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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs. Amtsgerichts Wursnitz Ur. 97. 4. December 1895 Mittwoch KeftHästsstelken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kanienz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haascn- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moffc und G. L. Daube L Comp. Erscheint! "iiitwoch und Sonnabend. """MrSrnMdvisMgfton Jahrgang. s-b°-,a» ischenü/^ Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Als Beiblätter: ' Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); > ^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Prei Vierteljahr!. 1 M. 28 Pf. ^uf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Bekanntmachung, verkehrspolizeiliche Bestimmungen betr. 1. Bei eintretender Glätte bez. Fro" haben die Haus- und Grundstücksbesitzer, bez. deren Stellvertreter die Trottoirs und Fußwege längs der Straßenfront ihrer Grundstücke von Schnee und Eis sorgfältig zu reinigen und bei Glätte mit Sand, Asche oder einem anderen das Gehen erleichterndem Material zu bestreuen. 2. Das Begehen des Trottoirs mit gefüllten Wassert nnen und anderen Gefäßen, das Ausgießen von Flüssigkeiten jeder Art auf die Trottoirs und Straßen, sowie das Fahren mit Handschlitten auf den Trottoirs ist verboten. 3. Das Fahren mit Handschlitten auf den Straßen der inneren Stadt ist nur gestattet, wenn dieselben von erwachsenen Personen geleitet werden. 4. Es ist verboten, den Schnee aus den Gehöften und von den Häusern weg auf die Straßen zu werfen; die Hausbesitzer haben denselben auf ihre Kosten aus den Gehöften und aus der Stadt hinausschaffen zu lassen. 5. Zur Vermeidung von Gefahren für die Fußgänger haben die Hausbesitzer an ihren Häusern die Eiszapfen in vorsichtiger Weise rechtzeitig von den Dächern abstoßen zu lassen. 6. Das Verunreinigen der Trottoirs, Straßen und Plätze vor den Gasthöfen und Restaurationen ist verboten. 7. Alle in der Stadt verkehrenden Wagen und Schlitten sind bei eintretender Dunkelheit mit. brennenden Laternen zu versehen, und zwar die zur Beförderung von Personen dienenden mit je zwei, an beiden Seiten des Kutschersitzes befestigten Laternen, Lastfuhrwerke dagegen mit einer linker Seits am Kummet des Pferdes angebrachten Laterne. 8. Bei eintretendem Schnee muffen sämmtliche Fuhrwerke mit Geläute versehen werden. 9. Das truppenweise Stehenbleiben auf den Trottoirs ist verboten. 10. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden auf Grund Z 366, des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft. Pulsnitz, am 29. November 1895. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung, Sen SieszäHrigen GHvistmarkt betreffend. Der hiesige Christmarkt wird in diesem Jahre Sonntag, den 22. Dccember 1895 Nachmittags abgehalten. Zu demselben werden nach 8 28. der hiesigen Marktordnung nur der sächsischen Oberlausitz angehörige Händler zugelassen. Pulsnitz, am 2. December 1895. Der Stadtrat h. Schubert, Brgmstr. — Nutzholzmasfenauktion. — Von den Revieren des Forstbezirks Moritzburg sollenDin^Dresden-Neustadt, Hotel Stadt Metz (Kaiserstraße), Freitag, den 13. Dezember 1895, von Vormittags V2I2 Uhr an ca. 7000 Festmeter weicher Nutzhölzer zum Theil in bereits aufbereitetem Zustande, zum Theil noch anstehend, meist als Stammholz unter den in der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Näheres über die zu verkaufenden Holzposten pp. besagen die bei der unterzeichneten Oberforstmeisterei und dem König!. Forstrentamte Moritzburg in Empfang zu nehmenden ipeciellen Auktionsbekanntmachungen, sowie die von den Herren Forstrevierverwaltern zu beziehenden speciellen Auktionsoerzeichnifse. Königliche Oberforstmeisterei Moritzburg, am 21. November 1895. Scherel. Zur Erinnerung au die Kämpfe bei Orleans. Vor nun fünfundzwanzig Jahren sind in den Tagen b°m 2. bis 5. Dezember im deutschfranzösischen Kriege außerordentlich wichtige Entscheidungskämpfe geschlagen Horden, welche zwar nicht so glänzend hervortratcn wie Ruhmestage der deutschen Heere bei Wörth, Spichern, Gravelotte und Sedan, aber dennoch die große Bedeutung Men, die ganzen bisherigen so ruhmreichen Erfolge der putschen Waffen in Frankreich zu sichern. Der glänzende Patriotismus der Franzosen und der glühende Feuereifer °es Diktators Leon Gambetta hatte, obwohl die kaiserlich 'Mzösjschen