Suche löschen...
Pulsnitzer Wochenblatt : 18.04.1916
- Erscheinungsdatum
- 1916-04-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- Stadt Pulsnitz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1840935979-191604189
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1840935979-19160418
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1840935979-19160418
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Bestände der Stadt Pulsnitz
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Pulsnitzer Wochenblatt
-
Jahr
1916
-
Monat
1916-04
- Tag 1916-04-18
-
Monat
1916-04
-
Jahr
1916
- Titel
- Pulsnitzer Wochenblatt : 18.04.1916
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Nr. 47. Pulsnitzer Wochenblatt — Lienstag, den 18. April 1916. Seile 3. ist daher im Reichstage genau betrachtet durch die Beratung gen der Ausschüsse das Wunderbare geschehen, daß der Reichs tag dem Reichsschatzsekretär noch mehr Steuern gewähren wist, als dieser überhaupt verlangt hat. Es bleibt allerdings noch zweifelhaft, ob der vom Ausschüsse des Reichstags ge wünschte neue Wehrbeitrag noch Gesetz wird, denn der Reichs schatzsekretär und auch der bayrische Bundesratsbevollmäch- tigte haben sich dagegen erklärt, aber schließlich liegt in den ganzen riesigen durch den Weltkrieg herbeigesührten Mehr ausgaben des Reiches ein solcher Zwang, daß eben das Reich die Steuern nehmen mutz, wie sie ihm bewilligt wer den. Sicher haben die Mitglieder der Steuerausschüsse des Reichstages schon erkannt, daß das deutsche Reich die riesi gen Summen, die es jetzt braucht und auch später noch brau chen wird, nicht durch die indirekten Steuern auf den Ver brauch und den Verkehr ausbringen kann. Als Rettungs anker bliebe schließlich nur noch die Einführung einiger Reichs monopole übrig, aber von solchen neuen Einnahmequellen war in den Steuerausschüssen keine Rede. Zu beachten ist allerdings noch, daß die in den Steuerausschüssen des Reichs tages gefaßten Beschlüsse, welche ja auch die Erhöhungen der Postabgaben betragen, noch nicht als maßgebend für die neuen Steuerqesetze anzusehen sind, denn die Beratung im Reichstage selbst kann noch wesentliche Aenderungen bringen Den nächsten Beratungen des Reichstages ist es auch offen bar noch vorbehalten, über die Bedenken zu entscheiden, wel cher der Reichsschatzsekretär, der bayerische Bundesratsbe vollmächtigte und auch einige konservative Abgeordnete gegen das von dem Steuerausschuffe beschlossene Gesetz erhoben haben. Die Umwandlung der Quittungsstempelsteuer in eine Warenumsatzsteuer scheint aber dem Reichsschatzsekretär nicht gerade mißfallen zu haben, so sehr er sich auch gegen die Einführung eines neuen Wehrbeitrages sträubte, so bleibt für den Reichstag die wichtige Aufgabe bestehen, doch eine Grenzlinie inbezug auf die Steuerquellen des Reiches gegen über den Steuerrechten des Bundesrates noch einmal scharf M ziehen, denn sonst können wir zu verdrießlichen finanziellen Zuständen in den Bundesstaaten kommen. Die Bundes staaten haben aber viel zu wichtige Kulturaufgaben zu er füllen, als daß sie nicht auch ihre finanzielle Selbständigkeit voll und ganz wahren sollten. Aus der anderen Seite ist allerdings auch damit zu rechnen, daß die Ausgaben des Reiches so riesig groß geworden sind, daß dem Reiche, um aus dem schweren finanziellen Notstände herauszukommen, schließ lich noch ein Steuergebiet überlassen