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«Mts Blatt (Wöchentlich); des Königs Amtsgerichts und des Stadtrathes Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. - 2. Landwirtschaftliche Beilage - W (monatlich). Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausch?, Kamenz, Carl Daberkow,Gro - röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haase r - stein L Vogler, Jnvalidenda nk. Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. Uulsnih Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Insekte V I) sind bis Dienstag und Freitag t Vorm. 9 Uhr aufzugeben. D.-e""" ""'m" PE». MArnundvirvsigKrv Aahrgang. v _ .. — ' . ! Mittwoch. Ax. 4. September 18SS. Auf Aolium 233 im Handelsregister für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute die schon früher bestandene Firma Hottfr. Tobias Thomas in Pulsnitz und als deren Inhaberin Frau Bertha Anna verw. Wietsche! geb. Thomas in Pulsnitz eingetragen worden. Pulsnitz, am 3. September 1895. Königliches Amtsgericht. Weise. Die Abschätzung der durch die Truppenübungen vorgekommenen Flurschäden betreffend. Sofort nach Beendigung der diesjährigen Herbstübungen wird mit Abschätzung der durch dieselben im hiesigen Bezirke verursachten Flurbeschädigungen vorgegangen werden. Es haben deshalb diejenigen Stadträthe und Gemeindevorstände beziehentlich Bürgermeister, bei welchen Entschädigungsansprüche zur Anmeldung gekommen sind, hierüber ungesäumt und längstens bis . zum 12. September dieses Jahres kurze Anzeige, wenn nöthig durch expressen Boten, an die Königliche Amtshauptmannschaft zu erstatten. Hierbei werden die folgenden gesetzlichen Bestimmungen (H 14 der Instruction vom 30. August 1887 Reichsgesetzblatt Seite 446) noch besonders hervorgehoben: „Entstehen bei Truppenübungen Flurschäden, so fordert der Ortsvorstand die Beschädigten zur Anmeldung ihrer Entschädigungsforderungen auf und stellt letztere behufs Vorbereitung der Feststellung der Vergütungen zusammen. Beschädigungen, welche nicht durch die Truppenübungen selbst, sondern auf andere Weise, im Besonderen dadurch entstanden sind, daß die Betheiligten das rechtzeitige Abernten unterlassen haben, begründen keinen Anspruch auf Vergütung. Arbeiten und Aufwendungen, von welchen die Interessenten gewußt haben, daß sie durch die Truppenübungen der nächsten Tage zerstört werden mußten, be gründen Anspruch auf Schadloshaltung gleichfalls nicht/' Die Besitzer selbstständiger Gutsbezirke haben ihre Ansprüche auf Entschädigung gleichfalls bei dem Ortsvorstande anzumelden. Ueber alle angemeldeten Entschädigungsforderungen hat der Ortsvorstand eine Nachweisung nach Schema L (Reichsgesetzblatt vom Jahre 1887 S. 481) aufzustellen, hierbei jedoch die unter dieser Nachweisung abgedruckte Anmerkung gehörig zu beachten. Die demgemäß ausgefüllten Nachweisungen sind der Abschätzungskommission bei ihrem Eintreffen zur Prüfung und weiteren Ausfüllung vorzulegen. Das Formular zur vorgedachten Nachweisung wird den Stadträthen und Gemeindevorständen bezw. Bürgermeistern mit besonderer Verfügung übersendet werden. Die Stadträthe und Gemeindevorstände bezw. Bürgermeister erhalten hiermit Veranlassung, für gehörige Veröffentlichung dieser Bekanntmachung innerhalb ihrer Gemeinden Sorge zu tragen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 28. August 1895. von Erdmanusdorff. Sonnabend, den 7. September: Biehmarkt in KSnigsbrück. Ein Weckruf am Sedansest. Als am Sonntag die Strahlen der Morgensonne die Kuppeln der Türme der Reichshauptstadt vergoldet und in mächtigen Tonwellen die Kirchenglocken ihre Gemeinden zum Gebet riefen, mischten sich in diese feierlichen Metall- klänge -um ersten Mole die