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Zeitschrift r« für Obst- und Gartenbau. KlW i>e; Kiidv-PUiiillnein; für da; MiMiE SaUm. Einunddreißigster Jahrgang. Neue Folge. Redakteur: Gartenbau-Inspektor Karb' Wraunbart in Großenhain, Geschäftsführer des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen, unter Mitwirkung hervorragender Fachmänner. Monatlich erscheint eine Nummer. — Preis pro Jahr 3 Mark inkl. Porto, einzelne Nummern 30 Pf. Inserate für die gespaltene Petitzeile oder deren Raum 2S Pf. — Beilagegebühr für 1000 Exemplare 10 Mark netto. Alle für die Redaktion bestimmten Zuschriften sind zu richten an Herrn Gartenbau-Inspektor Carl Braunbart in Großenhain, Johannesallee 12. Anzeigen-Geschäftsstelle und Expedition: C. Heinrich, Buchdruckerei und Verlagsbuchhandlung in Dresden-N., kl. Meißnergasse 4. Inhalt: Aufsätze: Rente aus dem Garten-, Gemüse- und Obstbau. — Winterhärte Koniferen und Behandlung derselben (Schluß). — Jahresbericht des Landes-Obstbauvereins für das Königreich Sachsen auf das Jahr 1904. — Aus den Vereinen. — Monatskalender. — Kleine Mitteilungen: Der Ersatz des Rasens. — Bücherschau. — Tabellarische Übersicht der tierischen und pflanzlichen Obstbaumfeinde. — Auf dem Umschlag: Anzeigen. Rente aus dem Garten-, Gemüse- und Obstbau. Von Dr. A. Platzmann-Radebeul-Oberlößnitz. Das abgelaufene Jahr 1904 hat uns trotz recht vieler Enttäuschungen im landwirtschaftlichen Betriebe infolge Trockenheit und Futternot, doch mancherorts'eine recht leidliche Obsternte geliefert, wofür die an verschiedenen Punkten stattgefundenen Ausstellungen ein sprechendes Zeugnis ablegten. Der Obstbau erfreut sich ohne Zweifel in unserem engeren Vaterlande einer besonderen Fürsorge und wird von den verschiedensten Seiten mit Interesse und Verständnis gepflegt, dennoch hört man so häufig die Klage, daß der Obstbau bei uns infolge der Bodenbefchaffenheit und des Klimas keine sichere Rente gewähre, um so mehr, weil auch die Preise des Obstes oft infolge der Zufuhren von auswärts nicht im Verhältnis zu den Erzeugungskosten stünden, so daß der Obstbau zwar eine sehr nützliche Beschäftigung sei, zur Verschönerung und Veredlung der Gärten, der Landgüter, Straßen usw. wohl sehr viel beitragen, aber im Grunde doch keine so sichere Rente gewähre, daß namentlich der Berufs landwirt (Bauer) oder Berufsgärtner im Obstbau den Schwerpunkt seiner Tätigkeit finden könne. Inwieweit solche Ansichten berechtigt sind, soll die folgende Untersuchung darlegen, welche sich auf der Grundlage von eigenen, mehrjährigen genauen Aufzeichnungen über den Ernteertrag von allen aus einem Garten gewonnenen Früchten und den dabei gehabten Ausgaben aufbaut und so allein zu einem genauen Ergebnis führen kann. Der in Frage stehende Garten befindet sich in Radebeul, nahe der früheren allgemein be kannten unteren Bergstraße, in der Lößnitz bei Dresden, hat also in klimatischer Hinsicht eine gegen Norden und Nordosten geschützte Lage; der Boden ist aus dem Schwemmsand der Elbe ent standen, durch langjährige Kultur verbessert, früher als Weinberg öfters mit Stallmist ge düngt worden, seit 20 Jahren als Obstgarten behandelt, mit häufiger Zufuhr von Komposterde, Kalk, Fäkalien zu einem heute 50 ein tiefen, fehr fruchtbaren, humosen, sandigen Gartenboden umgewandelt, auf dem die meisten Gemüsearten, Beerensorten und Stein- und Kernobstbäume jetzt gut gedeihen. Durch Anlage einer Wasser leitung ist die Möglichkeit jederzeitiger Wasserzufuhr geboten. Die schädlichen Ein flüsse anhaltender Trockenperioden können dadurch wenigstens gemildert werden, ebenso ist die Ge fahr vor Nachtfrösten in der Zeit der Baumblut zwar nicht ausgeschlossen, aber doch mindestens durch die geschützte Lage weniger groß als an vielen mehr exponierten Orten. Die Vorbedingungen erscheinen demnach als im allgemeinen wohl günstige; die Erfahrungen, welche mit der Anzucht feiner Gemüsesorten und von Tafelobst seit Jahren in der Lößnitz gemacht worden sind, bestätigen nur dieses Urteil, dazu tritt die anscheinend günstige Verwertung aller Gartenerzeugnisse in so verkehrsreicher Lage.