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anpflanzung eine größere Beachtung geschenkt wird. Seitdem der Landes-Obstbauverein sich der Einführung der häuslichen Obstverwertung angenommen hat, ist der Verbrauch und die Absatz möglichkeit des leicht verderblichen Beerenobstes außerordentlich gestiegen. Es muß in Zukunft bei jeder Anpflanzung die Verwertung und Absatz möglichkeit in Betracht gezogen werden. Die Erdbeeren erfreuen sich von allen Beerenobstarten der größten Beliebtheit. Leider war der Ertrag im vorigen Jahre gering. Die strenge Kälte, verbunden mit dem heftigen Ost sturme im Januar 1907, hatte die Reihen stark gelichtet. Ganze Felder mußten gleich ganz umgeackert werden. Gegenden, wo während diesen kalten Tagen eine, wenn auch nur dünne Schneedecke die Erdbeerpflanzen bedeckte, haben nicht diesen Verlust erlitten. Die Verluste haben uns wieder deutlich von der Notwendigkeit des Abdeckens der Erdbeerpflanzen überzeugt. Am besten läßt sich die Arbeit ausführen, wenn eine geringe Frostdecke ist. Wir verwenden Stall mist, verrotteten sowohl wie frischen. Ersterer ist jedoch vorzuziehen. Wo Stallmist nicht zur Verfügung steht, läßt sich auch Laub, Fichten nadeln, Stroh oder Deckreisig verwenden. Die Widerstandsfähigkeit der einzelnen Sorten gegen Kälte ist verschieden. Ohne jeden Schaden haben die Monatserdbeeren „Ruhm von Döbeltitz" und „Ruhm von Machern" die Kälte über standen. Wenig gelitten haben „Deutsch Evern", „Sieger" und „Louis Gauthier", stark gelitten haben „Kaisers Sämling", „König Albert" und „Laxtons Noble". Eine beachtenswerte neuere Sorte ist „Belle-Alliance", weil sich diese vor züglich zum Einkochen eignet. Von allen Sorten, welche ich auf diesen Zweck prüfte, hat sie das festeste Fleisch und beste Aroma. Ihr besonderer Vorzug besteht aber darin, daß sie die Farbe besser behält als andere, also nicht so leicht grau und unansehnlich wird. Der Ertrag schwankt freilich in den einzelnen Jahren und ist nicht fo sicher wie bei „Noble". Trotzdem empfehle ich sie zum versuchsweisen Anbau. Da die Pflanzen sehr üppig wachsen, muß die Ent fernung mindestens 50x50 ern betragen. Als beste Sorten haben sich hier bewährt: „Noble", „Kaisers Sämling", „Jucunda" und „König Albert". Letztere bringt jedoch nur auf schwerem, kräftigen Boden befriedigende Ernten. Von neueren Sorten scheinen „Deutsch Evern" und „Sieger" sich als zum allgemeinen Anbau würdig zu erweisen. Die meisten der jährlich neueingeführten Sorten halten nicht das, was wir von ihnen erhoffen. Bei der Neuein führung werden immer nur die Vorzüge ge nannt, die Nachteile aber verschwiegen. Manchmal wiegen aber die Nachteile die Vorzüge doppelt wieder auf. Die Johannisbeeren gaben eine gute Ernte. Auch die Preise haben sich gut gehalten. Im Anfang der Ernte wurden 15—20 M., später 10—12 M. pro Zentner bezahlt. Für die Plantage sowohl wie für den Hausgarten ist es gut, wenn nicht nur eine Sorte an gepflanzt wird. Die frühen Sorten geben nicht den hohen Ertrag als die späten Sorten, auch leiden sie fast ausnahmslos von der Dürr fleckigkeit iMosospomurn eurvntum), während die späteren Sorten, wie „Rote Holländische" und „Hellrote Lange" widerstandsfähiger gegen diese Krankheit sind und ihr frisches grünes Laub bis in den Herbst hinein behalten. Die weißfrüchtigen Sorten leiden am stärksten unter dem vorzeitigen Laubabfall, aus diesem Grunde ist der Ertrag auch nicht so groß. Unsere Anpflanzung beträgt jetzt 23 000 Sträucher zum Fruchtertrag, vorherrschend in den Sorten: „Note und Weiße Holländische", „Rote Kirsch" und „Versailler". Versuchspflan zungen sind gemacht mit „Fays neue Rote", „Hellrote Lange", „Weiße von Bar le duc", „Pomona" und „Nordstern". Der Ertrag der Beerensträucher hängt neben der Wahl der Sorten vom Boden und dessen Bearbeitung ab. Beerensträucher können kaum überdüngt werden, aber auch die Bodenlockerung und Unterdrückung des Unkrautes ist häufig aus zuführen, denn nur bei guter Kultur können die Pflanzungen eine hohe Rente geben. In folgendem die Ertragsziffern einiger unserer Parzellen: a) 550 Sträucher „Rote Holländische", gepflanzt 1888: 1904: Ertrag 63,70 Zentner, pro Strauch etwa 11^/2 Pfund 1805: „ 26,51 „ „ „ „ 5 1906: „ 36,32 „ „ „ „ 6^2 „ 1907: „ 60,20 „ 11 d) 2500 Sträucher „Weiße Holländische", gepflanzt 1900: 1903: Ertrag 18,18 Zentner, pro Strauch etwa Pfund 45,10 82,79 45,72 76,30 3'/2 3 1904: 1905: 1906: 1907: o) 640 Sträucher „Rote Kirsch", gepflanzt 1898: 1905: Ertrag 29,42 Zentner, pro Strauch etwa H/s Pfund 1906: „ 47,16 „ „ „ „ 7^ Z 1907: „ 42,27 „ „ „ „ 6-/2 „ ä) 2000 Sträucher „Rote Kirsch", gepflanzt 1903: 1905: Ertrag 15,63 Zentner, pro Strauch etwa Pfund 1906: „ 38,86 „ „ „ „ 2 1907: „ 47,30 „ „ „ „ 2'^ „ Ich habe nur einige Parzellen herans gegriffen. Diese Ertragsziffern lehren aber erstens: daß die Erträge schwanken, zweitens: daß bei Großkulturen nicht mit Illusionsziffern gerechnet werden kann. Wir haben auch Sträucher, welche 20 und mehr Pfund Früchte bringen. Diese Ertragsziffern dürfen aberbei Anpflanzungen nicht als Grundlage dienen. Die ertragreichste Sorte ist die „Rote Holländische". Da die