Volltext Seite (XML)
Nr. 40. Pulsnitzer Wochenblatt — Sonnabend, den 1. April 1916. Sekte 6 logEsgescblcdtS- Deutsches Reich. Berlin, 30. März. (Die deutlch - brasilianischen Beziehungen.) Angesicht- der neuerlich wieder umlaufenden Gerüchte über «ine ungünstigere Gestaltung der deutsch.brasili anischen Beziehungen erfährt die Telegraphen-Unton von autorisierter Seit«, daß alle derartigen Mutma ßungen ohne die geringste Begründung seien. Die deutsch-brastlianischen Beziehungen sind nach wie vor durchaus freundschaftlich, und «S liegt keinerlei Anlaß zur Ln„ahme vor, daß hierhin eine Amderung ein- treten könnte. Die Verhandlungen über die 120 Mil lionen mit dem Staate Sao Paolo in Sachen des mit diesem Staate abgeschlossenen Kaffergeschäft» ha ben zu einem alle Teile befriedigenden Ergebnisse ge- führt und es ist volle Gewähr gegeben, daß auch etwa andere noch schwebende Fragen in der gleichen, durch aus korrekten Form gelöst werden Berlin, 30 März. (Der Reichstag und ditU-Bootfrage.) Im Hauptaueschuß des Reichs tage» hat sich die endgültige Annahme der gemeinsa- men Resolution dadurch verzögert, daß bisher die Konservativen Bedenken geltend machten. Diese Be denken rühren hauptsächlich daher, daß der Abgeord nete Graf Westarp im Seniorenkooent bei der Ueber Weisung der U-Boot-Anträge an die Budgetkommission die Bedingung gestellt hat, ek müsse htnt-rher eine Erörterung im Plenum erfolgen. Nach Annahme der gemeinsamen Resolution wurde diese öffentliche Erörterung fortfallen, und die Koservativrn glauben fich, wie «S scheint, durch ihre frühere Stellungnahme gebunden. Schließlich hat man die Abstimmung Über die Resolution, über deren endgültige Fassung der Unterausschuß noch weiter beraten soll, ausgesetzt. Die Abstimmung wird wahrscheinlich heute abend oder morgen früh erfolgen. Berlin. Da dem deutschen Volke nicht nur die tatkräftige Weiterführung der Krieges, sondern auch die Ntederkämpfung seine- verruchtesten Feindes Eng land am Herzen liegt, so war es zu einer Ndtweadtg kett geworden, daß über die von mehreren Psrieiev de» Reichstage» gestellten Anträge in Sachen LeS Un terseedootkrtegeS «ine Aussprache mit den Vertretern der ReichSregitrunp, der Reichsworine und der Hrerek stattsand. Diese Aussprache hat nun tatsächlich am Dienstag und Mtuwoch im RetchshauShaltaurschuß de» Reichstage» in Gegenwart de» Reichskanzlers, de« 8taat»sekr«tärt de» R-ichimarineamtek, des Krieg» Minister», ve» Staatssekretärs des Auswärtigen UN. de» Reichsschatzsekretär«, sowie auch des Staatssekretärk d«S Innern und vieler BundeSratSbevollmäÄnigter stattgefunden und da» Ergebnis der zumal vom Reichs kanzler und vom Staatssekretär des R-ichsmartneam t«S gegebenen Erklärungen und Aufschluffe hat dazu geführt, daß mancherlei Besmgn sse beseitigt und die Einmütigung de» deutschen Volke» in der Wetterfüh rung de» Weltkriege» eine neue Stärkung erfahren hat Die Abstimmungen im ReichshauShaliSaukschuffe dek de» ReichrtageS haken in der Angelegenheit am Don- nerStage stattgefunden und wird wahrscheinlich ein Kompromißvorschlag zur Annahme gelangt worden sein, worauf dann eine Veröffentlichung üb r die Er gebniff« der Aussprache und der Abstimmung unmUtel- bar zu erwarten steht, — (Wie wir England bezwingen müssen) Ein Engländer selbst, der ganz in germa nischen Geist aufgegangen ist und die englische Seele wie «wa» Häßliches und Unreine» von sich abge schleudert