Volltext Seite (XML)
Nr. 22. Pulsnitzer Wochenblatt. — Sonnabend, den 19. Februar 1916. Seite 2. Voll de« Kriegü-CAiiMze«. Sie mtWn Tagesberichte. Dresden, 18. Februar 1916, nachm. 3 Uhr. Großes Hauptquartier, 16. Februar 1916. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Die Engländer haben nochmals versucht, ihre Stellungen südöstlich vonPpern zurückzugewinnen; sie wurden blutig abgewiesen. NordwestlichvonLens und nordöst - lich von Arras haben unsere Truppen mit Erfolg Minen gesprengt. EinekleinedeutscheAbteilungbrate von einer nächtliche Unternehmung gegen dieenglische Stellung bei Fongevillers (nördlich von Al bert) einige Gefangene und ein Maschinengewehr ein. Hart südlich der Somme brach ein Angriff frisch eingesetzter französischer Truppen in unsrem Feuer zu sammen. Aus der übrigen Front zeitweise lebhaf tere Artilleriekämpfe; keine besonderen Ereignisse. Nächtliche feindliche Flieger-An griffe in Flandern wurden von unseren Fliegern sofort mit Bombenabwurf aus Poperinge beantwortet. Oestlicher Kriegsschauplatz. Die Lage ist unverändert. Balkan-Kriegsschauplatz. Feindliche Flieger griffen den Bahnhof Hu- dova (im Wardanale) südlich von Stromitza an. (W.T.-B.) ObersteHeeresleitung. tötet und verwundet. Auch bei anderen indischen Truppen sind schwere Fälle von Meuterei vorgekommen. Die Eng länder wachen mit großer Strenge darüber, daß nichts in die Oeffentlichkeit gelangt. Die Räumung Durazzos. Wien, 19. Februar. Die „Zeit" berichtet aus Genf: Eine Pariser Privatmeldung der „Gazette Lausanne" be stätigt die von der „Perseveranza" gebrachte Mittelung, daß die italienische Heeresleitung die Räumung Durazzos an ordnete. Besetzung der griechischen Eisenbahnen durch den Vierverband. Aonstantinopel, 18. Februar. Nach einem amtlichen Athener Telegramm unternahmen die Gesandten Englands, Frankreichs und Rußlands in Athen einen gemeinsamen Schritt bei Skuludis, um ihn trocken anzukündigen, daß der in Paris tagende Kriegsrat die militärische Besetzung aller grieZischen Eisenbahnen und Telegraphenstationen in Thessalien und Morea durch Dieroerbandstruppen anordnete. Die Gesandten bemerkten nur, daß falls Griechenland nicht freiwillig diesem Beschluß sich füge, Gewalt angewendet würde. Auf Grund dieser Mitteilung wurde sofort ein Krieqsrat einberufen, um über die neugeschaffene Lage zu beraten. Italienischer KriegsschanM. Abflauen der italienischen Angriffstätigkeit. Berlin, 19. Februar. Dem „Berliner Tageblatt" wird aus dem K. K. Knegspressequartier unter dem 18. Februar gemeldet: Der allmählichen Steigerung der italienischen Angriffstätigkeit an der Isonzofront ist überraschend schnell die Einstellung der infanteristischen Offensive gefolgt. Die feindliche Artillerie hat zwar nicht ausgehört, die österreichisch ungarischen Stellungen unter Feuer zu halten, doch ist auch bei ihr ein wesentliches Abflauen sestzustellen. Wien, 18. Februar. (V/.D.-8.) Amtlich wird verlautbart: Russischer Ariegsschauplatz. Außer den gewohnten Artilleriekämpsen keine Er eignisse. Italienischer Ariegsschauplatz. Die Artillerietätigkeit war gestern im allgemeinen schwächer als in den letzten Tagen. Die Säuberung des Vorfeldes im Rombongebiet brachte 37 Gefangene und ein Maschinengewehr ein. Ein Angriff mehrerer italienischer Kom pagnien wurde abgewiesen. Bei Oslavija wurden seit den letzten Kämpfen sieben Maschinengewehre, zwei Minenwer- ser und 1200 Gewehre eingebracht. Südöstlicher Arieqsschauplatz. Eine unter unserer Führung stehende, durch österrei chisch-ungarische Truppen verstärkte Albanergruppe besetzte Kavaja. Die dortige Besatzung, Gendarmen Essad Paschas, Konnte sich Ihrer Gefangennahme nur durch die Flucht zu Schiffe entziehen. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes vonHöfer, Feldmarschalleutnant. Ereignisse sur See. Am 16. Februar morgens torpedierte eines unserer Unterseeboote vor Durazzo einen französischen Dampfer, der dann aus eine Untiefe auflief. Flottenkommando. Der türkische Heeresbericht. Aus Konstantinopel meldet der amtliche Kriegsbericht: Don der Iraksront und der Kaukasusfcont keine Nach richt von Wichtigkeit. An der Dardansllensront eröffnete ein Kreuzer Feuer in der Richtung aus Seddul-Bahr, zog sich aber nach dem 16. Schutz infolge der Antwort unserer Küstenbatterien zurück. (W T.-B.) Bon der Westfront. Luftkampf über Flandern. Haag, 19. Februar. Das „Daderland" meldet von der belgischen Grenze: 23 englische Flieger unternahmen einen Luftangriff gegen die deutsche Luftflotte in Flandern. Ueber der Gegend südlich Gent dauerte der Kampf fort. Eine englische Flugmaschine ging brennend hinter dm deut schen Linien unter. Bm Balkon. Die kritische Lage Griechenlands. Aus den Mitteilungen einer glaubwürdigen Persön lichkeit, die nach elstägiger Fahrt aus Athen Uber Florina und Monastir in Sofia eingetroffen ist, gestaltet sich Griechen lands Lage täglich kritischer. Viele Bezirke sind gänzlich ohne Nahrunasmitel. Die verzweifelte Bevölkerung versammelt sich vor den Bürgermeisterämtern in den verschiedenen Städten und verlangt energische Matznahmen von seiten der Regie rung, um Äenderüng der unhaltbaren Lage zu erwirken. Besonders groß ist die Not in den von Saloniki östlich ge legenen Landstreifen. Hier ist die Situation deshalb beson ders schwierig, weil durch die Besetzung der Eisenbahnlinie von den Engländern und Franzosen die Bevölkerung dorr von jeder Lebensmittelzusuhr abgeschnitten ist. In Saloniki herrscht große Panik. Ein beträchtlicher Teil der Bevölke rung hat sich entschlossen, Saloniki zu verlassen, da man überzeugt ist, daß die Stadt der Zerstörung nicht entrinnen kann. Die Engländer und Franzosen benehmen sich, als wären sie entschlossen, ganz Griechenland zu besetzen, um es als Kriegsbasts zu gebrauchen. Es ist zweifellos, daß Grie chenland nicht die Kraft hat, solchen Versuchen Widerstand zu leisten. Griechenlands Lage ist tatsächlich so, als sei das ganze Königreich okkupiert. weigerte sich, auf die Meuterer zu schießen, ein anderer ging zu diesen über. Nach zweistündigem scharfem Gefecht der australischen Regimenter gegen die Meuterer gelang es einem großen Teil, in die Wüste zu entfliehen; andere wurden ge Türkisch-russischer Krieg. Der Fall von Ezerum. Berlin, 18. Februar. Ueber den Fall Ezerum sind Einzelheiten noch nicht bekannt. Feindliche Meldungen über angeblich gemachte große Beute an Befangenen und Kano nen sind daher bis auf weiteres mit Vorsicht zu genießen, Der Fall der Festung selber scheint indes sicher. — Auf die Ereignisse im Irak und in Mesopotamien wird das Ereig nis in keinem Fall irgendwelche unmittelbare Wirkung ha ben Können, da in dem wilden Gebirgsland die Wege außer ordentlich schwierig und die Entfernungen bis zur Ebene sehr groß sind. Petersburg, 18. Februar. Die Petersburger