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54 Bezüglich der Erträge an Formenobstbäumen lauten von 39 Berichten: 11 Ertrag sehr gut, 24 Berichte gut, 2 mittel und 2 gering. Das Gesamtergebnis der Obsternte des Jahres 1904 ist somit als ein recht gutes zu bezeichnen. Als eine Folge der reichen Ernte ergaben sich jedoch niedrigere Preise der Früchte gegenüber dem Jahre 1903. Andererseits ist der niedrige Preis unserer Kernobstdauerfrüchte im Vergleich zu den vom Aus lande eingesührten Früchten vorzugsweise darauf zurückzuführen, daß bei uns die späten Lager sorten viel zu frühe, oft schon Ende September geerntet werden. Ferner ist unbedingt erforder lich, daß bei der Ernte mit größerer Sorgfalt vorgegangen wird, um die Früchte unverletzt, ohne Druckflecken, auch möglichst lange aufbewahren zu können. Güte und Haltbarkeit des Fruchtfleisches und somit auch der Geldwert der Kernobstfrüchte hängt vorzugsweise von der entsprechenden Aus führung der Obsternte ab. In Anbetracht dessen gab das Direktorium den Herren Obstbau-Wanderlehrern Anweisung, ihr Augenmerk auch auf die Abhaltung von Demonstrationen über dieObsternte, das Sortieren, die Verpackung, sowie den Versand und die LagerbehandlungderFrüchte zu richten und wandte sich an die Bezirks-Obstbauvereine mit dem Er suchen, auch ihrerseits auf die Abhaltung der artiger Veranschaulichungen Bedacht zu nehmen. Durch Schädlinge wurde die Obsternte nur wenig beeinträchtigt, doch wurde von 9 Bezirks- Obstbauvereinen das Auftreten des Apfelwicklers (Orupkolitu poMonsllu) (Madigwerden der Früchte), und dadurch ein Verlust an Kernobst früchten mitgeteilt. Dies mahnt zur Vorsicht gegen diesen Schädling, die Bekämpfungsmittel nicht außer acht zu lassen. Über Schädigungen der Blüten durch den Frostspanner und Apfel blütenstecher gibt je 1 Verein Nachricht. Von dem Auftreten des Fusikladium berichtet 1 Ver ein. Die Raupe der Stachelbeerblattwespe trat in 2 Vereinsgebieten als Schädling der Stachel beersträucher auf. Von stärkerem Auftreten der Blutlaus berichten 6 Bezirks-Obstbauvereine und 2 Vereine berichten über Schädigungen durch Blattläuse. Die Obst-Vermittelungsstelle des Landes- Obstbauvereins in Dresden, Wiener Platz 1, hatte nach dem Berichte des Obmannes der Ver mittelungsstelle Herrn Garteningenieur Tamms in allen Obstarten ein Angebot von 904 577 lr^, während die Nachfrage resp. der Bedarf an Früchten des Obstbaues aller Art sich auf 544 638 kA belief. (Bericht 1903: Angebot an Obst: 86 917 KZ, Nachfrage: 1350 384 kss.) Von der Gewichtsmenge von 904577 llA kommen auf Kernobstfrüchte ein Angebot von 708 582 und eine Nachfrage von 473 578 Das Angebot an Obst von feiten der Obst züchter überstieg somit die Nachfrage durch die Konsumenten um 359 939 llp. Die wesentlich geringere Nachfrage nach Obst gegenüber dem Angebot dürfte darauf zurückzuführen sein, daß die Obstverwertungsanstalten, welche in den Vor jahren den Bedarf durch die Obst-Vermittelungs stelle zu decken suchten, im Jahre 1904 den ganzen bedeutenden Bedarf an Obst durch direkte Angebote von Obstzüchtern, Obstpächtern und Händlern decken konnten. Als besonders erfreulich ist der Umstand zu bezeichnen, daß sich eine größere Anzahl sächsischer Obstzüchter erstmalig an die Vermittelungsstelle gewandt haben, von welchen zu erwarten steht, daß dieselben auch in der Folge die unentgeltlichen Dienste der Ver mittelungsstelle in Anspruch nehmen werden. An geboten wurden 527 Posten Obst und 337 Posten wurden gesucht. Eine größere Anzahl Obst züchter, welche sich früher der Vermittelungsstelle bedienten, teilten mit, daß sie durch die Ver mittelungsstelle so viel ständige Abnehmer ge wonnen haben, daß sie zur Zeit an letztere alle ihre Früchte absetzen. Die reiche Obsternte hatte zur Folge, daß 21 Obstausstellungen von den Bezirks-Obstbau vereinen abgehalten wurden. Öffentliche Obstausstellungen mit Obstmärkten unter Preisbewerb wurden abgehalten von den Vereinen Colditz, Dresden, Glauchau, Grimma II, Herrnhut, Oberes Elbtal, Ottendorf (Bez. Leipzig) und Tharandt. Obstausstellungen mit Preisbewerb ohne speziell eingerichteten Obstmarkt hielten ab die Bezirks-Obstbauvereine Auerbach i. V., Löbau, Marienberg, Meila, Reinsdorf, Rochlitz und Plauen-Ölsnitz. Öffentliche Obstausstellungen, jedoch ohne Preisbewerb veranstalteten die Bezirks-Obstbau vereine Döbeln, Freiberg, Leipzig, Bahnhof Seelingstädt, Schwarzenberg und Sigmar. Letzterer Verein brachte mit der Obstausstellung auch einen Obstmarkt in Verbindung. Spezielle Obstmärkte hielten ab die Vereine Borna und Dippoldiswalde. Außerdem wurden bei den Sitzungen der Bezirks-Obstbauvereine an manchen Orten in recht umfangreicher Weise und wiederholt Früchte ausgestellt. Die Obstausstellungen der Vereine Oberes Elbtal und Tharandt waren Jubiläums- Ausstellungen zur Feier des 25 jährigen Bestehens der Vereine. Die Freiherrlich von Friesensche Lehranstalt in Rötha veranstaltete zur Feier des 30jährigen Bestehens der Gärtnerei eine Sonder ausstellung ihrer Erzeugnisse. (Fortsetzung folgt).