Hut, sagt un» klar und deutlich, wie wir England gegenüber verfahren müssen. Huston Stewart Chamberlain schreibt in seiner vortrefflichen Flugschrift „Deutschland» KriegSziel-, folg-nde»: „Was eben ge- schehen muß, ist die siegreiche Behauptung von Deutsch land» Willen gegen England» Willen; England» Arroganz muß gebrochen werden, gedemütigt: Eng land muß anerkennen, daß Deutschland ihm über legen ist. Die» kann nicht mittelbar, sondern muß unmittelbar geschehen; und ich weiß: e» ist möglich, und der Sieg ist sicher. Von dem Augenblick an wird «in Umschwung auf der ganzen Welt statlftnden und Deutschland wird sehr schnell — vielleicht in weniger al» einem Jahrhundert — die ausschlaggebende Welt macht werden, Hüter und Hort dr» Weltfriedens. Nu mand darf fragen, wie lang« der Krieg dauern wird; «» geht ja um alle Zukunft. Doch soviel ist sicher: Je rückstcht»loser, um so kürzer wird er sein, um so menschlicher. Der Engländer war me zaghaft; ist e» der Deutsche heute, so ist er verloren; bleibt er blind für da», wa» auf dem Spiel« steht, so unterliegt er. Dagegen wird die rücksichtslose Entfaltung aller vor handenen Machtmiitel, die unumwundene Bekenntnis zu dem spezifisch deutschen, unenglischen und antt englischen Staats- und Lebenktdeal, da» rücksichtslose Durchsetzen desselben auf allen Gebieten mit der Zeit auch die Engländer gewinnen und sie zu Feunden Deutschland» umzuschaffen.- Und Chamberlein fügt hinzu: ,Al» ich einem Freunde vorstehende Ausführungen vorgelesen hatte, rief er auS: „Sie haben recht! Wo aber erblicken wir Len deutschen Stqatrmann, der einer solchen Aufgabe gewachsen wäre?" Da stand ich schweigend auf, holte den abgegriff-nen 63. Band der Erlanger Lutheraurgabe vom Bücherbrett herunter, schlug mir die wohloertraute Seite 356 auf und las: „Aber e» gehört dazu ein trefflicher Mann, der ein Löwenher, habe, unerschrocken die Wahrheit zu schrei ¬ ben " Nicht allein nur die Wahrheit e» zu „schreiben- und zu reden, zu allermeist in die Tat umzvsetzen, dazu gehört freilich ein trefflicher Mann, der ein Löwenherz hat. Holland. Amsterdam, 31. März. (Holland rüstet!) DaS „Handelsblad- meldet: Heute sind telegraphisch alle Urlauber, Offiziere und Mannschaften, der Land- und Seemacht eingezogen worden. In Ber- bindung damit stehen vermutlich folgende Berichte au» dem Haag: Die obersten Militärbehörden der Land- und Seemacht sind gestern morgen zu einer längeren Konferenz zusammengetreten. Der Minister de» Innern konferiert« mit dem Direktor der Kabinetts, der Königin und dem Minister der Aeußern. Wie verlautet, soll die Generalversammlung der Zweiten Kammer bevorftehen. Amsterdam, 31. März. Die Regierung legte Beschlag aus alle Güterwagen zwecks Bildung von Militärzügen, Von autoritativer Seite vernimmt da» Blatt, daß kein direkter konkreter Fall vorltege, der die Lage verschlimmcr«, sondern daß die scharfen Maß- nahmen tur Regierung mit der Konferenz der Ver bündeten in Paris Zusammenhängen, wodurch der allgemeine Zustand Holland» sich geändert hat. Haag, 31. März Die „Kbendpost* meldet: Die holländische Regierung traf Maßnahmen, da England den Durchmarsch durch Holland verlangte. Amerika. San Fransisko, 30. März. (B.Z.o. M) (Meuterei australischer Soldaten.) Der aut Australien hier eingetroffene amerikanische Dampfer „Sonema- überbrachte Einzelheiten über eine Riesrn- meuterei australischer Soldaten, die sich vom 14. bis 