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Nr. 71. Pulsnitzer Wochenblatt — Dienstag, den 13. Juni 1916. Seite 2. Die Ausgabe der neuen Vrotmarken, Auttemarken und der VratzuWurken findet Mltiwock, den 14. unv vonnsrslag, den 15. Zuni 1916 in der Kriegsschreibstube wie folgt statt: Mittwoch, den 14. Juni 1916: An 11 11 An 11 11 11 die Inhaber der Vrotmarkenausweiskarten 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 1—150 2—3 Uhr N. I5I-300 3-4 „ „ 301—450 4-5 „ „ 451-600 5-6 „ „ Donnerstag, den 15. Juni 1916: die Inhaber der Brotmarkenausweiskarten 601— 750 8— 9 Uhr V. „ „ „ „ „ 75l- 900 9-lO , „ „ „ „ „ „ 901-1050 10-11 „ „ „ „ „ „ „ 1051-1200 11-12 , „ Es erhält jede erwerbstätige Person über 14 Jahre beiderlei Geschlechts, deren jährliches Einkommen 3100 M nicht übersteigt, zu der bisher von ihr bezo genen Anzahl Brotmarken auf Antrag für die Brotmarkenperiode 2 Zusatzbrotmarken und zwar rückwirkend vom 5. Juni 19l6 ab. Steuerzettel ist vorzulegen. Selbstversorger und die von ihnen zu beköstigten Personen erhalten keine Zusatzmarken. Pulsnitz, am 13. Juni 1916. vsr Stavtrat. Vou den Kriegr-SchllllMzen. Jie amtlichen Tagesberichte. Dresden, 11. Juni 1916, nachmittags >/«4 Uhr Großes Hauptquartier, 11. Juni 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Beiderseits der Maas heftige Artilleriekämpse. Die gestern gemeldete Beute aus den Angriffen östlich des Flusses hat sich noch um 3 Geschütze und 7 Maschi nengewehre erhöht. Westlich von Markirch machte eine deutsche Patrouille, die in die französischen Gräben eindrang, 1 Os- sizierund17Mannzu Gefangenen. Oestlicher Kriegsschauplatz. Südlich von Krewo stießen deutsche Erkundungs- abteilungen in die russische Stellung vor, sie erstürmten oie feindlichen Anlagen und brachten über 100 Russen an Gefangenen, sowie 1 Maschinengewehr zurück Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. W. T.-V.) Oberste Heeresleitung. Dresden den 12. Juni 1916, nachm. '/«4 Uhr. Großes Hauptquartier, 12. Juni 1916 Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. In der Champagne, nördlich von Perthes, drangen deutsche Erkundungsabteilungen in die französischen Stellun gen ein, machten nach kurzem Kampfe 5 Offiziere und über 100 Mann zu Gefangenen, erbeuteten 4 Maschinengewehre und kehrten planmäßig in die eigenen Gräben zurück. Oestlicher Kriegsschauplatz Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer warfen russische Ab teilungen, die nordwestlich von Buczacz (an der Scrypai im Vorgehen waren, wieder zurück, über 1300 Russen blieben- als Gefangene in unserer Hand. Im übrigen hat sich die Lage der deutschen Truppen nicht geändert. Balkan-Kriegsschauplatz. Keine Ereignisse. (W.T.-B.) ObersteHeeresleitung. Wien, 12. Juni. (>v.r.-8.) Amtlich wird verlautbart: Russischer Rriegsschauplatz Im Nordosten der Bukowina vollzog sich die Loslö sung vom Gegner unter harten Nachhutkämpfen. Eine aus Buczacz gegen Nordwesten vorgehende feind liche Krastgruppe wurde durch einen Gegenangriff deutscher und österreichisch-ungarischer Regimenter geworfen, wobei 1300 Russen in unserer Hand blieben. Auf der Höhe östlich von Wisniowczyk brach heute früh ein starker russischer An griff in unserem Geschützseuer zusammen. Oestlich von Kozlow hoben unsere Streiskommandos einen vorgeschobenen Posten der Russen aus. Nordwestlich von Tarnopol wird fortgesetzt heftig ge kämpft Die mehrfach genannten Stellungen bei Wore- biowka wechselten wiederholt den Besitz. An der Jkwa und in Wolhynien herrschte gestern verhältnismäßig Ruhe. Westlich von Kolki schlugen unsere Truppen einen russischen Uebergangsversuch ab. Hier wie überall entspre- chen dem rücksichtslosen Massenaufgebote des Feindes auch seine Verluste. Italienischer Ariegsschauplatz Die Lage aus dem südwestlichen Kriegsschauplätze ist unverändert. In den Dolomiten und an unserer Front zwi schen Breuta und. Etsch wurden die Italiener, wo sie angris- fen, abgewiesen. Südöstlicher Arieqsschauplah. Unverändert. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Höfer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse ?nr See. Ein Geschwader von Seeflugzeugen hat in der Nacht vom 11. aus den 12 Juni die Bahnstrecke San Dona — Mestre und die Bahnanlagen in Mestre ausgiebig mit sicht- ltch gutem Erfolge bombardiert, mehrere Volltreffer in die Lokomotivremisen erzielt und auch das Arsenal in Venedig mit einigen Bomben belegt. Trotz heftigen Abwehrfeuers sind alle Flugzeuge eingerückt. (W. T. B.) Flottenkommando. Bon der MM. Die Anstürme der Russen in Wolhynien und im Grenzgebiete von Galizien. Nach den letzten Berichten des österreichisch-ungari schen Generalstabes sind die Anstürme der Russen in Wol hynien und im Grenzgebiete von Galizien in den letzten Ta gen weniger heftig gewesen und nördlich von Nowo Alexi- niec und am Dnjestr gelang es auch, die russischen Angriffe zurückzuschlagen Die Russen üben aber wieder die Ge wohnheit, mit ungeheuren Truppenmassen ihre Angriffe zu machen und haben ost zehn und noch mehr Angriffe hinter einander unternommen. Auch wenden die Russen in ihren Angriffen ein unermüdliches Artilfiriefiuer an, sodaß ohne Zweifel die Russen einige Erfolge erzielt haben. Die Be richte der österreichischen Kriegsberichterstatter lauten aber trotzdem zuversichtlich und wird der Zurücknahme der öster reichischen Stellungen von dem Flusse Strypa bis an den Styr keine große militärische Bedeutung beigemessen, da die österreichischen Truppen nicht einmal hinter den Fluß Styr zurückgegangen sind. Es ist aber klar, daß die Rus sen ihre Erfolge riesig aufbauschen und daß auch die Bericht erstatter der englischen und französischen Zeitungen mit den Russen in ein Horn stoßen Ein englischer Berichterstatter will sogar wissen, daß der Angriff der Russen gegen die Oesterreicher sich auf eine Front von 200 Meilen erstrecke und daß das russische Artilleriefeuer von überwältigender Wirkung s^i. Mit dec Ausdehnung der russischen Angriffs front aus 200 Meilen hat der englische Berichterstatter aber jedenfalls englische Meilen gemeint, von denen vier aus eine deutsche Meile gehen Sicher ist aber oie Lage auf dem österreichisch-ungarischen Kriegsschauplätze noch immer sehr ernst, da dort die Russen ein großes Heer eingesetzt zu ha ben scheinen. Ausdehnung der russischen Offensive an der Bukowinasront. Bukarest, 10. Juni. Die Nordsüd-Agentur meldet, daß die in Galizien begonnene Offensive sich über die ganze Front der Bukowina ausdehnen wird. Das Hauptziel des Angriffs bildet Czernowitz. Vorzeitiger Jubel der russischen Presse. Budapest, 13. Juni. Dem Az Est wird aus dem Kriegspressequartier berichtet: Die russische Presse, welche schon dadurch bekannt ist, daß sie vorzeitig und übertrieben in Jubel ausbricht, gibt jetzt der Welt triumphierend zu wis sen, daß wir in den letzten Tagen im 22. Kriegsmonat 100000 Mann verloren. Jedermann weiß, daß Nachhut kämpfe mit Verlusten an Gefangenen und Material verbun den sind. Es läßt sich seststellen, daß außer den normalen Verlusten an Gefangenen und Kriegsmaterial unsere bluti gen Verluste nicht groß waren, daß dagegen die Verluste der