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Nr. 46. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 13. April 1916 Seite 2. Ayr Konfirmanden vom Wernen Jahr. Ihr Konfirmanden vom Eisernen Jahr, du gottgeweihte, jungdeutsche Schar, die sich dem Herrn will geloben: Euch macht Gott selber die Herzen bereit; ihr höret im Sturmbrau» der herrlichen Zeit die gewaltige Stimme von oben! Ihr saht die Mütter schmerzbereit, dar höchste Opfer in heiligem Leid dem Vaterlande zu bringen. Ihr höret der Feinde Hohn und Spott, ihr lerntet jubeln: der Herr ist Gott! Ihr lerntet das Lutherlied singen. Ihr Konfirmanden vom Eisernen Jahr: Alldeutschland kämpfte für Thron und Altar nun tretet ihr in die Reihen! Nun hebt auch ihr die Hand zum Schwur: Getreu bir zum Tod auf des Heiland« Spur euch seinem Dienst zu weihen. Euch streifte die jungen Stirnen die Not; ihr lerntet da« heiligste, höchste Gebot: In Treue za dulden, zu sterben. Die Väter haben'« euch oorgelebt; die Brüder, die tapferen, die nicht gebebt — den Hrldenstnn sollt ihr erben. Die Glocken, die euch geleiten heut, die un« gesungen da« Siegesgeläut, die mögen euch stets umschweben! So sollt ihr nun tapfere Kämpfer sein — so sollt ihr al« Steger gehen ein zu einem ewigen Leben! Marie Sauer. Voll im Knegr-SHWliitzen. Jie amtlichen TMberWe. Dresden, 14. April 1916, nachm. °/.4 Uhr. Großes Hauptquartier, 14. April 1916. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Abgesehen von stellenweise lebhaften, im Maasgebiere heftigen Feuerkämpsen ist nichts Wesentliches zu berichten. Angriffsversuche aus dem linken Maasufer erstarken unter unserem Artillerieseuer schon in den Ausgangsgräben, Oestlicher Kriegsschauplatz Bei der Heeresgruppe des Generalseldmarschall von Hindenburg wurden in der Gegend von Garbunowka (nord westlich von Dünaburg und südlich des Narocz-Sees) be grenzte feindliche Vorstöße blutig abgewiesen. Ebenso blie ben bei der Heeresgruppe Prinz Leopold von Bayern Un ternehmungen russischer Abteilungen gegen die Stellungen am Serwetsch (nördlich von Cirin) erfolglos. Balkan-Kriegsschauplatz. Die gegnerische Artillerie war gestern östlich des Har- dar lebhaft tätig. In der Nacht vom 12. zum 13. Avril warfen feindliche Flieger erfolglos Bomben auf Gjevgjeli und Bogorodica. (W.T.-B.) Oberlt e Heeresleitung. Wien, 14. April. (^.1.-8.) Amtlich wird verlautbart: Russischer Ariegsschauplatz. Gestern standen unsere Linien an der unteren Strypa, am Dnjestr und nordöstlich von Czernowitz unter heftigem Geschützfeuer. In der Nacht kam es im Mündungswinkel der unteren Strypa und südöstlich von Buczacz zu starken Vorfeldkämpfen, die teilweise noch fortdauern. Im südlichen Teile des Gefechtsseldes wurde die Besatzung einer vorge schobenen Schanze in die Hauptstellung zurückgenommen Nordöstlich von Iaslowico drang der Feind gleichfalls in eine unserer Vorstellungen ein, wurde aber durch einen ra schen Gegenangriff wieder hinausgeworfen, wobei wir einen russischen Offizier, drei Fähnriche und 100 Mann gefangen nahmen. An der von Buczacz nach Zortkow führenden Straße bemächtigte sich ein österreichisch-ungarisches Streif- Kommando durch Uebersall einer russischen Vorposition. Auch gegen die Front der Armee des Erzherzogs Joseph Ferdi nand entfaltete die feindliche Artillerie erhöhte Tätigkeit. Italienischer Ariegsschauplatz Das beiderseitige Geschützfeuer wurde, soweit es die Sichtverhältnisse erlaubten, auch gestern fortgesetzt. Auf dem Mrzli Vrh bemächtigten sich unsere Truppen einer Vorstell ung und schlugen wiederholte Gegenangriffe unter schweren Verlusten der Italiener ab. Bei