werden muß, aber dann müßte es genau bestimmt und begrenzt werden, sonst ent stehen stets bei der Feststellung des Reichshaushaltes neue Schwierigkeiten und ärgerliche Streitigkeiten. Schon die Be steuerung des Mehreinkommens aus den Kriegsgewinnen durch das Reich ist eigentlich schon eine Besteuerung des Einkommens durch das Reich, also eine teilweise Reichsein kommensteuer, welche in einem gewissen Widerspruche mit den verfassungsmäßigen Rechten der Bundesstaaten steht. Die ungeheure Not der Kriegszeit inbezug auf die Beschaff ung immer neuer Gelomittel zwingt eben auch zu der An- Oertliches und Sächsisches. Pulsnitz. (Ko nfirmation.) Feierlicher Glocken klang rief am Sonntag Palmarum zu verschiedenen Zeiten unsere Konfirmanden in die Kirche, zur Einsegnung der jun gen Christen. Diele Hunderte sind am Sonntag in den Bund der Christen ausgenommen worden. Aus der Schule entlassen, treten sie in einen neuen Abschnitt ihres Lebens, das sie bis jetzt im Elternhaus verbracht haben. Wie viele von denen, die vorgestern die Weihe zu ihrem künftigen Le ben empfingen, nahmen Abschied von Vater und Mutter, geleitet von dem Bestreben, ernste tüchtige Glieder der mensch lichen Gesellschaft zu werden. Alle die guten Wünsche, die am Palmsonntage unseren jungen Konfirmanden ausgespro chen, ihnen, wie den Eltern übersandt wurden, smöchten sie doch alle in Erfüllung gehen. Vormittag '/-9 Uhr wurden durch Herrn Pastor bic. Stange 45 Knaben und 51 Mäd chen und V-11 Uhr durch Herrn Pfarrer Schulze 87 Knaben und 73 Mädchen konfirmiert. Aus unserer Parochie sind also 256 Konfirmanden zu verzeichnen. (Amtliche Bekanntmachung.) In Nr. 89 der Sächsischen Staatszeitung veröffentlichen die stell vertretenden Generalkommandos des 12. und 19. Armeekorps eine Bekanntmachung betr. Erläuterungen zum Belegschein 3 für die Verarbeitung von Baumwolle, Baumwollabgängen, Stripsen, Kämmlingen, Baumwollabsällen und Kunstbaum ¬ wolle zur Erfüllung von Heeres- und Marineaufträgen ge mäß 8 5 Absatz 1 des Spinn- und Webverbots vom 1. April 1916, auf die wir besonders Hinweisen. — (UnbesugtesWeidenvonVieh) Es ist wiederholt beobachtet worden, daß Gänse und Hühner frei umherlaufen und an den Frühjahrs- und Wintersaaten viel Schaden verursachen; auch werden vielfach Gänse unbe fugt auf Fluren gehütet. Es wird ausdrücklich darauf hin gewiesen, daß nach 8 17 und 24 des Forst- und Feldstras- gesetzbuches vom 26. Februar 1909 das unbefugte Weiden von Vieh und das schädigende Umherlausen von Hausge flügel verboten ist und Zuwiderhandlungen mit Geld oder Hast bestraft werden. — s. ek. (Die Einnahmen des ev.-luth. sächsischen Hauptmissionsvereins) sind im Jahre 1915 bemerkenswerter Weise fast genau aus der gleichen Höhe geblieben wie in dem größtenteils noch fried lichen Vorjahre. Der soeben ausqegebene Jahresbericht weist eiye Gesamteinnahme von 170 732,72 Mk. auf. Wenn sie etwas hinter der des Vorjahres zurückbleibt, so beruht das auf einer Verminderung der Beiträge von Zweigvereinen und Kirchgemeinden um rund 11000 Mk., während sich der Ertrag der beiden L mdeskirch.nkollekten um rund 3000 MK. gesteigert hat. Unter den Einzelgaben erscheint auch ein Be trag von 102 Mk. von Landsturmleuten aus „Hindenburgs- dorf" bei Ranse Slava. Nach Abzug der Unkosten und des Kassenbestandes konnten rund 156000 Mk. an die Leipziger Missic Urgesellschaft übersandt werden. Außerdem flossen aus