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der Obstbaum neue Nahrung erhalten. Leider hält man dieses zu oft für unnötig. Will ein Baum nicht mehr recht vorwärts, so glaubt man durch Schneiden nachhelfen zu müssen; aber in magerem Boden schwächt man den Baum gerade durch den Schnitt; hier kann eine regelrechte Düngung nur von größtem Nutzen sein. ImHerbst gräbt man verrotteten Kompost oder kurzen Mist unter, im Sommer gießt man mit flüssigem Dung. Bäume mit fester, zäher Rinde haben ein geringes Dickenwachstum. Diesem abzu helfen, schröpft man die Bäume, d. h. man durchschneidet mit scharfem Mesfer die Rinde. Man führt den Schnitt von oben bis unten in gerader Linie. Der Schnitt soll aber nicht zu tief ausgeführt werden, nicht bis ins Holz, damit der Baum die Wunde leicht verheilen kann. Sind die Schnitte zu tief ausgeführt, so klafft die Rinde weit auseinander, und es kann lange dauern, ehe solche Wunden vernarben. Frisch gepflanzte Bäume schröpft man nicht; sie haben im ersten Jahre ihre ganzen Säfte zum Anwachsen nötig. Die geeignete Zeit zur Ausführung der Schröpffchnitte beginnt Ende März und dauert bis August. Die Anzucht von Weihnachtsbäumen be handelt ein lehrreicher Aufsatz von Herrn Forst sekretär Taube im Organ der Hannoverschen Landwirtschaftskammer. Von der Erwägung aus gehend, daß es den Mittel- und Kleinwald besitzern wegen der geringen Ausdehnung der zur Verfügung stehenden Waldbodenflächen darauf ankommen müsse, solche Holzarten zu pflanzen bez. solche Betriebsarten zu wählen, die ihnen in möglichst kurzer Zeit eine Rente sichern, empfiehlt Taube den Anbau von Fichten (kirm8 abies Linnö) zur Erziehung von Weihnachtsbäumen. Um ein Bild über die Gewinnverhältnisse zu geben, stellt Taube folgende Ertragsberechnung für 1 du auf: Ausgaben: Es wird mit dem 3prozentigen Zinseszins gerechnet und mit 15jährigem Umtrieb. Bei 1,3 ra Verband trägt 1 da 6000 Bäume. Die Geldausgaben setzen sich zusammen aus: 6000 Pflanzlöcher graben 72 M., Kosten der Pflanzen und Transport 36 M., und das Pflanzen selbst 24 M., so daß insgesamt 132 M. Aus gaben für 1 da, vorhanden sind. Mit Zinseszins machen diese 132 M. in 15 Jahren 205,65 M. Nach dem ersten Frühjahr 10°/« Nach ¬ pflanzen, das sind 13,2 M. oder in 14 Jahren auf Zinseszins . . 19,97 „ Im zweiten Frühjahr 5°/o Nach ¬ pflanzen 6,60 M., in 13 Jahren auf Zinseszins 9,69 „ Für Bewachung und Aufsicht . . 44,69 „ Ausgaben für 1 da, insgesamt 280,80 M. Die Einnahmen setzen sich zusammen aus: Der Verlust wird mit 300 Stämmchen an gesetzt, also sind noch 5700 Bäumchen. Nach 10 Jahren ist ein Durchhieb nötig, der 2850 Bäum chen zum Verkauf freigibt, und zwar erlöst man "für das Hundert 15 M. Das bringt bei 5 Jahren Zinseszins 495,59 M. Nach 15 Jahren die übrigen 2850 Bäumchen mit 30 M. pro Hundert 855,— „ Einnahme für 1 da insgesamt 1350,59 M. So kommen nach 15 Jahren 1350 M. Ein nahmen und 280 M. Ausgaben. Es bleiben also rein für 1 da, 1070 M. Verteilt man diesen Ertrag auf das Jahr, so bringt 1 da jährlich 70 M. Zur Kultur sei noch folgendes bemerkt: Die Pflanzenlöcher grabe man mit senkrechten Wänden und 40 ein Tiefe. Die Wurzeln der Pflänzlinge setze man weder dem Winde noch der Sonne aus. Sind einzelne Wurzelzweige verletzt oder zu lang, dann kürze man sie mit einem scharfen Schnitt. Die Bäumchen dürfen unbedingt nicht tiefer gepflanzt werden, als sie vorher standen. Man hat in der Hellen Farb grenze an der Rinde da jederzeit eine Kontrolle. Das Pflanzloch wird dann mit der Hand gut gedeckt und ausgefüllt. Ende November müssen die Bäumchen auf Zwieselbildung (Gabelstamm bildung. Voß.) durchgesehen werden. Finden sich solche Bildungen, so schneide man sie dicht am Schafte ab. Der Aushieb ist sofort zu be ginnen, sobald die unteren Äste sich gegenseitig berühren. (Aus „Bund der Landwirte".) Aus den Lehranstalten. Die Obstbaukurse für Lehrer 1905. Das Königliche Ministerium des Innern, sowie das Königliche Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts bewilligten dem Direktorium des Landes-Obstbauvereins auch in diesem Jahre die Mittel, um an Lehrer, welche die Obstbaukurse absolvieren, Beihilfen gewähren zu können. Die Kurse wurden abgehalten: 1. An der Obst- und Gartenbauschule zu Bautzen unter Leitung des Herrn Or. Brugger, 2. an der Freiherrlich von Friesenschen Obstbaulehranstalt in Rötha unter Leitung des Herrn Garten direktor Jahn und 3. an der Fürstlich Schön- burgschen Hofgärtnerei in Waldenburg i. S. unter Leitung des Herrn Hofgärtner Wildner.