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80. November 1895. Sonnabend. Nutzholzmassenauktion. — Von den Revieren des Forstbezirks Moritzburg sollen in Dresden-Neustadt, Hotel Stadt Metz (Kaiserstraße), Freitag, den 13. Dezember 1895, von Vormittags V-12 Uhr an k». 7000 Festmeter weicher Nutzhölzer zum Theil in bereits aufbereitetem Zustande, zum Theil noch anstehend, meist als Stammholz unter den in der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen versteigert werden. Näheres über die zu verkaufenden Holzposten pp. besagen die bei der unterzeichneten Oberforstmeisterei und dem König!. Forstrentamte Moritzburg in Empfang zu nehmenden > svecielleu Auktionsbekanntmachungen, sowie die von den Herren Forstrevierverwaltern zu beziehenden speciellen Auktionsverzeichnisse. Königliche Oberforstmeisterei Moritzburg, am 21. November 1895. Scheret. Montag, -. S. Dezbr. 18SZ: Biehmarkt in Bischofswerda lagen dazu haben. Im Gegentheil wird oft die Ursache von Unfällen in der Ueberwachung des Dienstes, der Controle des Materials, sowie der Auswahl der geeigneten Leute bei Besetzung der verantwortlichen Stellen gesucht. Es sollen in letzteren Beamte, die durch Trunk herabge- kommen, aus falscher Rücksichtnahme belassen worden sein. Es wird weiter zu überlegen sein, ob bei Bahnhöfen, bei Straßenübergängen rc. noch Einrichtungen bestehen, die ohne große Schwierigkeiten abgeändert werden können. Deshalb wollen wir des weiteren der königlichen Staats- regierung Gelegenheit geben, zu erklären, ob und welche Maßregeln zur Verhindenung ähnlicher Unglücksfälle ge troffen wurden und was sie weiter daran zil thun gedenkt. Wir sind der Ansicht, daß die Kritik über das Eisenban- wesen aus dem öffentlichen Leben für dieses nur förderlich sein kann, deshalb glauben wir auch, daß nicht nur unsere Interpellation, sondern auch alle anderen Anregungen, die wir noch geben werden, von der hohen Staatsregierung in geeigneter Weise berücksichtigt werden. Staatsminister v. Watzdorf erklärte, die Staats regierung ergreife gern die Gelegenheit, gewünschte Auf klärungen zu geben, um das erschütterte Vertrauen wieder zu befestigen, und spendete den Beamten der sächsischen Staatsbahnen das beste Lob. Dieselben würden an In telligenz und Pflichttreue von keinem anderen Stande übertroffen und verdienten nach wie vor das frühere Ver- trauen. Die Oederaner Sache ist jetzt Gegenstand gericht licher Untersuchung, deren Stand der Regierung unbekannt ist. Als am 19. September der Unglückszug bei Block- station 31 ankam, hatte der Stationswärter Wolf diese seine Station nicht entblockt; daher das Unglück. Eine Reihe für Wolf sehr gravirender Umstände schnitt darzu- thun, daß derselbe sein Blockinstrument mit Schlägen be arbeitet hat, um sich das Signal „Frei" zu verschaffen, welches so viel Unglück angerichtet hat. Sachsen habe jetzt das beste und vollkommenste Signalsystem, so daß zu einer Aenderung keine Ursache vorliegt. Die gewiß wohlmeinenden Vorschläge der Presse zeugten manchmal von einer geradezu phänomenalen Unkenntniß der Ver hältnisse. Gegen eins könne man nie ankämpfen, auch beim besten System nicht, nämlich wenn die Beamten nicht pflichtgemäß, sondern gegen ihre Instruction handeln. Eine Aenderung wird das Unglück aber haben, daß von nun an ein Blockwärter Beweise eines besonderen morali schen Werthes geben muß. Man werde in der Wahl der Leute vorsichtiger sein. An jenem Tage sei der Block wärter Wolf erst Mittags 1 Uhr in den Dienst getreten, so daß von Ueberarbeitung nicht die Rede sein könne. Nach einem Eisenbahnunglück pflegt sich gewöhnlich eine Reihe anderer Unglücksfälle einzustellen und zwar meist in der Nähe der ersteren. Der Minister vermuthet nun hier keinen Zufall, sondern nothwendige Folge, da ein großes Unglück Beamte und Publikum derart alterirt, daß beide