besonderen Einnahmen 1100 Mk dem Zentralverein für Mission unter Israel zu. Uc. 8t. Dresden. (E i n K i r ch e n pa tz.) Das evangelisch- luth. Landesiwnststorium hat beschlossen, einen „Kirchenpatz" herauszugeben, der seinem Inhaber die Zugehörigkeit zur eoang-luth. Kirche bescheinigt. In verschiedenen sächsischen Kirchgemeinden wurde dieser neue Patz vorgestern den Kon firmierten ausgehändigt. Lh:mnitz. (Geständnis des Mörders der Arbeiterin Oertel.) Der Soldat Traue aus Grüna der unter dem starken Verdachte verhaftet worden war, die in einer Schleuste an der Zschopauer Landstraste tot aufge fundene Arbeiterin Oertel aus Oberhermersdorf ermordet zu haben, hat dem Staatsanwalt nach stundenlangem Verhör ein umfassendes Geständnis abgelegt. Er will beabsichtigt haben, nach der Ermordung der Oertel sich selbst zu töten, weil er mit der Oertel ein Verhältnis unterhalten hatte, das nicht ohne Folgen geblieben war. Als die Oertel tot war, habe ihm jedoch der Mut gefehlt, sich selbst das Leben zu nehmen. Noch am Sonnabend nachmittag hatte er bei der Beerdigung die Täterschaft hartnäckig in Abrede gestellt. D ie Beerdigung der Oertel erfolgte in Gegenwart weniger Personen, da die Stunde der Trauerfeier geheimgehallen worden war. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Bertin, 16. April. (Reichsschatz - sekretär Dr. Helfferich über die allgemeine finanzielle Kriegslage., Der hiesige Vertreter des „A Vilag", hatte während der letzten Sitzung des Reichs tages Gelegenheit zu einer langen Unterredung mit dem Reichsschatzsekretär Dr. Helfferich. Im Verlaufe derselben sagte Dr. Helfferich über die allgemeine finanzielle Kriegs lage Folgendes: Was uns anbelangt mit dem Gelde, das die neue Kriegsanlage uns zur Verfügung gestellt hat, ist die weitere Finanzierung des Krieges bis zum Herbst unbe dingt gesichert. In der nächsten Zeit kommt die neue öster reich-ungarische Kriegsanleihe heraus, und ich zweifle nicht daran, daß Ihre neue Kriegsanleihe einen ebenso respektab len Erfolg auszeigen wird, wie die bisherigen. Bis Herbst sind wir also versorgt und haben keine finanziellen Schwie rigkeiten. Hingegen kann man als einwandfrei feststellen, daß England mit finanziellen Schwierigkeiten kämpft. Mit seinen immens hohen Frachtsätzen und Kohlenpreisen, läßt England zwar einen Teil der Kriegskosten aus der Tasche seiner Verbündeten bezahlen, aber das ist immerhin nur ein minimaler Teil. Jetzt kommt die neue englische Steuervor lage. Die neuen Steuern von Herrn Meckenna sind Ein kommensteuern, und zwar ihr Normals, 8 5 Shilling pro 1 Pfund, also das bedeutet eine Steuer auf jedes Einkom men in der Höhe von 25 Prozent. Das ist unerhört viel und fast beispiellos hoch. Ich will damit nicht sagen, daß England etwa finanziell aus dem Boden liegt, oder nicht in der Lage ist, den Krieg finanziell weiterführen zu können, immerhin bedeutet das aber, daß England mit seinen Finan zen große Schwierigkeiten hat. Und das heißt Mr England mehrmals für jedes andere Land, weil Englands Macht- und Weltstellung mehr als die jedes anderen Landes auf der finanziellen Kraft beruht. Frankreich hat die sogenannte Siegesanleihe gemacht, es ist aber kein Geheimnis, daß das nicht außerordentlich gut ausgefallen sei. Vir. Ribot ist gezwungen, sich mit kurzfristigen Schatzscheinen und Krediten bei der Bank von Frankreich zu behelfen, wovon er aber später Geld beschaffen