Tele graphen-Agentur veröffentlicht folgendes Telegramm des Dize- königs des Kaukasus, Großfürsten Nikolai Nikolaijewitsch vom 16. Februar nachmittau: Gott hat unseren tapferen Truppen der Kaukasusarmee einen so großen Beistand ver liehen, daß Erzerum nach fünftägigen beispiellosen Sturm angriffen eingenommen wurde. Ich bin unsagbar glücklich, Eurer Kaiserlichen Majestät diesen Sieg mitteilen zu können. Ser Kries i« den Kolmien. Die Indermeuterelen am Suezkanal. Aöln, 17. Februar. Der Bericht der „Köln. Volks zeitung" über die Gärung unter den indischen Truppen in Aegypten führt als Ursache davon die Gewaltmatzregeln der Engländer, die schwersten Prügelstrafen und Hinrichtungen wegen geringer Vergehen an. Namentlich mißbrauchen die berüchtigten australischen Offiziere ihre Dienstgewalt in un erhörter Weise. Die englisch-australischen Offiziere knal len ohne Erbarmen ihre indischen Untergebenen, wenn sich diese mitzbeliebig machen, nach Gutdünken rücksichtslos nie der. Besonders haben sie es aus die mohammedanischen In der abgesehen. Ein Hauptmann, namens Brown schoß am 10. Januar seine beiden mohammedanischen Diener wegen einer Ungeschicklichkeit nieder, woraus zwei Inder, die die sen Vorgang aus nächster Nähe beobachtetes, herbeistürzten und den Hauptmann mit dem Bajonett töteten. Hieraus er hob sich das ganze indische Regiment gegen seine Offiziere, von denen sich der größte Dil durch schleunigste Flucht ret tete, während 12 von ihnen, darunter ein Regimentskomman deur und ein Major getötet wurden. Mehrere indische Ab teilungen wurden gegen die Ausrührer geschickt. Ein Teil Ier Krieg zur See. Die Posträuber. Rotterdam, 17. Februar. Der holländische Post- dampfer „Vondel" der gestern aus Java in Amsterdam ein- tras, hat die französische Post und die für die Zentralmächte bestimmte Post den Engländern abgeben müssen. Die fran zösische Post soll aus England direkt nach Frankreich beför dert werden. Auch die Packetpost wurde in England zurück gehalten. — Der holländische Dampfer „Bandoeng" wurde einer Depesche aus Gravesend zufolge nach Nordfleet ge bracht. W Wichtigste. Im preußischen Abqeordetenhause erklärte Landwirtschafts- min ster v. Schorlemer, wir könnten noch jährest ng durch halten; das Frühjahr werde Erleichterungen bringen. Der Bezirkstag des Unter-Elsaß legte in einem Beschluß aus drückliche Derwahrung ein gegen die von Frankreich ge forderte Angliederung Elsatz-Lothringes an Frankreich. Graf Bernstorff hat Lansing den letzten Entwurf der end gültigen Note Deutschlands über die „Lusttania"-Frage übergeben. Vor Durazzo torpetierte am Mittwoch früh ein österreichisch ungarisches Unterseebot einen französischen Dampfer, der dann aus eine Untiefe auflief. Bei Oslavija wurden in den letzten Kämpfen 7 italienische Maschinengewehre, 2 Minenwerfer und 1200 Gewehre eingebcacht. Die Konferenz der Dieroerbandsstaaten wird in Paris am 27. Februar zusammentreten. Frankreich, England, Rußland erklärten dem belgischen Minister des Aeutzeren, daß die belgische Regierung im gegebenen Augenblick zur Teilnahme an den Friedens verhandlungen aufgefordert werde. Die Vorschüsse Frankreichs an die Verbündeten betrugen im Jahre 1918 757 Millionen Franken, wovon 592 Mill aus Belgien, 165 Mill, aus Serbien und 0,4 Mill, auf Montenegro entfallen. Wie die „Agence Havas" meldet, erfolgt die Erhöhung der französischen Staatsausgaben fast ausschließlich aus Kosten des Kriegsministeriums. Insgesamt belaufen sich die Kreditforderungen vom 1. August 1914 bis 30. Juni 1N6 aus 46 /, Milliarden Franken. Nach einem Aussas von Victor Eambon im „Echo de Paris" sollen im Hasen von Le Havre hoffnungslos verfahrene Zustände herrschen. Infolge der Blockadeverschärfung soll Greys Stellung er schüttert sein. Der englische Dampfer „Tergestea" (4308 Tonnen) wurde an der Küste Englands versenkt. Das Reuter-Bureau meldet aus Petersburg, daß Erzerum von den Russen eingenommen ist. Unter den serbischen Truppen auf Korfu herrschen geradezu furchtbare Zustände infolge mangelhafter Verpflegung und Unterkunft. Deutschland und Amerika. Der „Lusitanias-Streitfall wird zwischen Deutsch land und Nordamerika alr erledigt angesehen, und man hofft auch, daß Nordamerika sich inbezug auf die ve- Handlung der bewaffneten Handelsschiffe dem deutschen Standpunkte anschließen wird, und daß danach eben bewaffnete Handelsschiffe als Kriegsschiffe zu behandeln sind. E» wird nun aber auch höchste Zeit, daß die Beziehungen zwischen Nordamerika und Deutschland auch einmal von einer höheren Warte aus beurteilt und daran gearbeitet wird, daß Nordamerika als die einzige neutrale Großmacht im Weltkriege wirklich den Schutz der wahren Neutralität auch übernimmt, und damit vor aller Welt kundtut, daß England und seine Bundesgenossen im Interesse ihres Eroberungskriege» die Neutralität der neutralen Staaten zu vergewalti gen suchen. Zwischen Nordamerika und Deutschland sind stets die Bedingungen einer ehrlichen politischen Freundschaft vorhanden gewesen, denn er gibt kein Gebiet auf dieser Erde, über welches Nordamerika und Deutschland in Streit geraten könnten, und den Stand- punkt, daß der deutsche Welthandel und die deutsche Industrie vernichtet werden müßten, nehmen die nord amerikanischen Kaufleute und Industriellen nun doch nicht ein, und in diesem Punkte unterscheiden sie sich ganz wesentlich von den Vertretern der Industrie und de» Handels Englands. ES haben sich auch im ame rikanischen Senate bereits viele Stimmen für eine ge rechtere Beurteilung der Stellung Deutschlands im Weltkriege gefunden. Natürlich darf man an solche Der dknW RritP-TlWMW von heute besagt: Dresden, 19. Februar 1916, nachmittags 4 Ahr. Großes Hauptquartier, 19. Februar 1916. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Auch gestern brachten unsere Truppen einen durch star- k es Feuer vorbereiteten englischen Angriff südöstIich von2)pern zum Scheitern. ImAbschnittenördlichundnordöst- lich vonArras Minen- und Handgranate nkämpse. Wir besetzten einen won uns gesprengten Trichter Aus d er Front zwis chen der Aisne und d e r M a a s lag stellenweise starkes feindliches Artillerie- und Minenseuer. Durch einegrötzereSprengung zerstör ten wir einen Teil der französischen Stellung aus der Com- bres-Höhe. Nördlich von Largitcen (nahe der fran zösischen Grenze, südwestlich von Altkirch), stießen deutsche Abteilungen in die feindliche Stellung vor, zerstörten Ver teidigungsanlagen und Hindernisse des Gegners, und kehrten mit einigen Gefangenen und zwei er - beutetenMinenwerfern zurück. Uns ere Flieger griffen den Flugplatz Abeele (südwestlich von Poperinghe), sowie feindliche Bahnanlagen erfolgreich an. Oestlicher Kriegsschauplatz und Balkan-Kriegsschauplatz. Keine Ereignisse von besonderer Bedeutung. (W.T.-B.) Oberst e Heeresleitung.