16. Februar in d-m Truppenlager bet Sidney abgespielt hatten. Als Grund werden Vermehrung der Ex rzter- stu -den und dos Rekanntwerden brr schweren Verluste der austral.scheu Soldaten bei len Dardanellen, sowie scharfe Strafen gegen avst-altscheFreiwillige in Ae^yp t-n angegeben In der Nacht zum 16.F-druar harten 18 000 erst kürzlich eingekleidele Soldaten den Bahn- Hof Liverpool bei Sidney ke'ktztz und di« Bvfohrr der Zü«e verhindert. Am nächsten Morgen fuhren die Anführer nach S'di «y und den Nachbarstädren, wo st» änger a!k 24 Stunden wie die Vandalen hausten. Es gelang schließlich, der Auf ührrr Herr zu werden, nachdem viele S rdaten und Aufrichter gerötet voer verwundet wo-den waren Die Bedeutung unserer lokalen Presse. den Flugzeug-Insassen; d^e verschwelenden Flugzeug- Flügel senken sich langsam der Erde zu. Etwa über dem HabShcimer Flugplatz liegt ein» unsrer Flugzeuge mit einem feindlichen Doppeldecker im Kampf. Beide Gegner jagen im Kreise einander nach, jeder sucht dem andern Vorteile abzugewinnen, in der Hitze de» Gefecht» rennen sie aufeinander und beide stürzen kopfüber in die Tiefe. Ein unentwirrbare» Knäuel von Streben, verbogenen Gestänge und Zeugfetzen ist noch übrig. Tin dritte» feindliche» Flugzeug griff etwa über dem Jllbad einen unsrer Flieger an, der mit todes- verachtendrr Kühnheit mitten durch da» gegnerische Geschwader hindurchflog und, al» ein Gegner au»wei- chen wollte, im Sturzflug wie ein Habicht auf ihn lo-stürzte und ihm den Tode»stoß versetzte. Da» geg nerische Flugzeug geriet tn» Wanken, überschlug sich brennend in der Luft, ein menschlicher Körper hängt aus ihm heraus, und sausend geht» in die Tiefe. Da, ein Schrei de» Entsetzens . . ., der Mensch, der mit einem Bein am Flugzeug festgehakt war, hat sich lor- gelöst, nun stürzt er dem Flugzeug vornweg, um auf dak Trottoir aufzuschlagen. Er gibt natürlich kein Lebenszeichen mehr von fich, an der Uniform ist der Gefallene als französischer Kapitän zu erkennen. Die Trümmer der Flugzeuge» landeten etwa 150 Meter entfernt davon. Ein vierte» feindliche» Flugzeug stürzte brennend beim Kirchhof in Lutterbach ab. Alle ucht Jnscssen der vier heruntergeschoffenen feind- lichen Flugzeuge sind tot und ihre Personalien festge- st-llt. So ist der Hergang de» Luftgefechts, wie ihn hier jedermann vrrfolgen konnte. Leider haben die feindlichen Flieger mit ihren Bomben viel Unheil an- gerichtet. Wer find wieder die Opfer? Unschuldige, am Kriege nicht beteiligte Zivilisten. Getötet wurden 9 Personen, verwundet 11. Durch Gewehrschuß wurd- außer diesen noch eine Person o-rletzS. Marktpreis« zu Kamenz am 30. März 1916 Preis für 50 >«e köchste' ^niedrig. Preis Mk. Korn Welzen Gerste Hafer Kartoffeln Mr trffeln gell« 20- Roggen n die g lb'- Eier Weizen cketziichen Heu 50 Kilo Stroh 1200 Pfd. SAt. Landbutter 1 kx Handeisbuttei 1 kx Sluck 15 Pf. , Hafer, Stroh, Butter UN Höchstpreis. Z! I ! ! ! Z " ! I I I I « Marktpreis« kür Scdweine unv Serkei in Kamenz am 30. März 1916. Läuferschweine pro Paar: Ferkel pro Paar: Durchschnittspreis — Mk. Durchschnittspreis 120 Mk. » » « 30 „ » » „ 60 „ Auf rieb 225 Ferkel, — Läufer. Kirchen-Nachrichten. Pulsnitz. Dienstag, den 4. April, abends 8 Uhr Frauenabend in Ohorn. Donnerstag, den 6. April, abends 8 Uhr Bibelstunde in Friedersdo.f. Lichtenberg. S o n n t a g, den 2. April, Lätare: 9 Uhr Gottesdienst mit Predigt und Sammlung für die Zwecke des Roten Kreuzes. Oberlichtenau. Sonntag, den 2. April. Lätare: g Uhr Predtgtgoltesdtenst. Kollekte für das Rote Kreuz. 