Heere total zerschmettert worden waren Und die letzten französischen großen Bertheidigungsplätze Paris und Metz von den deutschen Truppen in eiserner Mschließung gehalten wurden, dennoch den tollkühnen Plan auSgeführt, im Südwesten Frankreichs bei TourS Uud Orlöans eine neue große Armee zu bilden, und mit ^selben die bedrängte Hauptstadt Paris zu befreien Uud den Feind zum Rückzüge zu zwingen. Angesichts °er kolossalen Niederlagen, welche die Franzosen erlitten hatten, und welche die Bildung eines neuen Heeres er. schweren mußten, hielt man anfänglich im deutschen Haupt quartiere die Lage im Südwesten Frankreichs nicht für besonders bedrohlich, schickte aber im Oktober, als man erfahre» hatte, daß sich französische Truppen bei Orleans sammelten, doch das erste bayrische Armeekorps und die 22. preußische Division unter dem Oberbefehle des tapferen bayrischen Generals von der Tann nach Orleans. Der General von der Tann löste zunächst seine Aufgabe glän- Md. Er schlug am 10. Oktober die Franzosen bei' Ar- "nah und erstürmte am 11. Oktober Orleans, wobei er allein 3000 Franzosen gefangen nahm. Einige Wochen war nun dort kein Feind sichtbar. Aber auf einmal wuchsen neue französische Bataillone förmlich aus der Erde. Der unermüdliche und in seinem Patriotismus geradezu fanatische Diktator Gambetta hatte durch glühende Reden wie durch furchtbar strenge und rücksichtslose Aus- Hebungen bei Tours in fabelhaft kurzer Zeit ein neues Heer in der Stärke von 150,000 Mann gesammelt. Diese große Loire-Armee marschirte unter dem Oberbefehle des Generals Aurelie de Paladines direkt gegen Orloans, griff mit fünffacher Uebermacht die durch Strapazen und Krankheiten überdies sehr geschwächten Truppen des Generals von der Tann bei EoulmierS an und nöthigten sie Mitte November zum Rückzüge. Orleans wurde nun das Hauptquartier der großen französischen Loire-Armee, welche schon am 27. November, angefeuert von dem damals siegestrunkenen Gambetta, ihren Vormarsch auf Paris begann. Die Situation erschien damals für die deutsche Sache sehr bedrohlich. Aber inzwischen war die seit dem 27. Oktober durch die Uebergabe der Festung Metz frei gewordene zweite deutsche Armee unter dem Prinzen Friedrich Karl mit der Aufgabe betraut worden, die Franzosen im Westen zu schlagen und nach Orloans abmarschirt. Die aus dem 3. 9. und 10. Armeecorps bestehende Armee des Prinzen Friedrich Karl vereinigte sich mit der zurückge drängten Armeeabtheilung des Generals von der Tann, über welche damals der Großherzog von Mecklenburg, der mit den Mecklenburgern dem General von der Tann be- reits zu Hülfe gekommen war, den Oberbefehl hatte, und nun gelang es zunächst am 28. November in dem Gefechte bei Uoanuo la Kolanäe die Franzosen in ihrem Vor- Marsche auf Paris aufzuhalten. Am 2. December begannen dann die blutigen EntscheikungMmpfe bei Orleans, wo besonders der Tag von Loigny die bewährte Tapferkeit der vereinigten deutschen Truppen im glänzenden Lichte zeigte und die Mecklenburger sich mit den Preußen un vergängliche Lorbeeren errangen. In blutigen Kämpfen am 3. und 4. Dezember wurden die Franzosen dann auf Orleans zurückgeworfen und am 5. Dezember selbst durch die Truppen des GroßherzoaL von Mecklenburg Orleans erobert. Dadurch war die Loire - Armee der Franzosen vollständig geschlagen und eine große Gefahr von der deutschen Kriegsführung abgewendet. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monate November 1895. 274 Einzahlungen im Betrage von 31521 M. 49 P. geleistet, davon erfolgten 116 Rück zahlungen, im Betrage von 16 552 M. 21 P. — Nach der Springfluth im letzten Frühjahr hatten die Petroleum-Preise bekanntlich einen jähen Rückschlag erfahren um dann in den Sommermonaten längere Zeit stationär zu bleiben. Seit Wochen bewegen sich dieselben wieder in aussteigender Linie, zu erst langsam, seit 8 und 14 Tagen schneller und jetzt verzeichnet der Tagespreis loco Bremen 8 M. gegen 4,85 M. tiefsten Stand vor 12 Monaten. Eine recht eigentliche klare Begründung zu dieser Preistendenz läßt sich in den Tagesberichten nicht erkennen zwar heißt es fast allseitig, die Produktion nehme ab und die Standard Oil-Company halte eifrig Umschau nach Ersatz für die versiegende Quellengediete, doch wollen diese Angaben nicht recht verfangen, auch redet die Standard Oil-Company entgegensetzt vom Wachsen in ihrer Petro leum-Ausbeute.