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Montag, den 11. November 18SS: Viehmarkt in Pulsnitz >. io. msr- >86», ) der Läger anregt. Für die Dauer wird sich aber der Ledermarkt den Einfluß der Preisermäßigung für Häute nicht entziehen könne. Bautzen. Ein Urtheil des hies. königl. Landgerichts dürfte auch für weitere Kreise von Interesse sein. Vier Gastwirthe hatten in ihren Gastwirthschaften ohne obrigkeit liche Genehmigung Würfelautomaten aufgestellt und dadurch ein Ausspielen von Cigarren veranstaltet. Wegen unbe fugter Ausspielung erkannte das Gericht auf je 3 Mark Geldstrafe. — Bei d n Königl. Majestäten in Schloß Sibyllenort wird die Frau Erbprinzessin von Meiningen zu mehr tägigem Besuch erwartet. Der Aufenthalt des Königs paares auf dem herrlichen schlesischen Besitzthume erstreckt sich nach den bisherigen Dispositionen noch bis zum 10. d. M. Dresden, 4. November. Ihre Königl. Hoheiten Prinz Friedrich August und Prinz Johann Georg mit Gemahlinnen wohnten gestern Vormittag dem Gottesdienste in der katholischen Hofkirche bei. Heute Vormittag reist die Frau Prinzeß Friedrich August mit der Hofdame Frl. v. Ende nach Sibyllenort. Abends reist Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich August, von Großenhain kommend, ebenfalls nach Sibyllenort. — Der Verkehr auf der Drahtseilbahn Loschwitz- Weißer Hirsch war am Sonntag trotz des schlechten Wetters, ein sehr reger. Seit der Eröffnung, den 26. Oktober bis zum 31. Oktober sind rund 9500 Personen befördert worden. Die stärksten Tage waren der Sonntag den 27. und Donnerstag, Reformationsfest, den 31. Oktober. Am erstgenannten Tage fuhren rund 3000, am Refor mationsfest 4000 Personen. Bekanntlich beträgt der Fahrpreis an Sonn- und Festtagen für die Auf- und Rückfahrt nur 25 Pfg. Infolge der Voreiligkeit eines Passagiers, welcher bei der Ankunft auf der Höhe ganz verbotswidrig eine Wagenthür öffnete, wurde dieselbe, da der Wagen noch einmal rückte, arg beschädigt. Die Fahrt dürfte dem Herrn theuer zu stehen gekommen sein. Zittau. Ein bedauerlicher Jagdunfall ereignete sich im nahen Weigsdorf. Bei einer daselbst abgehaltenen Treibjagd wurde ein Schütze von einen Rehbock angerannt und so arg mit dem Geweih bearbeitet, daß er schwere Verletzungen davontrug und bewußtlos vom Platze getragen werden mutzte. Dem Bock gelang es, den Geschossen der Jäger zu entkommen. Leipzig, 2. November. In der Vorstadt Conne witz waren zwei Einbrecher bei der „Arbeit", und während der eine an einer Mauer „Schmiere" stand, füllte der andere im Grundstück einen Sack voll gestohlener Gegen stände. Der Wartende vertrieb sich die Zeit mit Schnaps trinken, bis er eingeschlafen war. Als ihn eben ein Schutzmann schlafend gefunden hatte, hörte er fragen: „Wilhelm, bist Du da?" „Jawohl!" gab der Schutzmann leise zurück, und alsbald schob sich ein Sack über die Mauer, den der Schutzmann in Empfang nahm. Dann kam der Dieb selbst herübergekrochen, der mit seinen Kameraden sofort verhaftet wurde. G Leipzig, 2. November. Welche ungeheure Be nutzung das Telephon gefunden hat, bewies eine Zusam menstellung des hiesigen Telephonamtes, laut welcher im letzten Berichtsjahr 35 277 462 Gespräche vermittelt wurden. Es entfallen demnach auf jede Sprechstelle im DurchschiM» 21 Gespräche pro Tag. — Grimma. Die Stephansjünger haben wieder ein mal Grund, auf ihre Findigkeit stolz zu sein. Eine inCapri bei Neapel aufgegebene Postkarte, auf der nichts verzeichnet war, als Namen und Geschäft des Empfängers mit dem Zusatze „Königreich Sachsen" wurde hier in Grimma an der rechten Stelle abgeliefert und zwar — und das ist das besonders Lobcnswerthe an der Sache — ohne irgend welche Verspätung. setzgeberischen Lösung vor den Reichstag gelangt; von der parlamentarischen Erörterung des Entwurfs steht dann zu hoffen, daß sie dessen Unklarheiten und Schwächen be seitigen werde. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. Das Trompetercorps der reitenden Abtheilung des Kgl. Sächs Feldartillerie-Regiments Nr. 12 aus Königsbrück gab am Sonntag Abend im Saale des Hotel grauer Wolf unter Direktion des Herrn Stabstrom- Peter Günther ein wirklich vom Anfang bis zum Schluß ausgezeichnetes, mit vielem Beifall aufgenommenes Concert. Die zahlreichen Zuhörer gaben ihr Gefallen an den Aus führungen und ihre Anerkennung für die guten Leistungen wiederholt durch reichen Applaus Ausdruck, namentlich nach dem Virtuosen-Vortrag des Violinsolos des Herrn Stabstrompeter, nach den Solis für Streichinstrumente und der Fantasie für Trompete. Auch die Orchesterstücke, z. B. die Ouvertüre zu den Opern „Dell" und „Raimond" gaben Zeugniß guter Schulung des Corps und gelangten vortrefflich zur Ausführung und erfreuten die Anwesenden durch die vorgetragene Art. — Nach dem Concert fand Ball statt, an welch-m sich die Concertbesucher stark be- theiligten. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monate Oktober 1895 444 Einzahlungen im Betrage von 31255 86 geleistet, davon erfolgten 174 Rückzahlungen im Betrage von 36187 62 — Von der Arbeit, welche der Reichspostverwaltung durch die socialpolitischen Versicherungsgesetze erwachsen ist, mögen folgende Zahlen ein Bild geben. Im Jahr 1894 haben die Postanstalten zur Auszahlung von 67 Milionen Mark Renken 4000 Einzelabrechnungen mit 575,000 Ab rechnungsposten und dazu gegen 5 Millionen Beläge aufzu stellen gehabt. Außerdem sind an den Schaltern 400 Mill. Versicherungsmarken im Werthe von 85 Millionen Mark verkauft worden. — Warnung vor unrichtigen Lohnnachweisungen. Zur Warnung von unrichtiger Angabe den Berufsgenossen schaften gegenüber mag folgender Vorfall dienen: Ein Dachdeckermeister hatte in seiner zum Zwecke der Beitrags berechnung eingereichten Lohnnachweisung gegenüber für daS Jahr 1893 seinen Sohn mit 100 Arbeitstagen und einem Lohn von 200 Mk., also 2 Mk. für den Arbeit-tag, ausgeführt. Der Sohn erlitt später einen Betriebsunfall, und nun wurde sein Vater als Mitglied der Genossenschaft nach Z 60 des Unfall-Verstcherungsgesetzes aufgefordert, die zur Entschädigungsfeststellung erforderliche Lohnnach- Weisung einzusenden. Um dem Sohne, zum Schaden der Berufsgenossenschaft, eine recht hohe Rente zu verschaffen, gab der Vater an, daß Ersterer im Jahre 1893 für 219 Tage einen Lohn von 1104,10 Mk., also mehr als 5 Mk. pro Tag, erzielt habe. Durch die angestellten Er mittelungen wurde konstatirt, daß der Verunglückte 2,63 Mk. durchschnittlich verdient hat. Die Staatsanwaltschaft, welche hiervon Kenntniß erhielt, erhob gegen den Dachdeckermeister Anklage, und derselbe ist wegen eines vollendeten und eines versuchten Betruges je zu 100 Mk. Geldstrafe verurtheilt worden. — Vom Ledermarkte wird berichtet, daß für rohe Häute und Felle die starke Preisanspannung, welche seit einiger Zeit herrschte, mehr und mehr geschwunden ist, und die auf eine außerordentliche Höhe getriebenen Preise, so weit es Rind- und Pferdehäute betrifft, wesentlich nach gelassen haben, Kalbfelle haben sich dagegen im Preise ziemlich gut behauptet. Auf dem Ledermärkt ist dies bis her noch ohne Wirkung geblieben, da daß Herbstwetter den Bedarf fördert und die Zwischenhändler zur Kompletirung Die Börsenreform. Die Mängel des Börsenwesens, welche sich gerade in den letzten Jahren durch eine ganze Reihe bekannter Kata strophen von Bankhäusern in mehr oder weniger drastischer Weise gezeigt haben, wurden bekanntlich zum Anlaß der Einberufung einer Enquetecommission von Sachverständigen durch den Reichskanzler im April 1892. Die Commission arbeitete sehr gewissenhaft und sehr fleißig, sie konnte am 11. Februar 1893 ihren Schlußbericht der Regierung und dem Reichstage vorlegen, und auf Grund der Ergebnisse, zu welchen die genannte Commission in diesem Berichte gelangte, erfolgte dann die Ausarbeitung eines Börsen reform-Gesetzentwurfes für den Reichstag. Die Vorlage Wurde auch vom Bundesrathe noch durchberathen und genehmigt, gerade zum Zeitpunkte, als sich die ausgedehnte vorige Reichstagssession ihrem Ende zuneigte. Es mußte deshalb davon abgesehen werden, das Parlament damals noch mit dieser wichtigen neuen Materie zu befassen, Voraussichtlich wird aber die Börsenreform Vorlage dafür dem Parlamente in der bevorstehenden Wintersession