Russen so fürchterliche sind, wie nie zuvor. Die Russen geben auch zu, daß ein Regiment sämtliche Offiziere verlor. Die erfundenen Nachrichten über unsere Verluste sollen nur dazu dienen, um die enormen Verluste der Russen vor der öffentlichen Meinung zu verschleiern Das russische Volk weiß noch nicht, welche Ströme Blutes die durch die Russen errungenen Erfolge kosteten. As Wichtigste. Am Pfingstsonntag erlag im Johannstädter Krankenhause Äuchbinderobermeister Stadtverordneter Unrasch einem Gehirnschlag. Am 1. Pfingstfeiertag hat sich auf der Schmalspurlinie Mügeln—Geising zwischen Bärenhecke und Schüller mühle ein Eisenbahnunfall zugetragen, der kein Menschen leben gesordert hat, doch sind 10 Personen leicht und zwei ernster verletzt worden Oestlich von Kolki warfen die k. u. k. Truppen am Sonn abend die Russen wieder über den Styr zurück, machten 1800 Gefangene und erbeuteten 13 Maschinengewehre. Deutsche und österreichisch-ungarische Truppen der Armee des Generals Grafen Bothmer warfen russische Ab teilungen bei Buczacz zurück und machten 1300 Ge fangene. Die k. u. k. Truppen haben den Monte Lemmerle erstürmt und 500 Gefangene gemacht. Ein Geschwader von k. u. k. Seeflugzeugen hat die Bahn linie von San Dona-Mestre, die Bahnanlagen von Mestre und das Arsenal von Venedig mit gutem Er folge bombardiert. Die türkischen Truppen haben die Russen bei Chanikin ge schlagen und sind in Kasti Schian eingezogen; an der Jrakfront wurde eine feindliche Kavallerie-Abteilung vollständig vernichtet und zwei Kanonenboote in die Lust gesprengt. Die italiensche Kammer lehnte mit 197 gegen 158 Stimmen ein Vertrauensvotum der Regierung äb; das Kabinett Salandra hat ein Rücktrittsgesuch eingereicht. Der Sturz Salandras. Nun hat also das Geschick die Herren Salandra und Genossen ereilt, was kommen mußte, ist eingetreten, nur das man das Ereignis nicht so schnell erwartet hat. Schon mehr wie einmal war die Regierung nahe daran, in den Orkus gestürzt zu werden, aber immer wieder nahm man davon Abstand, weil man befürchtete, daß es bei einem Sturze des Ministeriums zu einem allgemeinen Kladdera datsch kommen könnte. Auch suchte Salandra auf alle mög liche. Weise eingehender Aussprache sich zu entziehen, und wenn er wirklich einmal Gelegenheit nahm, sich über die Lage zu äußern, so tat er dies zumeist in allgemeinen Rede wendungen und patriotisch sein sollenden Floskeln, die ihm den Beifall der Kriegshetzer sicherten Da diese die Mehr heit hatten und die sozalistische Opposition, die vom Kriege nichts wissen will, nicht auskommen konnte, so gelang es ihm immer wieder, sich zv halten. Die Stellung der Re gierung an sich konnte nicht mehr gefestigt werden, sie war vollständig untergraben, die innere Politik stand ständig im Zeichen der latenten Krists, und über kurz oder lang mußte es doch einmal zum Klappen Kommen. Nun begann die österreichische Offensive, eine Schlappe folgte auf italienischer Seite der anderen, was aber die Regierungsstellen nicht hinderte, die Lage trotz alledem in günstigem Licht erscheinen zu lassen und das Rückweichen als völlig belanglos für den Ausgang des Krieges hinzustellen. Im Volke war man aber anderer Meinung, die Beunruhigung wurde immer größer, und gerade die entstellenden offiziellen und offiziösen Berichte bewirkten das Gegenteil von dem, was mit ihnen beabsichtigt war. Eine dumpfe Gährung herrschte allent halben, und in dieser Stimmung trat kurz vor dem Pfingst- feste die Kammer zusammen. Gern hätte Herr Salandra angesichts der mißlichen Lage die Wiedereröffnung des Par