will, das sehe ich vorläufig nicht. Der Goldbestand der Bank de France zeigt in der letzten Zett eine abwärtsgehende Tendenz, der Notenumlauf steigt ins Ungeheure. Das alles zusammen malt kein erfreuliches Bild über die Finanzen Frankreichs. Daß Rußland mit großen finanziellen Schwierigkeiten kämpft, darauf muß ich nicht besonders Hinweisen. Ich sehe also die finanzielle Kriegs lage Mr uns günstig und ich sehe darin die gleiche Ueberlegen- heit dec Zentralmächte wie bei der militärischen Kriegslage. Amerika. «Die neue Note an Deutschland.) Die „Daily News" erfährt aus Washington: Man glaubt, daß die neue Note an Deutschland fertig ist. Es ist aber nicht sicher, daß sie sofort abgeschickt werden wird. Der In halt wird streng geheim gehalten. Man hat in Washington guten Grund anzunehmen, daß Berlin keinen Bruch will und ist von demselben Geist beseelt. Frankreich. Paris, 16. April. (H ö ch st p r e i s e.) Der französische Senat, der sich am letzten Mittwoch grund sätzlich für die Festsetzung von Höchstpreisen ausgesprochen hatte, nahm diese in der Donnerstagsitzung ohne Debatte für Zucker, Kaffee, Oel und Petroleum an. — Der Gemeinde rat von Paris beschloß den Polizeipräsekten um Festsetzung von Höchstpreisen für frisches und Gefrierfleisch zu ersuchen. Paris, 16. April. (V ä cker meister str eik.) Der „Temps" meldet, in Chalons-sur-Saone haben die Bäcker seit gestern die Läden geschlossen, da der Bürgermeister Höchstpreise für Brot festsetzte. England. London, 17. April. (Eine sensa tionelle Geschichte.) Das englische Parlamentsmit glied Sir Arthur Ponsonby, ehemals Privatsekretär und rechte Hand des verstorbenen liberalen Premierministers Sir Campell-Bannermann, dessen Nachfolger dann Asquith geworden ist, hat zu Glasgow in einer Rede, in welcher er nach dem Bericht des „Labour Leader" gegen den Krieg gesprochen hat, an der Hand eines Schulbeispieles nachge wiesen, wie die Ententepresse deutsche Greueltaten fabriziert; wie aus einer einfachen Ankündigung der „Kölnischen Zei tung", daß zur Feier der Einnahme von Antwerpen in Deutschland die Kirchenglocken geläutet wurden, nach und nach eine deutsche Greueltat entstanden ist. Die „Kölnische Zeitung" schrieb- Als der Fall von Antwerpen bekannt wurde, wurden (in Deutschland die Kirchenglocken) geläutet. Der „Matin" in Paris ändert diese Nachricht folgender maßen um: Gemäß der „Kölnischen Zeitung" wurde der Klerus in Antwerpen gezwungen, die Kirchenglocken zu läu ten, als die Festung eingenommen war. Die große Lon doner Zeitung „Times" will den „Matin" übertreffen, und bringt die Nachricht wie folgt: Gemäß Informationen des „Matin" aus Köln wurden die belgischen Priester, die sich weigerten, nach dem Falle von Antwerpen die Kirchen- Glocken zu läuten, aus ihren Aemtern fortgejagt- — Die große italienische Zeitung „Corners della Sera" wist auch mit von der Partie sein und druckt die Nachricht in folgender Fassung ab: Gemäß Informationen, welche die „Times" aus Köln über Paris erhalten hat, wurden die unglücklichen belgischen Priester, die nach dem Fall von Ant werpen nicht die Kirchenglocken läuten wollten, ins Ge fängnis geworfen! Endlich greift der „Matin", der die erste Nachricht verfaßte, seine eigene Geschichte wieder aus, um sie folgenderweise zu Ende zu führen: Gemäß Informationen, die dem „Corriere della Sera" über London aus Köln zu gegangen sind, bestätigt .ich (diese Wendung „bestätigt sich" ist „Matins Meisterkniff) daß die barbarischen Eroberer von Antwerpen die unglücklichen belgischen Priester wegen ihrer heroischen Weigerung, aus Anlaß des Falles von "Antwer pen die Kirchenglocken zu läuten, als lebendige Klöppel mit den Köpfen nach abwärts hängend, an die Kirchenglocken angebunden haben! So wirds gemacht! Vermischtes. * (Hindenburg über seineZukunst.) Auf die Frage, was er für die Zukunft plane, nachdem er in so Die „Hotogräfin". Roman von O. Elster. 