Flitsch und Pontebba nahm unsere Artillerie die feindlichen Stellungen unter kräftiges Feuer. An der Tiroler Front schritt der Feind an mehreren Stellen zum Angriff. Seine Versuche, sich im Sugana-Ab- fchnitte unserer Stellungen auf den Höhen beiderseits Nova- ledo zu bemächtigen, wurden abgewiesen. An der Ponale- Stratze räumten unsere Truppen heute Nacht die Verteidi- aungsmauer südlich Sperone und setzten sich in der nächsten Stellung fest. Im Adamello - Gebiete besetzten Alpini den Grenzrücken Dosson di Genova; südlich des Stilfser Joch scheiterte ein feindlicher Angriff aus den Monte Scorluzzo. Südöstlicher Rrieqsschauplay.! Unverändert." Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Höser, Feldmarschalleutnant. Türkischer Weg. Die Lage der in Kut el Amara eingeschlossen Truppen. Ber», 14. April. Dem Journal de Geneve wird aus London berichtet, daß die Lage der in Kut el Amara einge schlossenen Truppen des General Townshend außerordentlich beunruhige. Ihnen Hilse zu bringen, sei unmöglich und ob sie sich selbst helfen könnten, weiß man nicht. Townshend befinde sich in ähnlicher Lage wie seinerzeit Gordon in Kartum. Aonstantinopet, 14. April- Das Hauptquartier teilt u. a. mit: An der Iraksront Ruhe. An der Kaukasusfront wurde im Tschoruktale ein feindliches Bataillon bis auf 70—80 Mann aufgerieben. Sonst nur Scharmützel. An den übrigen Fronten nichts wichtiges. Italienischer Kriegsschauplatz. Die Kämpfe an der Tiroler Front. Berlin, 14 April. Der Sonderberichterstatter des Ber liner Lokalanzeigers meldet unterm 13 April: Die am 10. April erfolgte Inbrandschietzung von Caldonasso nach dem Sturm auf die Höhe 145 vor sechs Tagen weist auf eine bemerkenswerte Konsequenz in der italienischen Tätigkeit ge gen Südtirol hin. Diese Beobachtung wird durch das Vor gehen um Riva bestärkt. Die Erwartung, daß die Italiener sich auf der Rocchetta bei Riva nicht lange werden halten können, falls es ihnen gelänge, sie zu besetzen, hat sich in zwischen schon auf dem Sperone erfüllt. Die österreichische Artillerie ist auf das Vorgelände der ganzen Verteidigungs linie so geschickt eingerichtet, daß einem Eindringen des Geg ners in die Linie auf prominenten Punkten wohl regelmä ßig ein Hinausschietzen in kurzer Zeit folgen wird. Die heute amtlich mitgeteilten wiederbeginnenden Gefechte an der Polale-Stratze zeigen, daß für einen neuen Vorstotz neue planmäßige Vorbereitungen getroffen werden, nachdem öster reichischerseits der frühere Zustand an cher Rocchetta wieder hergestellt wurde. Es ist die Auffrischung des alten Bildes der lokalen Vorstöße und ihrer Abwehr, wie es auch ande ren vielgenannten Stellen war. Ser Krieg zur See. Von einem deutschen Tauchboot versenkt. Bern, 14. April. Nach einer Meldung aus Palma nahm der spanische Dampfer Mallorca 28 Schiffbrüchige des englischen Dampfers „Owl" aus, der von einem deutschen Tauchboot versenkt worden war. Versenkt. London, 14. April. Nach einem Lloydbericht ist die englische Barke ,Inve.r Lyon, von einem Unterseeboot ver senkt worden. Versenkt. Budapest, 14. April. Das Blatt Az Est meldet aus Barcelona, daß unweit Barcelona zwei englische und ein französischer Dampfer durch Torpedoschuß versenkt wurden. 