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Welches sind denn nun die alten, bewährten Kampfmittel? Ich nenne in erster Linie das schon seit 20 Jahren von mir empfohlene Sapo- karbol (Karbolseife), (z. B. aus der chemischen Fabrik Eisenbüttel in Braunschweig, Sapokarbol I, das hier in den Drogengeschäften von mir ein geführt ist; Preis im kleinen höchstens 2 Mark das Kilo). Dieses wird zur Bekämpfung am Holze in 3°/o angewendet, also kostet das Liter der Flüssigkeit 5 bis 6 Pfennig, es benetzt die Blutläuse vollkommen und tötet sie rasch. Das Verfahren ist: die befallenen Stellen damit bürsten oder pinseln, hierauf tiefere rissige Wund stellen ausschneiden und nochmals pinseln. Das Mittel ist sehr einfach, wohlfeil, vollkommen haltbar, sicher in der Wirkung, und ohne Nach teil für die Bäume. Daneben kann noch, wenn recht sorgfältig gearbeitet wird, die Verwendung eines leicht flüssigen Fettes empfohlen werden, z. B. Rohvaseline, die auch in Nr. 7 angeraten ist (den Zusatz von Nitrobenzol würde ich für ent behrlich halten), oder Schweinefett oder Rüböl, das auch ranzig sein darf, oder etwas ähnliches. Diese Stoffe haben noch den Vorteil, daß sie die damit behandelte Stelle aus längere Zeit hinaus vor der Wiederbesiedelung schützen. Ferner können empfohlen werden: Eichhorns Jnsektenseife 5°/«, Lysol 1°/o, allenfalls auch gewöhnlicher Brennspiritus mit der Hälfte Wasser verdünnt; abzuraten ist von der Ver wendung des Petroleums, wegen seiner Schädlich keit für die Bäume. Sehr schön wäre es, wenn wir ein Mittel besäßen, um durch einfaches Spritzen den voll belaubten Baum von Blutläusen zu säubern; das Spritzen mit einem starken Wasserstrahl schleudert ja einen Teil der Läuse herunter, kann aber natürlich nicht durchgreifend wirken. Dahin geht ja auch die Absicht der oben abfällig beurteilten Vorschläge. Ich kenne aber nur zwei Mittel, mit deuen man spritzen kann mit dem Erfolge der Tötung der Blutläuse, ohne doch zugleich die Blätter umzubringen oder schwer zu schädigen: Aquinol 1 o/g (chemische Fabrik Brockmann- Eutritzsch) und Tabakbrühe, entweder selbst bereitet oder aus einer sabrikmäßig (z. B. von der K. K. österreichischen Tabakmanufaktur) ge lieferten Masse durch Verdünnung hergestellt; aber das Verfahren ist in beiden Fällen nicht billig, und der Erfolg natürlich doch kein ganz durchschlagender. Hier ist also ein hohes Ziel für Erfinder: Eine einfache, recht wohlfeile Flüssigkeit, mit der man durch bloßes Spritzen ganzer Bäume die Blutläuse sicher und voll ständig töten kann, ohne den Bäumen zu schaden. Ob es je vollkommen erreicht wird?? Jahresbericht über die Obst-Vermittelnngsstelle des Landes- Obstbauvereins in Dresden. Das verflossene Jahr hat trotz ungünstiger Witterungsverhältnisse einen reichen Obstsegen über unser sächsisches Vaterland gebracht. Vor züglich ausgefallen ist die Apfel-, Pfirsich-, Johannisbeer- und Erdbeerernte, sehr gut auch die der Kirschen, überreich die der frühen Birnen, zumal auf diese die große Dürre weniger hat einwirken können. Am meisten haben die Him beeren unter der Trockenheit gelitten, der Ertrag wäre sonst ein außerordentlicher geworden. Es war vorauszusehen, daß die Vermittelungsstelle für Obstverkauf in Dresden in höherem Maße in Anspruch genommen werden würde, als bisher. Diese Erwartungen haben sich auch vollauf erfüllt und hoffen wir, daß die Tätigkeit der Ver mittelungsstelle eine recht segensreiche gewesen sein möge. Manche Verbesserungen sind ein geführt worden und haben sich gut bewährt, und wollen wir auch in Zukunft weiteren Wünschen der Produzenten und der Konsumenten gerecht zu werden versuchen. Das Obstangebot im verflossenen Jahr ist als ein sehr gutes zu bezeichnen (10^ mal so groß wie 1903), die Obstnachfrage ist hingegen hinter unseren Erwartungen weit zurückgeblieben. Es ist dies auf den Umstand zurückzusühren, daß Kern-, Stein- und Beerenobst durch Hausierer, Straßenhändler usw. in solchen Massen und zu so billigen Preisen angeboten wurde, daß die Vermittelangsstelle teilweise fast nur zur Be schaffung von Spät- und Dauerobst herangezogen wurde; außerdem erhielten Obstweinkeltereien von Händlern und Pächtern direkt große An gebote und konnten dadurch die Vermittelungs stelle entbehren. Während für die ersten Früh birnen noch gute Preise gezahlt wurden, sanken letztere späterhin infolge der geringen Haltbarkeit und des starken Angebotes so sehr herab, daß große Mengen keinen Absatz fanden und ver darben. Die Ansammlung von Frühbirnen an großen Plätzen war unbeschreiblich. Für reife Rettichbirnen, handgepflückte Ware, wurden 1.50, für Rabenauer Butterbirnen 2.50 M. pro Zentner geboten. Äpfel waren infolge der Dürre durchweg etwas kleiner geblieben, fanden aber im allgemeinen guten Absatz. Natürlich war der Preis bei dem riesigen Angebote wesentlich niedriger als in