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156 diesem Gebiete seitens der Redaktion mehr noch Rechnung getragen würde, damit diese Zeitung auch in gärtnerischen Fachkreisen (außerhalb des Obstbaues) eine seiner Bestrebungen würdige Verbreitung findet.*) Außer den bereits erwähnten ausgestellten Photographien wurde nun im weiteren Ver laufe des Vortrages unter zweckdienlicher Be sprechung eine Reihe von Lichtbildern vorgeführt, welche die Ziele der Monatsversammlungen weiterhin anschaulich beleuchteten. Da erschienen neben dem prächtigen Viktoriahaus mit der blühenden Lotos interessante Pflanzengestalten der Tropen: LuekpllalÄrt^ villo8U8, blühender kanäarms furewtus, brutzwiebeltragende b'our- eroM tubsrosÄ. Ein Bild der reichblühenden OawpwnulÄ kortsn^lllaAiunL versetzte die Hörer km Geiste auf unser reichhaltiges Alpinum. Eine größere Bilderserie war auch den physiolo gischen Versuchen gewidmet. Die durch ver schiedenes Licht wechselnd beeinflußten Mimosen wurden abgelöst von durch Ätherisierung zu früherem Blühen gezwungenen Syringen und Schneeball. Einer besonderen Besprechung wert war ferner ein Bild des in unserem Garten kultivierten, vielfach angezweifelten Pfropfhybriden O^ti8U8 ^ckaini. Dasselbe zeigte neben der Bastardform an einzelnen Trieben echten Oubur- nuiri vulAars und im unteren Teil einen deutlichen Austrieb von O^ti8U8 purpureum Dieser interessanten Bastarderscheinung ist schon seit längerer Zeit auch wissenschaftliches Interesse zugewendet worden. So glaubt Prosesfor Straß burger zufolge gewisser Beschaffenheit der Zell *) Origmalarbeiten werden gern entgegengenommen. Die Redaktion. kerne an eine sexuelle Vereinigung der Stamm formen, während Professor Noll-Bonn, der durch seine 6rÄtÄ6A0-Ll68piIu8-Versuche diesem Probleme näher getreten ist, eine nur vegetative Verschmelzung der Stammeseigenschaften an- nimmt; allein seine sorgfältig angeführten, durch zurückschneiden unterstützten Pfropfversuche er gaben bisher keinen Pfropfhybriden. Der Schlußteil des Vortrages war der Be- fprechung der seit 1899 im Garten angestellten Kürbiskreuzungen gewidmet, welche an der Hand vorliegenden frischen Materials und mittels an schaulicher Scioptikonbilder wirkliches Interesse erregten. Auf die von uns in dieser Beziehung aufgefundenen Leitsätze einzugehen, verbietet mir heute der gemessene Umfang des Referates. Mit großem Beifall wurde der von allge meinem Interesse getragene Vortrag ausgenommen. Dem Danke, welcher die gärtnerischen Teil nehmer des Abends für die segensreichen Be strebungen des Direktors des Botanischen Gartens erfüllte, gab Herr Obergartendirektor Bouche in trefflichen Worten Ausdruck; den Dank aber, welchen die Gartenfreunde nach so langjähriger liebens würdiger Belehrung für „ihren Herrn Geheim rat" im Herzen trugen, stattete der als rührigstes Mitglied der Vereinigung geschätzte Privatus Schiller in humorvoller, aber warmempfundener Art ab, indem er gleichzeitig eine von Herrn Garteninspektor Ledien angefertigte Photographie der regelmäßigen Teilnehmer aus den letzten Jahren überreichte. Möchte der 100. Monatsversammlung noch gar manche folgen zur Ehre des sächsischen Gartenbaues und zur Ergötzung und Belehrung der Garten-Liebhaber! Die Förderung des Gartenbaues in Landgemeinden durch vor bildliche Pfarrgärten. Von Habedank. Pfarrgarten! — Wie manchem ruft dieses Wort Erinnerungen wach, sei es an frohe Stunden im Kreise lieber Menschen unter der blühenden Linde, sei es an die glückliche Jugendzeit, wo er mit Pastors Kindern die Stachelbeerbüsche zu plündern die Erlaubnis erhielt, oder wo er dem Pfarrgarten ohne Erlaubnis einen Besuch machte. Und wieviel ist dem Pfarrer selbst sein Garten! Er arbeitet darin mit Messer und Spaten, wenn er geistig ermüdet ist; denn vuriutio ckslsetut. Er stählt damit seinen Körper und kräftigt seine Glieder. Der Garten ersetzt ihm, der auf dem Lande doch fast allein steht, das Wirtshaus, das seine Nachbarn zur Unterhaltung aufsuchen. Die Tätigkeit im Garten läßt ihn manches Unan genehme überwinden und vergessen. Sie hat den schönen Vorzug, das sinnende Gemüt und den denkenden Geist ganz in Anspruch zu nehmen und zu fesseln. Genug, einer Pfarre, die keinen Garten hat, würde ein wesentliches Stück fehlen. Wie soll ein vorbildlicher Pfarrgarten aus- fehen, einer, der die Lust zur Nacheiferung weckt? Ich schicke voraus, daß ich keine Anleitung für die Neuanlage eines Pfarrgartens, die ja sehr selten notwendig wird, sondern nur einige selbst gemachte Erfahrungen und erprobte Ratschläge für gelegentliche Benutzung geben möchte. Der Pfarrgarten besteht aus zwei Teilen, einem Zier- und einem Nutzgarten, oder, wie ich einmal scherzhaft habe sagen hören, aus einem Genuß- und einem Genießgarten. Das ist keine willkürliche, sondern eine aus dem Be dürfnis hervorgegangene Einteilung.