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Das Lexikon bringt für jede Provinz das Verzeichnis sämtlicher Ortschaften, die nach den zu einem Regierungsbezirke gehörigen Kreisen alphabetisch geordnet sind. Eine Zusammen stellung der Kreise am Schlüsse sämtlicher Ta bellen einer Provinz, nach den Regierungsbezirken und nach Städten, Landgemeinden und Guts bezirken geordnet, erleichtert die Übersicht. Von Bedeutung ist der Vergleich zwischen der Gesamt fläche und dem Acker- und Gartenlande in Hektaren (Spalte 3 und 4). Die in der Schluß übersicht befindliche Spalte 30, welche die mit Obstbäumen bestandenen Gehöfte, Grundstücke, Wege usw. aufzählt, sucht das Bild des Obst baues noch genauer wiederzugeben, ist aber nicht mit Spalte 4 vergleichbar, weil sie nicht auf der Flächenangabe beruht. Bei dem Vergleiche der Obstbaumbestände der einzelnen Ortschaften, Kreise, Regierungs bezirke und Provinzen entsteht die Frage nach den Ursachen der hervortretenden, teilweise recht bedeutenden Unterschiede. Der Berichterstatter hat die hierbei in Betracht kommenden Verhält nisse einer eingehenden Prüfung unterzogen und dabei gefunden, daß die Beziehungen zwischen der Menge der jährlichen atmosphärischen Nieder schläge und der geologischen Beschaffenheit des Bodens zu dem Umfange und der Ausdehnung des Obstbaues nur gering find und daß auch der Wald nur insoweit einen Einfluß ausübt, als an seinen südlichen Rändern die Obstbäume mehr Schutz g'egen Wind genießen, während anderer seits ausgedehnte Waldbestände die klimatischen Verhältnisse für Obstbau benachteiligen. Des wegen kann doch in fehr waldreichen Kreisen der Obstbau sehr umfangreich, in waldarmen schwach entwickelt sein. Für die Entwickelung des Obstbaues maß gebend sind das Klima und die Lage, die Boden art und ihre physikalischen Verhältnisse, die Absatz verhältnisse und das Vorhandensein oder Fehlen unmittelbar schädlicher Einflüsse, wie derjenigen von gewerblichen Anlagen. An der Hand einer physikalischen Karte von Preußen und des Obst baumlexikons wird eine kurze Übersicht über den Stand des Obstbaues gegeben. Eine Bezugnahme der Obstbaumzahl auf die Bevölkerungsziffer erscheint ohne besonderen Wert, dafür aber ist die Berechnung der Bäume auf 1 bezw. 100 du Acker- und Gartenland, sowie die Feststellung, wieviel Bäume der verschiedenen Obstarten auf 100 Bäume der Gesamtzahl kommen, nützlich und für den Vergleich mit den Ergeb nissen künftiger Obstbaumzählungen notwendig. Damit kommt der Berichterstatter auf die Frage, wie man in Zukunft die Erhebungen an zuordnen hat, um das nächste Obstbaumlexikon noch nutzbarer und lehrreicher zu gestalten. Er wünscht zu diesem Zweck die Aufführung der mit Obstbäumen bestandenen Gehöfte und Grundstücke getrennt von den Wegen und beide nach dem Flächenmaße ausgenommen, die Trennung der Spalte 33 (Pflaumen- und Zwetschenbäume) in Zwetschen und in Pflaumen (Reineclauden und Mirabellen), sowie die Trennung der Kirschen bäume in Süß- und Sauerkirschen. Im Hinblicke auf die westlichen Provinzen sollten hinzukommen Erhebungen über die Zahl der Walnußbäume und der echten Kastanien, sowie der Pfirsich- und Aprikosenbäume. Ob sich nach dem Vorgänge von Baden und Württemberg auch Ertrags erhebungen mit der Zählung verbinden lassen, ist noch näher zu prüfen; daß sie für die Fest stellung der Einträglichkeit des Obstbaues und damit feiner wirtschaftlichen Bedeutung von aller größtem Werte sind, bedarf wohl kaum eines besonderen Hinweises. Sehr notwendig erscheinen dem Berichterstatter farbige Obstbaumkarten, nach Kreisen geordnet, sowohl für den gesamten Obstbaumbestand, als auch für die einzelnen Obstarten. Solche Karten erleichtern den Überblick und den Vergleich ganz ungemein und bieten für die Beurteilung der weiteren Entwickelung des Obstbaues die wichtigste Grundlage. Wenn es gelingen sollte, solche Karten nicht nur für Preußen, sondern für ganz Deutsch land herzustellen und sie bei jeder Zählung neu herauszugeben, so wäre dies mit Freude zu be grüßen und würde für die Förderung des Obst baues gewiß nicht ohne günstigen Erfolg bleiben. Der Vorsitzende dankt Herrn Landesökonomie rat Goethe auf das beste für seine außerordent lich mühevolle Bearbeitung der Frage. Der Herr Berichterstatter knüpft daran den Antrag, daß die Abteilung den Vorstand der Deutschen Land wirtschafts-Gesellschaft ersuchen solle, bei dem preußischen Statistischen Amt, sowie beim Reichs amt für Statistik zu beantragen, daß die nächste Obstbaumzählung unter Berücksichtigung der jenigen Gesichtspunkte vorgenommen wird, welche vorstehend auseinandergesetzt sind, sowie, daß farbige Obstbaumkarten herausgegeben werden sollen. Im Anschluß daran spricht das Mitglied des König!, preußischen Statistischen Bureaus, Herr Geh. Regierungsrat Professor Or. Kluge, zunächst seinen lebhaften Dank für die mannig fachen Anregungen des Berichterstatters aus, welche für die nächste Zählung jedenfalls zur Erwägung gezogen werden. Auch das Statistische Amt habe den Wunsch, die Obstbaumzählung bald zu wiederholen, und es sei Hoffnung vor handen-, daß dies noch vor 1910 stattfände. Allerdings werde eine Obstbaumzählung für sich allein kaum auf Verwirklichung hoffen können, dazu würden die Mittel nicht vorhanden sein. Eine derartige Zählung werde stets in Verbin dung mit der Viehzählung, oder vielleicht auch den Ernteerhebungen vorgenommen werden müssen.