21) (Nachdruck verboten). Von der Liebs von der Gemeinschaft mit dem Manne ihrer Wahl, von dem Glück, ihr Leben zu versenken in das Leben des geliebten Mannes, des Vaters ihrer Kinder. Sein Herz erzitterte, als er sie in solch weicher Hin gebung vor sich sah, und er wäre am liebsten ikr zu Füßen gefallen, um ihr in heißen Worten von seiner Liebe zu sprechen. Aber er bezwang sich und sagte stockend: „Weshalb sollte der Traum des Glücks nicht in Er füllung gehen? Sie sind jung, Sie sind schön ..." „Hören Sie auf" unterbrach Sie ihn rasch und erhob sich, „vergessen Sie meine törichten Worte. Für die Toto gräfin geziemt es sich nicht, zu träumen und zu hoffen . . . das ist vorüber — ich habe es selbst zerstört . . ." Da hielt es ihn nicht länger. Er ergriff ihre Hand und sprach mit bebender Stimme: „So lassen Sie mich das Letzte sagen, Wanda — daß >ch Sie liebe seit der ersten Stunde, da ich Sie sah, daß ich mir ein Leben ohne Sie nicht mehr denken kann. Schon lange brannte mir dies Geständnis aus dem Herzen, nur Ihr Stolz, nur Ihr herbes Wesen ließen mich nicht aus- wrechen — aber jetzt, wo ich sehe, daß auch in Ihren Herzen der Traum von einem Glück lebt, daß Ihnen Ihr bisheriges Leben nicht bieten konnte, ich sehe, daß Ihr Herz voller Sehnsucht nach diesem Glück ist, da vermag ich nicht länger ZU schweigen, da drängt sich das Geständnis meiner Liebe, meiner Sehnsucht aus die Lippen, und ich wage zu bitten: Seien Sie die Meine ..." - , Sie sah ihn groß und erschrocken an. Dann sagte sie langsam: „Sie begehren mich zu Ihrer Gattin?" „Ja, Wanda . . ." Sie löste Ihre Hand aus der seinen und wandte sich ab. „Ich danke Ihnen," sagte sie mit weicher Stimme, »aber es kann nicht sein . . ? „Weshalb nicht, Wanda?" fuhr er auf. „Fragen Sie Ihre Kameraden." Es zuckte ihm schmerzhaft durchs Herz. Er hatte sie verstanden. Doch entschlossen richtet er sich empor. „Sollte meine Stellung ein Hindernis meines Glückes sein," entgegnete er, „so würde ich diese Stellung aufgeben.' „Um die Totogräfin zu heiraten?" Sie wandte sich ihm wieder zu und sah ihn mit blitzenden Augen an. „Und glauben Sie," fragte sie stolz, „daß ich ein sol ches Opfer annehmen würde?" „Es wäre kein Opfer für mich . . ." „So denken Sie jetzt," entgegnete sie auflachend. „Aber lassen Sie nur einige Jahre vorübergehen und Sie werden anders denken. Ausgeschlossen aus dem Kreise Ihrer Kameraden — vielleicht Ihrer Familie — würden Sie sich unglücklich fühlen und mich für Ihr Unglück verantwortlich machen . . ." „Niemals." Sie zuckte die Achseln. „Ich spreche aus Erfahrung," fuhr sie fort. „Ich glaube auch, mich für die Gesellschaft erheben zu können, ich glaubte für.mich allein glücklich und zufrieden leben zu können — es war ein Irrtum — man empfindet es mit schmerzlicher Bitterkeit, nicht mehr den Kreisen anzugehören, die unser Leben sonst schützend umgeben haben. Ich will nicht, daß Sie unglücklich