950 britische Ozeanfahrer mit 3 Millionen Tonnen vernichtet. London, 13. April. In einer Unterredung mit einem Vertreter der „Daily Mail sagte der Reeder und Abgeord neter Houston aus Liverpool: Die Verluste an Schiffsraum durch Minen, Torpedierung und Requirirvng seien ein so ernstes Problem, daß die Zeppelin-Gefahr daneben ganz un bedeutend erscheine. Man werde bald nicht mehr von dem Preis der Lebensmittel reden, sondern fragen, ob überhaupt noch welche zu haben seien. Seit dem ersten April seien be reits 72 Schiffe verloren gegangen Seit Beginn des Krie ges mehr als 950 britische Ozeandampfer mit einer Ladefä higkeit von 9 Millionen Tonnen. General Schekow über das Kriegsende. Der bulgarische Geralissimus Schekow, der zum Be such in Berlin eingetroffen war, hat vor seiner Abreise in Sofia einem Berichterstatter der „Voss. Ztg." eine Unterre dung gewährt. U. a. erwiderte der General auf den Hin weis, daß vielfach gesagt werde, der Krieg werde in diesem Sommer enden: „Ich sage ohne Bedenken, der Sommer wird uns den Frieden bringen Der Karren des Vieroer bandes ist so heillos verfahren, daß ihn niemand mehr aus dem Dreck zu ziehen vermag. Die Erkenntnis, daß dem so ist, dringt von allen Seiten heftig auf die Völker des Vierverbandes ein. Sämtliche Kulturnationen haben ein starkes Verlangen nach Frieden Den Krieg fortführen möchte nur ein Dutzend von Leuten, die man mit Namen auszählen kann: Briand, Poincar«, Grey, Sonnino. Salan- dra, Iswolsky, Ssasonow — Menschen, die ihr Spiel ver loren sehen und mit Einsatz von Millionen Leben einen hoff nungslosen Versuch doch noch erneuern möchten, in der letz ten Runde eine Bank zu sprengen, die seit Monaten gewon nen und nichts als gewonnen hat. Dieses Monte-Carlo- Spiel um Blut macht aber einem Dutzend verunglückter Politiker zuliebe ein ganzer Weltteil voller vernünftiger Na tionen nicht mit. Jas WWW. Die deutschen Bundesfürsten und ihre Gemahlinnen haben sich freiwillig bereiterklärt, an den direkten Reichsstsuern und am Wehrbeitrage teilzunehmen. Der Hauptausschutz des Reichstages hat einen fortschritt lichen Antrag auf Erhebung eines abermaligen Wehr beitrages in Höhe von einem Drittel der im Wehrbei tragsgesetze enthaltenen Sätze angenommen. Die Beschlüsse des Reichstagsausschusses gehen über die von der Regierung vorgeschlagenen Sätze für die Kriegsge- winnsteuer beträchtlich hinaus. Die Steuerkommission des Reichstages hat den Quittungs stempel einstimmig abgelehnt, dagegen ist die Warenum- satzsteuer angenommen worden. Das holländische Ministerium des Auswärtigen teilt mit, daß die französische Regierung ihr die Versicherung gegeben hat, daß keine Macht des Vierverbandes daran gedacht hätte, direkt oder indirekt Hollands Neutralität zu ver letzen. Der innere Verfall Portugals schreitet nach einer Meldung des „Pester Lloyd" aus Badajoz fort; einzelne Provin zen sind in vollem Aufruhr. Im englischen Oberhause sprach sich Courtney energisch ge gen den Beginn des Wirtschaftskrieges nach Beendi gung des gegenwärtigen Krieges aus. General Gorringe mutzte, nach einer Meldung aus Lugano den Vormarsch auf Kut-el-Amara völlig einstellen. Die Besetzung Kretas durch Vierverbandstruppen, die nach einer Londoner Meldung bevorstehen sollte, hat bereits begonnen. Laut „Corriere della Serra" ist die Stimmung in Paris we gen der gewaltigen Opfer bei Verdun gedrückt. Die französische Regierung wurde zur Festsetzung von Höchst preisen für eine Reihe von Lebensmitteln ermächtigt. Sonntagsgedanken. Palmsonntag mahnt wieder an den Frieden»- könig, der auf dem friedlichen Füllen der lastbaren Eselin, in Jerusalem, der „Wohnung de« Frieden»" einzog, und dem man Palmen streute, de« Zeichen de« Frieden«. Manch einer mag sich wohl von diesem FriedenSbild in diesen Tagen abwenden voll bittren Ingrimm«. Ein gemalter Friede nützt ja dem Fried losen so wenig wie dem Hungrigen ein gemalte« Brot. Ja, wenn jene« PalmsonntagSbild wirklich nicht« wei ter wäre al« eben nur ein gemalter Bild, dann könnte e« noch so