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2 Den Teilnehmern am Baumwärterkurse kann auf Ersuchen der Vereine eine wesentliche Beihilfe zu den Unterhaltungskosten, in der Regel in der Höhe von 75 Mark, gewährt werden. Die betreffenden Gesuche sind baldigst, spätestens bis zum 1. März l. I., bei dem Vorstande des Landes-Obstbauvereins, Großenhain, einzureichen. Großenhain, am 1. Januar 1908. Der Vorstand des Landes-Gbstbauvereins für das Königreich Sachsen. Or. Uhlemann. Obstarten, die bald Früchte tragen. Von der Familie der Steinobstfrüchte sind dies Aprikosen, Kirschen und Pfirsiche, in Busch form gehalten. Alle drei Steinobstarten eignen sich recht gut für leichteren, doch keineswegs wasserarmen Boden. Sonnig warme Lage ist erforderlich. Tiefgründige Bodenlockerung, 40 bis 50 em, und reichliche Bodenkalkung, Zugabe von Kali und Phosphorsäure ist zweckmäßig, ebenso die rechtzeitige Anpflanzung im Frühjahr. Die Pflanzen einjähriger, etwas verzweigter Ver edelungen sind die besten. Aprikosen und Pfirsiche sind auf der St. Julien-Pflaume veredelt, die Kirschen (Sauerkirschen) auf der Steinweichsel oder Urnnew mndnleb. Ältere lockere Spargelanlagen, ebensolche Weinberge, welche im Ertrag zurückgehen, sind sür diese Kulturen recht geeignet. Steinobst, welches an jüngerem Holze, an den einjährigen Zweigen, die Früchte bringt, sagt die Buschform zu. Der Schnitt beschränkt sich darauf, die Leitzweige bei gleichem Wüchse zu erhalten. Im übrigen sind zu dicht stehende Zweige auszulichten. Die Fruchtbarkeitsdauer ist mit etwa 12 bis 15 Jahren anzunehmen. Buschbäume, über diese Jahre hin aus, befriedigen nicht mehr. Bei lockerem Boden, reichlicher Nahrung, Stickstoff jedoch in ge ringeren Mengen, tragen die Büsche in 2 bis 3 Jahren reichlich. Die Nähe großer Städte ist günstig. Größere Mengen von Früchten nehmen auch Konserven-Fabriken auf. Von Wert ist, daß von Aprikosen und Pfirsichen Sorten von verschiedener Reifezeit vorhanden sind, wenn auch, wie dies bei allem Obste der Fall ist, die .frühen Sorten höhere Preise erzielen. Von Aprikosen sind geeignet: „Ambrosia" und „von Nancy" (im Juli reifend), „von Breda" und „von Luizet" (Ende Juli und Anfang August), „Andenken an Robertsau" und „Moorpark" (im August). Bei Pfirsichen ist darauf zu sehen, daß das Fruchtfleisch sich leicht vom Steine ablöst. Dies ist bei folgenden Sorten der Fall: „Amsden" und „Arkansas" (beide Sorten Ende Juli reifend), „Frühe Alexander" und „Frühe Beatrix" (An fang August), „Frühe Rivers" und „Rote Magdalene" (im August), „Königin der Obstgärten" und „Willermoz" (im September). Von Kirschensorten in Buschform sind recht dankbar im Ertrag: „Große lange Loth" oder „Schattenmorelle", die „Obstheimer Weichsel", Rote Maikirsche, Folgerkirsche, beides Süß weichsel. Bei geschlossener Anpflanzung ist 5 rn Abstand zu geben. Braunbavt. Zuchtwahl beim Obstbau! Von Prof. Or. Steglich-Dresden. Auf den verschiedenen Gebieten des Pflanzen baues, in der Landwirtschaft und in der Gärtnerei, hat die Züchtung in den letzten Jahrzehnten mit Recht immer größere Bedeutung und Beachtung erlangt. Auch beim Obstbau sind durch Züchtung neuer wertvoller Sorten alljährlich ganz wesent liche Fortschritte zu verzeichnen, während anderer seits in mancher Beziehung wichtige züchterische Grundsätze auf diesem Gebiete keine entsprechende Beachtung finden. Die neuen Obstsorten werden bekanntlich aus Sämlingen gewonnen, wogegen die Vermehrung derselben auf ungeschlechtlichem Wege durch Pfropfen oder Okulieren erfolgt. Das auf die Unterlage aufgesetzte Pfropfreis, bezw. das eingesetzte Auge, ist aber weiter nichts als ein losgelöster und getrennt vegetierender Teil der alten Mutterpflanze, der, mit allen Vorzügen und Fehlern derselben behaftet, die selben auch auf den neuen Stamm überträgt. Ein allgemeiner Einfluß der Unterlage ist bis jetzt nicht nachgewiesen, dieselbe bildet für das Edelreis lediglich den Leitungsweg für das Wasser und die aus dem Boden aufgenommenen Nährstoffe, sowie den Speicherraum für die Reservestoffe.