werden." „Sie lieben mich nicht," sagte er traurig. „Sonst würden Sie so nicht sprechen " „Die Liebe ist ein eigen Dina, bester Freund," erwi derte sie mit einem resignierten Lächeln. „Die eine Liebe findet ihr Glück in der Erfüllung ihrer Sehnsucht, die andere in der Entsagung, um den Geliebten nicht unglücklich wer den zu lassen. Seien Sie nicht so traurig, lieber Freund! Es kann nicht sein .... Wir wollen Freunde bleiben, und damit Sie sehen, daß ich Ihre Freundin bin, so will ich Ihnen den heutigen Tag noch schenken, dann bin ich wieder bei Ihnen, um mit Ihnen den Tag zu verbringen Wir wollen an daß Häßliche, das dieser Tag uns gebracht hat, nicht mehr denken, sondern wie zwei glückliche Kinder diese Stunden, die uns noch geschenkt sind, genießen. Wir speisen zusammen, dann machen wir eine Dampferfahrt und später besuchen wir die Oper . . . sind Sie einverstanden?" Sie sah ihn lächelnd an. „Ich mutz wohl," entgegnete er mit einem Seufzer. „Nun, dann aus Wiedersehn!" Sie nickte ihm freundlich zu und entfernte sich. In Gedanken versunken blieb Fredy zurück. Das Mennen mußte beendet sein. Mehrere Herren traten in das Vestibül, darunter Fürst Kirchstein und Graf Trachau. Sie befanden sich in lebhafter Unterhaltung und bemerkten Fredy nicht, der in der Tiefe einer Nische satz. „Ja meine Herren," sagte Trachau mit seiner lauten Knarrenden Stimme, „die Totogräfin ist wohl fürs erste für unsere Rennen erledigt. . ." „Allerdings," krähte der Fürst, „hat sich unglaublich Kompromittiert." „Wenn ihr auch direkt nichts nachzusagen ist," fuhr Trachau fort, "so ist doch die Aussage ihres Jockeis sehr verdächtig, der nicht für das Publikum reiten wollte, sondem für seine Herrin. Dahinter steckt etwas, und Kannstein machte ein verflucht pfiffiges Gesicht, als ich ihn auf die Totogräfin anredete." „Tut mir leid um die Frau," warf der Fürst achsel zuckend ein. Fredy erhob sich und trat in den Kreis der Herren. Sein Antlitz war blaß geworden und in seinen Augen glomm ein geheimer Zorn. „Ich will nicht hoffen, Graf Trachau," sprach er mit leicht bebender Stimme, „daß Sie Frau Woldtmann einer unehrenhaften Handlung für fähig hallen." Trachau sah ihn überrascht an, dann zuckte ein spötti sches Lächeln um seinen Mund. „Was ich von Frau Woldtmann halte, Herr von Bergheim," entgeqnete er mit scharfer Ironie, „ist meine eigene Angelegenheit." „Sehr wohl — aber diese Ihre Meinung öffentlich auszusprechen, zeugt von wenig Taktgefühl. . „Herr von Bergheim??!!" sprach Trachau drohend. „Meine Herren, meine Herren," rief der Fürst, „nur keinen Streit! Das ist die Sache nicht wert!" „Verzeihung, Durchlaucht," sagte Fredy, diese Ange legenheit ist für mich von höchstem Wert. Ich trete für die Ehre jener Dame ein, als ob es sich um meine eigene Ehre handelte. Verdächtigungen und Verleumdungen der Dame dulde ich nicht?' „Ich wiederhole nur, was alle Welt sagt." „Aber meine Herren," legte sich der Fürst ins Mittel, „Sie werden doch nicht Streit ansangen — um eine Dame! — Kich wiederhole — um eine durchaus achtenswerte Dame! „Ich bin zufrieden," sagte Fredy ernst, „wenn Gras Trachau Durchlauchts Meinung in betreff jener Dame teilt.' „Was mich betrifft, so will ich die Ehre dieser Dame nicht angreifen," warf Trachau lächelnd hin. „Nun also, so ist die Sache erledigt, nicht wahr, lieber Baron?" rief der Fürst. (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)