schön gemalt sein und noch so rührend wirken, e« müßte un« doch verdrießen in dieser Zeit, wo der Krieg durch da« Wort Frieden einen blutroten Strich gemacht hat. Aber, gottlob! Da» Palm- sonntagbild in Matthau« 21 ist mehr al« ein Bild, e« ist volle Wirklichkeit und eben darum find wir auch in dieser Kriegszeit nicht friedelo«. DaS ist nicht mit Worten gespielt, dazu wäre ditzse Zeit zu ernst. Ge wiß, un« fehlt der äußere Friede trotz Christo, aber fehlt un« darum der Friede überhaupt? Gibt e« nicht «ich einen inneren Frieden, odtr ist der etwa kein Friede? Ist« nicht vielmehr gerade umgekehrt, daß der äußere Friede in Land und Welt gleichsam nur ein äußere« Gewand ist, unter dem sich doch lauter Kampf und Unfriede verbergen kann, der innere Friede dagegen der Friede selbst ist, gleichsam der Friede in Person? Wer mit offenen Augen in unser Volk steht und namentlich seine Gedanken und geistigen Bewe gungen verfolgt, der hat nun schon längst erkannt, daß die Parteien in Staat und Kirche und auf de« anderen großen Gcbieien de» geistigen Leben» nur auf den Frieden warten, um den Krieg beginnen zu kön nen, den Krieg im Volke, in den Geiste»tämpfen der Gegenwart. Wohl müssen ste sein, diese Kämpf«, wenn da» geistige Leben nicht stillstehen und verfaulen soll, aber wenn wir die dabei gan^'unnötige persönliche Schärfe bedenken, mit der diese Kämpf«- vor dem Kriege „im Frieden" geführt wurden, und die nach dem Kriege im Frieden aller Vorau»stcht nach eher noch zunehmen wird, so muß man sagen: Friede ist da« nicht. Wo aber ein Mensch in seinem Leben Jesu Christo begeg net und auf sein Evangelium hört und davon sein unruhiger Gewissen stillen und sein gequälte» Herz erquicken läßt, da ist Friede, nicht nur von den Völ kern gewollter, von den Diplomaten in Worte gefaßter und von den Glocken eingeläutetrr Friede, sondern ein Friede von Gott gewollt, von Gotte« Wort festgelegt und von den freudig hämmernden Schlägen de« mit Gott versöhnten Herzen» gleichsam eingeläutet, ein Friede, der auch in allen äußeren und inneren Kamp- Der deutsche Kriegs-Tagesbericht von h eute besagt: Dresden, 15. April 1916, nachmittags >/-4 Uhr. Grotzes Hauptquartier, 15. April 1916. Westlicher Kriegsschauplatz. Ein Angriff der Engländer gegen die Trichterstellung südlich von St. Elvis wurde nach Handgranatenkämpfen völlig zurückgeschlagen. In den Argonnen und östlich davon teilweise lebhafte Artillerie- und Minenkämpse. Links der Maas konnten feindliche Angriffs absichten gegen unsere Stellungen auf „Toter Mann" und südlich des Raben- und Cumieres-Waldes, die durch große Steigerung des Artillerieseuers vorbereitet wurden, in unse rem vernichtenden von beiden Maasusern aus die bereitge stellten Truppen vereinten Feuer nur mit einigen Bataillonen gegen „Toter Mann" zur Durchführung kommen. Unter schwersten Verlusten brachen die Angriffswellen vor unserer Linie zusammen, einzelne bis in unsere Gräben vordringende Leute fielen hier im Nahkampse. Rechts der Maas, sowie in der Woevre - Ebene blieb die Gesechtstätigkeit im Wesentlichen auf heftige Feuer- Kämpfe beschränkt. Zwei schwächliche feindliche Handgrana tenkämpfe südwestlich der Feste Douaumont blieben erfolglos Oestlicher Kriegsschauplatz Die gestern wiederholten örtlichen Angriffsversuche der Russen nordwestlich von Dünaburg hatten das gleiche Schicksal wie am vorhergehenden Tage. Am Serwetsch südöstlich von Korelitschi brachten wir einen durch starkes Feuer eingeleiteten Vorstoß schwächerer feindlicher Kräfte leicht zum Scheitern. Balkan-Kriegsschauplatz. Keine Ereignisse von Bedeutung. (W.T.-B.) ObersteHeeresleitung.