11 „ Kindergottesdienst. Getauft: Helmut Walter, Sohn des Oswin Kamillo Geißler, Maurers hier, z. Z. im Felde. Donnerstag, den 6- April, abendS 8 Uhr Frauenverein. Reichenbach. Sonntag, den 2. April, Lätare: 9 Uhr Konfirmation. Kollekte für da» Rote Kreuz. 3 „ Beichte und Feier des heiligen Abendmahls für die Neukonfirmierten und deren Angehörige. U'ter dieser Ueberschrift geht uns vom Preß ausschuß des Klrchenkretse« Kamenz folgende Aut- sührung zu: Angesichts d:S mäßigen Preisaufschlags», den unsere heimischen Zeitungen unter Kem Zwang er- schw-rter w rtschafiltcher Verhältn sse und nur um den dringendsten Bedürfnissen gerecht zu werden, vom vom 1 April an erheben, weist die Sächsische Evan gelische Korrespondenz auf die Pfl cht der Dankbarkeit hin, die wir unserer deutschen Presse im Kriege schul en. „Unermüdlich unter erschwerten Umständen berichtet, belehrt, ermuntert, hilft, sammelt, begeistert die Zeitung und tut so ihr Beste», um dar deutsche Volk zum Durchhallen anzufeurrn und zu befähigen. - In dieser Hinsicht verdient ober gerade unser« lokal« Presse ein besonderes Wort der Anerkennung. ES sei garnicht die Rede davon, wie unentbehrlich sie M-ekler Leser vielleicht niemals klar macht. 8t. UoÄswsrsn - Kleiderstoffe Zsirßs - Hisseks - Konfektion ALZLLteus?srtikei,t.sinsn- u. tte^snwZsC^s us« kiuf gsnr ZoZirLs, vfeiswSfte Wsren. gerade jetzt als Organ der zahlreichen Bekannt- machnngen örtlich r und provinzieller Behörden für j-dermannn geworden ist. Nur darauf sei hingewiesen, wie bereitwillig sie ihre Spalten gerade während der Kriegszeit immer wieder in den Dienst der Liebet- werke zur Linderung der Not de» Kriege» stellte, trotz dem sie nicht über einen so umfangreichen Inseraten- teil wie manches großstädtische Blutt verfügt. Dazu hat da» deutsche Volk tn seiner kleinen Heimatpreffe eine treffliche Pflegerin der Liebe zur heimatlichen Scholl«, der da» Ausland nicht» ähnliche» an die Seit« stellen kann. Wer die Nummern seiner H-imatzeitung im Kriege sammelt, hat für spätere Zett daran eine Kriegschronik, die gerade durch ihre lokal- Färbung ihren besonderen Retz behält. Dat soll zum Ruhm unserer heimtschen Zeitungen einmal offen ausgesprochen werden, gerade weil e» sich mancher Uriegsbetstunden: Pulsnitz. Mittwoch, den 5. April, abends 8 Uhr Kriegsbet- stunde (Gedächtnisfeier) Ein aufregender Lustkampf. Von dem jüngsten Luftkampf über Mühlhauser t. E gibt das „Mülhausrr Tageblatt- folgende inter- effantr Schilderung. Bon dem Belforter Loch nahten 18 französische Flugzeuge, die offenbar den Wanne bahnhof und dem Hab-Heimer Flugplatz ihren Besuch zugedacht hatten. Da waren aber auch schon unsere Flieger zur Stelle, und nun ging der Luftkrieg in allen seinen Schrecknissen los. Ballon-Abwehrgeschütze feuerten, dazwischen dar harte Tak, tak, tak, tak, tak der Flugzeug. Maschinengewehre, die krachenden Explo sionen der von den gegnerischen Flugzeugen abgewor- fenen Bomben, das alle» war ein höllischer Konzert Da, ein allgemeiner Schrei; ein französische» Flugzeug hat, offenbar in den Benzinbehälter einen Treffer er halten Eine gewaltige Flamme mit ungemein star ker Rauchentwicklung loht auf, und au» dem brennen den Klumpen heraus löst sich, rasch in den Tannen wald hinabstürzend, der Vorteil mit dem Motor und