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Nr. 42. Pulsnitzer Wochenblatt. — Donnerstag, den 6. April 1916. Seile 2. Es wird zunächst nur bis zu l Zentner auf die ^artosselkarts abgegeben. Vie Sezugsvereck1lg1sn werden ausdrückiicb Darauf bingswksssn, datz Vis zugswlsssns Mengs kür Den Zeitraum auf den dis kartokkeikarts lautet, 2» reicden bat, eins vOckliskerung also in keinem §aüs stattiinden kann. Vie karloffslkarlsn sind gut aukzu- bewadrsn. Pulsnitz, am 5. April l9!6. vsr StaQtrat. Hraupenverkauf. Von den ausgegebenen Lebensmittelmarken, berechtigt die AusweiskarLe Ar. 2 zum Kauf von -/. Pfd. Graupen zum Preise von 16 Pf in sämtlichen hiesigen Materialwarengeschäften. Pulsnitz, am 5. April 1916. Osr StaStrat. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmender Reinigung bleiben die Rats-, Kassen- und Standesamtsgeschäftszimmer Montag und Oisnstag, v^n 10. unv 11. HprU 1916 für den Geschäftsverkehr geschlossen. Dringliche Angelegenheiten werden an beiden Tagen von 8 bis 9 Uhr erledigt. Pulsnitz, den 6. April 1916. Osr Stavtrat. Mm goldnen UMr-MWmn des GtnmlseldiMMs v. Hindenburg. Fahnen heran»! Denn sein goldne» Mtli- tär-Jubiläum begeht morgen, am 7. April der Gene- ralfeldmarschall o. Hindenburg, der Blücher diese» Weltkriege». Kein anderer Heerführer ist in diesem Kriege so volkstümlich geworden wie er. Seine Volks tümlichkeit reicht sogar weit, weit über die deutschen Grenzen hinau». In den Chinesenhäusern von Ma nila hängt sein Bild. In Indien spricht man von Hindenburg al» dem deutschen Kolofsu», an den Ka- meldungseuern Kleinasien» feiern ihn türkische Solda ¬ ten al» den großen Pascha, al» den großen deutschen Mann, al» den Schrecken der Moskowiter, und selbst bei unseren Feinden gilt er al» der Mann, der die deutsche Kraft, die deutsche Siege»zuverstcht verkörpert. Und wahrlich der Mann, von dem die Allgemeinheit während der FriedenSzeii wenig oder gar nicht» er fuhr, der, al» er seinen Abschied genommen hatte, fried- lich im Kreise seiner Familie dahinlebte, er ist eine ge waltige Größe, ist eine Erscheinung geworden, die un». in ihrer ganzen Art an den größten Deutschen der Neuzeit, an Bismarck erinnert. Wie Btrmarck au» dem Gedächtnisse de» deutschen Volke» nie schwinden wird, so auch nie Hindenburg. Vor SO Jahren, am 7. April 1866 trat er, der am 2. Oktober 1847 zu Posen al» Sohn der Major» Robert o. Beneckendorff und v. Hindenburg au» seiner Ehe mit Louise Schwi- ckart geboren wurde, in dessen Adern also auch gut bürgerlich Blut rollt, al» Leutnant in da» 3. Garde- regiment zu Fuß zu Berlin ein. . . . Im Jahre 1911 nahm er, nachdem er noch den Schwarzer« Adlerorden erhalten hatte, al» kommandierender General der In- sanierte seinen Abschied, um dann, al» an ihn Mitte August de» Jahre» 1914 die Aufforderung erging, al» Generaloberst an die Spitze der Truppen in Ostpreu ßen zu treten, sofort dorthin zu eilen und bald, wie Iuliu» Caesar, der Meister altrömischer Krieg»kunst, melden zu können: „Ich kam, ich sah, ich siegte!" Groß find die Ehrungen, die ihm bisher schon zuteil wurden. Er wurde Genrralfeldmarschall, Oberbefehl»- Haber der gesamten Streitkräfte im Osten, Chef de» 2. masurischen Infanterie - Regiments Nr. 147, öster reichischer Generalfeldmarschall, Oberstinhader des öster reichischen Infanterieregiment» Nr. 69. Di« Verleihung der höchsten Orden und überaus zahlreiche andere Eh rungen — auch vonseiten der Zivilbevölkerung — be- künden zur Genüge die große Wertschätzung, die ihm für seine Großtaten auf den Gefilden im Osten ein jeder zuteil