ihre Ruhe und Kaltblütigkeit einbüßen. Zwei Tage beispielsweise nach dem Oederaner Unglück fuhr in der Nähe von Flöha ein Personenzug sehr nahe an einen Güterzug, gab Nothsignal und stand. In ruhigen Zeiten bleibt alles ruhig, da aber alle Insassen und daS Zug personal durch das große Unglück aufgeregt waren, riß alles die Thüren auf und sprang heraus, wobei es Ver letzungen gab. Dann ging der Redner noch auf mehrere Vorkommnisse ein und erklärte alsdann, daß nach untrüg lichen statistischen Nachweisen unsere Staatsbahnen gegen über den Bahnen anderer deutscher Staaten ein glänzendes Resultat aufzuweisen hätten, denn in den Jahren von Sächsischer Landtag. In der 7. öffentlichen Sitzung der Zweiten Kammer M 26. November erfolgte die Interpellation des Abg. Huste-Bischofswerda (cons.) und Genossen, die in neuester Zeit wiederholt vorgekommenen Unglücks- fälle auf den sächsischen Staatsbahnen betreffend. Staatsminister von Watzdorf erklärte sich auf Hrage des Präsidenten Ackermann zur sofortigen Be- Mlvortung der Interpellation bereit, worauf der Abgeord nete Huste das Wort zu folgender Begründung seiner Interpellation nahm: Es ist in diesem Hause schon früher und wiederholt ber Freude darüber Ausdruck gegeben worden, daß dank der vortrefflichen Einrichtungen an unseren Staatseisen- Mnen und dank der gewissenhaften Pflichterfüllung der Beamten wir in Sachsen vor Unglücksfällen größerer Art behütet worden sind, und auch in der Bevölkerung glaubte ^an, daß wir die beste Verwaltung besitzen. Aus dieser Sicherheit sind wir durch eine Anzahl rasch hintereinander- lolgender Unfälle und Unregelmäßigkeiten im Betriebe eviporgerüttelt worden. Menschenleben sind zu beklagen M andere sind dauernd an ihrer Gesundheit schwer ge schädigt. Die damit zusammenhängende starke Belastung der Staatsbahnverwaltung infolge des Haftpflichtgesetzes >st sehr bedauerlich und hat zu der Interpellation mit Veranlassung gegeben. Ich brauche wohl auf die Unfälle dicht ausführlich einzugehen, dieselben sind in der Presse genügend besprochen worden. Es handelt sich um die Mülle bei Leipzig, woselbst durch Nichtschließm einer Bahnbarriöre ein Omnibus überfahren wurde, weiter bei Öderan, Woselbst ein Militärzug auf einen Güterzug duffuhr, ferner um die Unfälle bei Flöha und Coswig, Alch letzterer Ihnen wohl nicht so bekannt ist. Zwei Mggons hatten sich nach Verlassen des Bahnhofes von M Zuge getrennt und waren entglkist. Zum Glück ist dies in Coswig selbst passirt, und weil sofort bemerkt, ^hindert worden, daß der kurz darauf fällige Lokalzug ^Mnglückte. Auf der Sekundärbahnstrecke Hainichen— Gößwein ist ein Personenzug in der Station Grüna auf Güterwagen gefahren und dabei zwei Personen verletzt Horden. In Zwota fand eine Entgleisung statt, auf der Drecke Bautzen-Lübau ward eine Maschine defect rc. Ich Mß ganz besonders erwähnen, daß die königliche Eisen- MNstation nicht in der Lage war, die genügenden Berichte A dem Unfall in Oederan an die Oeffentlichkeit zu bringen, ^ie djez die Presse in ausgiebigster Weise that. Die 'dingliche Generaldirektion hätte müssen sofort richtige Auskunft geben können und es wäre ihr dann nicht Passirt, M sie ihren Bericht corrigiren mußte. Wir wffsen sehr s°hl, daß Unglücksfälle auf der Eisenbahn, durch Leicht- Mn, Pflichlvergeffenheit und Böswilligkeit von feiten der ?ahnbediensteten veranlaßt, nie ausgeschlossen sind und Mß dafür keine Garantie gegeben werden kann, daß sich jemals ändern werde. Die Beunruhigung war aber ganzen Lande eine derartige, daß Wir zu der Jnter- Mation gezwungen wurden, um damit der königlichen ?taatsregierung Gelegenheit zu geben, den infolge der Zufälle der Generaldirektion gemachten Vorwürfen zu segnen. Von feiten des Herrn Abgeordneten Geyer sind Mich djx Unfälle zu Lasten der Ueberbürdunz der Unter- /Mten gelegt worden. Ich weiß nicht, wie er das be- ei»,. begründen wird. Wir tragen Bedenken, eine "Mne Beamtenkategorie zu belasten, ehe wir die Unter 1885 bis 1894 habe auf unseren Bahnen nicht ein Mensch sein Leben eingebüßt, und Verletzungen seien in dieser Zeit nur 16 bis 17 vorgekommen. Wenn das Jahr 1895 eine Ausnahme mache neben diesen günstigen Jahren, so sei die berechtigte Hoffnung nicht von der Hand zu weisen, daß es auch eine Ausnahme bleiben werde. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Wir wollen nicht verfehlen darauf auf merksam zu machen, daß an den letzten vier Sonntagen vor Weihnachten alle Geschäfte bis Abends 10 Uhr geöffnet sind. — Wenn man jetzt eine Reise thut und man sitzt im wohldurchwärmten Eisenbahnwagen, so hat vielleicht so Mancher nichts Eiligeres zu thun, als seine Füße auf die heißen Röhren zu stellen. Es sei davor ganz besonders gewarnt. Dieser rasche Temperaturwechsel schadet sehr leicht der Gesundheit und außerdem, was auch gewiß zu beachten erscheint, ruinirt die — Schuhsohlen, indem es letztere leicht verbrennt, wenigstens aber deren Wider standsfähigkeit vernichtet. — Der Winter macht nunmehr seine Rechte im voll stem Maße geltchd. Seit einigen Tagen weht ein rauher Nordostwind, an den Fensterscheiben haben sich die ersten Eisblumen gebildet, das Thermometer zeigte bereits 5 Grad Kälte an, sodaß man wirklich allen Respect vor dem Win ter bekommt. Mit den Scherzen, welche sich die Natur in den letzten warmen Wochen gestattete, ist es mit einem Schlage aus. Der jüngste eisige Hauch hat den Kindern Floras zweifelos das Lebenslicht ausgeblasen. Recht ver gnügte Gesichter machen dagegen die Kürschner, Woll- waaren- und Filzschuhhändler, ist doch das Geschäft in dieser Branche vor Weihnachten ohne Ausnahme bei Frost und kernigen Winterwetter ein viel lebhafteres als nach dem Feste, und die Aussichten auf eine flotte Schlittschuh bahn lassen vollends alle Pulse unserer Jugend höher schlagen! — Pachtfrei werden die Bahnhofsrestaurationen zu Nerchau-Trebsen am 1. Mai 1896, sowie Radeberg und Königsstein am 1. Juli 1896. Die Verpachtung der drei genannten Restaurationen erfolgt bis zum 30. Juni 1902 unter den auf den Bahnhöfen einzusehendenallgemeinen Ver pachtungsbedingungen vom 1. Juni 1893. Pachtgebote sind bis zum 11. Dezember 1895 an die Königl. Generaldirection einzusenden. — Angesichts der rapiden Zunahme der ansteckenden Thierkrankheiten in Sachsen wird es in den Kreisen der Viehbesitzer mit Genugthuung begrüßt, daß ein dem gegen wärtigen Landtage vorzulegendec Gesetzentwurf eine Er weiterung der staatlichen Entschädigungspflicht insofem plant, als sowohl der Rauschbrand der Rinder, als auch der Milzbrand der Pferde fernerhin entschädigt wird. Die Erhöhung der von den Viehbesitzern aufzubringenden Jahresbeiträge dürste indessen eine kaum fühlbare werden, denn es sind in den letzten fünf Jahren nur 13 Rinder an Rauschbrand und 9 Pferde an Milzbrand verendet, dagegen ereigneten sich in der kurzen Zeit vom 1. bis 15. November d. I. nach dem amtlichen Berichte der Com mission für das Veterinärwesen 15 Milzbrandfälle bei Rindern und die Maul- und Klauenseuche brach in d er gleichen Zeit gar 24 Mal aus. Ferner kamen in Mülsen St. Jakob und Zwickau auch drei Erkrankungen der Pferde an Räude vor. Blatt Amts und des Stadtrathes des Königs Amtsgerichts Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS von Haascn- stein L Vogler, Invalid end ank. Rudolph Mosse und G. L. Als Beiblätter: t Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); sandwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Prei Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Zu Wulsnih r »ck MeSMMdvierjigstrv Jahrgang. H"-"-'" Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Umgegend. , „ z. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige.