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Sporen, welche von den Blättern des Pilzes abgeschnürt wurden. Fallen diese Sporen auf Erdreich mit Zersetzungsstoffen, so werden sie vom Regen hineingespült und fangen an zu keimen. Die keimende Spore verzweigt sich immer mehr und bildet endlich das erwähnte Wurzelgeflecht. Es ist der wichtigste Teil des Pilzes. Ihm entsprossen unter geeigneten Wachs tumsbedingungen die Pilze als Fruchtkörper. Für das Sammeln von Pilzen folgt daraus, daß das Wurzelgeflecht ganz besonders zu schonen ist. Man reiße demnach die Pilze nicht heraus. Aber auch das Abschneiden ist von Nachteil, denn es bleibt ein Stumpf zurück, welcher in Fäulnis übergeht und das Mycelium ergreift und zerstört. Am besten tut man, wenn man den Boden leicht andrückt und den Pilz abdreht. Vielfach begegnet man im Walde einem ganzen Kreise von Pilzen, sogenannten Hexenringen. Man erklärt sich diese Erscheinung durch das zentrifugale Wachstum des Myceliums. Für die gewundenen Bahnen des Pilzwachstums sucht man die Erklärung auch im Weiden des Wildes und der damit verbundenen Düngung des Bodens. Wenigstens ist Tatsache, daß wild- reiche Wälder auch pilzreiche sind. In solchen Gebieten habe ich immer auch größeren Arten reichtum gefunden. Beschränkt man sich bei Betrachtung der Pilze nur auf die Hutpilze, fo ergibt sich nach der Sporenbildung die Einteilung in Schlauch- und Ständerpilze oder Askomyceten und Basidien- pilze. Bei jenen liegt eine bestimmte Anzahl von Sporen eingeschlossen in einem Schlauche; bei diesen bilden sich die Sporen frei an Mutter zellen. Zn den Schlauchpilzen gehören alle Lorchel- und Morchelarten, ferner Trüffel- und Becherpilze. Am bekanntesten und für den Haushalt am wichtigsten find die Basidienpilze. Je nach der Form des Fruchtlagers unterscheidet man Röhren-, Blätter-, Stachel-, Korallenpilze (Ziegenbart) und Stäublinge. Stellt man vom praktischen Standpunkte die Frage, welche Bedeutung die Pilze für den Menschen haben, so ergeben sich drei Gruppen: nützliche, schädliche und wertlose. Ihr Nutzen besteht in der Verwendung als Nahrungsmittel. Auch technisch verwendbar sind manche, wie der Zunderschwamm (Oekroporus komentnrinK O) beweist. Selbst die Arzneikunde bedient sich ihrer, wie man an der Hirschbrunst (Llupbona^css) und am Mutter korn (Oluvioeps purpuron) sieht. Nachteilig für die Gesundheit des Menschen sind die Pilze infolge ihres Giftgehaltes, was bei den Giftpilzen noch näher gezeigt werden foll. Welche Nach teile dem Menschen durch die Pilze erwachsen, das zeigt das Heer der Schädlinge an unseren Kulturgewächsen. Durch Porlinge, selbst durch Blätterpilze sieht der Forstmann seine Bäume erkranken und absterben. Welche Mühe und oft vergebliche Arbeit die Bekämpfung von Meltau- und Rostpilzen sowie von unvollendeten Pilz formen an unseren Obstbäumen und Sträuchern verursacht, weiß jeder Obstzüchter aus Erfahrung. Eine Belehrung über diese Pilzschädlinge würde einen Gegenstand für sich ausmachen. Es sei nun ausschließlich der Pilze gedacht, welche als Nahrungsmittel in Betracht kommen. Da gilt es natürlich, vertraut zu sein mit den wichtigsten eßbaren und giftigen Arten. An eignung einiger Artenkenntnis ist dringend not wendig. Je mehr man sich in die Kenntnis der heimischen Pilzflora eingearbeitet hat, um so größer ist die Möglichkeit wirtschaftlicher Aus nützung, aber um so sicherer ist man auch vor Pilzvergiftung. Am besten belehrt man sich über die eßbaren und giftigen Pilzarten unter der persönlichen Anleitung eines tüchtigen Fach mannes an Ort und Stelle, dann durch den Besuch von Pilzausstellungen und endlich durch das Studium guter Pilzbücher. Als vorzüglichstes wegen der naturgetreuen Abbildungen muß immer wieder auf den „Führer für Pilzfreunde" von E. Michael hingewiesen werden. Bei dem Besuche von Ausstellungen empfiehlt es sich für Anfänger, nur wenige Arten verbreiteter wert voller Speisepilze einzuprägen und. diese zunächst zu sammeln. Bezüglich der Genießbarkeit der Pilze sind noch recht viel Irrtümer verbreitet. Da wird behauptet, Blätterpilze seien schädlich, nur Röhren pilze eßbar. Daß dies ganz irrig ist, zeigt der vorzügliche Champignon, das Stockschwämmchen, der „Grünling" u. a. Gerade weil die Abteilung der Blätterpilze so artenreich ist, finden sich unter ihnen die meisten Speisepilze, das heißt durchaus nicht, die meisten Blätterpilze seien Speisepilze. Ferner soll das Blauwerden des Fleisches vor dem Genüsse warnen. Auch dies ist kein Erkennungszeichen. Sind doch die blau- anlaufenden Pilze wie Rothautpilz, Maronen röhrling, Ziegenlippe, Kornblumenröhrling ganz vorzügliche Speisepilze. Pilze mit Milchsaft zu meiden, wäre auch töricht, wie der wohlschmeckende echte Reizker beweist. Ebenso beweist das Schwarzwerden von Silberzeug im Pilzgericht nichts für die Schädlichkeit der Pilze. Manche glauben, Pilze, welche von Larven zerfresfen werden, seien eßbare Arten und auch für den menschlichen Magen brauchbar. Doch Insekten larven fressen ebenso den giftigsten Pilz wie den besten an. Ferner wird behauptet, jeder Pilz von gutem Geruch und Geschmack sei eßbar. Das ist ein ganz gefährlicher Irrtum, denn dann müßte der giftige Satanspilz genießbar sein. Selbst wenn man behaupten wollte, jeder Pilz, der nicht unangenehm riecht und schmeckt, sei genießbar, so würde man den giftigsten von