Akkorde eines neuen Geläutes, die Glocken der Kaiser Wilhelm-Gedächtniß-Kirche. Zu Tausenden strömte das Volk hinaus aus dem Gewühls der inneren Stadt, um teilzunehmen an der feierlichen Einweihung dieser Kirche, welche in Gegenwart des Kaisers und der Kaiserin vollzogen wurde. In dem wuchtigen Uebergangsstil erbaut, der, wie kein anderer, die selbstbewußte Kraft mit dem aufstrebenden Gedankenflug zu verbinden und zu versinnbildlichen weiß, in eben jenem Stile, der einst mit des alten Reiches Herrlichkeit unter den Hohenstaufen zusammenfiel und so herrliche Blüten in Deutschland trieb, ragt die majestätische Kirche zum Himmelsdom empor, ein in Stein gemeiseltes Dankgebet zu Gott, der einst Alles so wunderbar gelenkt, ein geweihtes Denkmal des Heldenkaisers, über dessen Hand die Huld des Herrn dereinst so sichtbar gewaltet hat- In keine andere Form konnte der fromme deutsche Smn seine Gedanken an die große Zeit vor 25 Jahren besser pressen als in diese zum Himmel aufstrebenden Bogen, -Pfeiler und Helmdächer, welche von nun an eine betende Gemeinde allsonntäglich überschatten und so das steinerne Denkmal mit dem gebrochenen Gotteswort in Eins verflechten werden. Und Gott vow Allem gebührt Dank und Ehre. Nur das felsenfeste Gottvertrauen und der unerschütterliche Glaube an sem Recht hat den Hohenzollern nicht wanken gemacht, wenn er schmerzlichen Blickes Tausende seiner Landeskinder um sich blutensah. Nicht nurfür die Lebenden zu« gleich, als Denkmal für die teuren Toten ist diese Stätteerrichtet. Mit der Sedanfeier erreichten die nationalen Gedenk tage ihren Höhepunkt. Dieser konnte nicht würdiger be- schlitten werden, als durch diese Kirchen- und Totenweihe Für immer wird dieses Gotteshaus, zu dem aus allen Gauen des Reiches beigesteuert wurde, nicht nur eine neue Kirche der aufstrebenden Reichshauptstadt, sondern ein Denkmal der Nation bedeuten. Mit dem Kaiser Wilhelm- Kanal und dessen Eröffnung bekundete Deutschland nach Außen seine ungeschwächte Kraft und Friedensliebe vor aller Welt — mit dieser Kirchenweihe stierte eins ein stilles Familienfest im engsten Kreise der Seinen, ohne äußeren Prunk und Glanz in schlichter Glaubenseinfalt, nach Väter- I'tte. Wohl werden auch um dieses Gotteshaus, dessen weiße Steinflächen im Glanze eines Sonntagsmorgens leuchteten, dereinst die Wetterstürme tosen, die Windsbraut wird an ihren Giebeln rütteln, und trachend und sprühend werden die Blitze um seine Mauern zucken. Dann möge die dort versammelte Gemeinde dessen eingedenk sein, dessen Gedächtniß die Kirche geweiht ist. Möge Deutschland sich dann erinnern, was diesen Heldengreis durch ein volles Menschenleben hindurch stark und groß gemacht und alle seine Thaten zuni guten Ende geführt hat. Möge es nie vergessen, daß Pflichtgefühl und Gottvertrauen den König wie den Bettler adeln, und daß auf diesen Lebensgrund- sätzen fußend Alle gleich berechtigt und gleich verpflichtet sind im Dienste deutscher Art, deutscher Sitte und deutschen Rechtes. So lange diese Fundamente fest und unei schütterlich in der heimatlichen Erde ruhen, so lange werden weder Sturm noch Hochgewitter der Väter Bau zum Wanken bringen. Harre fest, deutsches Vaterland und vergiß es es nie, daß die Thürme des erhabensten Denkmales, das Du Deinem Gründer errichtet, nach oben weisen, daß das Geheimniß unserer nationalen Stärke nicht im Handwerk der Waffen, nicht im Anhäufen von Geld und Gut be ruht, sondern in dem Glauben an eine gerecht waltende Vaterhand und in dem Willen jedes Einzelnen, nur das für wahrhaft gut Erkannte stets zu vollbringen bis ans Ende. Halten wir daran fest, so wird kein Feind die Mauern dieses Baues in Trümmer stürzen können. Mit stummer Achtung werden sie draußen stehen und die moralische Kraft respektiren, die sich der altgermanischen physischen zugesellt. Klar und hell, feierlich und gewaltig aber, wie heute, am ersten Tage, werden dann die Kaiser glocken ihren Gruß allwöchentlich in die deutschen Lande senden und niemals wird ihnen eine andere Deutung untergelegt werden können, als die nach der Fassung unseres größten nationalen Dichters: „Friede sei ihr erst' Geläute." Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Ein herrlicher Festtag war es, den unsere Stadt, übereinstimmend mit wohl allen in Wahrheit deutschen Ortschaften Deutschlands, am vergangenen Sonn tag verlebte, ein Festtag von so allgemeiner und freudiger Betheiligung seitens aller Bevölkerungs - Klassen, wie selten einer. Vom herrlichsten Wetter begünstigt, konnten die verschiedenen Festlichkeiten programmmäßig durchgeführt werden, nicht ein einziger störender Zwischenfall trübte den Verlauf der erhebenden Feier, zu welcher die erste Anregung und der Plan vom hiesigen Königlich sächsischen Militärverein gegeben worden war, der auch unter Hinzu ziehung des Herrn Bürgermeister Schubert als Ehrenvor sitzenden und mit thatkräftiger Unterstützung der Stadtver- tretung und anderer Herren die Ausführung leitete und zu einer hochbefriedigenden gestaltete. Mit dem anbrechen den Morgen ertönte der Weckruf der Stadtkapelle, alle die Erwachenden und schon Erwachten an die hohe Bedeu tung des Tages gemahnend. Nach 6 Uhr eilten die Mit glieder des Militärvereins zur Sammlung am Schützenhaus, um sich im geordneten Zuge, mit Schießabtheilung und Fahne an der Spitze, nach dem Friedhofs zu begeben. Nach Aufstellung an dem durch Kränze und Ranken schön geschmückten Kriegerdenkmal begann die ernste Gedächtniß- feier mit dem unter Musikbegleitung freudig erschallenden Choral: „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren." Herr Diaconus Schulze hielt hierauf eine überaus weihevolle, allen den zahlreichen Umstehenden sehr zu Herzen gehende, selbst die in den Schrecken der Schlacht als fest bewährten Kriegerherzen, und gerade diese ganz besonders ergreifende Ansprache. Es folgten: ein Gesangvortrag des Militärvereins, die Niederlegung eines Lorbeerkranzes Seiten des Militärvereins-Vorstandes unter entsprechenden Worten und bei präsentirtem Gewehr der Schießabtheilung, der Chvralgesang: „Nun danket alle Gott" und zum Schluß das „Vater unser". >/e8 Uhr War die Feier be endet. Die Kameraden marschirten im Zuge und unter klingendem Spiel zurück nach dem Schützenhause. Um 8 Uhr ordnete sich auf dem Schützenplatze der Festzug zur Kirche in folgender Ausstellung: Die Schießabtheilung mit Fahne, dann sämmtliche Veteranen der ganzen Parochie.^der Turnerbund, Gewerbeverein, und Bürgerverein mit Fahnen die Behörden, die Militärvereinsmitglieder, die Gesangvereine, und Emblemen. '/, 9 Uhr setzte sich der lange Zug in Be- wegung, indessen vom Thurms die Stadtkapelle den Choral: „Allein Gott in der Höh' sei Ehr' in den von goldigen Sonnenstrahlen verklärten Sonntagsmorgen hinein erklingen ließ. Bei Ankunft auf dem Markte begann das Geläut der Glocken und begleitete den Zug bis ins Gotteshaus. An der Pfarrwohnung schlossen sich die Herren Geistlichen, sowie der gesammte Kirchenvorstand an. Die Veteranen nahmen auf dem mit Ranken und Kränzen, Orangerie und Fahnen geschmückten Altarplatze ihre Sitzplätze ein, während die anderen Zugstheilnehmer sich auf den zu beiden Seiten befindlichen ersten Emporen placirten. Der übrige Raum der Kirche, die auch über dem Schiff sinnig und schön mit Guirlanden und einer großen Krone geschmückt war, füllten sich mit anderen Kirchgängern und mehreren