun Umstände, die Eurer Liebe als Hindernis begegnen, denn jedenfalls wird der Vater des jungen Gordis sehr dar aus achten, daß seine Schwiegertochter eine reiche Dame aus altadeligem Geschlechte ist. Bist Du denn überhaupt der Gegenliebe Philipp von Gor dis sicher?" „Ach, ich — ich weiß — es — ja nicht! Ich — ich —" „Soo, dann weiß mein kleines Mädel noch gar nicht, ob ihre Liebe erwidert wird?" Lilli weinte und schluchzte uud brachte nur abgerissen, stockend hervor: „Ich — ich weiß — nicht — aber ich — ich glaube — doch, ich meine —" „Na steh mal, da darfst Du auch Dein Köpfchen nicht gleich so hängen lassen. Immer frisch, fromm, fröhlich, den Kops hoch! Sieh, es gibt manche Menschen, denen fällt das Glück sozusagen in den Schoß. Sie treffe» sich, gefallen sich gegen seitig und nach ein paar Wochen wird geheiratet, ohne viel Unistände. Bei viele» Mensche» aber muß vom erste» Tage an gekämpft und gerungen werden; da muß jedes Stücklein des goldenen Glückes ertanft werden, und glaube mir, die jenige», die durch Leid und Sorge», durch Kampf ihr Glück errungen, deren Glück ist echter, schöner und erhabener als dasjenige derer, denen es in den Schoß fällt. Du bist jung, Lilli, Deine Jugend steht in voller Blüte, wenn Dich Dein kleines, rebellisches Herzchen zu sehr quält, dann komme zu Deiner Mutter, die legt daun ihre Hand darauf und Du sollst sehen, mein Mädel, Dein wildes Herz wird sich bald beruhi gen, Du wirst wieder frisch und fröhlich, mutig in die Welt schauen." Sie drückte einen innigen Kuß auf die reine Stirn ihres Kindes und verließ dann das Zimmer, Lilli mit sich und ihren Sorgen, ihren junge» austürmenden Sorgen, al leinlassend. 10. Kapitel. Dor seinem Schreibtische saß Franz von Brixdorf, den rechten Arm in der Binde. Ihm gegenüber lehnte in einem Sesiel ein junger Offizier. „Also, Sie sollen die Festungspläne in die Botschaft brin gen, lieber Staudter, sie scheinen die Pläne sehr nötig zu haben, man hat mir bereits dreimal telephoniert!" Der junge Offizier nickte zustimmend. „Ja, ja, die Sache wird tatsächlich immer bedenklicher, man spricht in engeren Kreisen, daß bis spätestens Morgen die Mobilmachung knud- gegeben wird!" „Sooo? Das ist ja fast unglaublich! Und der Depeschen wechsel zwischen dem Zaren und Kaiser Wilhelm?" „Man munkelt da etwas von Wortbruch des Zaren; Vä terchen soll die Unverschämtheit besessen haben, seine vollstän digen Armeekorps zu mobilisieren." „Aber das ist stark!" rief Graf Brixdorf erregt. „Ja, und was kann da Seine Majestät weiter tun, als die Wortbrüchigkeit ihm gründlich heimzahlen!" „Na, das wird er auch nach Kräften tun, das versichere ich Ihnen, Staudter! Es hat schon lange gewackelt. Einmal mußte die Sache umkippen. Wäre der Mord von Serajewo nicht die Ursache gewesen, so märe es über kurz oder lang ooch gekommen. Nun, ich gebe Ihnen rasch Ihre Pläne, sonst halte ich Sie noch unnütz aus." „Ich fahre direkt durch die Köpenikerstraße, dann schneide ich den Bogen um die Südstraße ab." „Gewiß, da sind Sie bedeutend schneller da. Na, na —" Hastig, nervös warf Graf Brixdorf die Papiere, die zerstreut auf seinei» Schreibtische lagen, durcheinander. „Da fall doch gleich — Zum Kuckuck, er hatte ihn doch gestern selbst noch dort in diese Schublade gelegt!" Alles Suchen half nichts, der große Festnngsplan war — und blieb — verschwunden. Erregt schritt der Graf in großen Schritten durchs Zimmer. Dicke Schweißtropfen standen auf sei ner Stirn, die finster zusammengezogen war. Leutnant Staudter stand, die größte Bestürzung in dein hübschen, offenen Gesicht, da. „Aber um Himmelswillen, Graf Brixdorf!" „Ich stehe vor einem Rätsel, ich — ich —" „So sind Ihnen die Papiere gestohlen worden!" Brixdorf blieb stehen und starrte den Sprecher an: „Ge stohlen? Unsinn, von wem denn und wann?" Nochmals durchfuchte er und der Offizier den Schreibtisch — natürlich — umsonst. „DaS ist zu toll I Himmel! Was soll ich nur beginnen?" L35.20