werden läßt. Darum auch am Tage sei ne» goldnen Militär-Jubiläum» ihm, dem General- feldmarschall v. Hindenburg zu Ehren die Fahnen heraus! Van de« Kriegs-CAsMzen. Die Milchen Tagesberichte. Dresden, 5. April 1916, nachm. '/,4 Uhr. Großes Hauptquartier, 5. April 1916. Amtlich wird gemeldet: Westlicher Kriegsschauplatz. Die Artilleriekämpfe in den Argonnen und im Maas gebiete dauern in unvermindeter Heftigkeit fort. Die Lage ist nicht verändert. Links der Maas hinderten wir die Franzosen an der Wiederbesetzung der Mühle nordöstlich von Haumont In der Gegend der Feste Douaumont sind auch gestern vor un seren Linien südwestlich der Feste und unseren Stellungen im Nordteile des Caillette-Waldes wiederholte Gegenangriffe des Feindes blutig zusammengebrochen. An der lothringischen und elsässischen Front führten un sere Truppen mehrere glückliche Patrouillenunternehmungen durch. Ergebnis der Lustkämpse im März ander Westfront: Deutscher Verlust: Im Luftkampse 7 Flugzeuge Durch Abschuß von der Erde .... 3 „ Vermißt ......... - 4 im ganzen 14 Flugzeuge Französischer und englischer Verlust: Im Luftkampse 38 Flugzeuge Durch Abschuß von der Erde .... 4 „ Durch unfreiwillige Landung innerhalb unserer Linien - 2 „ im ganzen 44 Flugzeuge 2ö dieser feindlichen Flugzeuge sind in unsere Hand gefallen. Der Absturz der Übrigen 19 ist einwandfrei beob achtet. Oestlicher Kriegsschauplatz Keine besonderen Ereignisse. Im Frontabschnitte zwi schen Narocz- und Wiszniew-Sees verstärkte die russische Artillerie ihr Feuer. Balkan-Kriegsschauplatz. Nichts Neues. (W.T.-B.) Ober st e Heeresleitung. Wien, 5. April, s^.i.-v.) Amtlich wird verlautbart: Die Lage überall unverändert. Der Stellvertreter des Chefs des Generalstabes von Höser, Feldmarschalleutnant. Bo« der WeftstM. Vondem zerstörten Verdun. Lugano, 5. April. Der Berichterstatter der „Stampa", der die Erlaubnis erhielt, Verdun zu besuchen, gibt ein grauen haftes Bild der Zerstörung. Von ganzen Häuserblöcken existiert nur noch ein Gewirr von Trümmern, aus dem verbogene Eisenteile, Gerumpel und zerbrochene Möbel Herausstarren. Diele Häuser stürzten bei der ersten Bombe wie Karten häuser zusammen und hinterließen keine Spur, andere, die von Geschossen durchlöchert und ohne Dach sind, scheinen sich verzweifelt gegen das Verhängnis zu. wehren. In der Stadt sieht man nur einige Gendarmen und Pariser Feuer wehrleute, die den Brand zu bekämpfen suchen. Wohl das einzige Lebwesen, das nicht Uniform trägt, ist ein kleiner Gemeindebeamter, der den Mut hatte, in der beschossenen Stadt zu bleiben, und als Vertreter des Bürgermeisters und Präfekten die „Geschäfte führt" Jeden Morgen mit pe dantischer Regelmäßigkeit, erscheint der mutige Mann in der Präfektur, setzt sich an den Schreibtisch und erledigt sein Arbeitspensum, als ob tiefster Friede wäre. Obschon er früher nur Schreiber des Standesamtes war, korrespondiert er heute im Namen der Präfektur amtlich mit dem Gouver neur. Der kleine bescheidene Schreiber in seinen abge tragenen Arbeitsärmeln ist heute so etwas wie die Seele der Stadt Verdun. Die deutschen Erfolge bei Verdun. Genf, 4. April. Ueber die Bedeutung des Cailette- gehölzes, dessen westlichen Teil die Franzosen noch am Sonn tag hartnäckig zu behaupten suchten, geben nächst einer Havasnote auch einige Militärkritiker näheren Ausschluß. Das genannte Gehölz bildet die Vorstellung einer Anzahl nord westlich ausgestellter Batterien, die von den Deutschen noch nicht vollständig zum Schweigen gebracht sind. Erst sobald dies gelungen, könnte die von den Deutschen