baldigst zugehen, eS dürfte daher zeitgemäß sein, nochmals an die hervorragendsten Bestimmungen des genannten Entwurfes zu erinnern. Derselbe zerfällt in sechs Abschnitte, deren erster all gemeine Bestimmungen über die Börse enthält und na- Mentlich den Grundsatz der staatlichen Beaufsichtigung des Börsenwesens ausspricht. Außerdem werden der Erlaß einer genauen Börsenordnung für jede Börse, die Bildung einer Börsenausschusses für den Bundesrath und die Bildung eines Ehrengerichtes an jeder Börse vorgeschlagen. , Der zweite Abschnitt des Gesetzentwurfes regelt das Makler- wesen und die Coursfeststellung und verfolgt bei seinen Bestimmungen vor Allem den Zweck, bei der Cours- und Preisfeststellung eine nicht von Sonderinteressen beeinflußte Bewerthung zu gewährleisten. Der dritte Abschnitt be- trifft die Zulassung von Werthpapieren zum Börsenhandel Und schreibt er besonders über die Haftung der Emittenten genaue Bestimmungen vor. Der vierte Abschnitt bezieht ! sich auf den Terminhandel und zielt auf möglichste Be- schneidung der crassesten Auswüchse des börsenmäßigen Zeitgeschäftes. Zu diesem Behufe wird dein BundeSrathe die Befugniß eingeräumt, den Börsenterminhandel in Waaren oder Werthpapieren nach Befinden zu untersagen oder von gewissen Bedingungen abhängig zu machen. Ferner wird die Einrichtung eines Börsenregisters für Waaren und Werthpapiere bei jedem zur Führung eines Handelsregisters zuständigen Gerichte vorgesehen. Der fünfte Abschnitt stellt neue Vorschriften über das Commissions geschäft fest, der sechste und letzte Abschnitt endlich enthält die Straf- und Schlußbestimmungen; hohe Geldstrafen, sowie Freiheitsstrafen bis zu einem Jahr Gefängniß werden hierin für gewohnheitsmäßige Verleitung zu Spekulations geschäften, für betrügerische Toursmannöver u. s. w. angedroht. Es ist begreiflich, daß der Entwurf von jenem Theile der Presse, der wesentlich mit den Interessen der Hochfinanz und der Börse verficht, seinerzeit ziemlich abfällig kritisirt wurde, man sprach von drakonischen Straf- und Polizei- bestimmungen, durch welche das ganze Börsengeschäft in «ne Zwangsjacke gesteckt und ihr eine „befruchtende" freie Lebensbethätigung unmöglich gemacht werden würde. Solche Jeremiaden über die muthmaßlichen Wirkungen des ge planten Börsenreformgesetzes sind natürlich weit übertrieben, es läßt der Börse noch mehr als genug Selbstständigkeit und Bewegungsfreiheit, geht aber allerdings längst aner kannten schweren Mißständen des Börsentreibens scharf zu Leibe. L her ist der Entwurf noch verbesserungsbe dürftiger, aber die Hauptsache bleibt doch, daß mit ihm ore ganze Frage der Börsenreform endlich einmal zur ge- ü'kliok nü im ibrsr kür üio ^sräso krieot- u unä auvd lüobso §abri- >so in r Äod ' rüoä- üt !te I il- I I e- ° >n , n l ft i er ! ni in Z he j - r. ' Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. Inserate Blatt Amts I. L. und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts 6. November 1885 Mittwoch Als Beiblätter: Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); ^andwirthschaftliche Beilage (monatlich). sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Abonnements - Preis Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Ätütwoch und Sonnabend. puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KescHLftsstelten: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow,Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauSvon Haasm- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mofsc und G. L. Daube L Comp. zu Wutsnih D-aundr-»-" WMnundvievjigKeo Jahrgang. Auf dem für die Firma Gottfried Brnno Schöne in Großröhrsdorf bestehenden Folium 171 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute verlautbart worden, daß Herr Kaufmann Ernst Johann Krejcar in Großröhrsdorf dis Firma und das dieselbe betreffende Bandfabrikationsgeschäft von den Erben der bisherigen Inhaberin, Selma Aurelie Sidonie verw. Schöne, geb. Rentsch zur Fortführung überlcssen erhalten hat und daß die Firma künftig Gottfr. Bruno Schöne's Nachflg. lautet. Pulsnitz, den 30. October 1895. Königliches Amtsgericht. Weise.