laments hinausgeschoben, aber es ging nicht mehr an. wenn sich nicht die Regierung in höchstem Matze blamieren wollte. So versuchte der Ministerpräsident wenigstens die von allen Seiten verlangte Regierungserklärung über die Lage und die sich anschließende Aussprache hinauszuschieben, aber das ries bei den Parteien nicht minder Unwillen hervor. Man vereitelte die Absicht des Kabinetts, indem man, obwohl an 120 Redner für die Etatserörterung sich eingeschrieben hatten, die Einzelberatung durch allgemeinen Wortverzicht unheim lich beschleunigte, sodaß Herrn Salandra schließlich nichts anderes übrig blieb, als sich vorzeitig dazu zu bequemen, Rede und Antwort zu stehen. Das geschah, aber in so un zugänglicher Weise, daß ein Vertrauensvotum für die Re gierung mit 197 gegen 158 Stimmen abgelehnt wurde, nachdem noch bei der letzten Abstimmung die Opposition nur 40 Stimmen betragen hatte. Daraufhin reichte Salandra mit dem Gesamtkabinett seine Demission ein. Die Kammer abstimmung ist indessen keineswegs als ein Beweis von Kriegsmüdigkeit anzusehen, sie ist vielmehr der Ausdruck des Mißfallens gegenüber der von der Regierung im Allge meinen bewiesenen Unfähigkeit und Mangel an Tatkraft. Die Kommer ist geteilt in Extremisten, die ein nationales Kabinett und Fortsetzung des Krieges bis zum äußersten verlangen und in die demokratischen Gruppen, die einen Verteidigungskrieg unter einem evt. umgebildeten Kabinett verlangen. Wer das Erbe der jetzigen Regierung antreten wird, ist vorläufig noch unbestimmt, bei der verfahrenen Lage wird sie sicherlich niemand gern übernehmen wollen, um nicht für immer seinen politischen Ruf zu verlieren. Schuld an der Verwirrung trägt nicht zuletzt die fortwährende Täuschung des Volkes über die wahren Ereignisse, was sich vielleicht demnächst auch in anderen Ententestaaten rächen kann. Oertliches und Sächsisches. Pulsnitz. (Nach dem Festeh Das zweite Kriegs pfingsten gehört nun auch der Vergangenheit an. War schon tm Vorjahre dank der gewaltigen Erfolge, die im Osten ge genüber den russischen Massen erzielt wurden, unsere Stim mung eine stegessichere, so war dieselbe in diesem Jahre dank der glänzenden Erfolge, die gegen den Treubrüchler, sowie im Westen erzielt wurden, eine wesentlich verstärkte. Zu unse rer Pfingststimmung trugen auch wesentlich bei diejenigen un serer Heimatgenossen, denen es vergönnt war, hier im Kreise ihrer Familien und Freunde die Pfingsttage zu verleben, denn sie alle waren der Ueberzeugung, daß der Krieg wohl am Der deutsche Wegs-Tagesbericht vonheute besagt: Dresden, 13. Juni 1916, nachm. °/«3 Uhr. Großes Hauptquartier, 13. Juni 1916. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. c Gegen einen Teil unserer neuen Stellungen aus den Höhen südöstlich von Bpern sind seit heute örtliche Angriffe der Engländer im Gange. Auf dem rechten Maasufer beiderseits des von der Feste Douaumont nach Südwesten streifenden Rücken schoben wir unsere Linien weiter vor. Oestlicher Kriegsschauplatz An der Düna südöstlich von Dubena zersprengte das Feuer unserer Batterien eine russische Kavalleriebrigade. Nordöstlich von Baranowitschi war das feindliche Artilleriescuer lebhaft Die Armee des Generals Grasen Bothmer wies westlich von Prcewloka an der Strypa feind liche Angriffe restlos ab. Bei Podhajch wurde ein russisches Flugzeug von einem deutschen Flieger im Lustkampse bezwungen. Führer und Beobachter — ein französischer Offizier — sind gefangen. Das Flugzeug ist geborgen. Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. (W.T.-B.) Oberste Heeresleitung.