organisierte Festung Douaumont jenen Vollwert erlangen, die ihr als Ausfallstellung im Innern des Festungssystems von Verdun zukommt. Bezüglich des deutschen Geländegewinnes zwischen Haucourt und Bethincourt wird trotz aller Versuche der Fachkritiker, dessen Wert herabzuwürdigen, zugestanden, daß ein von dort aus drohendes weiteres Vordringen des Feindes die Höhe 304 ernst gefährden könnte. Ier Krieg M See. II - Boot - Tätigkeit. London, 4. April. Ein Lloyd-Bericht meldet: Das Dampfschiff .Perth" aus Glasgow ist zum Sinken gebracht worden. 6 Mann der Besatzung sind ertrunken, 8 Mann wurden gerettet. London, 4. April. Ein Lloyd-Bericht meldet, datz das norwegische Dampfschiff „Ino" versenkt wurde. Die Besatzung Konnte gerettet werden Sir Wichtigste. Die Zweite Kammer des Sächsischen Landtages überwies den Entwurf über die Verstaatlichung der Elektrizitäts versorgung einer Zwischendeputation. Die Vertagung des Landtages tritt bestimmt noch in dieser Woche ein und zwar ist der Freitag als letzter Sitzungs tag in Aussicht genommen. Im Gebiete von Verdun stürzte der beste französtche Flieger Lebourths im Verlause eines Luftkampses ab. Er war sofort tot. Der Reichskanzler gab im Reichstage eine längere Erklä rung über die militärische und die allgemeine Lage, so wie über Deutschlands Kriegsziele ab; der Kanzler be tonte, datz im O sten und in Belgien die Rückkehr zum 8t»«us pun snts ausgeschlossen sei. Der italienische Kriegsminister Zupelli ist zurückgetreten, zu seinem Nachfolger ist Generalleutnant Morone ernannt worden. Italienische Truppen rücken nach einer griechischen Meldung gegen Nordepirus vor. Die griechisch^ Regierung richtete an die Dieroerbandsre- gierungen das Ersuchen, alle militärischen Anlagen aus der Stadt Saloniki zu entfernen. Die Nikolajewer Kaserne in Petersburg ist abgebrannt. Einige Soldate sind verbrannt, viele erlitten schwere Brandwunden. Die Pariser Konferenzbeschlüsse als Ursache der Krisis in Holland. Es ist zwar noch immer keine Aufklärung darüber er folgt, was die wahre Ursache der großen Krists in Holland ist, und man weiß daher noch nicht genau, was für eine Zu mutung England an Holland gestellt hat, aber soviel ist klar, datz überall dort, wo Rauch aussteigt, auch Feuer oder doch ein glühender Funken sein mutz, datz also die Krists in Hol land auch eine bestimmte Ursache haben mutz. Es liegt nun sehr nahe, daß man die Krists in Holland mit der vor kur zem in Paris stattgefundenen großen Konferenz der Dierver bandsmächte in Verbindung bringt, denn in Italien ist jetzt eine Stimme laut geworden, datz man aus der Pariser Kon ferenz eingesehen habe, daß Deutschland mit Waffengewalt nicht niederzuringen sei, und datz man deshalb zu verschärften wirtschaftlichen Maßregeln gegen Deutschland sich entschlossen habe. Nun scheint dazu zu kommen, datz man sich in den Kreisen des Vierverbandes im Bezug aus die Stimmung in Holland auch einem Irrtume hingegeben und geglaubt hat, datz die Stimmung in Holland gegen Deutschland wegen der Versenkung grotzer holländischer Dampfer derartig feindselig sei, datz Holland zur Teilnahme oder Duldung jedes Schrittes gegen Deutschland geneigt sei, welcher von der holländischen Grenze her eine vollständige Absperrung Deutschlands bezwecke oder gar den Einmarsch englischer Truppen in Holland gestatte, um über die holländische Grenze her in Deutschland einzu- I fallen. Irgend eine drohende Note scheint aber der Vierver band oder England allein in dieser Angelegenheit nicht an ' Holland gerichtet zu haben, wohl aber ist es nach den neue-