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Zeitschrift » für Obst- und Gartenbau. Mm i>t5 Iiidv-KVbMmiiv sm Mnigreilsj Zchsm. Vierunvdrcißigster Jahrgang. Neue Folge. Redakteur: Gartenbau-Inspektor Kart Wraunbart in Großenhain, Geschäftsführer des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen, unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Monatlich erscheint eine Nummer. — Preis pro Jahr 3 Mark inkl. Porto, einzelne Nummern 30 Pf. Inserate für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum 25 Pf. — Beilagegebühr für 1000 Exemplare 10 Mark netto. Alle für die Redaktion bestimmten Zuschriften sind zu richten an Herrn Gartenbau-Inspektor Carl Braunbart in Großenhain, Johannesallee 12. Auzeigeu-Geschäftsstelle und Expedition: C. Heinrich, Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung in Dresden-N., Kl. Meißner Gasse 4. Anhalt: Aufsätze: Theorie und Praxis. — Erfolgreiche Radikalkur bei Gummifluß der Kirschbäume. — riasruopuru Subsusis fder falsche Gurkenmeltau). — Die Herstellung gesunder und fehlerfreier Obst- und Beerenweine. — Das OLstgeschäst von Weihnachten 1907 bis Mai 1908. — Himbeeren im Hausgarten. — Monatskalender. — Kleine Mitteilungen: Landwirtschaftliche Schule Meißen. — Obst, der beste Durststiller. — Obst-Angebote und -Nachfrage bei der Obstvermittelungsstelle des Landes-Obstbauvereins in Dresden. — Neue, ge rühmte Erdbcersorten. — Habt Erbarmen mit den Armen! — Fahrmaus—Schermaus. — Bücherschau. — Fragekasten. — Anzeigen. Auf dem Umschlag: Anzeigen. Theorie und Praxis. Theorie und Praxis! Wer beides in sich vereinigte,, der wäre der große Mann, der Retter in der Not, der Erlöser. Die Theorie aller der Obstbauinteressenten, die ich kenne, ist — sit vonin verbo! — oberflächlich, unzureichend. Wer unter uns ist genügend über das Leben und die Existenzbedingungen der verschiedenen Schädlinge, tierischer wie pflanzlicher, unter richtet? Wer kennt die verschiedenen Läuse, Wickler, Springer, Milben genau auch nur den Namen nach? wer die Pilze, die unsere Äpfel, Pflaumen, Kirschen, unseren Wein vernichten? Wer von uns, von den Lesern dieser Zeitung, hat so viel Kenntnisse in der Chemie, daß er eins der tausend Mittel gegen schädliche Insekten oder Pilze auf seine Zusammensetzung und Wirkung wissenschaftlich untersuchen könnte? Der Chemiker lächelt vielfach über den Eifer, mit dem jetzt für das Karbolineum als Allheil mittel eingetreten wird; er weiß, daß jedes Kar bolineum als Abfallprodukt anders zusammen gesetzt ist und — warnt. Der leider zu früh verstorbene Geheimrat Or. Aderhold hat wissenschaftliche Versuche mit Karbolineum angestellt, ohne daß er zu einem Abschluß gekommen wäre; ob sich für seine Bestrebungen ein Nachfolger gefunden hat, weiß ich nicht. Trotzdem spritzt heute alle Welt mit Kar bolineum, natürlich mit wasserlöslichem, die einen nach ihrer Meinung mit Erfolg, die anderen, vielleicht, weil sie nicht genügend spritzen, ohne Erfolg. Zu letzterer Kategorie gehöre ich. Zwei mal habe ich mit 10 obigem wasserlöslichen Karbolineum im Winter, dann noch einmal kurz nach der Blüte mit 1 "/»igem gespritzt. Aber trotzdem gibt es bei mir alles Ungeziefer, Wickler, Springer, Blattläuse so viel, wie sonst auch. Ebenso habe ich b'uZioluckiurn und jetzt auch Blutläuse. Was nun tun? fls°/viges oder 1 «/giges Karbolineum tötet weder Blatt- noch Blutläuse. Auch stärkere Mischungen lassen gewisse Blattlaus sorten — so gelbe und grüne (ihre Namen kenne ich natürlich als Praktiker nicht, weiß nur, daß sie sehr übel riechen, wenn man sie zerdrückt) — ruhig über sich ergehen. Wohl aber vernichtet das stärkere Karbolineum Blätter und Früchte. So bin ich im Kampfe gegen die Läuse zu den alten Mitteln zurückgekehrt und bestreiche die Wunden meiner Apfelbäume, die trotz Ver schmierens mit dünnem Baumwachs wieder Blut lauskolonien zeigen, mit denaturiertem Spiritus, und gegen die Blattläuse kämpfe ich erfolgreich mit Quassia und Schmierseife. Aber ich braue die Quassiamischung nicht mehr selbst, und zwar aus praktischen Gründen.