Volltext Seite (XML)
Begründung der Obstbaumdüngungslehre, ent sprechend der Statik des Ackerbaues. Im ersten Abschnitt wird der Stand der Obstbaumdüngungsfrage bei deren Ausnahme in den Arbeitsplan der Deutschen Landwirtschafts- Gesellschaft in Kürze dargelegt. Nach den Unter suchungen französischer Forscher wurde damals von dem inzwischen verstorbenen Mitarbeiter, Prof. vr. Barth-Colmar, angenommen, daß Obstbäume im allgemeinen auf 1 «zur Standorts fläche dem Boden 10 § Stickstoff, 15 Kali, 5 Phosphorsäure und 15 x Kalk entzögen. Diese Zahlen bildeten bisher die Grundlage sür die Zusammensetzung und Zumessung des Obst baumdüngers. Im zweiten Abschnitt entwickelt der Verfasser ein besonderes, eigenartiges System der Statik des Obstbaues, davon ausgehend, daß die in der Anbauweise und Physiologie des Obstbaumes, als langlebiges Holzgewächs, begründeten Unter schiede gegenüber den kurzlebigen, das Feld in dichtem Bestände einnehmenden und meist all jährlich wechselnden landwirtschaftlichen Kultur gewächsen die allgemeine Anwendung der statischen Gesetze des Ackerbaues auf den Obstbau nicht gestatten. Die einzelne landwirtschaftliche Kulturpflanze verschwindet in der Vielheit des Bestandes auf der Feldfläche, der Gesamtpflanzenbestand tritt hier in seinem Nährstoffbedarfe in ein unmittel bares Verhältnis zur Standortsfläche. Der Obstbaum dagegen, der einen verhältnismäßig großen Standort inne hat, behauptet einen aus gesprochenen Charakter als Einzelwesen, bei ihm muß das Nährstoffbedürfnis individuell bemeffen und kann nicht in ein Verhältnis zur Standorts fläche gebracht werden. Unter diesen Umständen mußte der Maßstab für den Nährstoffentzug und Wiederersatz not wendigerweise am Baumkörper selbst gefunden werden. Der Verfasser hat den Stammumfang des Baumes hierfür als geeignet erkannt und sein System der Statik des Obstbaues darauf gegründet. Durch zahlreiche, langjährige Beobachtungen und Untersuchungen, auf den normalen Hoch stamm von rund 2 irr Stammlänge bezogen, ist festgestellt worden: 1. das gegenseitige Gewichtsverhältnis der ausdauernden Organe des Baumkörpers (Wurzel, Stamm und Aste), 2. die jährliche UmfanMunahme des Stam mes und der jährliche Holzzuwachs des Obstbaumes, 3. die jährliche Laubproduktion und deren Verhältnis zum Stammumfange, 4. die jährliche Fruchtproduktion und deren Verhältnis zum Stammumfange, 5. die chemische Zusammensetzung der Vege tationsorgane und Früchte des Obst baumes. Hieraus wurde die zur Jahresproduktion des Obstbaumes erforderliche, dem Boden entzogene Nährstoffmenge und deren Verhältnis zum Stamm umfange ermittelt. Danach aufgestellte Tafeln und Formeln bilden die Grundlage für das Maß des zur Erhaltung dauernder Fruchtbarkeit, bezw. zur Vermeidung der Erschöpfung des Bodens er forderlichen, in der Düngung zu leistenden Wieder ersatzes von Nährstoffen. Die Tafeln, mit den entsprechenden Zahlenwerten sür jede der vier Hauptobstarten, von Zentimeter zu Zentimeter Stammumfang steigend, sind so eingerichtet, daß sie unmittelbar den praktischen Zwecken der 'Obstbaumdüngung dienen können, doch sollen sie nicht als Rezeptformeln, sondern als wissen schaftlich begründete Richt- und Mittellinien für den denkenden Obstbauer angesehen werden. Der dritte Abschnitt enthält die Ergebnisse der statischen Untersuchungen und Berechnungen und die Unterlagen, auf welche dieselben ge gründet sind. Die große Menge der Tabellen und Zahlen, die hier niedergelegt ist, mag zu nächst befremden, bei näherer Einsichtnahme wird man indessen finden, daß es sich um ein über aus wertvolles und auch für andere Zwecke auf dem Gebiete des Obstbaues brauchbares Zahlen material handelt, dessen Erhaltung und Zu gänglichmachung, ganz abgesehen von seiner Notwendigkeit zur Begründung des statischen Systems, dringend geboten erschien. Durch Ermittelung des Gewichtsverhältnisses zwischen Stamm, Wurzeln und Ästen, bei 83 Apfel-, 64 Birn-, 28 Kirsch- und 13 Pflaumenbänmen verschiedener Sorte und verschiedenen Standorts, ist eine Maßzahl für den Holzkörper des Baumes gewonnen worden. Es hat sich ergeben, daß zwischen dem Holzgewicht von Wurzel, Stamm und Ästen, auf die Hochstammlänge von 2 irr umgerechnet, ein Verhältnis wie 2:2:2,6 be steht. Da nun der Stamm des normalen Hoch stammes von Natur einen walzenförmigen Körper darstellt und das spezifische Gewicht des frischen Holzes annähernd 1 ist, so kann das Gewichts verhältnis dem Raumverhältnis gleichgestellt werden. Man kann sich hiernach einerseits die gesamte Holzmasse der Wurzel als einen ab wärts an den Stamm anschließenden Walzen körper von gleichem Umfange und gleicher Länge denken, und andererseits auch das gesamte Ast holz als einen aufwärts anschließenden Walzen körper von gleichem Umfange, aber von 2,6 rn Länge. Bei dieser Auffassung stellt sich der ganze Holzkörper des Obstbaumes als ein Walzenkörper von 6,6 m Länge dar. Der Rauminhalt eines